03.06.2003 | Mannschaft |
Henning Fritz hat an Profil gewonnen und zählt nach nur zwei Jahren in Kiel zu den Führungsspielern beim THW. |
Der 20. Mai 2001 war ein besonderer Tag im Sportlerleben des Henning Fritz. Deutschlands Nummer eins feierte seine erste deutsche Meisterschaft mit dem SC Magdeburg. Ein großer Moment. Dennoch kehrte er seinem Heimatklub, für den er seit 1988 zwischen den Pfosten gestanden hatte, den Rücken. Fritz heuerte in Kiel an, ausgerechnet beim ungeliebten Konkurrenten aus dem hohen Norden. Viele Menschen in Magdeburg nahmen ihm diese Entscheidung übel. Doch der damals 26-Jährige ließ sich nicht beirren. Es war ihm zu eng geworden in seiner Geburtsstadt. In stets gleicher Umgebung, so Fritz, habe er keine Entwicklungsmöglichkeiten für sich gesehen. Außerdem fühlte sich Henning Fritz nicht wirklich ernst genommen. Beim SCM ist es wie bei fast allen Klubs: Für Nöte fremder Stars findet sich immer ein offenes Ohr, die lokalen Helden werden dagegen vertröstet. Fritz hatte die Nase voll. Er ging.
Magdeburg hat seither ein Torhüter-Problem, Henning Fritz so etwas wie einen Rentenvertrag in der Tasche. "Er hat alles richtig gemacht", sagt Uwe Schwenker heute. Fritz sei in neuer Umgebung zu einer echten Persönlichkeit mit viel Charisma gereift und habe sich sportlich noch weiter entwickelt. Das schlug sich in Erfolgen nieder. Mit dem THW feierte er Meisterschaft und Europacupgewinn. In der Nationalmannschaft stieg er zur unbestrittenen Nummer eins auf, bei der WM in Portugal schaffte Henning Fritz sogar den Sprung ins All-Star-Team.
Ausschlaggebender Punkt, trotz der zurück liegenden Talfahrt beim THW zu verlängern, seien die guten sportlichen Perspektiven gewesen, betont der 127-fache Nationalspieler. "Der Umbruch war spürbar, ist aber vollzogen. Mit den verheißungsvollen Neuzugängen haben wir wieder gute Chancen, oben mitzuspielen." Es habe zwar Anfragen von anderen Klubs gegeben, auch aus Magdeburg. "Aber die habe ich mit den Argumenten der besseren sportlichen Zukunft von Kiel beantwortet. Ich will Erfolg, und den erhoffe ich mir hier." Außerdem, so Fritz, sei es sehr reizvoll, dabei zu sein, wenn sich etwas Neues entwickele. "Das ist immer spannend."
Noka Serdarusic freut sich über die weitere Zusammenarbeit über 2004 hinaus. "Henning ist eine außergewöhnlich positive Erscheinung. Er kann nicht verlieren und stemmt sich dagegen mit allem was er hat." Aus so einem Holz seien Siegertypen geschnitzt, lobt Kiels Trainer. Und Führungsspieler: Serdarusic ernannte Henning Fritz ab der kommenden Saison zum Stellvertreter für Kapitän Stefan Lövgren.
Erst einmal muss sich der Mann mit den tollen Reflexen aber einer Operation unterziehen. Frei schwebende Gelenkkörperchen im linken Ellenbogen machen einen Eingriff erforderlich, der heute ausgeführt wird. "Kein Problem", sagt Henning Fritz, "verläuft alles normal, bin ich rechtzeitig zum Saisonstart wieder fit."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2003)
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