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17.12.2004 Medien / Handball international

Krokodilstränen und Frust bei Montpellier

Von Dr. Oliver Schulz:

Montpellier trauert um den Weggang von Nikola Karabatic
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Nach Bekanntwerden des Wechsels von Nikola Karabatic nach Kiel (siehe Artikel) halten sich Trauer und Frustration bei seinem aktuellen Verein die Waage.
Vereinspräsident Robert Molines schmerze es, mit ansehen zu müssen, wie Nikola Montpellier verlasse, zumal er schließlich hier geformt worden sei. Aber es sei nun einmal seine eigene Entscheidung, und die müsse der Klub akzeptieren. Zum ersten Mal breche ein französischer Handballer mit nur zwanzig Lenzen ins Ausland auf. Aber es sei unmöglich gewesen, finanziell mitzuhalten. Karabatic sei nicht der erste Spieler, der auf Grund neuer Perspektiven fort gehe. Jetzt bleibe dem Klub nur übrig, den ganzen Rest der Saison noch mit Nikola zu verleben. Und da gäbe es ja schließlich noch spannende Herausforderungen, wie etwa das Viertelfinale der Champions-League im März oder den Kampf um den achten Meistertitel, in den man ständig involviert sei.

Trainer und Manager Patrice Canayer habe zwischen der Hinspielniederlage gegen Kolding und der Entscheidung Karabatics für Kiel sehr bewegende Tage erlebt. Nikolas Abschied habe bei ihm unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen:

Zum einen fühle er sich als sein Trainer angesprochen. Erst neulich habe man mit Karabatic einen Dreijahresvertrag abgeschlossen, durch den sich der Spieler dem Entwicklungsprojekt des Vereins verschrieben habe. Infolge des Weggangs müsse das ganze Projekt jetzt neu durchdacht werden, und das sei schon ein wenig frustrierend.

Wenn er zweitens aus der Sicht des Managers die Entwicklung des französischen Handballs betrachte, gäbe es eine neuerliche Quelle für Frustration: In letzter Zeit kämen ausländische Vereine besonders früh auf Talente zu, die noch in der Entwicklung stünden, um sich nach deren Freigabe zu erkundigen. Aus seiner Sicht sei dies ein Problem für den französischen Handball. In Zukunft müsse man daher darauf achten, daß französische Talente nicht zu früh und zu zahlreich ins Ausland wechselten. In Montpellier werde viel dafür getan, Talente zu formen und dann auch zu behalten.

Seine dritte Reaktion schließlich laufe auf der menschlichen Ebene ab. Er verstehe, daß Karabatic den ausgeprägten Wunsch habe, sich in der Bundesliga als der vielleicht angesehendsten Liga Europas bei einem großen Verein wie dem THW weiterzuentwickeln. Und Nikola habe das Zeug zum Erfolg.

(Von Dr. Oliver Schulz)


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