Aus einer Sonderbeilage der Kieler Nachrichten vom 12.06.2003:
Aufmerksamer Beobachter der Bundesliga ist aus gutem Grund
Bundestrainer Heiner Brand. Der 50-jährige Gummersbacher Handballlehrer
verfolgt die Leistungskurve seiner Nationalspieler und wacht mit
Argusaugen auf die Enwicklung junger aufstrebender Talent.
Nach zuletzt zwei Silbermedaillen bei der
Europameisterschaft in Schweden
und den
Welttitelkämpfen in Portugal
peilt Brand Gold bei Olympiua 2004 in Athen an.
Die Kieler Nachrichten sprachen mit dem Bundestrainer.
- Kieler Nachrichten:
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Der TBV Lemgo hat die Liga dominiert - ein Desaster für die Konkurrenz?
- Heiner Brand:
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Das ist vor allem ein Lohn für die hervorragende Leistung der
Mannschaft und ihres Trainers Volker Mudrow. Ein großer Kompliment,
dass Lemgo die Saison auf diesem Niveau durchgehalten hat und sogar den
Ausfall von Daniel Stephan verkraftet hat.
- Kieler Nachrichten:
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Warum konnte der Meister so weit enteilen?
- Heiner Brand:
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Es spricht einfach für die spielerische und körperliche
Qualität der Mannschaft, die ihr hohes Tempo mit wenigen
Spielern durchziehen konnte. Christian Schwarzer,
Markus Baur und Florian Kehrmann sind zu großen
Spielerpersönlichkeiten gereift. Und über Volker Zerbe braucht
man gar nicht zu reden. Die haben bestätigt, was sie bereits in
den vergangenen Jahren in der Nationalmannschaft gezeigt haben.
Mir gibt allerdings zu denken, dass es bis auf Flensburg
eigentlich keine richtige Konkurrenz gab.
- Kieler Nachrichten:
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Sehen Sie dafür einen plausiblen Grund?
- Heiner Brand:
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Nein, aber die Liga war nicht so ausgeglichen wie
in den vergangenen Jahren. Ganz oben gab es Lemgo, dahinter Flensburg,
Magdeburg und Essen. Nordhorn hat positiv überrascht, und das war es dann.
- Kieler Nachrichten:
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Wir die Schwere zwischen den Topteams und dem Rest weiter auseinander
gehen?
- Heiner Brand:
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Bundestrainer Heiner Brand mit THW-Maskottchen
Hein Daddel.
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Das kann schon sein, aber Kiel und Gummersbach werden zum Beispiel
wieder oben angreifen. Ich wünsche mir als Bundestrainer eine
nicht nur in der Spitze starke Liga.
Wenn Lemgo so überlegen spielt, bin ich natürlich froh, weil davon
auch die Nationalmannschaft profitiert.
- Kieler Nachrichten:
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Vor einigen Jahren mussten Sie stets Einsatzzeiten für junge deutsche
Spieler anmahnen.
- Heiner Brand:
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Ja, doch mittlerweile kommen immer wieder Talente nach.
Einige Vereine mussten aufgrund wirtschaftlicher Probleme
abspecken. Dadurch haben Spieler wie Pascal Hens in Wallau und
Nordhorns Holger Glandorf eher eine Chance erhalten.
Mir ist die Auswahl aber noch immer zu klein.
- Kieler Nachrichten:
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War der Umbruch in Kiel so heftig zu erwarten?
- Heiner Brand:
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Kiel hatte neben dem Umbruch auch arge Verletzungsprobleme.
Die Ausfälle von Demetrio Lozano
und Piotr Przybecki waren nicht vorhersehbar.
Der THW ist dann irgendwo reingeschlittert und hat das Selbstvertrauen
der vergangenen Jahre verloren. Das war vielleicht einfach eine Saison,
die Kiel einfach mal durchmachen musste.
- Kieler Nachrichten:
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Darf man vom THW schon wieder Großes erwarten?
- Heiner Brand:
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Das ist eine neue Mannschaft. Der rechte Rückraum
wird komplett neu besetzt. Kiel wird stabiler werden,
aber man muss abwarten, wie sich das entwickelt.
- Kieler Nachrichten:
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Wie werten Sie die Wechsel Ihrer Nationalspieler
Christian Zeitz und
Adrian Wagner nach Kiel?
- Heiner Brand:
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Ich habe ja gefordert, dass
Zeitz in die Erste Liga muss.
Wenn er sich dem Druck beim THW aussetzt, soll mir das recht sein.
Das kann seiner Entwicklung nur gut tun.
Das gilt auch für
Addi, der in Hamburg
ein bisschen eingefahren war. Wenn er sich in einem neuen Umfeld
durchsetzen muss, ist das eine Chance für ihn, einen Schritt nach
vorn zu machen.
- Kieler Nachrichten:
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Kann Kiel wieder um die Meisterschaft mitspielen?
- Heiner Brand:
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Aufgrund des Spielerpotenzials und den hervorragenden Torleuten
- da ist sicher etwas drin.
Stefan Lövgren wird als überragender
Rückraumspieler einiges bewegen und den Neuen bei der Integration
helfen.
- Kieler Nachrichten:
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Auch auf Martin Boquist und
Marcus Ahlm darf man sehr gespannt sein.
- Heiner Brand:
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Sicherlich, wobei die Erwartungen nicht zu hoch gestellt werden dürfen.
Die werden sich einiges bewegen, aber Schweden sind Mannschaftsspieler
- da will nicht der Einzelne das Überragende bringen.
- Kieler Nachrichten:
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Sorgt Sie die Ereignisdichte der kommenden Saison mit Europameisterschaft
und Olympischen Spielen?
- Heiner Brand:
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Natürlich. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass EM und WM in einem vierjährigen
Rhythmus reichen. Das könnte auch den Stellenwert der einzelnen Turniere
erhöhen, aber das können wir nicht ändern. Auch die Vereine müssen mit der
Aufstockung der Champions League zusätzliche Termine verkraften.
- Kieler Nachrichten:
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Irritiert hat allerdings das schwache Abschneiden der deutschen
Vereine auf europäischer Ebene.
- Heiner Brand:
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Das will ich nicht überbewerten. Lemgo und die anderen deutschen Starter
werden mit Sicherheit in der Lage sein, in der Champions League
und den weiteren Wettbewerben ganz vorn mitzuspielen.
(Das Gespräch führte Tim-Oliver Kalle, aus einer Sonderbeilage der Kieler
Nachrichten vom 12.06.2003)