Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Eigentlich ist
Roman Pungartnik ein leiser Typ. Doch wenn
der Slowene etwas anpackt, dann macht er es ordentlich.
Seine Maxime: "Wenn Du an Dir arbeitest, ist alles
möglich." Vor zwei Jahren wechselte der heute 32-Jährige
vom heimatlichen Spitzenklub Celje, mit dem er zehn Jahre
in Folge in der Champions League spielte, in die Bundesliga
um sich seiner bis dato größten sportlichen Herausforderung
zu stellen. In der vergangenen Saison war er der zweitbeste
Feldtorschütze der deutschen Liga. Seit diesem Sommer
trifft er für den THW Kiel. Doch Handball ist nicht alles
im Leben des Familienvaters. ZEBRA traf
Roman Pungartnik zu
einem Gespräch über Mode, Handball und seine Heimat
Slowenien.
- Zebra:
-
Der Handballer Roman Pungartnik ist inzwischen über die
Bundesliga-Grenzen hinaus bekannt. Die wenigsten Handball-Fans
aber wissen, dass Du auch seit langer Zeit bereits als
Unternehmer in der Mode-Branche Deiner Heimat Slowenien
sehr erfolgreich bist. Was hat es damit auf sich, Roman?
- Roman Pungartnik:
-
Bereits vor gut zehn Jahren hatten meine Frau Iris und ich
zusammen eine Geschäftsidee und eröffneten darauf hin in
Celje gemeinsam unsere erste Boutique. Heute betreiben wir
vier solcher Boutiquen und haben inzwischen zehn
Mitarbeiter. Iris ist die Chefin, denn ich habe momentan
einfach noch zu wenig Zeit, um mich entsprechend um die
Geschäfte zu kümmern. Aber wir besprechen die
entscheidenen Dinge gemeinsam. Über das Internet
kontrollieren wir von hier aus dann den Verkauf.
- Zebra:
-
Was sind das für Boutiquen?
- Roman Pungartnik:
-
Unsere Läden sind mit je 35 qm nicht sehr groß, aber sehr
gut sortiert und liegen in großen Shopping Centern
ungefähr so ähnlich wie der Sophienhof in Kiel. Unsere
Kette heißt "Socks" und wir sind spezialisiert auf
italienische Socken, Strumpfhosen und Kniestrümpfe. Unser
Slogan lautet: "Das Beste für Deine Beine!" Jeder von uns
hat zuhause mindestens 20 Paar Socken, aber hast Du
zuhause auch soviele Hosen? Socken braucht jeder.
- Zebra:
-
Im wahrsten Sinne des Wortes sind die Boutiquen also Deine
zweites Standbein und der bereits vollzogene Schritt in die
Karriere nach dem Sport.
- Roman Pungartnik:
-
Jetzt spiele ich Handball. Aber was ist, wenn ich mich
morgen verletze? Die Boutiquen sind meine Absicherung für
die Zukunft nach der Handball-Karriere. Danke Gott, wenn
ich mich verletzen würde und meinen Sport aufgeben müsste,
dann habe ich trotzdem einen Job.
- Zebra:
-
Warst Du schon immer solch ein Business-Typ?
- Roman Pungartnik:
-
Ein bisschen ja. Als wir mit einer Boutique anfingen, war
es noch Spaß. Inzwischen ist es jetzt richtig zum Business
geworden. Man muss mittlerweile überall richtig aufpassen.
- Zebra:
-
Wie koordinierst Du Deinen Beruf als Handball-Profi mit
den Verpflichtungen als Geschäftsmann?
- Roman Pungartnik:
-
Derzeit bin ich ganz und gar Handball-Profi. Ich denke und
studiere 24 Stunden am Tag Handball. Für das Geschäft habe
ich keine Zeit, das erledigt meine Frau. Ich stehe ihr
derzeit nur gelegenlich beratend zur Seite. Die Socken
sind momentan noch mein Hobby und ein bisschen
Entspannung.
- Zebra:
-
Und wer legt Dir zuhause die Socken und die Hemden raus?
- Roman Pungartnik:
-
(lacht) Das schaffe ich schon selbst.
- Zebra:
-
Wie zufrieden bist Du mit der Mode in der Handball-
Bundesliga? Gefällt dem Fachmann zum Beispiel das THW-Trikot?
- Roman Pungartnik:
-
Mir gefällt es, das THW-Trikot ist gut. Aber eigentlich
ist es egal, was für ein Trikot Du trägst, solange Du
gewinnst. Das THW-Trikot hat jedenfalls alles, was ein
sportlicher Mann braucht.
- Zebra:
-
Und was braucht der sportliche Mann Roman Pungartnik?
- Roman Pungartnik:
-
Einen deutschen Meistertitel! Ob es in dieser oder erst in
der nächsten Saison klappt, wäre mir sogar egal. Doch in
diesem Moment schon über den Ausgang dieser Saison zu
sprechen, wäre wohl noch ein bisschen zu früh. Aber
vielleicht kommen wir ja nochmal wieder ganz oben ran. Man
soll die Hoffnung jedenfalls nicht aufgeben. Ach ja, und
mein zweiter großer Wunsch wäre es, im Europapokal endlich
bis zum Ende mit dabei zu sein. Mit Celje habe ich zehn
Jahre lang Champions League gespielt und sechs Mal sind
wir bis ins Halbfinale gekommen, aber nie weiter. Jetzt
habe ich mit dem THW Kiel endlich mal die Chance, ganz
weit zu kommen.
- Zebra:
-
Nach zehn Jahren Champions League ist der THW Kiel jetzt
also noch einmal eine Steigerung?
- Roman Pungartnik:
-
Der THW Kiel ist ein super Verein. Die Bundesliga ist für
mich wirklich die stärkste Liga der Welt. Über
Wilhelmshaven bin ich nun hier gelandet und sehr, sehr
zufrieden. Für mich war klar, wenn ich aus Celje weggehen
würde, dann nur in die Bundesliga. Und ich habe mir auch
immer gesagt, ich habe zwanzig Jahre lang gut trainiert,
dann schaffe ich das auch. Mit guten Leistungen und
entsprechendem Training ist alles möglich.
- Zebra:
-
Wie fällt Deine Zwischenbilanz nach den ersten fünf Monaten
beim THW Kiel aus?
- Roman Pungartnik:
-
Für die ersten 13 Spiele bin ich zufrieden. Hin und wieder
haben wir ein bisschen Pech gehabt sowie
gegen Flensburg
und Gummersbach schlecht gespielt. Aber die Saison ist
noch lang und mit jedem Spiel werden wir hoffentlich
besser. Ich sage mir immer, es ist immer noch besser
möglich. Die Hauptsache ist, dass unsere Zuschauer
zufrieden sind.
- Zebra:
-
Das scheint der Fall zu sein. Zuletzt war die Stimmung in
der Ostseehalle wieder richtig gut.
- Roman Pungartnik:
-
Für einen Sportler ist es natürlich super, wenn 10000
Leute immer hinter Dir stehen. Und in der Ostseehalle ist
das Handball-Publikum schlechthin zuhause. Das ist eine
sehr große Motivation.
- Zebra:
-
Das sieht man Dir an. Nach jedem Tor, und sei das Tor vom
Spielstand her noch so unbedeutend, reißt Du jubelnd beide
Arme in die Höhe.
- Roman Pungartnik:
-
Wir trainieren die Woche über immer hart für dieses eine
Spiel. Da ist es eine normale Reaktion, wenn man immer
volle Pulle geht. Ich bin da ein sehr emotionaler Mensch.
- Zebra:
-
Im kommenden Januar steht die nächste Handball-Europameisterschaft
in Deiner Heimat Slowenien auf dem
Programm. Ist dieser Turnier deswegen ein ganz besonderes
für Dich?
- Roman Pungartnik:
-
Richtig. Mit ein bisschen Glück wird Slowenien sogar eine
gute Chance haben weit zu kommen. Die Hallen werden
jedenfalls immer voll sein und die vielen Fans hinter uns
stehen, da wir schließlich zuhause spielen. Wir werden
probieren, doch noch die Qualifikation zu den olympischen
Spielen zu schaffen. Wir haben noch einiges gut zu machen,
denn bei den vergangenen großen Turnieren haben wir zwar
vorher in den Medien immer Großes angekündigt, dann aber
richtig schlecht gespielt. Jetzt wollen wir wirklich
zeigen, was wir können, und dieses Mal auch bis zum Ende
dabei bleiben.
- Zebra:
-
Für die Olympia-Qualifikation musst Du einige Deiner Kieler
Mannschaftskameraden besiegen. Die Schweden sind auch noch
nicht qualifiziert.
- Roman Pungartnik:
-
Ja, stimmt. Aber ob das eine komische Situation ist? Das
ist Sport. Eagl ob wir gegen Schweden, Polen oder
irgendeine andere Mannschaft spielen - in diesem Moment
hat die Freundschaft aus dem Verein Pause. Es geht allein
darum, wer bei der EM besser ist und am Ende doch noch zu
den olympischen Spielen fahren darf.
- Zebra:
-
Auf was dürfen sich die Handball-Fans in Slowenien freuen?
- Roman Pungartnik:
-
Diese Europameisterschaften sind eine gute Werbung für
unser Land. Fast jeder, den man fragt, ob er Slowenien
kennt, sagt: Ja, das ist doch Ex-Jugoslawien. Aber schon
als der THW in Slowenien gespielt hat, haben die anderen
eine positive Überraschung erlebt. Slowenien ist ein
richtig schönes Land mit einem Stück Mittelmeerküste, mit
Bergen und und und. In Slowenien herrscht kein Krieg und
im nächsten Jahr tritt das Land sogar der Europäischen
Union bei. Wir haben in Slowenien wirklich alles was man
braucht. Und wenn doch ein Handball-Fan im Winter - oder
gar die Schweden im Laufe des Turniers - kalte Füsse
bekommen sollten, wissen Sie jetzt ja, wo sie sich warme
Socken kaufen können.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Sehen Sie auch die neuen Fotos in der
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