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28.09.2003 Karlchen

Karlchens Einwurf: Schiedsrichter - ein heikles Thema

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Schiedsrichter - für viele ein heikles Thema. Sie sind wichtigste Personen auf dem Spielfeld, eine Art - mmh - Verkehrspolizist? Zumindest erinnern die Armbewegungen oft an Polizisten. Oder sind sie Schlachtenlenker? Aber nein, das sind dann doch eher die Trainer. Die Spieler werden sie vielleicht als natürliches Hindernis sehen oder, noch besser, als "Gottgegeben". Denn an ihren Entscheidungen ist nun einmal nicht zu rütteln.
"Meine Regeln des Spiels÷ heißt nun das Buch, das der wohl bekannteste Schiedsrichter überhaupt geschrieben hat. Der einzige seiner Zunft, der eine Art Weltstar ist: Pierluigi Collina. Fast jeder Sportfan kennt den glatzköpfigen, gestenreichen Italiener - auch wenn der Arme nur Fußball pfeifen kann und nicht Handball. Lesenswert ist das Buch allemal und nach der Lektüre schaue ich ganz anders auf die Herren in schwarz, rot oder grün, die lässig mit dem Insigne ihrer Macht spielen, der Pfeife. Oh, auch ich habe Schiedsrichter mehr als einmal verflucht, ich erinnere mich an ein Spiel gegen Nordhorn in der Ostseehalle, ich glaube 2001 war das, da hätte ich wie ein HB-Männchen die Schallmauer aus Ärger durchbrechen können. Doch das Buch von Collina ist fesselnd und ich muss gestehen, Schiris nun anders zu sehen.

Die wichtigste Eigenschaft eines Schiedsrichters sei, sagt Collina, Mut zu haben. Schon Erich Kästner dichtete: "Wer wagt es, sich den donnernden Zügen entgegenzustellen? Die kleinen Blumen zwischen den Eisenbahnschwellen!" Und sich den anrollenden Handballspielern entgegenzustellen - muss man auch schon durchhalten. Collina, erzählt von einem Ereignis, das an eines meiner Lieblingsthemen grenzt, an den Mut sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Er pfiff in der Serie A ein ganz normales Fußballspiel, doch nach dem Seitenwechsel fingen die Fans der Heimmannschaft an, den gegnerischen Torwart mit Gegenständen zu bewerfen. Anstatt das Spiel abzubrechen, ließ Collina die Seiten einfach wieder tauschen, die Mannschaften spielten wieder in die gleiche Richtung wie in der ersten Halbzeit und das "Gegenstände-Werfen" hörte auf. Ein herrliches "gegen-den-Strom-handeln".

Eine andere Geschichte können sich auch unsere Zebras merken. In Italien beschwerte sich bei ihm einmal ein ausländischer Spieler lautstark auf italienisch. Collina bat ihn, es doch bitte in deutsch, der Heimatsprache des Spielers, zu tun, denn dann könne er ihn nicht verstehen und müßte nicht reagieren. Staffan hatte das ja fantastisch beherrscht und, liebe blau-gelben Zebras, also - auf dem Spielfeld besser in schwedisch fluchen.

Niedlich finde ich Collinas Wunsch, er wäre gern eine Fliege, denn dann könne er nach allen Seiten, ja sogar nach hinten schauen. Fliegen machen mich allerdings wahnsinnig und dann wäre ich schon wieder bei dem gleichen Gefühl für Schiedsrichter, wie ich es vor der Lektüre hatte. Ach, und Collina sagt, jeder hätte das Recht auf Fehler, auch der Schiedsrichter. Also herzlich Willkommen in der Ostseehalle, so lange hier niemand Fehler sammelt, wie andere Briefmarken.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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