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10.12.2003 Interview

Roman Pungartnik im Interview: Mit beiden Beinen fest im Leben

ZEBRA traf Roman Pungartnik zu einem Gespräch über Mode, Handball und Slowenien

Update #1

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Eigentlich ist Roman Pungartnik ein leiser Typ. Doch wenn der Slowene etwas anpackt, dann macht er es ordentlich. Seine Maxime: "Wenn Du an Dir arbeitest, ist alles möglich." Vor zwei Jahren wechselte der heute 32-Jährige vom heimatlichen Spitzenklub Celje, mit dem er zehn Jahre in Folge in der Champions League spielte, in die Bundesliga um sich seiner bis dato größten sportlichen Herausforderung zu stellen. In der vergangenen Saison war er der zweitbeste Feldtorschütze der deutschen Liga. Seit diesem Sommer trifft er für den THW Kiel. Doch Handball ist nicht alles im Leben des Familienvaters. ZEBRA traf Roman Pungartnik zu einem Gespräch über Mode, Handball und seine Heimat Slowenien.
Zebra:
Der Handballer Roman Pungartnik ist inzwischen über die Bundesliga-Grenzen hinaus bekannt. Die wenigsten Handball-Fans aber wissen, dass Du auch seit langer Zeit bereits als Unternehmer in der Mode-Branche Deiner Heimat Slowenien sehr erfolgreich bist. Was hat es damit auf sich, Roman?
Roman Pungartnik:
In Slowenien erfolgreich mit Mode: Iris und Roman Pungartnik.
Klicken Sie zum Vergrößern! In Slowenien erfolgreich mit Mode: Iris und Roman Pungartnik.
Bereits vor gut zehn Jahren hatten meine Frau Iris und ich zusammen eine Geschäftsidee und eröffneten darauf hin in Celje gemeinsam unsere erste Boutique. Heute betreiben wir vier solcher Boutiquen und haben inzwischen zehn Mitarbeiter. Iris ist die Chefin, denn ich habe momentan einfach noch zu wenig Zeit, um mich entsprechend um die Geschäfte zu kümmern. Aber wir besprechen die entscheidenen Dinge gemeinsam. Über das Internet kontrollieren wir von hier aus dann den Verkauf.
Zebra:
Was sind das für Boutiquen?
Roman Pungartnik:
Unsere Läden sind mit je 35 qm nicht sehr groß, aber sehr gut sortiert und liegen in großen Shopping Centern ungefähr so ähnlich wie der Sophienhof in Kiel. Unsere Kette heißt "Socks" und wir sind spezialisiert auf italienische Socken, Strumpfhosen und Kniestrümpfe. Unser Slogan lautet: "Das Beste für Deine Beine!" Jeder von uns hat zuhause mindestens 20 Paar Socken, aber hast Du zuhause auch soviele Hosen? Socken braucht jeder.
Zebra:
Im wahrsten Sinne des Wortes sind die Boutiquen also Deine zweites Standbein und der bereits vollzogene Schritt in die Karriere nach dem Sport.
Roman Pungartnik:
Jetzt spiele ich Handball. Aber was ist, wenn ich mich morgen verletze? Die Boutiquen sind meine Absicherung für die Zukunft nach der Handball-Karriere. Danke Gott, wenn ich mich verletzen würde und meinen Sport aufgeben müsste, dann habe ich trotzdem einen Job.
Zebra:
Warst Du schon immer solch ein Business-Typ?
Roman Pungartnik:
Besitzt in Slowenien vier Boutiquen: Roman Pungartnik.
Klicken Sie zum Vergrößern! Besitzt in Slowenien vier Boutiquen: Roman Pungartnik.
Ein bisschen ja. Als wir mit einer Boutique anfingen, war es noch Spaß. Inzwischen ist es jetzt richtig zum Business geworden. Man muss mittlerweile überall richtig aufpassen.
Zebra:
Wie koordinierst Du Deinen Beruf als Handball-Profi mit den Verpflichtungen als Geschäftsmann?
Roman Pungartnik:
Derzeit bin ich ganz und gar Handball-Profi. Ich denke und studiere 24 Stunden am Tag Handball. Für das Geschäft habe ich keine Zeit, das erledigt meine Frau. Ich stehe ihr derzeit nur gelegenlich beratend zur Seite. Die Socken sind momentan noch mein Hobby und ein bisschen Entspannung.
Zebra:
Und wer legt Dir zuhause die Socken und die Hemden raus?
Roman Pungartnik:
(lacht) Das schaffe ich schon selbst.
Zebra:
Wie zufrieden bist Du mit der Mode in der Handball- Bundesliga? Gefällt dem Fachmann zum Beispiel das THW-Trikot?
Roman Pungartnik:
Mir gefällt es, das THW-Trikot ist gut. Aber eigentlich ist es egal, was für ein Trikot Du trägst, solange Du gewinnst. Das THW-Trikot hat jedenfalls alles, was ein sportlicher Mann braucht.
Zebra:
Und was braucht der sportliche Mann Roman Pungartnik?
Roman Pungartnik:
Einen deutschen Meistertitel! Ob es in dieser oder erst in der nächsten Saison klappt, wäre mir sogar egal. Doch in diesem Moment schon über den Ausgang dieser Saison zu sprechen, wäre wohl noch ein bisschen zu früh. Aber vielleicht kommen wir ja nochmal wieder ganz oben ran. Man soll die Hoffnung jedenfalls nicht aufgeben. Ach ja, und mein zweiter großer Wunsch wäre es, im Europapokal endlich bis zum Ende mit dabei zu sein. Mit Celje habe ich zehn Jahre lang Champions League gespielt und sechs Mal sind wir bis ins Halbfinale gekommen, aber nie weiter. Jetzt habe ich mit dem THW Kiel endlich mal die Chance, ganz weit zu kommen.
Zebra:
Nach zehn Jahren Champions League ist der THW Kiel jetzt also noch einmal eine Steigerung?
Roman Pungartnik:
Der THW Kiel ist ein super Verein. Die Bundesliga ist für mich wirklich die stärkste Liga der Welt. Über Wilhelmshaven bin ich nun hier gelandet und sehr, sehr zufrieden. Für mich war klar, wenn ich aus Celje weggehen würde, dann nur in die Bundesliga. Und ich habe mir auch immer gesagt, ich habe zwanzig Jahre lang gut trainiert, dann schaffe ich das auch. Mit guten Leistungen und entsprechendem Training ist alles möglich.
Zebra:
Wie fällt Deine Zwischenbilanz nach den ersten fünf Monaten beim THW Kiel aus?
Roman Pungartnik:
Für die ersten 13 Spiele bin ich zufrieden. Hin und wieder haben wir ein bisschen Pech gehabt sowie gegen Flensburg und Gummersbach schlecht gespielt. Aber die Saison ist noch lang und mit jedem Spiel werden wir hoffentlich besser. Ich sage mir immer, es ist immer noch besser möglich. Die Hauptsache ist, dass unsere Zuschauer zufrieden sind.
Zebra:
Das scheint der Fall zu sein. Zuletzt war die Stimmung in der Ostseehalle wieder richtig gut.
Roman Pungartnik:
Für einen Sportler ist es natürlich super, wenn 10000 Leute immer hinter Dir stehen. Und in der Ostseehalle ist das Handball-Publikum schlechthin zuhause. Das ist eine sehr große Motivation.
Zebra:
Das sieht man Dir an. Nach jedem Tor, und sei das Tor vom Spielstand her noch so unbedeutend, reißt Du jubelnd beide Arme in die Höhe.
Roman Pungartnik:
Wir trainieren die Woche über immer hart für dieses eine Spiel. Da ist es eine normale Reaktion, wenn man immer volle Pulle geht. Ich bin da ein sehr emotionaler Mensch.
Zebra:
Im kommenden Januar steht die nächste Handball-Europameisterschaft in Deiner Heimat Slowenien auf dem Programm. Ist dieser Turnier deswegen ein ganz besonderes für Dich?
Roman Pungartnik:
Richtig. Mit ein bisschen Glück wird Slowenien sogar eine gute Chance haben weit zu kommen. Die Hallen werden jedenfalls immer voll sein und die vielen Fans hinter uns stehen, da wir schließlich zuhause spielen. Wir werden probieren, doch noch die Qualifikation zu den olympischen Spielen zu schaffen. Wir haben noch einiges gut zu machen, denn bei den vergangenen großen Turnieren haben wir zwar vorher in den Medien immer Großes angekündigt, dann aber richtig schlecht gespielt. Jetzt wollen wir wirklich zeigen, was wir können, und dieses Mal auch bis zum Ende dabei bleiben.
Zebra:
Für die Olympia-Qualifikation musst Du einige Deiner Kieler Mannschaftskameraden besiegen. Die Schweden sind auch noch nicht qualifiziert.
Roman Pungartnik:
Ja, stimmt. Aber ob das eine komische Situation ist? Das ist Sport. Eagl ob wir gegen Schweden, Polen oder irgendeine andere Mannschaft spielen - in diesem Moment hat die Freundschaft aus dem Verein Pause. Es geht allein darum, wer bei der EM besser ist und am Ende doch noch zu den olympischen Spielen fahren darf.
Zebra:
Auf was dürfen sich die Handball-Fans in Slowenien freuen?
Roman Pungartnik:
Diese Europameisterschaften sind eine gute Werbung für unser Land. Fast jeder, den man fragt, ob er Slowenien kennt, sagt: Ja, das ist doch Ex-Jugoslawien. Aber schon als der THW in Slowenien gespielt hat, haben die anderen eine positive Überraschung erlebt. Slowenien ist ein richtig schönes Land mit einem Stück Mittelmeerküste, mit Bergen und und und. In Slowenien herrscht kein Krieg und im nächsten Jahr tritt das Land sogar der Europäischen Union bei. Wir haben in Slowenien wirklich alles was man braucht. Und wenn doch ein Handball-Fan im Winter - oder gar die Schweden im Laufe des Turniers - kalte Füsse bekommen sollten, wissen Sie jetzt ja, wo sie sich warme Socken kaufen können.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

Sehen Sie auch die neuen Fotos in der Galerie von Roman Pungartnik.


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