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04.05.2004 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Preisverderber auf dem Handball-Markt

THW will Personallücken schließen, trifft aber auf potente Mitbewerber

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.05.2004:

Elf Tore und ein großer Auftritt im Final-Four-Halbfinale gegen Flensburg: Demetrio Lozano hat trotzdem keine Zukunft beim THW: das Knie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Elf Tore und ein großer Auftritt im Final-Four-Halbfinale gegen Flensburg: Demetrio Lozano hat trotzdem keine Zukunft beim THW: das Knie.

Kiel - Der Abschied von Demetrio Lozano fällt nicht erst seit seinen Glanztaten gegen Altea (Europacup) oder Flensburg (DHB-Pokal) schwer. Beim THW Kiel ist man sich längst einig, mit dem spanischen Handball-Grande eine gleichermaßen sportliche wie menschliche Leitfigur ziehen lassen zu müssen.
Die Entscheidung ist längst gefallen. Gegen Kiel und für Portland San Antonio. Dabei wäre Lozano gerne geblieben und Trainer Noka Serdarusic hätte ihn gern gehalten. Allein medizinische Gründe sprechen gegen die Verlängerung des am 30. Juni 2004 auslaufenden Vertrages. Es kann sein, dass das wegen eines Knorpelschadens vor zwei Jahren operierte Knie den Belastungen eines Drei-Tage-Rhythmus' in Bundesliga und Europacup noch standhalte, sagt Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. "Momentan sieht es so aus, als könne Demetrio weiter Geld mit Handball verdienen." Aber, schränkt Brandecker ein, die medizinische Abteilung sei keine Hellseherei, "eine Garantie übernehmen wir nicht." Also wechselt "Deme" schweren Herzens in die Stierkämpferstadt Pamplona, und seine zahlreichen Fans stimmen schon mal die Trauerballade von Trude Herr an: "Niemals geht man so ganz."

Lozano reißt eine Lücke, genau wie Linksaußen Nikolaj Jacobsen und Rückraumschütze Piotr Przybecki. Bisher steht nur der Norweger Frode Hagen als Neuzugang ab Juli 2004 fest, Linkshänder Kim Andersson hat ebenfalls unterschrieben, kommt aber erst zur Saison 2005/06. "Die Personalplanungen sind nicht abgeschlossen", betont Uwe Schwenker. Inhalt seines Wunschzettels: ein Linksaußen und ein weiterer Rückraumspieler für Halblinks. Das Problem: Spieler, die den Zebras entscheidend helfen könnten, sind zurzeit nicht zu haben.

Allerdings: Beim um seine wirtschaftliche Existenz ringenden HSV stehen mit Pascal Hens und Torsten Jansen Topakteure unter Vertrag, die THW-Sorgen lindern könnten. Schon bald wird sich die HSV-Zukunft entscheiden, und vorher dürften keine Personalentscheidungen aus dem THW-Büro vermeldet werden. "Schlechter Stil", ist aus Hamburg zu hören. Das sei das Geschäft, erwidert Schwenker. Vor kurzem haben's die Kieler am eigenen Leib erfahren, als SG-Manager Thorsten Storm den schon am THW-Haken zappelnden Zagreber Blazenko Lackovic mit wedelnden Geldscheinen nach Flensburg lockte. Die mündliche Zusage für Kiel galt nichts mehr. Es ist schwer geworden, einen Hochkaräter zu verpflichten. Als man 1997 Nenad Perunicic vom spanischen Champions-League-Sieger Irun los geeist habe, hätten nur Insider diesen Namen gekannt, sagt Schwenker. "Heute ist der Weltspielermarkt total gläsern."

Das erschwert auch die Bemühungen, Nikola Karabatic, das 19-jährige Rückraum-Juwel aus Montpellier, an die Förde zu lotsen. Der Franzose wird weltweit gejagt. Die leckersten Köder legt Domingo Diaz de Mera Lozano, Präsident des designierten spanischen Meisters Ciudad Real, aus. Der Industrielle hat nicht nur den Bahnhof von Ciudad Real mit Marmor ausgelegt, sondern alles zusammengekauft, was Rang und Namen besitzt. Seinem Lockruf des Geldes folgte zuletzt Magdeburgs Olafur Stefansson. Jetzt verdirbt der Real-Präsident die Preise im Karabatic-Wettbewerb. "Das hat Fußball-Dimensionen", weiß Schwenker - und fürchtet um eigene Chancen. Rückenstärkung erhält er indes von Dr. Georg Wegner. "Für so einen Spieler", verspricht der THW-Gesellschafter, "sollten wir das Risiko eingehen und ein wenig mehr Geld anfassen." Das Pokerspiel ist eröffnet.

(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.05.2004)


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