Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:
Im Frühsommer 2003 vollzog die Handball-Bundesliga mit
der Installation der HBL den entscheidenden Schritt in
die Professionalisierung. Unter der ehrenamtlichen Ebene,
die zurzeit von Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrand
als kommissarischem Leiter geführt wird, wurde eine
operative eingerichtet. Geschäftsführer mit Sitz in Dortmund
ist seit Juni 2003 Frank Bohmann. Der 40-jährige Westfale
hat sich zum Ziel gesetzt, den Handball in Deutschland
besser zu vermarkten. Mit Frank Bohmann sprach KN-Redakteur
Reimer Plöhn.
STECKBRIEF - Frank Bohmann |
Frank Bohamnn, geboren 1964 in Krefeld, ist
seit Juni 2003 Geschäftsführer der neu
gegründeten Handball Bundesliga GmbH (HBL).
Der dreifache Familienvater mit Wohnsitz in Bonn, hat
sich zuvor als Manager und Vertriebsleiter beim
Dualen System Deutschland (DSD) und als
Geschäftsführer der Metro Tochter Primus-Online
Shopping GmbH Deutschland und Schweiz einen Namen gemacht.
Studium der Volkswirtschaft und Agrarökonomie in Bonn
und Sydney. Bohmann ist begeisterter Marathonläufer und
war als aktiver Leistungssportler Hockey-Bundesligaspieler
in Leverkusen und Bonn.
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- Zebra-Journal:
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Herr Bohmann, wie definieren Sie Ihre Aufgaben?
- Frank Bohmann:
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Grundsätzlich ist unsere Arbeit in vier Bereiche aufgeteilt.
Der erste ist der administrative. Die HBL ist zum Beispiel
zuständig für Spielpläne, Hallenverfügbarkeiten etc. Das
regelt in erster Linie unser Spielleiter Bundesliga,
Uwe Stemberg. Er ist auch die erste rechtliche Instanz,
kümmert sich um Statutenfragen und spricht Strafen aus.
Daher ist Stemberg von Amts wegen nicht der beliebteste
Mann in der Liga. Großen Raum nimmt zudem das
Lizenzierungsverfahren ein. Das kostet viel Geld,
Aufwand und Arbeit. Ist aber lohnenswert, weil es im
Ergebnis mehr Sicherheit über die wirtschaftliche Lage
einzelner Klubs gibt. In den zweiten Bereich fällt die
Zentralvermarktung der Liga. Wir befinden uns nach
Anlaufschwierigkeiten auf einem guten Weg und werden
voraussichtlich bald eine Lösung präsentieren können.
Punkt drei ist die öffentliche Darstellung in Presse,
Rundfunk und Fernsehen. Wir pflegen die Kontakte,
handeln Fernsehverträge aus und kümmern uns um eine
angemessene TV-Präsenz. Im letzten Jahr konnte Handball
eine Steigerung von über 50 Prozent melden, das betrifft
Reichweite und Dauer von Übertragungen. Auch in der
kommenden Saison werden wir gut vertreten sein.
Es wird 30 garantierte Live-Spiele im DSF geben, die
meisten am Dienstagabend, außerdem übertragen die
Öffentlich-Rechtlichen ebenfalls mindestens 30 Spiele.
Der vierte zentrale Bereich unseres Arbeitsfeldes sind die
großen Handball-Events. Die HBL kümmert sich um die
Vermarktung und Organisation des Final Four, des
All-Star-Games und des Super-Cups, der jede Spielzeit
offiziell einläutet. Dieses Jahr spielen Flensburg und
Hamburg am 8. September in Dessau gegeneinander. Es ist
unser Bestreben, diese Spiele in die Handball-Peripherie
zu legen, um großen Handball auch in benachteiligte
Regionen zu transportieren.
- Zebra-Journal:
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Sie sind über ein Jahr im Amt, was haben Sie bisher bewegt?
- Frank Bohmann:
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Wir haben bei den Klubs vor allem das Bewusstsein gestärkt,
dass jeder Verein von einer starken Liga profitiert. Die Klubs
unterstützen die HBL, frühere Streitigkeiten gehören der
Vergangenheit an, Vieles entwickelt sich zum Positiven.
- Zebra-Journal:
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Welche Themen müssen noch angegangen, welche Probleme bewältigt werden?
- Frank Bohmann:
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Wir müssen uns vor allem um die Spielplangestaltung kümmern, die
erheblich kompakter werden sollte. Nur mit gemeinsamen Spieltagen
werden wir es scharfen, eine noch bessere Fernsehpräsenz zu
bekommen. Beispiel Fußball. Jeden Sonnabend ist um 15.30 Uhr
in den Stadien Anpfiff. Darauf ist Verlass. Unsere Spielpläne
sind dagegen zu sehr zerrissen. Das liegt vor allem an den
Europacup-Teilnehmern, die international immer am Wochenende
gefordert sind und somit aus dem Bundesliga-Spielplan herausfallen.
Spiele wie Pfullingen gegen Wetzlar sind nur schwer zu vermarkten.
Diesen Zustand zu verbessern, fällt allerdings schwer. Die
Europäische Handball Föderation sperrt sich gegen Änderungen.
Ein Grund ist u.a., dass die Vereine am Wochenende wesentlich
kostengünstiger reisen können.
Ein weiteres Thema sind die großen Handball-Turniere. Jedes
Jahr eine Welt- oder Europameisterschaft. Das ist inflationär.
Schlecht für die Liga ist zudem, dass die Turniere immer im Januar,
also zur besten Handballzeit stattfinden, dann wenn die Klubs Geld
verdienen. Wir sollten eine bessere Kommunikation mit anderen wichtigen
Verbänden wie Spanien, Schweden, Dänemark oder Frankreich pflegen,
um zu einer vernünftigen Regelung zu kommen. Ein Vier-Jahres-Rhythmus
wäre vernünftig.
- Zebra-Journal:
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Die Liga wird nach dem Rückzug von
Heinz Jacobsen nur übergangsweise
von Berndt-Uwe Hildebrand geleitet, der angekündigt hat, im Oktober
zurückzutreten. Ist ein Nachfolger in Sicht?
- Frank Bohmann:
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Es ist vernünftig, dass Herr Hildebrand zurücktritt, weil
immer ein Beigeschmack bleibt, wenn ein Vorstand eines Vereins
die Interessen der gesamten Liga vertreten muss. Ich bin mir sicher,
dass wir nach der Sitzung vom 18. Oktober einen neuen
HBL-Vorsitzenden haben, der sich - anders als zuletzt erlebt -
nicht in die operativen Aufgaben einmischt. Der neue Ehrenamtliche
wird seiner Bestimmung gemäß die Strategien und Richtlinien vorgeben.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)