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16.-22.11./01.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 01.12.2004 Nationalmannschaft

World Cup: Deutschland nach Niederlage gegen Frankreich auf Platz vier

Schweden mit Interimskapitän Ahlm Turniersieger

Update #19 Letzte Aktualisierung: Nachbetrachtung vom 01.12., KN-Berichte vom 22.11., Fotos

Der World Cup fand vom 16. bis 21. November in Schweden statt.
Der World Cup fand vom 16. bis 21. November in Schweden statt.
Deutschland hat beim World Cup nach einer 27:34-Niederlage gegen Frankreich Platz vier erreicht (siehe Bericht). Zuvor hatte das DHB-Team mit einer 23:27 (11:13)-Niederlage gegen Schweden das Finale verpasst (siehe Bericht). Im Verlauf der Woche gelangen dem DHB-Team Siege über Island (29:28, siehe Bericht) und Ungarn (30:29, siehe Bericht). Im dritten Gruppenspiel verlor Deutschland gegen Frankreich mit 21:28 (siehe Bericht). Turniersieger wurde Schweden mit einem 27:23 (15:11)-Finalsieg über Dänemark (siehe Bericht).

Deutschland schlägt Island

Im ersten Spiel des World Cups haben die "jungen Wilden" von Bundestrainer Heiner Brand Island mit 29:28 (15:13) geschlagen. Vor 750 Zuschauern in Borlänge war Holger Glandorf (Nordhorn, 7 Tore) der erfolgreichste deutsche Werfer. Sebastian Preiß (THW Kiel), Florian Kehrmann und Daniel Stephan (beide Lemgo) trafen je sechs Mal. "Das war ein Anfang, der positiv war. Besonders die ersten 15 Minuten haben mir gefallen. Die neuen Spieler wollen Leistung zeigen, die Begeisterung ist da", lobte Bundestrainer Heiner Brand sein Team.

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht der Kieler Nachrichten.

16.11.04, Di., 18.30: Island - Deutschland: 28:29 (13:15)

Island:
Gudmundsson (31.-60.), Eradze (1.-30.); Jonsson, G. Sigurdsson, Geirsson (4/2), Gunnarsson (7), Svararsson, Olafsson (2), Hallgrimsson (2), D. Sigurdsson (3), Garcia (2), Holmgeirsson (4), Michaelsson (4)
Deutschland:
Bitter (SC Magdeburg, 31.-60.), Lichtlein (TV Großwallstadt, 1.-30.); von Behren (VfL Gummersbach), Grafenhorst (SC Magdeburg), Glandorf (HSG Nordhorn, 7), Preiß (THW Kiel, 6), Tiedtke (SG Wallau-Massenheim), Hegemann (HSG Düsseldorf), Schröder (TuS N-Lübbecke, 1), Grimm (SG Wallau-Massenheim, 2), Stephan (TBV Lemgo, 6/2), Kehrmann (TBV Lemgo, 6), Sprenger (SC Magdeburg, 1); Trainer: Brand
Siebenmeter:
Island: 4/2 (Holmgeirsson wirft über das Tor, Geirsson scheitert an Bitter);
Deutschland: 4/2 (Stephan und von Behren scheitern an Eradze)
Zeitstrafen:
Island: 4;
Deutschland: 2
Schiedsrichter:
Hansson / Olsson (SWE)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (3.), 1:3, 3:5 (6.), 4:6, 5:9 (15.), 6:11 (18.), 8:12 (21.), 11:15 (28.), 13:15;
2. Hz.: 13:16, 16:17 (34.), 18:18, 20:20 (40.), 21:20 (42.), 23:24 (27.), 24:28 (51.), 27:29 (58.), 28:29
Zuschauer:
750 (Borlänge, Schweden)

Schweden trennt sich von Slowenien unentschieden

Schweden erreichte zum Auftakt gegen Slowenien nur ein 31:31 unentschieden. 30 Sekunden vor dem Abpfiff hatten die Schweden den Ball und hätten das Spiel für sich entscheiden könnten, zeigten sich laut schwedischer Presse aber nervös und passiv und verloren so einen Punkt. Bester Schütze für Schweden war Marcus Ahlm mit sechs Toren.

16.11.04, Di., 20.45: Schweden - Slowenien: 31:31 (14:17)

Schweden:
Larholm (6), Ahlm (6), Källman (5), Andersson (4), Vranjes (4), Pettersson (3), Seifert (2), Martin Boquist (1)
Slowenien:
Rutenka (9), Kavticnik (4), Zorman (4), Brumen (3), Backovic (2), Ficko (2), Zvizej (2), Ostir (1), Jovicic (1), Natek (1), Tomsic (1), Mlakar (1)
Zuschauer:
5052 (Stockholm, Schweden)

 

Deutschland nach Sieg über Ungarn im Halbfinale

Deutschland steht nach einem 30:29 (20:11)-Sieg über Ungarn vorzeitig im Halbfinale. Vor 500 Zuschauern waren erneut Holger Glandorf von der HSG Nordhorn (8) und der Lemgoer Florian Kehrmann (7) beste Werfer im Team von Bundestrainer Heiner Brand. Sebastian Preiß erzielte drei Tore. "Wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war nicht normal. Es ist erstaunlich, wie gut unser neuer Mittelblock schon steht. Daniel Stephan und Frank von Behren bemühen sich sehr in der Führungsrolle. Sie sind immens wichtig für diese junge Mannschaft", sagte Brand.

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht der Kieler Nachrichten.

17.11.04, Mi., 18.30: Ungarn - Deutschland: 29:30 (11:20)

Ungarn:
Fazekas, Mikler; Csaszar, Ilyes (4), Tamasz Ivancsik (1), Gal (4), Gergö Ivancsik (5), Tombor (5/3), Frey (1), Herbert, Vadkerti (1), Josza, Laluska (8), Bakos
Deutschland:
Bitter (SC Magdeburg), Lichtlein (TV Großwallstadt); von Behren (VfL Gummersbach/3), Theuerkauf (SC Magdeburg/1), Grafenhorst (SC Magdeburg), Glandorf (HSG Nordhorn/8), Preiß (THW Kiel/3), Behrends (SG Wallau-Massenheim/1), Kaufmann (Concordia Delitzsch), Schröder (TuS N-Lübbecke/2), Grimm (SG Wallau-Massenheim), Stephan (TBV Lemgo/4/2), Kehrmann (TBV Lemgo/7), Sprenger (SC Magdeburg/1); Trainer: Brand
Zeitstrafen:
Ungarn: 3;
Deutschland: 2
Schiedsrichter:
Nilsson/Hakansson (SWE)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 3:3, 3:7, 5:10, 6:13 (19.), 7:15, 11:20;
2. Hz.: 14:20, 15:23 (37.), 16:24, 19:25 (44.), 22:25, 24:26, 26:29, 29:29, 29:30
Zuschauer:
500 (Ludvika, Schweden)

Schweden schlägt Kroatien

Im zweiten Spiel konnte Schweden Kroatien mit 25:24 (12:13) bezwingen. Beste Schützen bei den Skandinavieren waren Jonas Larholm (7) und Johan Pettersson (6).

17.11.04, Mi., 20.45: Schweden - Kroatien: 25:24 (12:13)

Torschützen Schweden:
Larholm (7), Pettersson (6), Boquist (3), Vranjes (3), Andersson (2), Ahlm (2), Franzen (1), Lindahl (1)
Torschützen Kroatien:
Dzomba (10), Balic (5), Metlicic (4), Sprem (3), Dominikovic (1), Ivankovic (1)
Zuschauer:
3835 (Jönköping, Schweden)

 

Deutschland verliert gegen Frankreich

Ohne Spielmacher Daniel Stephan unterlag Deutschland Frankreich mit 21:28 (14:13). "Das Erreichen des Halbfinales ist für diese neue und junge Mannschaft ein Erfolg", sagte Stephan.

Lesen Sie auch das KN-Interview mit Stephan.

Lesen Sie auch den KN-Artikel über Sebastian Preiß.

Lesen Sie auch den ausführlichen Bericht der Kieler Nachrichten.

18.11.04, Do., 20.45: Deutschland - Frankreich: 21:28 (14:13)

Deutschland:
Bitter, Lichtlein; von Behren (3/1), Theuerkauf, Grafenhorst, Glandorf (1), Tiedtke (2), Behrends (3), Hegemann (2/1), Kaufmann, Schröder (5), Grimm (2), Kehrmann (2), Sprenger (1)
Frankreich:
Ploquin, Karaboue, Omeyer; Fernandez (2), Dinart (2/1), Burdet (1), Narcisse (2), Girault (3/2), Kempe (2), Junillon (5), Abati (6/1), Giugou (1), Dole (2), Bosquet (2)
Zeitstrafen:
Deutschland: 2;
Frankreich: 2
Schiedsrichter:
Nilsson / Hakansson (SWE)
Spielfilm:
1. Hz.: 6:3 (9.), 10:8 (20.), 14:13;
2. Hz.: 19:23 (50.), 21:28
Zuschauer:
750 (Borlänge, Schweden)

Schweden schlägt Dänemark

Im dritten Spiel gelang Schweden ein 30:27-Sieg über Dänemark. Bester Schütze war einmal mehr Jonas Larholm (9).

18.11.04, Do., 20.45: Schweden - Dänemark: 30:27 (16:11)

Schweden:
Larholm (9), Seifert (6), Arrhenius (5), Boquist (3), Linders (3), Andersson (2), Lindahl (2)
Dänemark:
Christiansen (8), Knudsen (6), Stryger (3), Jeppesen (2), Boldsen (2), Bjerre (1), Laen (1), Jörgensen (1), Gjessing (1), Jakobsen (1), Madsen (1)
Zuschauer:
4387 (Jönköping, Schweden)

 

Deutschland verliert gegen Schweden

Durch eine 23:27 (11:13)-Niederlage gegen Gastgeber Schweden vor 6000 Zuschauern in Göteborg hat Deutschland das Finale des World Cups verpasst. Sebastian Preiß war mit fünf Toren bester deutscher Werfer. Für Schweden traf Jonas Larholm (6/1) am besten. Bundestrainer Heiner Brand musste gegen Schweden kurzfristig auf Daniel Stephan (Verletzung am Arm) verzichten. Das Fehlen des Lemgoers machte sich dann im Angriffsspiel des DHB deutlich bemerkbar.

"Schweden hat verdient gewonnen, weil wir zu viele technische Fehler gemacht haben. Insgesamt bin ich aber nicht unzufrieden, denn es war nach dem Ausfall von Daniel Stephan eine schwierige Situation", bilanzierte Brand.

20.11.04, Sa., 17.00: Schweden - Deutschland: 27:23 (13:11)

Schweden:
T. Svensson, Ohlander (n.e.); Boquist (2), Linders (1), Arrhenius, Andersson (5), Källman (4), Franzen, Pettersson (4/3), Lindahl (3), K. Svensson, Ahlm (1), Larholm (6/1), Vranjes (1); Trainer: Linnell
Deutschland:
Bitter (n.e.), Lichtlein; von Behren (4/3), Grafenhorst, Glandorf (4), Kaufmann, Preiß (5), Tiedtke (1), Behrends, Hegemann, Schröder (1), Grimm, Stephan (n.e.), Kehrmann (5), Sprenger (3); Trainer: Brand
Siebenmeter:
Schweden: 8/4 (Pettersson, Larholm (zweimal) und Vranjes vergeben, Lichtlein pariert zweimal);
Deutschland: 4/3 (Hegemann verwirft)
Zeitstrafen:
Schweden: 4 (Boquist, Andersson, Franzen, Larholm);
Deutschland: 4 (zweimal von Behren, Preiß, Grimm)
Schiedsrichter:
Hansen / Gjerding (DEN)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3, 3:3, 3:4 (6.), 5:4, 5:5 (9.), 8:5 (12.), 8:8 (15.), 9:8, 9:9 (17.), 11:9 (22.), 11:10, 12:10, 12:11 (25.), 13:11;
2. Hz.: 14:11, 14:12, 15:12 (36.), 15:14 (38.), 16:14, 16:15, 18:15 (42.), 18:17, 19:17, 19:18 (46.), 23:18 (50.), 23:19, 24:19, 24:20 (54.), 25:20, 25:22 (57.), 27:22, 27:23
Zuschauer:
6000 (Göteborg, Schweden)

 

Deutschland verliert gegen Frankreich

Ohne Daniel Stephan, Frank von Behren und Florian Kehrmann verlor das verjüngte Team von Heiner Brand das Spiel um Platz drei mit 27:34 (14:16) gegen Frankreich. Michael Hegemann (Düsseldorf/6) und Tobias Schröder (Lübbecke/6/1) waren die besten deutschen Schützen.

Weitere Informationen folgen...

21.11.04, So., 15.00: Deutschland - Frankreich: 27:34 (14:16)

Frankreich:
Karaboue, Omeyer; Fernandez, Dinart, Burdet, G. Gille, Narcisse (4), Girault, Kempe (6), Junillon (5), Abati (6), Giugou (11/4), Dole (2/1), Bosquet
Deutschland:
Bitter (SC Magdeburg), Lichtlein (TV Großwallstadt); Theuerkauf (SC Magdeburg, 2), Grafenhorst (SC Magdeburg), Glandorf (HSG Nordhorn, 4), Tiedtke (SG Wallau-Massenheim, 2), Behrends (SG Wallau-Massenheim), Hegemann (HSG Düsseldorf, 6), Kaufmann (Concordia Delitzsch), Schröder (TuS N-Lübbecke, 6/1), Grimm (SG Wallau-Massenheim, 2/2), Kehrmann (TBV Lemgo), Sprenger (SC Magdeburg/5); Trainer: Brand
Zeitstrafen:
Frankreich: 4;
Deutschland: 4
Schiedsrichter:
Nilsson / Hakansson (SWE)
Zuschauer:
3000 (Göteborg, Schweden)

 

Schweden Turniersieger

Schweden hat mit einem 27:23 (15:11)-Finalsieg über Dänemark den World Cup gewonnen. Beim Stand von 24:22 für den Gastgeber zeigte Keeper Ohlander tolle Paraden und Schweden zog durch Tore von Arrhenius und Boquist vorentscheidend auf 26:22 davon.

21.11.04, So., 17.00: Schweden - Dänemark: 27:23 (15:11)

Schweden:
Ohlander, Andersson; Boquist (5), Linders (4), Arrhenius (5), Andersson (1) Källman (3), Franzen, Pettersson, Linden, Lindahl, K. Svensson, Seifert (6/5), Larholm (4)
Dänemark:
Hvidt, Henriksen; Bjerre (2), Laen (3), Jörgensen, Gjessing, Christiansen (6/1) Boldsen (1), Eggert-Jensen, Jakobsen (3), Jacobsen, Stryger (5/1), Lindberg, Jeppesen (2), Madsen (1)
Zuschauer:
7482 (Göteborg, Schweden)

Spielplan

Gruppenspiele
16.11.04, Di. - Gruppenphase, 1. Spieltag
Gruppe A18.30 in Stockholm Kroatien-Dänemark :23:29 (7:15)
Gruppe B18.30 in Borlänge Island-Deutschland :28:29 (13:15) Bericht | Statistik
Gruppe A20.45 in Stockholm Schweden-Slowenien :31:31 14:17 Bericht | Statistik
Gruppe B20.45 in Borlänge Frankreich-Ungarn :26:23 (13:11)
17.11.04, Mi. - Gruppenphase, 2. Spieltag
Gruppe A18.30 in Jönköping Slowenien-Dänemark : 26:37 (14:16)
Gruppe B18.30 in Ludvika Ungarn-Deutschland :29:30 (11:20) Bericht | Statistik
Gruppe A20.45 in Jönköping Schweden-Kroatien : 25:24 (12:13) Bericht | Statistik
Gruppe B20.45 in Ludvika Island-Frankreich :29:38 (13:19)
18.11.04, Do. - Gruppenphase, 3. Spieltag
Gruppe A18.30 in Jönköping Kroatien-Slowenien : 28:33 (12:16)
Gruppe B18.30 in Borlänge Ungarn-Island : 29:33 (12:18)
Gruppe A20.45 in Jönköping Schweden-Dänemark :30:27 (16:11) Bericht | Statistik
Gruppe B20.45 in Borlänge Deutschland-Frankreich : 21:28 (14:13) Bericht | Statistik
Tabellen
Tabelle Gruppe A
PlatzNationPunkteTore
1.Schweden5:186:82
2.Dänemark4:293:79
3.Slowenien3:390:96
4.Kroatien0:686:86

Tabelle Gruppe B
PlatzNationPunkteTore
1.Frankreich6:072:72
2.Deutschland4:280:85
3.Island2:462:67
4.Ungarn0:679:89

Finalspiele
20.11.04, Sa. - Halbfinale und Platzierungsspiele
1. Platzierungsspiel13.00 in Göteborg Slowenien-Ungarn : 30:24 (18:11)
2. Platzierungsspiel15.00 Kroatien-Island : 30:31 (18:16)
1. Halbfinale 17.00 Schweden-Deutschland : 27:23 (13:11) Bericht | Statistik
2. Halbfinale 19.00 Dänemark-Frankreich :26:25 (11:13)
21.11.04, So. - Finalspiele
Spiel um Platz 711.00 in Göteborg Ungarn-Kroatien : 28:26 (9:9)
Spiel um Platz 513.00 Slowenien-Island : 24:39 (18:18)
Spiel um Platz 315.00 Deutschland-Frankreich :27:34 (14:16) Bericht | Statistik
Finale 17.00 Schweden-Dänemark : 27:23 (15:11) Bericht | Statistik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2004:

Brands Krabbelgruppe feierte ihren ersten Sieg

Beim 29:28 über Island hatte der Kieler Sebastian Preiß "richtig Spaß"
Borlänge - Auch die Krabbelgruppe der deutschen Handball-Nationalmannschaft versteht ihr Fach. Mit 29:28 (15:13) besiegte das stark verjüngte Team von Heiner Brand Island und feierte beim ersten Gruppenspiel um den World Cup in Schweden gleich den ersten Sieg.

Zur gleichen Zeit unterlag in der Gruppe A Kroatien den Dänen mit 23:29 (13:15).

Jugend forscht hieß also im Auftaktspiel der Gruppe B auf beiden Seiten das Motto in der Maserhallen von Borlänge, einem 50000-Seelen-Städtchen 450 Kilometer nordwestlich von Göteborg. In der offensiven Abwehr der Isländer, Brand sollte sie später "afrikanisch" nennen, fanden die Deutschen viel Platz für schöne Angriffe. "Unsere Grundspielzüge haben die Neuen nach zwei Trainingseinheiten schon ganz gut begriffen", lobte Rechtsaußen Florian Kehrmann.

Ein gutes Spiel lieferte besonders der Kieler Sebastian Preiß ab, der mit Frank von Behren einen passablen Mittelblock abgab und vorne ohne Fehlwurf sechsmal traf. "Das hat heute richtig Spaß gemacht." Unerschrocken spielte auch der Nordhorner Holger Glandorf auf, der mit sieben Treffern maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte. Unentschieden endete das Duell der beiden Torhüter Johannes Bitter und Carsten Lichtlein, die beide eine solide Halbzeit abspulten.

Hätten die Deutschen dem mit acht Bundesliga-Profis angetretenen Gegner nicht großzügig zahlreiche Abpraller überlassen - die Partie wäre frühzeitig entschieden gewesen. So spülten die zahlreichen Konzentrationsschwächen vor allem Robert Gunnarsson immer wieder ins Rampenlicht. Der siebenfache Torschütze wurde am Ende als bester Isländer ausgezeichnet. Eine Ehre, die er der deutschen Abwehr verdankte. Als es in der Schlussphase noch einmal eng wurde, setzte Brand wieder von Behren im Abwehrzentrum ein. Mit dem Gummersbacher, der vorne allerdings blass blieb, kehrte wieder Stabilität ein.

Gut klappte schließlich auch die offensive Abwehr mit dem quirligen Magdeburger Yves Grafenhorst als Störenfried. Beim Stande von 28:26 drei Minuten vor Schluss hielt Bitter zudem einen Strafwurf - alles schien entschieden. Doch da zeigte sich, wie viel Übermut noch in der Brand-Truppe steckt, in der erst vier Spieler ihren 26. Geburtstag feierten. Der 20-jährige Grafenhorst warf in Unterzahl leichtfertig einen Ball neben das Tor und Island damit ins Spiel zurück. Der Routine von Kehrmann ("alle Jungen haben gezeigt, dass sie wollen") und der Urgewalt von Glandorf verdankten es die Deutschen schließlich, dass sie vor den schweren Gruppenspielen gegen Ungarn (heute, 18.30 Uhr) und Frankreich (morgen, 20.45 Uhr) schon einmal einen Grundstein gelegt haben. "Das war nicht schlecht für den Anfang", atmete auch Heiner Brand durch. "Wir haben den Isländern zu viele Bälle geschenkt, aber das wissen meine Jungs auch selbst."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2004:

Bundestrainer kritisiert Wettkampfkalender der Handball-Profis

Borlänge - Handball-WM 2005 in Tunesien - und Henning Fritz ist nicht dabei. Ein Gedanke, an den sich auch Heiner Brand noch gewöhnen muss. "Das ist ein enormer Ausfall. Die Leistungen, die er bei den letzten vier großen Turnieren gebracht hat, sprechen für sich." Allerdings hat der Bundestrainer Verständnis davor, dass sein Nationaltorhüter Nummer eins den World-Cup und die WM (24. Januar bis 6. Februar) absagte, weil er sich im Januar am Ellenbogen operieren lässt.

Brand hofft nur, dass dieser OP-Termin auch der sinnvollste für den Sportler Fritz ist, der im Dezember noch ein hartes Programm für seinen Verein THW Kiel absolvieren muss: "Im Vordergrund müssen die Gesundheit und die weitere Karriere des Spielers stehen." Fritz, der im Januar zum zweiten Mal Vater wird, hält die Belastung in den nächsten Wochen für machbar: "Ich habe zwar Schmerzen. Aber das lässt sich noch aushalten." Heiner Brand hat gelernt, dass sich die Nationalspieler im Zweifel zu Gunsten ihres Klubs entscheiden: "Ich weiß, dass einer wie Fritz die WM gerne gespielt hätte. Er verdient sein Geld aber in Kiel und steckt so in einer Zwickmühle."

Weniger Verständnis habe er aber für die Klubs, die immer wieder einfordern, dass die Nationalmannschaft international ganz oben steht. "So passt das nicht zusammen." Brand will deshalb mit den Vereinen über die Quelle der zahlreichen Verletzungen, den zu vollen Wettkampfkalender, reden. Neben der Größe der Bundesliga bietet da, so Brand, auch die aufgepustete Champions League reichlich Gesprächsbedarf. Brands Credo: "Das ist doch nur ein EHF-Pokal mit Beteiligung der Landesmeister." Die Idee, mit dem Lemgoer Christian Ramota einen erfahrenen Keeper für den World-Cup nachzunominieren, kam Brand nicht: "Was er kann, das weiß ich doch." Deshalb war es ihm wichtiger, mit Carsten Lichtlein (Großwallstadt) und Johannes Bitter (Magdeburg) zwei junge Torhüter in Schweden zu testen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2004:

Glandorf hätte auch aus der Küche getroffen

Deutsche Handballer nach 30:29 gegen Ungarn im World-Cup-Halbfinale
Ludvika - Mit 30:29 (20:11) gewann die deutsche Handball-Nationalmannschaft gestern Abend gegen Ungarn auch das zweite Gruppenspiel beim World Cup in Schweden. Damit hat sich das Team von Bundestrainer Heiner Brand bereits vorzeitig für das Halbfinale des Acht-Nationen-Turniers qualifiziert, das am Sonnabend in Göteborg ausgetragen wird.

Mit einer grandiosen ersten Halbzeit legten die Deutschen den Grundstein für einen hochverdienten Sieg gegen den Olympia-Vierten. Vor allem Holger Glandorf ließ den ungarischen Nationaltrainer Laszlo Skaliczky immer wieder verzweifelt durch sein Haupthaar streichen. Die Statistik des Linkshänders auf der Position von Christian Zeitz war wahrlich beeindruckend: Acht Tore warf der 21-Jährige selbst, fünf weitere bereitete er vor. Es dauerte bis zur 27. Minute, ehe sich die ratlosen Ungarn über seinen ersten Fehlwurf freuen durften. "Das war unglaublich", hatte der Nordhorner sich selbst auch noch nie so erlebt, "heute hätte ich auch aus meiner Küche aufs Tor werfen können, der Ball wäre drin gewesen." Nach der Pause zeigte der Schlaks menschliche Züge, machte einige leichte Fehler und fand sich fortan nur noch in der Abwehr wieder.

Zudem drehte Heiner Brand nun kräftig am Personalkarussell. Mit Wiederbeginn kam die Magdeburger Rasselbande zum Zuge. Neben Yves Grafenhorst (20) und Christian Sprenger (21) feierte Kreisläufer Christoph Theuerkauf (20) sein Debüt in der Nationalmannschaft. "Das war allerdings steigerungsfähig", meinte "Theuer" trocken, dem wie seinen Vereinskollegen nicht viel gelang. Während Brand den Nachwuchs des SC Magdeburg nach und nach wieder einsammelte, erwachten die Ungarn zum Leben. Gegen eine löchrige deutsche Abwehr und einen Torwart Carsten Lichtlein, der das Niveau seines Vorgängers Johannes Bitter nicht erreichte, robbten sie sich Tor für Tor heran. Besonders "Wurfturm" Balazcs Laluska und der 115-Kilo-Klotz am Kreis, Gyula Gal, stellten die Deutschen vor große Probleme. Zudem lief im Angriff nicht mehr viel zusammen.

"Die erste Halbzeit war überragend. Danach haben wir viele leichte Fehler gemacht", erkannte Kapitän Daniel Stephan. Als der DHB-Auswahl beim 29:29 in der Schlussphase die Felle davon zu schwimmen drohte, fasste sich ein weiterer Routinier ein Herz: Frank von Behren schmetterte den Ball zum knappen Sieg in die Maschen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2004:

Die Franzosen und das "Athen-Syndrom"

Borlänge - Bertrand Gille rieb sich verwundert die Augen, als er die deutschen Handballer am Dienstag im ersten Gruppenspiel gegen Island siegen sah. "Das ist nicht die Mannschaft, die ich gewohnt bin. Junge Talente, die aber mit viel Tempo und Risiko spielen", meinte der Franzose in Diensten des HSV Hamburg, dessen fließend Deutsch auch bei Wortknoten wie "Muskelfaserriss im Fingerbeuger des linken Unterarms" nicht streikt.

Trotz dieser Verletzung begleitete er sein Nationalteam zum Krisengipfel in die schwedische Einsamkeit: "Wir wollten hier eine Bilanz der Olympischen Spiele ziehen." Und die, so Gille, sei nach dem Viertelfinal-Aus gegen Russland nicht positiv ausgefallen. Tagelang hätten sie intensiv über das Athen- Syndrom geredet, meinte der frühere Welthandballer: "Das war ein besonders wichtiges Spiel. Die Russen können mit solchen Situationen umgehen, wir nicht. Als Mannschaft waren wir ganz schlecht."

Derzeit ist völlig unklar, mit welchem Personal die Franzosen bei der WM 2005 in Tunesien einen neuen Anlauf nehmen wollen. "Einige ältere Spieler überlegen gerade, ob sie noch weitermachen", sagte Gille über Routiniers wie Jackson Richardson, Gueric Kervadec oder Gregori Anquetil, die zumindest für den World Cup absagten. Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Deutschland (morgen, 20.45 Uhr) ist dem 26-Jährigen dennoch nicht bange, obwohl der Einsatz seines Bruders Guillaume (Knöchelprobleme) unsicher ist und mit dem verletzten Nikola Karabatic (Montpellier) ein weiterer Star gar nicht erst anreiste. "Das gewinnen wir."

Nach den drei Gruppenspielen wird sich entscheiden, wer bei dem Acht-Nationen-Turnier am Wochenende in Göteburg um den Titel spielen darf. Dann ist Bertrand Gille aber schon längst wieder zurück in Hamburg, wo nach den endlosen Querelen um seinen HSV inzwischen zumindest auf den Spielerkonten Ordnung herrschen soll: "Alles bestens. Wir bekommen unser Gehalt pünktlich."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2004:

Leitwolf hat Spaß mit den jungen Leuten

Daniel Stephan vermisst aber auch seine alten Kumpels
Mit Handball-"Leitwolf" Daniel Stephan sprach Wolf Paarmann

Borlänge - Nach dem Rücktritt von Klaus-Dieter Petersen (Kiel), Volker Zerbe, Christian Schwarzer (beide Lemgo) und Stefan Kretzschmar (Magdeburg) ist "Leitwolf" Daniel Stephan einer der letzten "Alten" in der runderneuerten Handball-Nationalmannschaft, die beim World Cup in Schweden vorzeitig das Halbfinale erreichte.

Kieler Nachrichten:
Herr Stephan, haben Sie nach der verpassten Goldmedaille in Athen auch an Rücktritt gedacht?
Daniel Stephan:
Ja. In der Nacht nach dem Finale wollte ich aufhören. Ich war mental ganz schön mitgenommen. Die gewaltige Anspannung, gerade nach diesem irren Spanien-Spiel, fiel auf einmal von mir ab. Da hatte ich wirklich keine Lust mehr.
Kieler Nachrichten:
Was hat Sie bewogen, Ihre Karriere doch fortzusetzen?
Daniel Stephan:
Ich habe viele tolle Erfolge mit der Nationalmannschaft gefeiert und damit auch eine gewisse Verantwortung übernommen. Ich wollte mich nicht davon schleichen. Ich bin erst 31 Jahre alt und bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking will ich noch spielen.
Kieler Nachrichten:
Der Magdeburger Stefan Kretzschmar ist auch erst 31 Jahre alt und trotzdem zurückgetreten. Haben Sie dafür Verständnis?
Daniel Stephan:
Ich respektiere es, nachvollziehen kann ich es nicht. Er sagt, er hätte müde Knochen. Die haben wir alle. Er steht noch voll im Saft und wäre für die WM 2007 im eigenen Land als Spieler und Person wichtig gewesen.
Kieler Nachrichten:
Wie fühlt sich das erste Turnier nach Athen an?
Daniel Stephan:
Komisch. Auf der einen Seite bin ich ein bisschen einsam, weil mir meine alten Kumpels fehlen. Andererseits macht mir diese Rolle, den jungen Leuten zu helfen, auch viel Spaß. Verantwortung habe ich auch schon früher gerne übernommen. Diese Last müssen aber mehrere tragen. Deshalb ist es schade, dass Henning Fritz bei der WM nicht dabei ist und vielleicht auch mein Vereinskollege Markus Baur nach seiner Operation fehlen wird.
Kieler Nachrichten:
Was trauen Sie der neuen Mannschaft zu?
Daniel Stephan:
Einiges. Mit Christian Zeitz und Pascal Hens kommen noch zwei wichtige Leute dazu. Sorgen bereitet mir nur die Abwehr, die nach Olympia komplett durcheinander gewirbelt wurde. Aber wenn die steht, so wie hier bei den ersten Spielen, dann machen wir schon unsere Tore. Wir haben uns weltweit ein gutes Standing erarbeitet, viele Teams spielen nicht gerne gegen uns. Das soll auch so bleiben.
Kieler Nachrichten:
Was haben Sie die ersten Tage beim World Cup erlebt?
Daniel Stephan:
Dieser Lehrgang ist mit den vielen jungen Spielern schon außergewöhnlich. Die sind zwar alle noch ein bisschen schüchtern. Aber sie haben einen guten Charakter und ziehen voll mit. Fünf Spiele in einer Woche sind aber eindeutig zu viel. Da müssen die Verantwortlichen endlich einmal erkennen, dass der Handball sich in den letzten Jahren verändert hat. Er ist viel athletischer und kraftraubender geworden. Bei dem Terminkalender, den besonders die Nationalspieler haben, kommen Verletzungen nicht von ungefähr.
Kieler Nachrichten:
Mit dem gebürtigen Ukrainer Oleg Velyky von TuSEM Essen, der inzwischen einen deutschen Pass besitzt, gibt es im Rückraum nun eine neue Alternative. Oder nicht?
Daniel Stephan:
Sicher. Mit seiner Erfahrung kann er uns natürlich helfen. Weniger gut finde ich, dass es im Handball möglich ist, für zwei Nationalmannschaften zu spielen. Das ist im Fußball besser geregelt. Dafür kann der Spieler allerdings nichts. Wir Lemgoer haben auf jeden Fall beschlossen, ihn nicht Oleg zu nennen. Für uns wird er Olaf heißen.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2004:

Nicht um jeden Preis gewinnen

DHB im Halbfinale gegen Schweden
Göteborg - Knapp 7000 Zuschauer werden im Scandinavium erwartet, wenn sich heute (17 Uhr) Deutschland und Schweden im Halbfinale um den World Cup treffen. Das Fernsehen überträgt live mit Staffan Olsson als Experten. Ein ungewohnter Rahmen für das Team von Heiner Brand, das in den drei Spielen der Gruppe B in Borlänge und Ludvika bisher in Turnhallen versteckt wurde.

"Gegen den Gastgeber zu spielen, macht immer am meisten Spaß. Da ist gute Stimmung garantiert", freute sich auch Florian Kehrmann über den unerwarteten Gegner. Schließlich hatten alle nach dem 21:28 (14:13) gegen Frankreich mit den Dänen gerechnet. Doch Schweden löste die als Nationalmannschaft getarnte SG Flensburg mit einem 30:27 (16:11)-Erfolg noch als Erster der Gruppe A ab. "Vielleicht hatten sie Probleme mit der Motivation", räumte Johan Pettersson (THW Kiel) ein. "Aber die haben nach zehn Minuten ihre besten Leute eingewechselt und durchspielen lassen." Als Joachim Boldsen, Lars Christiansen & Co kamen, lag Dänemark bereits 1:7 zurück.

Verlieren will keiner bei diesem Acht-Nationen-Turnier, aber auch nicht um jeden Preis gewinnen. So wie die Deutschen, die nach einer starken ersten Halbzeit gegen Frankreich am Ende auseinander fielen. Heiner Brand rotierte diesmal Daniel Stephan (Lemgo) und Sebastian Preiß (Kiel) auf die Tribüne, setzte erstmals durchgehend auf eine 5:1-Abwehr und drückte zudem Frank von Behren den Taktstock in die Hand. Der Gummersbacher sorgte zwar einmal für große Verwirrung, als er einen Spielzug ansagte, den nur seine Vereinskameraden kennen. Doch sonst hatte der 28-Jährige die Fäden gut im Griff. Selbstbewusst spielten die jungen Deutschen gegen eine französische Mannschaft auf, die noch zehn Olympia-Teilnehmer in ihren Reihen und mehr als 1400 Länderspiele auf dem Buckel hatte. Eine geringere Fehlerquote und der Europameister hätte zur Pause schon auf einem dicken Polster sitzen können. "Wir können auch ohne Stephan mithalten", nahm Brand als Erkenntnis mit. Als er dann aber noch von Behren auf die Bank setzte, taten sich im Angriff zwar viele Wege auf, eine gemeinsame Richtung hatten sie aber nicht mehr. Nur sieben Tore in einer Halbzeit, in den letzten zehn Minuten gar nur eines - die Bilanz wurde finster.

Für Brand spielte die Niederlage nur eine Nebenrolle. "Ich will hier erste Anzeichen entdecken, wen ich für die WM nominieren könnte." Geht es danach, zählen vor allem Preiß und Glandorf zu den Gewinnern. Der Kieler spielt im Mittelblock solide, Glandorf deutete mit acht tollen Toren in einer unglaublichen Halbzeit gegen Ungarn an, was in ihm steckt. "Aber auch für ihn ist nicht jeder Tag ein Sonntag", nahm Brand den erst 21-jährigen Linkshänder in Schutz. Von ihm und dem Kieler Christian Zeitz, der am Donnerstag seinen 24. Geburtstag feierte, erwartet er sich einen heißen Konkurrenzkampf. "Zeitz hat im Verein inzwischen bewiesen, dass er auf dieser Position auch spielen kann, ohne nach dem ersten Pass gleich aufs Tor zu werfen." Und ein paar verrückte Aktionen, so Brand, seien auch in der Nationalmannschaft durchaus erwünscht.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2004:

Setzt Brand fürs WM-Tor auf die Jugend?

Der Bundestrainer spekuliert mit Lichtlein und Bitter
Borlänge - Nach der Absage von Henning Fritz für die Handball-WM werden im Tor der Nationalmannschaft die Karten neu gemischt. Ein Bube, der in Tunesien (23. Januar bis 6. Februar) stechen könnte, ist Carsten Lichtlein. Nach fünf Jahren in Diensten des TV Großwallstadt wechselt der 24-Jährige nun zum TBV Lemgo, wo er die Nachfolge von Christian Ramota antreten soll.

Möglich, dass der Junggeselle auch dessen Erbe im Nationalteam antritt. "Für mich war für diese WM nur Fritz gesetzt", überlegt Bundestrainer Heiner Brand sogar, mit Lichtlein und dem Magdeburger Johannes Bitter ganz auf die Jugend zu setzen. "Wenn man diese WM als Durchgangsstation versteht, bietet sich das eigentlich an." Hobby-Golfer Lichtlein selbst glaubt nicht daran: "Zumindest einen erfahrenen Torhüter hat er bisher immer mitgenommen."

Das große Talent des gebürtigen Würzburgers hatte zuletzt auch Interesse in Gummersbach und Flensburg geweckt. Lichtlein, dessen Vater Artur mit Großwallstadt 1973 die letzte Großfeldmeisterschaft gewann, schaute sich auch diese beiden Adressen genau an. "In Flensburg hatte ich das Gefühl, dass mich Trainer Kent-Harry Andersson nicht wirklich wollte. Da war Volker Mudrow in Lemgo anders davor." Außerdem war sich der angehende Steuerfachangestellte sicher, dass die Flensburger Torwart-Ikone Jan Holpert noch "bis zum Umfallen" weiter spielen würde.

In Lemgo hat Lichtlein nicht nur einen kurzen Draht zur Nationalmannschaft, sondern auch die Möglichkeit, nebenbei in einer Steuerkanzlei zu arbeiten. "Die Gesetze ändern sich sehr schnell, da muss ich auf dem Laufenden bleiben." Außerdem könne er so nach einem schlechten Spiel am besten auf andere Gedanken kommen. So büffelt der 2,02-Meter-Hüne auch während des World Cups in jeder freien Minute das Steuer-Einmaleins, um Mitte Dezember seine Ausbildung erfolgreich zu beenden. Gut möglich, dass im Januar seine erste schwere Prüfung im Tor der Nationalmannschaft ansteht.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.11.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2004:

Start in die Zukunft geglückt

Schwedens Youngster gewannen World Cup - Deutscher Jugendstil mit Platz vier belohnt
Göteborg/Kiel - Wer vor dem World Cup in Schweden auf die Gastgeber wettete, bekam nach dem Finale nur seinen Einsatz zurück. Das Team von Kapitän Marcus Ahlm setzte sich gestern vor 7000 Zuschauern im Scandinavium von Göteborg mit 27:23 (14:12) gegen den Erzrivalen Dänemark durch und wiederholte den Sieg aus der Gruppenphase. "Wir haben gezeigt, dass der erste Erfolg kein Zufall war", sagte Schwedens THW-Ass Ahlm, "unser Turniersieg war verdient."

Das junge Ensemble des Gastgebers bewies vor 7000 Zuschauern im Scandinavium, dass auch die Zeit nach Staffan Olsson, Magnus Wislander und anderen anderen schwedischen Goldschürfern eine erfolgreiche werden kann. Die ehemaligen Zebras wurden in der Final-Halbzeit endgültig verabschiedet. Bengt Johannsson, Trainer-Ikone der Skandinavier, entließ seine "Oldies" mit einer bewegenden Abschiedsrede in den Nationalmannschafts-Ruhestand.

Schweden, die vom Handball-Bundesligisten THW Kiel bezahlt werden, hatten nicht viel Zeit, sich über den Turnierverlauf zu freuen. Wenige Minuten nach dem Finale stachen Martin Boquist, Johan Pettersson, Mattias Andersson, Marcus Ahlm und Stefan Lövgren mit der Fähre in See, um sich heute gemeinsam mit den Klubkameraden auf das Heimspiel gegen den SC Magdeburg (morgen, 20 Uhr, live im DSF) vorzubereiten.

Sebastian Preiß oben,  Marcus Ahlm am Boden, und  Martin Boquist (re.) schaut zu. Die THW-Akteure waren beim World-Cup ausnahmsweise eine Woche lang Gegner.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sebastian Preiß oben, Marcus Ahlm am Boden, und Martin Boquist (re.) schaut zu. Die THW-Akteure waren beim World-Cup ausnahmsweise eine Woche lang Gegner.
Mit an Bord war Sebastian Preiß, der mit dem jungen deutschen Nationalteam am Sonnabend im Halbfinale gegen Schweden (22:27) und gestern beim Ringen um Platz drei mit dem 27:34 (14:16) gegen Frankreich noch zweimal Lehrgeld zahlte. So nahm Bundestrainer Heiner Brand zwar viele neue Erkenntnisse von dem Acht-Nationen-Turnier mit, aber noch keine neue Mannschaft für die WM in Tunesien (23. Januar bis 6. Februar).

"Ich glaube nicht, dass die Deutschen da eine große Rolle spielen", sieht der Däne Nikolaj Jacobsen den Europameister erst in zwei Jahren wieder im Konzert der Großen. Den World Cup begleitete der ehemalige Linksaußen des THW Kiel, den ein müdes Knie und eine angerissene Achillessehne plagen ("es geht zu Ende mit mir") als Experte für das dänische Fernsehen. Sein Fazit? "Das ist problematisch". Zwischen den Olympischen Spielen im Sommer und einer WM im Januar würden die Spieler sich hier nur schonen. Bestes Beispiel sei der Auftritt des Olympia-Siegers. Mit großen Namen angereist, bot Kroatien nur magere Kost. "Die hatten alle keinen Bock."

Ganz anders erlebte Nationaltorwart Johannes Bitter den World Cup. "Das ist eine tolle Veranstaltung. Die besten Spieler der Welt sind hier und gut organisiert ist es auch noch." Von Turnieren mit der Junioren-Auswahl sei er da einen ganz anderen Standard gewohnt. "Hier sind so viele junge Spieler mit ganz neuen Ideen", hatte auch Stefan Lövgren seinen Spaß. "Das ist richtig lustig." Gehandicapt durch seine Bänderdehnung erlebte der Schwede bei seinem Kurzbesuch in Göteborg, wie sich die Jugend um seinen Platz balgte. Besonders stark spielte dabei Jonas Larholm auf. "Hier können wir richtig viel ausprobieren. Außerdem ist es toll, solche Mannschaften als Gäste in unserer Heimat zu haben." Der 22-Jährige bewies einmal mehr sein außergewöhnliches Talent. "Ich will unbedingt in die Bundesliga. Kiel ist eine Option." Neben Kiel hat wohl Nordhorn und auch der dänische Spitzenklub FC Kopenhagen Interesse. Denkbar, dass Larholm seine Koffer auch erst in zwei Jahren packt. "Dann wäre ich als Person besser vorbereitet."

Was sein Klub, IK Sävehof, für den schwedischen Handball, ist Magdeburg für den deutschen - eine Talentschmiede, die Typen wie Yves Grafenhorst, Christoph Theuerkauf und Christian Sprenger bis in die Eingangshalle der Nationalmannschaft spülte. "Ich kann nicht glauben, dass ich hier wirklich dabei bin", meinte Grafenhorst. "Für uns Jungen war der Einstieg aber ganz einfach. Schließlich sind hier fasst alle neu." Als große Hilfe empfand der 20-Jährige dabei Kapitän Daniel Stephan (Lemgo), der auch abseits des Spielfeldes Eindruck machte, als er beim Kistenschleppen selbst Hand anlegte. Eine Aufgabe, die in jedem Handballteam den Benjaminen überlassen wird. "Das hätte es in Magdeburg nicht gegeben."

World Cup-Splitter
  • Schongang - Wegen Schmerzen im Wurfarm kam Daniel Stephan bei den letzten beiden Spielen nicht mehr zum Einsatz. Heute soll der Lemgoer einer Kernspintomographie unterzogen werden. Laut Nationalmannschaftsarzt Ulrich Dobler dürfte es sich dabei aber nicht um eine schwerwiegende Verletzung handeln. "Nach seiner Operation am Ellenbogen ist das jetzt wohl eher ein Anzeichen einer Überlastung."
  • Kleiderwart - Das Erscheinungsbild der deutschen Nationalmannschaft war nicht immer einheitlich. Der Pulli passte nicht zur Hose, die T-Shirts hatten nicht die gleiche Farbe. Ein Grund dafür war das Fehlen von Pascal Hens. Der Hamburger bekleidet das Ehrenamt des Kleiderwartes. Seine Aufgabe ist, jeweils den Spielern und Funktionären die richtige Kleiderwahl für den Tag anzusagen.
  • Comeback - Überlegt es sich Ausnahmetorwart Peter Gentzel, der eigentlich auf die WM 2005 verzichten wollte, anders? "Wir werden im Dezember noch einmal reden", meinte der neue schwedische Nationaltrainer Ingemar Linnell. Ohne Gentzel wären Tomas Svensson (HSV), Fredrik Ohlander (Minden) und der Kieler Mattias Andersson seine drei WM-Kandidaten.
  • All-Star-Team - Große Ehre für den Nordhorner Holger Glandorf. Eine Jury wählte den 21-jährigen Linkshänder ins All-Star-Team, das sich wie folgt zusammensetzt: Svensson - Larholm (beide Schweden), Christiansen, Knudsen (beide Dänemark), Dzomba (Krotien), Rutenka (Slowenien), Glandorf.

    (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2004)

     

    Aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2004:

    Christoph Theuerkauf setzt auf Magdeburger Nestwärme

    Borlänge - Als möglicher Nachfolger von Sebastian Preiß steht beim THW Kiel auch Christoph Theuerkauf auf der Wunschliste. Der Kreisläufer des Ligakonkurrenten SC Magdeburg erfüllt das Anforderungsprofil von Manager Uwe Schwenker, der auf der Suche nach jungen, deutschen Nationalspielern ist. "Das ehrt mich sehr. Der THW Kiel ist für jeden Handballer ein Traumverein", meint der 20-Jährige, der noch einen Vertrag bis zum Jahre 2005 beim SCM hat. "Aber für mich kommt Kiel noch zu früh."

    Er könne sich gut vorstellen, einmal Nachfolger von Marcus Ahlm zu werden. Als zweiter Kreisläufer hinter dem Schweden fühlt sich Familienmensch Theuerkauf derzeit noch zu grün hinter den Ohren. "In Magdeburg habe ich noch meinen Jugend-Bonus und wenn es schlecht läuft, einen kurzen Weg zu meinen Eltern und Freunden." Im professionellen Umfeld des zehnfachen deutschen Meisters würde ihm diese Nestwärme fehlen.

    Durch die Bandscheibenoperation von Sigfus Sigurdsson wurde Theuerkauf ins Rampenlicht gespült und machte dort gleich eine gute Figur. Flink am Kreis, lautstark in der Abwehr. "Im Mittelblock muss ich die Klappe aufreißen", meint der Junioren-Europameister, der als 17-Jähriger das Sportinternat verließ und nun in einer eigenen Wohnung Tür an Tür mit dem Vereinskollegen Yves Grafenhorst lebt. "Da muss es mir auch egal sein, ob neben mir ein Weltmeister steht." Lange Haare, Stirnband, eine große Portion Selbstbewusstsein und ein Spiel mit vielen Emotionen - "Theuer" ist ein Typ, der sich in Magdeburg schnell in die Herzen der Fans spielte. "Ich habe meinem Berater gesagt, dass ich zunächst einmal hier bleiben will." Berater Wolfgang Gütschow bestätigte auf KN-Anfrage, dass Theuerkauf in den nächsten Tagen seinen Vertrag in Magdeburg verlängert. "Fraglich ist nur, ob für zwei oder drei Jahre."

    (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.11.2004)

     

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    Preiß gegen Svensson. Johannes Bitter und Marcus Ahlm. Preiß gegen Ahlm und Boquist. Preiß im Kreise der jungen Wilden.
    Preiß gegen Svensson. Johannes Bitter und Marcus Ahlm. Preiß gegen Ahlm und Boquist. Preiß im Kreise der "jungen Wilden".
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    Das schwedische Siegerteam. Marcus Ahlm, Kim Andersson und Robert Arrhenius. Marcus Ahlm. Interims-Kapitän Marcus Ahlm mit der Tropähe.
    Das schwedische Siegerteam. Marcus Ahlm, Kim Andersson und Robert Arrhenius. Marcus Ahlm. Interims-Kapitän Marcus Ahlm mit der Tropähe.
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    Interims-Kapitän Marcus Ahlm mit der Tropähe. Staffan Olsson und Magnus Wislander wurden noch einmal offiziell verabschiedet. Staffan Olsson und Magnus Wislander wurden noch einmal offiziell verabschiedet.
    Interims-Kapitän Marcus Ahlm mit der Tropähe. Staffan Olsson und Magnus Wislander wurden noch einmal offiziell verabschiedet. Staffan Olsson und Magnus Wislander wurden noch einmal offiziell verabschiedet.
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    Nachbetrachtung: Neustart: Schweden gewinnt World Cup, Deutschlands Youngster auf Rang vier

    Als die "alten Schweden" Magnus Wislander, Staffan Olsson, Ola Lindgren und Magnus Andersson sowie die Trainer-Ikone Bengt Johansson in der Final-Halbzeit des World Cups unter dem herzlichen Applaus des Göteborger Publikums endgültig in den internationalen Handball-Ruhestand verabschiedet wurden, kamen noch einmal die Erinnerungen an ganz große schwedische Erfolgsgeschichten hoch. Rund 30 Minuten später hatte sich die Hoffnung auf eine Fortsetzung in naher Zukunft verdichtet. Mit 27:23 setzte sich das neu formierte Tre-Kronor-Team gegen den Erzrivalen Dänemark durch und belohnte sich und sein neues Trainer-Gespann Ingemar Linnell und Anders Fältnäs mit dem Turniersieg.

    Zuvor war dem Perspektivteam des Deutschen Handball-Bundes (DHB), in dem neun von 16 Spielern unter 24 Jahre alt waren, ein krönender Abschluss verwehrt geblieben. Im "kleinen" Finale verlor Deutschland mit 27:34 (14:16) gegen Titelverteidiger Frankreich. Trotzdem starteten auch die Brand-Schützlinge mit Lob, hoffnungsvollen Ansätzen und Platz vier im Endklassement vielversprechend in eine neue Ära.

    Das wahre Leistungsvermögen der beteiligten Nationen vermochte dennoch niemand - auch nach jeweils fünf Spielen nicht - genau zu beurteilen. Bis auf Dänemark mussten sämtliche Nationen auf viele Topstars verzichten. So begleitete Stefan Lövgren zwar seine Schweden, war aber ebenso wenig mit von der Partie wie die zuhause gebliebenen Henning Fritz und Christian Zeitz. Der amtierende Olympiasieger und Weltmeister Kroatien enttäuschte gar als Achter mit einer äußerst lustlos anmutenden Vorstellung.

    Den zwei deutschen Siegen in der Vorrunde gegen Island (29:28) und Ungarn (30:29) standen durch die Halbfinalpleite gegen Schweden (23: 27) zwar drei Niederlagen gegenüber, trotzdem fiel das Fazit von Kapitän Stephan positiv aus. "Das ist ein schöner Erfolg, obwohl das Ergebnis nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtig war vielmehr, dass die jungen Leute Erfahrung sammeln, und das haben sie", meinte der Spielmacher, der in den abschließenden beiden Partien wegen einer Armverletzung pausierte.

    "Für uns war dieses Turnier sicher mehr wert als für die Verlierer", bilanzierte Schwedens Martin Boquist dann später auch. "Es kann nicht alles falsch gewesen sein, was wir gemacht haben. Wir sind auf dem richtigen Weg", erkannte der Kieler einen ersten positiven Fingerzeig. "Wir stehen sogar besser da als eigentlich erwartet", zeigte sich auch sein Mannschaftskamerad Johan Pettersson freudig überrascht. "Wir wissen aber auch, dass es im Januar bei der Weltmeisterschaft in Tunesien viel, viel härter werden wird."


  • (16.-22.11./01.12.2004) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite