01.-03.05.2004 - Letzte Aktualisierung: 03.05.2004 | DHB-Pokal |
Update #4 | KN-Bericht, Fotos und Stimmen ergänzt... |
Demetrio Lozanos elf Tore reichten dem THW nicht... |
Die favorisierte SG Flensburg-Handewitt lag nach sechs Minuten mit 3:0 vorn, eine Minute später stand es 4:1. Wieviel Feuer und Prestige in der Partie steckte, wurde noch in der selben Minuten auch Außenstehenden klar, als Jonny Jensen und Demetrio Lozano nach einer Rangelei für jeweils zwei Minuten das Feld verlassen mussten. In der neunten Minute hatte Christian Zeitz dann den THW mit seinem zweiten Treffer zum 3:4 heran gebracht, doch durch Konter ging die SG wieder mit 6:3 (10.) in Führung.
Martin Boquist musste den verletzten Stefan Lövgren ersetzen. |
Nach dem Wiederanpfiff brachte Marcus Ahlm das Kieler Team sogar mit drei Toren in Führung (16:13, 31.), auch wenn Flensburg kurze Zeit später wieder mit 16:17 (33.) dran war. In Überzahl (zweite Zeitstrafe Jensen) spielte der THW ruhig und clever und ging nach Toren von Adrian Wagner und Martin Boquist mit 19:16 (35.) in Führung.
Nachdem Henning Fritz zwei Siebenmeter gegen Christiansen (37.) und Stryger (38.) parieren konnte, erhöhte der THW sogar auf 21:16. Die Fans in der Colorline-Arena schlugen sich nun mehrheitlich auf die Seite des kämpferisch starken THW. SG-Trainer Kent-Harry Andersson nahm eine Auszeit.
Aber auch nach dem Timeout spielten die Männer von der dänischen Grenze zunächst weiter wie paralysiert - zu diesem Zeitpunkt konnte man kaum zu glauben, dass diese Truppe schon fast deutscher Meister ist. 23:18 führte der THW nach 41 Minuten, doch dann ließ die Konzentration bei den Zebras kräftebedingt etwas nach und Flensburg kam Tor um Tor heran: 19:23 (Lijewski, 42.), 20:23 (Jensen, 43.), 21:23 (Jeppesen, 43.), 22:23 (Jeppesen, 44.). Nachdem Boldsen eine Zeitstrafe erhalten hatte, vergab der THW zunächst die Chance, wieder zu erhöhen, Lars Krogh Jeppesen markierte in der 47. Minute den 23:23-Ausgleich. Dann eine Zeitstrafe gegen Thorrsson und damit die Zebras in doppelter Überzahl. Die nutzten ihre Chance und gingen mit 25:23 (48.) in Führung.
Teilweise war es eine One-Man-Show von "Deme". |
Immer wieder gerieten die Akteure aneinander. Oft im Brennpunkt: Flensburgs Rauhbein Jonny Jensen. |
Eine Minute war noch zu spielen, THW-Trainer Noka Serdarusic nahm eine Auszeit. "Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, mal gucken, was in den letzten Sekunden noch möglich ist", sagte THW-Manager Uwe Schwenker. Leider war das nicht mehr viel, stattdessen erhöhte der Titelverteidiger noch einmal auf 33:30. Der Treffer von Christian Zeitz zum 31:33 war da nur noch für die Statistik von Belang.
Überragender Spieler beim THW war Demetrio Lozano mit 11/1 Toren. Eine gute Leistung zeigte auch Henning Fritz mit 13 Paraden - darunter zwei gehaltenen Siebenmetern. Bei der SG waren Jeppesen (8) und Christiansen (6/1) die besten Schützen.
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Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten...
Lesen Sie auch das Interview mit Henning Fritz zum Spiel...
Das war Werbung für den Handball. Ich war überrascht von der 5:1-Deckung der Kieler. Wir waren zu Anfang zu ungeduldig. Ich muss Kiel aber loben, ohne Lövgren war es für sie sehr schwer.Wir sind pomadig ins Spiel gegangen. Vielleicht fühlten wir uns zu sicher, weil Lövgren bei Kiel gefehlt hat. Knackpunkt war, dass Holpert nach seiner Einwechslung gleich gut gehalten hat.
Wir waren über 50 Minuten die bessere Mannschaft, haben Flensburg nie ins Spiel kommen lassen. Von den Flensburger Abläufen war kaum etwas zu sehen. Dadurch sind wir mit drei, vier Toren in Führung gewesen. Aber der 45. Minute ließen unsere Kräfte nach, der Rückraum war nicht mehr da, Flensburg hat von unseren Fehlern profitiert.
Unsere Ausgangssituation war nicht gut, aber wir haben uns gut verkauft. Es war ein geiles Spiel.
Wahnsinn! Jetzt holen wir auch den Pokal.
Die letzten zwei Minuten ärgern mich maßlos. Wir hatten den Sieg verdient.
In Flensburg haben wir uns angestellt wie die Puppen, hier haben wir gegengehalten. Komisch ist nur, dass die Flensburger kräftig austeilen, aber nicht einstecken können und dann lamentieren. Jetzt bekommt Gummersbach am Mittwoch unseren Frust ab.
Meine Jungs haben das ohne mich verdammt gut gemacht. Kein Vorwurf wegen der Niederlage. Allerdings sollten wir die Härte auch in anderen Spielen zeigen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2004:
Die demütigende 27:32-Niederlage vom 10. April im Hinterkopf, den Ausfall von Spielmacher Stefan Lövgren vor Augen. So war der THW erst Recht Außenseiter. Doch von Beginn an spürten die Fans: Heute sehen wir eine ganz andere Mannschaft. Von Zurückhaltung keine Spur, die THW-Deckung stand nicht Spalier, sondern suchte den Körperkontakt. Offensiv decken, hatte Trainer Noka Serdarusic seinen Mannen mit auf den Weg gegeben. 5:1 statt 6:0. Flensburgs Angreifer spürten ständig heißen Kieler Atem und verloren den Rhythmus. "Diese Taktik hat mich, vor allem aber meine Spieler überrascht", gestand SG-Coach Kent-Harry Andersson. Auch im Angriff ließen sich die Zebras von den drei raubeinigen SG-Musketieren Lars Krogh Jeppesen, Joachim Boldsen und Jonny Jensen nicht beeindrucken. Als Jensen nach wenigen Minuten zum wiederholten Mal unfair dazwischengefunkt hatte, baute sich Demetrio Lozano vor dem Norweger auf. Beide wanderten zum Abkühlen auf die Bank, doch die Flensburger hatten verstanden. "Ich musste ihm klarmachen, dass wir uns total auf Augenhöhe befinden", sagte Kiels feuriger Spanier, "und zwar in jeder Beziehung." SG-Linksaußen Lars Christiansen übersetzte später: "Das war heute richtiger Männerhandball."
Bei dem Demetrio Lozano (11 Tore) zum Kieler Turm in der Schlacht eines atemberaubenden Spiels avancierte. Spätestens nach der ersten Führung durch Marcus Ahlm zum 8:7 in der 16. Minute übernahm der THW das Zepter. Martin Boquist lieferte als Lövgren-Vertreter ein starkes Spiel, Henning Fritz stach sein Gegenüber im Tor, Jan Holpert, deutlich aus, und als Lozano in der 41. Minute zum 23:18 vollstreckt hatte, glaubte Jonny Jensen, "jetzt ist es vorbei." Doch Kiel zahlte dem enormen Kraftaufwand bei kurzer Personaldecke Tribut. Innerhalb von sechs Minuten glich die SG dank leichter Tore zum 23:23 aus. In 6:4-Überzahl schaffte der THW eine erneute Zwei-Tore-Führung, doch es reichte nicht. In den Schlussminuten hatten die Flensburger die größeren Reserven und die nötige Portion Glück. "Die Niederlage in diesem super Spiel schmerzt zwar", befand Manager Uwe Schwenker, "aber null Vorwurf an die Mannschaft."
(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2004)
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