Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2004:
Die Spannung steigt. "Jeder weiß hier, was der 22. Januar für ein
Tag ist, man spürt das Kribbeln", sagt
Roman Pungartnik. Der
Slowene, der für den THW Kiel in der Handball-Bundesliga aktiv ist,
freut sich riesig auf den EM-Startschuss in seinem Heimatland.
Sloweniens Trainer Tone Tiselj hat sein Team in Celje, der Handball-Hochburg
im Lande, auf das Ereignis vorbereitet. Celje ist auch die
Spielstätte Sloweniens in der Vorrunde. 37000 Menschen leben hier,
das hiesige Team von Pivovarna Lasko ist eine wichtige Adresse auf
Europas Handball-Karte, Spieler werden verehrt wie kleine Könige.
"Klar, dass man da erkannt und dauernd angesprochen wird", sagt
Pungartnik.
Die gesamte Nation fiebert dem Ereignis entgegen. "Fernsehen, Radio,
Zeitungen - alle berichten", weiß der 32-jährige Linkshänder. Im
sportbegeisterten Slowenien habe Handball den Fußball als Sportart
Nummer eins verdrängt. "Die Leute haben gemerkt, dass die Fußballer
wenig leisten und zu viel Geld verdienen." Handball boomt. Daher ist
an den vier Vorrunden-Spielorten kaum noch eine Karte zu bekommen.
Besonders in Celje. Die 6000 Zuschauer fassende Arena ist für alle
Spiele komplett ausverkauft. "Es wird sehr laut werden", prophezeit
der Wahl-Kieler.
Slowenien verfolgt ein großes Ziel: Bei der
EM wird die letzte
europäische Eintrittskarte für die Olympischen Spiele in Athen
vergeben. "Und dort wollen wir unbedingt hin." Der
Interessenkonflikt mit Pungartniks Freunden vom THW ist
programmiert. Die vier Schweden bei der EM wollen sich genau so
qualifizieren wie Piotr Przybecki mit den Polen. Nur die deutsche
Mannschaft und Spanien mit Demetrio Lozano sind schon durch. "Die
Freundschaft wird 60 Minuten ruhen müssen, danach umarmen wir uns
wieder", sagt Pungartnik. Er will sich im Herbst seiner Karriere
noch einen großen Traum erfüllen: "Europameister werden und nach
Athen fahren."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2004)