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28.04.2003 Medien / Interview

Ein echter Typ geht - Staffan Olsson im handball-world-Interview

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Nach 13 Jahren Bundesliga kehrt Staffan Olsson nach Schweden zurück. Zweifelsohne verliert die Liga damit eines ihrer Originale. Selbst die Kritiker unter den gegnerischen Fans werden die sensationellen Spurts, die der 39-Jährige nach Torerfolgen zurück in die eigene Deckung hinlegt, vermissen. Auf seiner Abschiedstour ist der mehrmalige Weltmeister ein gefragter Interviewpartner. Auch www.handball-world.com liess sich nach dem Spiel gegen die SG Wallau/Massenheim die Gelegenheit nicht entgehen, mit dem "Alten" die 13 Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen. Wieland Berkholz sprach mit Staffan Olsson.
Handball-World:
Herr Olsson, nach 13 Jahren Bundesliga nehmen Sie nun Abschied. Könnten Sie noch einmal die drei Stationen in Deutschland beschreiben?
Staffan Olsson:
Staffan Olsson: "1996 hätte ich nicht gedacht, dass es in Kiel sieben Jahre werden."
Klicken Sie für weitere Infos! Staffan Olsson: "1996 hätte ich nicht gedacht, dass es in Kiel sieben Jahre werden."
Die ersten zwei Jahre habe ich Hüttenberg gespielt. Damals durfte in jedem Team nur eine Ausländer spielen, egal ob aus der EU oder nicht. Hüttenberg war ein guter Klub, um in Deutschland Fuß zu fassen. Leider haben wir den Aufstieg in die erste Bundesliga nicht geschafft.

Die vier Jahre in Niederwürzbach haben mir auch sehr gut gefallen. Das ist ein echter Dorfklub, wie man so sagt. Rudi Hartz war der große Macher dort. Wir waren immerhin Vize-Meister und auch City-Cup-Sieger. Als ich dann 1996 mit 32 Jahren nach Kiel ging hätte ich natürlich nicht gedacht, dass es hier noch sieben Jahre werden.

Handball-World:
Der THW Kiel besitzt mit seinem riesigen Zuschaueranhang ja eine ziehmliche Ausnahmestellung. Finden Sie die Bezeichung "FC Bayern der deutschen Handballs" gerechtfertigt?
Staffan Olsson:
Ich kenne natürlich nicht die anderen Spitzenklubs in Europa so intensiv, aber ich denke schon, dass der THW zu den besten drei europäischen Mannschaften zählt. Die Zuschauer sind wirklich außergewöhnlich.
Handball-World:
Bei allen Erfolgen in den letzten Jahren, hätten Sie sich jemals träumen lassen, dass es einmal zu Hause gegen eine Mannschaft wie die HSG D/M Wetzlar nur zu einem Unentschieden reichen würde?
Staffan Olsson:
Im Sport ist nun einmal alles möglich. Das Ergebnis passt zu unserer derzeitigen Lage.
Handball-World:
Ihr Manager Uwe Schwenker wirft den Spieler, die den Verein verlassen werden, vor, dass sie den letzten Einsatz vermissen lassen. Auch wenn er Sie vermutlich von der Kritik ausnimmt, stimmen Sie dem zu?
Staffan Olsson:
Nur teilweise. Die meisten Stammspieler hatten in dieser Saison mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Die Sicherheit fehlt einfach. Nach der Serie von schlechten Spielen hat sich in den Köpfen eine Blockade aufgebaut. Da kann man den Hebel nicht einfach umlegen. Der Blick auf die Tabelle trägt natürlich nicht gerade zur Motivation bei.
Handball-World:
Sie sind ein Spieler, der zwar respektiert wird, dem einige Fans jedoch auch eine gewisse "Fallsucht" nachsagen. Werden Sie die "herzlichen" Begrüssungen, beispielsweise der Flensburger Fans, vermissen?
Staffan Olsson:
Ach darüber kann ich doch nur lachen. Bei den Derbys mit den Flensburgern ist immer eine ordentliche Portion Haßliebe dabei. Mich motiviert es eher, wenn ordentlich Stimmung, auch gegen mich, in der Halle ist. Über solcher Kritik steh' ich wirklich drüber.
Handball-World:
Der THW Kiel ist ja sehr stark an der Verpflichtung Ihres Landsmannes Kim Andersson interessiert. Haben Sie mit Kim darüber gesprochen und ihm den THW empfohlen?
Staffan Olsson:
Nein, nicht direkt. Er weiß durch Gespräche mit den anderen beiden Nationalmannschaftsspielern Stefan Lövgren oder Mattias Andersson natürlich gut über die Kieler Verhältnisse Bescheid. Ich habe mit ihm in der Nationalmannschaft bisher kaum zusammen gespielt.
Handball-World:
Apropos Nationalmannschaft. Sie haben fast alles erreicht, waren jedoch nie Olympiasieger. Ist Athen 2004 für Sie noch ein Ziel?
Staffan Olsson:
Es ist ein Traum aber kein Ziel. Das ist ein Unterschied, denn in meinem Alter denkt man nicht mehr so weit. Meine Knieverletzung in dieser Saison hat mir gezeigt, dass die Karriere sehr schell zu Ende sein kann. Außerdem muss sich Schweden erst einmal gegen sehr schwere Gegner qualifizieren. Zudem müsste mich Bengt Johansson auch erst einmal nominieren.
Handball-World:
Sie haben immer betont, dass Sie nie Trainer werden wollen. Dem Handball werden Sie doch aber sicher nach Ihrer Karriere erhalten bleiben?
Staffan Olsson:
Es wäre natürlich toll, wenn ich auch nach dem Karriereende beruflich mir dem Handball zu tun habe. Aber das ist alles noch sehr unklar. Ich spiele jetzt schon ewig Handball und vielleicht macht es ja irgendwann mal Klick im Kopf und ich will doch auf der Bank sitzen. Im Augenblick bin ich noch viel zu sehr Spieler, um mir die Zeit danach richtig vorstellen zu können.
Handball-World:
Ihre langen Haare sind zu Ihrem Markenzeichen geworden. Wird man Staffan Olsson irgendwann einmal mit kurzen Haaren sehen?
Staffan Olsson:
Früher hab ich natürlich auch gedacht: "Naja, mit 40 kann man ja eigentlich keine langen Haare mehr haben". Jetzt bin ich bald 40. Ich wüsste aber nicht, warum ich mich von den Haaren trennen sollte. Außerdem sind die ja schon deutlich kürzer geworden. Ich habe seit dem 15. Lebensjahr lange Haare. Früher konnte man nicht einmal meine Rückennummer erkennen.

(© 2003 Handball-World, das Gespräch führte Wieland Berkholz)


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