15.11.2003 | Mannschaft / Verein |
Längs aber haben sich Profiklubs aus den Bereichen Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey dieser Steuer-Nische bedient. Training und Spiele fielen zum Teil in die begünstigten Zeiten hinein, lautet die Begründung. Moralisch mag das bedenklich sein, rechtlich ist es einwandfrei. Nach dem Wirbel um Borussia Dortmund handelte der Bundestag aber und beschloss vergangene Woche, dass Steuerfreiheit auf Zuschläge nur noch für Bezüge unter 100 000 Euro jährlich zur Anwendung kommt. Das Gesetz muss noch vom Bundesrat abgenickt werden, woran niemand zweifelt.
Für den THW Kiel sei das ein finanzieller Schlag ins Kontor, wie Manager Uwe Schwenker zugibt. "Das reißt ein richtiges Loch in die Kasse", sagt auch Flensburgs Geschäftsführer Thorsten Storm. Der THW beziffert seine Mehrausgaben auf künftig 350000, Flensburg seine auf ca. 250000 Euro. Die Spieler selbst sind nicht betroffen, weil Netto-Zahlungen vereinbart werden. Daher tragen ausschließlich die Vereine höhere Belastungen. Er könne die politischen Entscheidungen nachvollziehen, sagt Storm, "ein Unding ist jedoch, dass die Vereine so kurzfristig damit konfrontiert wurden."
Was aber tun, um die Lücke zu schließen? Die hart kalkulierenden Handballer zucken mit den Schultern. "Zunächst rechne ich damit, dass die Politik ihre angekündigte vorgezogene Steuerreform pünktlich zum Januar 2004 umsetzt", fordert Schwenker, "dann könnten wir das Loch in etwa schließen." Geschieht das nicht, erwartet Storm gar ein Fiasko. Der Bundesliga gingen dann die besten Spieler verloren, "die werden nach Spanien abwandern, wo die Vereine steuerlich besser dran sind."
Bis Mitte Dezember will Uwe Schwenker trotzdem sämtliche Vertragsverhandlungen mit seinen sechs Kandidaten erledigt haben. "Das gebietet die Fairness, die Jungs müssen schließlich ihre Zukunft planen." Offen bleibt indes, wie viele Spitzenkräfte sich der THW künftig leisten kann. Im schlimmsten Fall, unkt Schwenker, müsse man den Kader von fünfzehn auf zwölf Spieler zurückschrauben.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2003)
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