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06.09.2003 Verein / Geschichte

Zebra-Journal: "Ausländer kamen aus Bordesholm"

"Stummi" Moll spielte von 1970 bis 76 für den THW

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003:

Heute kommen die Ausländer beim THW Kiel aus Schweden, Dänemark und Slowenien. Früher hatten sie ihre Heimat in Bordesholm und Rendsburg. "Als ich beim THW anfing, waren die Spieler noch alle Kieler", erinnert sich Hartwig Moll, der 1970 vom VfL Bad Schwartau zum THW wechselte. Der 55-Jährige war neben Dieter Hense, Gerhard Reese, Ingo Schütz und Klaus Elwardt einer von fünf Bordesholmern, die das Trikot des THW trugen.
Für Elwardt war der Geburtsort schon Gütesiegel genug. "Betreuer Rolf Krabbenhöft hat mich 1974 gefragt, ob wir in Bordesholm nicht noch einen Kracher auf Lager hätten", blickt Hartwig Moll zurück. "Da habe ich Klaus Elwardt vorgeschlagen." Elwardt, damals noch in der Kreisliga, schaffte beim THW später sogar den Sprung in die Nationalmannschaft. Das ist dem Rechtsaußen Moll, den alle nur "Stummi" nennen, verwehrt geblieben.

Schöne Erinnerungen gab es dennoch reichlich. So zum Beispiel das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft im Januar 1972. Mit 12:11 gewann das Team von Hein Dahlinger in der mit 7200 Zuschauern ausverkauften Ostseehalle gegen Frisch Auf Göppingen das Hinspiel (Moll: "Mein bestes Spiel für den THW"). Im Rückspiel verloren die Kieler nach Verlängerung.

Ein Jahr später stieg der THW, der damals schon regelmäßig 6000 Zuschauer in die Ostseehalle lockte, in der gleichen Besetzung aus der zweigeteilten Bundesliga ab. "Das war eine ganz bittere Stunde." Nach einer Regionalliga-Saison ohne Minuspunkte kehrten die Kieler allerdings schnellen Fußes ins Oberhaus zurück.

Bundesliga-Handball vor 30 Jahren - das war, so Moll, in erster Linie Spaß und Hobby. Zweimal die Woche Training. bei dem der Fußball nicht zu kurz kam. 15 Pfennig Fahrtgeld pro Kilometer gab es für die "Ausländer", die aus Bordesholm anreisten. Allerdings nur für den Fahrer. Wer am Training teilnahm, erhielt zehn Mark. Für ein Heimspiel gab es 20, für ein Auswärtsspiel 30. "Im Monat habe ich im Schnitt 250 Mark bekommen", rechnet Moll vor. "Das wurde alles gleich wieder verjubelt."

Studium, Job und Handball nur nach Feierabend, so sah der Tag der THW-Spieler vor 30 Jahren aus. "Volker Harbs beispielsweise kam immer direkt von Hagenuk zum Training und legte sich zur Entspannung in der Umkleidekabine erst einmal ein paar Minuten hin." Moll ist heute noch Dauergast beim THW, wirft mit Ex-Zebras wie Frank "Schiene" Gersch und Frank Dahmke Tore in der Oldie-Mannschaft der Zebras. "Allerdings nicht mehr so spektakulär wie früher." In seinen besten Zeiten war Moll bekannt dafür, parallel zum Parkett durch den Kreis zu fliegen.

Handball heute, das ist für "Stummi" ein ganz anderer Sport geworden. "Viel mehr Tempo und Dynamik. Das ist nicht zu vergleichen." Waren früher "Fußball"-Ergebnisse wie gegen den westfälischen Klub Wellinghofen (6:5) keine Seltenheit, sind heute 60 Tore und mehr pro Spiel die Regel. "Damals wurde viel mehr Wert auf Deckungsarbeit gelegt." Ein feines Händchen und die Härte in der Abwehr, so Moll, hätten die THW-Spieler aber auch schon vor drei Jahrzehnten gehabt. "Wir haben in der Deckung ganz schön kräftig ausgeteilt."

Eines hatten Moll & Co dem runderneuerten THW der Gegenwart voraus. Während die Zebras in der Vorbereitung schon dreimal gegen den VfL Gummersbach verloren, wusste das Team von Hein Dahlinger, wie der Rekordmeister zu knacken war. Fünf Jahre hatte der VfL zu Hause nicht mehr verloren, da gewannen die Kieler mit einem überragenden Torwart Rainer Voigt 19:17 und schlugen vor Freude Purzelbäume.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 05.09.2003)


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