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13.09.2004 Bundesliga

Zebra-Journal: Bei der Zentralvermarktung auf einem guten Weg

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:

Im Frühsommer 2003 vollzog die Handball-Bundesliga mit der Installation der HBL den entscheidenden Schritt in die Professionalisierung. Unter der ehrenamtlichen Ebene, die zurzeit von Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrand als kommissarischem Leiter geführt wird, wurde eine operative eingerichtet. Geschäftsführer mit Sitz in Dortmund ist seit Juni 2003 Frank Bohmann. Der 40-jährige Westfale hat sich zum Ziel gesetzt, den Handball in Deutschland besser zu vermarkten. Mit Frank Bohmann sprach KN-Redakteur Reimer Plöhn.
STECKBRIEF - Frank Bohmann
Frank Bohamnn, geboren 1964 in Krefeld, ist seit Juni 2003 Geschäftsführer der neu gegründeten Handball Bundesliga GmbH (HBL). Der dreifache Familienvater mit Wohnsitz in Bonn, hat sich zuvor als Manager und Vertriebsleiter beim Dualen System Deutschland (DSD) und als Geschäftsführer der Metro Tochter Primus-Online Shopping GmbH Deutschland und Schweiz einen Namen gemacht. Studium der Volkswirtschaft und Agrarökonomie in Bonn und Sydney. Bohmann ist begeisterter Marathonläufer und war als aktiver Leistungssportler Hockey-Bundesligaspieler in Leverkusen und Bonn.
Zebra-Journal:
Herr Bohmann, wie definieren Sie Ihre Aufgaben?
Frank Bohmann:
Grundsätzlich ist unsere Arbeit in vier Bereiche aufgeteilt. Der erste ist der administrative. Die HBL ist zum Beispiel zuständig für Spielpläne, Hallenverfügbarkeiten etc. Das regelt in erster Linie unser Spielleiter Bundesliga, Uwe Stemberg. Er ist auch die erste rechtliche Instanz, kümmert sich um Statutenfragen und spricht Strafen aus. Daher ist Stemberg von Amts wegen nicht der beliebteste Mann in der Liga. Großen Raum nimmt zudem das Lizenzierungsverfahren ein. Das kostet viel Geld, Aufwand und Arbeit. Ist aber lohnenswert, weil es im Ergebnis mehr Sicherheit über die wirtschaftliche Lage einzelner Klubs gibt. In den zweiten Bereich fällt die Zentralvermarktung der Liga. Wir befinden uns nach Anlaufschwierigkeiten auf einem guten Weg und werden voraussichtlich bald eine Lösung präsentieren können. Punkt drei ist die öffentliche Darstellung in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Wir pflegen die Kontakte, handeln Fernsehverträge aus und kümmern uns um eine angemessene TV-Präsenz. Im letzten Jahr konnte Handball eine Steigerung von über 50 Prozent melden, das betrifft Reichweite und Dauer von Übertragungen. Auch in der kommenden Saison werden wir gut vertreten sein. Es wird 30 garantierte Live-Spiele im DSF geben, die meisten am Dienstagabend, außerdem übertragen die Öffentlich-Rechtlichen ebenfalls mindestens 30 Spiele. Der vierte zentrale Bereich unseres Arbeitsfeldes sind die großen Handball-Events. Die HBL kümmert sich um die Vermarktung und Organisation des Final Four, des All-Star-Games und des Super-Cups, der jede Spielzeit offiziell einläutet. Dieses Jahr spielen Flensburg und Hamburg am 8. September in Dessau gegeneinander. Es ist unser Bestreben, diese Spiele in die Handball-Peripherie zu legen, um großen Handball auch in benachteiligte Regionen zu transportieren.
Zebra-Journal:
Sie sind über ein Jahr im Amt, was haben Sie bisher bewegt?
Frank Bohmann:
Wir haben bei den Klubs vor allem das Bewusstsein gestärkt, dass jeder Verein von einer starken Liga profitiert. Die Klubs unterstützen die HBL, frühere Streitigkeiten gehören der Vergangenheit an, Vieles entwickelt sich zum Positiven.
Zebra-Journal:
Welche Themen müssen noch angegangen, welche Probleme bewältigt werden?
Frank Bohmann:
Wir müssen uns vor allem um die Spielplangestaltung kümmern, die erheblich kompakter werden sollte. Nur mit gemeinsamen Spieltagen werden wir es scharfen, eine noch bessere Fernsehpräsenz zu bekommen. Beispiel Fußball. Jeden Sonnabend ist um 15.30 Uhr in den Stadien Anpfiff. Darauf ist Verlass. Unsere Spielpläne sind dagegen zu sehr zerrissen. Das liegt vor allem an den Europacup-Teilnehmern, die international immer am Wochenende gefordert sind und somit aus dem Bundesliga-Spielplan herausfallen. Spiele wie Pfullingen gegen Wetzlar sind nur schwer zu vermarkten. Diesen Zustand zu verbessern, fällt allerdings schwer. Die Europäische Handball Föderation sperrt sich gegen Änderungen. Ein Grund ist u.a., dass die Vereine am Wochenende wesentlich kostengünstiger reisen können. Ein weiteres Thema sind die großen Handball-Turniere. Jedes Jahr eine Welt- oder Europameisterschaft. Das ist inflationär. Schlecht für die Liga ist zudem, dass die Turniere immer im Januar, also zur besten Handballzeit stattfinden, dann wenn die Klubs Geld verdienen. Wir sollten eine bessere Kommunikation mit anderen wichtigen Verbänden wie Spanien, Schweden, Dänemark oder Frankreich pflegen, um zu einer vernünftigen Regelung zu kommen. Ein Vier-Jahres-Rhythmus wäre vernünftig.
Zebra-Journal:
Die Liga wird nach dem Rückzug von Heinz Jacobsen nur übergangsweise von Berndt-Uwe Hildebrand geleitet, der angekündigt hat, im Oktober zurückzutreten. Ist ein Nachfolger in Sicht?
Frank Bohmann:
Es ist vernünftig, dass Herr Hildebrand zurücktritt, weil immer ein Beigeschmack bleibt, wenn ein Vorstand eines Vereins die Interessen der gesamten Liga vertreten muss. Ich bin mir sicher, dass wir nach der Sitzung vom 18. Oktober einen neuen HBL-Vorsitzenden haben, der sich - anders als zuletzt erlebt - nicht in die operativen Aufgaben einmischt. Der neue Ehrenamtliche wird seiner Bestimmung gemäß die Strategien und Richtlinien vorgeben.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)


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