12.06.2003 | Mannschaft / Bundesliga |
Geärgert habe er sich oft, sagt er. "Aber nicht über eine mäßige Leistung, sondern vielmehr über das unfassbare Verletzungspech." Das habe die Mannschaft zusätzlich verunsichert. "Für mich war der Rang des EHF-Cup-Platzes daher nicht so schlecht." 2001 sei viel enttäuschender gewesen. Da habe mit einem nominell stärkeren Team und Spielern wie Perunicic, Wislander, Olsson, Bezdicek und anderen nur Platz fünf erreicht.
Noka Serdarusic und
Henning Fritz.
©
TD |
Lob für die Gesamtleistung in der Punktrunde findet Serdarusic außerdem für Morten Bjerre und Stefan Lövgren. Bjerre habe das gespielt, was er kann und gezeigt, warum er vom THW geholt worden sei. "Wir hatten endlich Spaß zusammen." Bei Stefan Lövgren hätten sich Licht und Schatten abgewechselt, "aber wegen seiner Rückenverletzung war nicht mehr möglich. Er hat sich gequält und wie ein wahrer Profi verhalten."
Meister TBV Lemgo, der in Siebenmeilenstiefeln zum Triumph geeilt war, begeisterte den THW-Trainer. Froh ist Serdarusic vor allem darüber, dass der Tempohandball Oberhand gewonnen habe. "Das wollen die Leute auf der Tribüne sehen, und das macht unseren Sport auch fürs Fernsehen attraktiv." Daher ärgere er sich über Kollegen, die den Tempohandball verteufelten, wie beispielsweise Schwedens Nationalcoach Bengt Johannsson. Dieser taktische Handball, bei dem es schon 20 Sekunden dauere, bevor der Ball bis zum Kreis vorangekommen sei, "das war gestern", sagt Serdarusic. Dieser Spielweise redeteten nur die das Wort, die mit dem modernen Handball nicht mehr mitkämen. "Sie sagen, früher war alles besser. Aber das stimmt nicht. Heute ist fast alles besser. Autos, Essen, Architektur. Man darf den Fortschritt nicht aufhalten, auch nicht den beim Handball."
Lemgo, so Serdarusic, habe genau jene Spieler, denen die neue Spielweise auf den Leib geschneidert sei. Entscheidend wäre dabei das gute Zusammenwirken der Achse Marcus Baur/Christian Schwarzer gewesen. Über den Hamburger Schwarzer gerät Serdarusic regelrecht ins Schwärmen. "Für mich war Christian die klare Nummer eins in der Bundesliga. Das war die beste Saison in seinem Leben." Lob ernten zudem Florian Kehrmann ("Für mich der beste Rechtsaußen der Welt"), Volker Zerbe ("Immer noch ein ganz Großer") und Torhüter Christian Ramota. Damit haben sich die Lemgoer sehr effektiv verstärkt.
Entsprechend taucht Schwarzer auf dem persönlichen Saison-Ranking ganz vorne auf. Es folgen Jan Filip (Nordhorn), Henning Fritz (THW), Joachim Boldsen, Lars Christiansen (beide Flensburg) und Dimitri Torgowanow von TUSEM Essen. Die Essener habe er vor der Saison als Mitfavorit getippt, sagt Serdarusic. "Lemgo, Flensburg und Magdeburg waren aber einfach zu stark für den Rest der Liga."
Am 6. September startet der THW auswärts in Großwallstadt in die 27. Saison der Handball-Bundesliga. Dann soll es wieder besser laufen für die Zebras. Der Umbruch ist vollzogen, sieben Spieler gingen, mit Boquist, Ahlm, Wagner, Zeitz und Pungartnik kommen fünf neue hinzu. "Wir werden noch nicht um den Titel mitmischen können", prophezeit Serdarusic vor seiner elften Saison, "aber man wird wieder von uns hören."
(Von Reimer Plöhn, aus einer Sonderbeilage der Kieler Nachrichten vom 12.06.2003)
(12.06.2003) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |