Ab nächster Saison in Kiel: Nikola Karabatic

Karabatic, eines der größten Talente in Europa und Leistungsträger der französischen Nationalmannschaft, hat beim THW einen Vertrag für vier Jahre unterschrieben und erteilte damit - trotz besserer Angebote - den spanischen Vereinen BM Ciudad Real und FC Barcelona endgültig eine Absage.

Für den 1,96 m großen und 102 kg schweren Nikola Karabatic, bester Halblinker bei der Europameisterschaft 2004 und Champions-League-Sieger 2003 mit Montpellier HB, konnte der Wechsel in die Handball-Bundesliga nur zum THW Kiel erfolgen. Dies liegt auch an seinem Vater Branko, der mit THW-Coach Noka Serdarusic sehr gut befreundet ist.

"Neo" wurde mit 19 Jahren schon zum All-Star nominiert

"Noka wird mir viele taktische und spielerische Elemente zeigen, die in Spanien überhaupt nicht von mir erwartet wurden. Ich will aber unbedingt noch viel lernen und mich den Herausforderungen der stärksten Liga der Welt, was die Bundesliga zweifelsfrei ist, stellen", so Nikola Karabatic. Zudem reizt ihn das "Handballprojekt Kiel", wo "eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern glänzende Perspektiven bietet".

Dies sieht auch THW-Manager Uwe Schwenker so, der mit den Nationalspielern Christian Zeitz, Kim Andersson und Nikola Karabatic gleich drei hochkarätige Spieler aufbieten kann, die "jung und erfolgshungrig" sind. "Wir freuen uns sehr, dass Nikola sich für den THW entschieden hat. Wenn das neuformierte Team den hohen Erwartungen gerecht wird, sollte der THW weiterhin auf nationaler und internationaler Ebene eine ganz wichtige Rolle spielen."

 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2004:

Komet Nikola Karabatic strahlt ab 2005 in Kiel

20-jähriges Rückraum-Ass gab gestern seinen Wechsel zum THW bekannt

Kiel - Der Transfercoup des Jahres in der Handballszene ist so gut wie perfekt. Nikola Karabatic, 20-jähriger Rückraum-Komet vom ehemaligen Champions-League-Sieger Montpellier HB wird ab Juli 2005 beim Handball-Bundesligisten THW Kiel strahlen. Gestern gab der 42-fache französische Nationalspieler auf einer Pressekonferenz in seiner südfranzösischen Heimatstadt die Wechselabsichten der Öffentlichkeit preis.

Die Verträge mit dem THW seien unterschrieben, sagte Karabatic. Es falle ihm zwar schwer, sich von seinem Verein und seinen Freunden zu trennen, aber ebenso freue er sich auf die neue Herausforderung. "Bei einem Wechsel nach Deutschland kam für mich ausschließlich Kiel in Frage. Dort arbeitet mit Noka Serdarusic mein Wunschtrainer, außerdem stimmt das Konzept beim THW." Angebote anderer führender Klubs seien Karabatic, so dessen Berater Bhakti Ong, in Hülle und Fülle gemacht worden. Mit den ganz großen Geldscheinen hätten zum Beispiel die spanischen Vereine Ciudad Real und FC Barcelona gewedelt. "Aber für Nikola gab es nur den THW. Er ist ein Teamspieler und will sich persönlich weiterentwickeln." Geld habe nicht die Hauptrolle gespielt.

Der Kontrakt beinhaltet eine Laufzeit von vier Jahren und ist bis zum 30. Juni 2009 datiert. Manager Uwe Schwenker bestätigte die Aussagen zu den Verträgen, schränkte aber ein, dass mit Montpellier HB noch Klärungsbedarf wegen der Ablösesumme bestehe. "Bevor nicht alle Formalitäten erledigt sind, sage ich nicht, dass der Handel perfekt ist."

Für Noka Serdarusic kommt mit Karabatic ein Wunschkandidat. "Nikola ist mit seinen 20 Jahren schon jetzt ein großartiger Spieler und viel weiter als andere in seinem Alter. Dennoch kann und wird er noch lernen." Der 1,97-Meter-Mann besitzt gleichermaßen Stärken in Angriff wie in der Defensive, ist also ein so genannter kompletter Handballer, ein Spieler, wie maßgeschneidert für den modernen Handball. "Er ist ein Powermann, der auch den Kopf einschaltet, und er ist einer, der sich nicht versteckt", lobt Serdarusic.

Karabatic wurde im ehemaligen Jugoslawien in Nis geboren und kam als Vierjähriger nach Frankreich, weil Vater Branco dort als Profihandballer anheuerte. Schon mit 17 stand Nikola Karabatic seinen Mann bei Montpellier in der Ersten Liga, ein Jahr später folgte die erste Berufung in die französische Nationalmannschaft, und beim Champions-League-Triumph 2003 über Portland San Antonio sprang er mit 17 Toren endgültig ins internationale Rampenlicht. Die vorläufige Krönung einer erstaunlichen Karriere erfuhr der Student bei der Europameisterschaft 2004 in Slowenien, wo er für die halblinke "Königsposition" im Rückraum ins All-Star-Team gewählt wurde.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2004)