11./12.02.2005 - Letzte Aktualisierung: 12.02.2005 | Mannschaft |
Update #1 | KN-Artikel ergänzt... |
Fritz, Schwenker und Serdarusic
zu Gast bei Prof. Robin Kähler (ganz li.)
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kras |
Hocherfreut über den Besuch der Zebras zeigte sich der Gastgeber, sorgte der THW Kiel doch für einen am letzten Tag des Semsters nahezu vollbesetzten Hörsaal. Nach einleitenden Worten reichte Prof. Kähler den Staffelstab weiter an Uwe Schwenker, der fortan die Leitung der Vorlesung übernahm.
So trocken der Veranstaltungsname, so launig und spannend gestalteten sich die nun folgenden anderthalb Stunden, in denen von Fritz, Serdarusic und Schwenker gekonnt ein Bogen von der jüngeren Geschichte des THW Kiel über Marketingfragen auch in Bezug auf Neuzugänge bis hin zu allgemeinen Themen des Handballsports wie Jugendförderung und Fernsehzeiten gespannt wurde.
"Mangels Alternativen bin ich damals für die Übernahme des Postens als Geschäftsführer der THW Kiel GmbH & Co KG gefragt worden, aus den angekündigten ein bis zwei Stunden Arbeitszeit wurde schnell ein Fulltimejob, schließlich hat sich unser Etat seit 1992 von 850 000 Euro auf rund 5 Millionen Euro gesteigert", wusste Uwe Schwenker zu erzählen. Damit einhergehend sei auch verstärkt am Marketing gearbeitet worden, das trotz aller Dimensionen weiterhin stark mit regionalen Unternehmen zusammenarbeite. "In unserem regionalen Umfeld liegen unsere Wurzeln, noch wollen wir dieses nicht verlassen." Über allem stehe aber der sportliche Erfolg der Mannschaft. "Erfolge sind auch für das Marketing die schönsten Aushängeschilder!".
Ins gleiche Horn stieß auch Serdarusic: "Das Umfeld und mich interessiert nur der Erfolg", ob nun mit deutschen oder ausländischen Spielern sei dabei egal. "Wichtig ist doch nur, dass sich das Publikum mit dem Team identifizieren kann. Unsere verjüngte Mannschaft hat auf jeden Fall das Potential, eine hohe Identifikation mit dem Publikum und Sponsoren aufzubauen, schließlich kann man den Werdegang eines jungen Spielers über mehrere Jahre verfolgen, so dass sie bald auch 'unsere Jungs' sein werden", pflichtete ihm der Manager bei. Bedeutsam für die Verpflichtung eines Spielers sei dabei vor allem dessen Qualität, nicht dessen Nationalität. "Wenn ich auf einer Position den besten deutschen Spieler nicht bekommen kann, muss ich mich natürlich im Ausland nach einer Verstärkung mit gleicher Qualität umschauen."
Für Henning Fritz sei das Bemühen, deutsche Spieler für den THW Kiel zu verpflichten, erkennbar. Wichtiger als die Nationalität seien aber Sprache, eine zum System passende Spielweise und Charakter des Spielers. "Amtssprache ist bei uns deutsch, das steht auch im Vertrag. Wenn ein neuer Spieler zu uns stößt, hat er 2 bis 3 Wochen Schonfrist. Dann wird bei Gebrauch anderer Sprachen die Mannschaftskasse gefüllt", ergänzte Serdarusic mit einem Schmunzeln, um Fritz sogleich "auf die Schippe" zu nehmen: "Nun muss ich mir über unsere Torhüter Gedanken machen, die sind ja auch nicht mehr die Jüngsten!"
Der Angesprochene reagierte mit einem breiten Lächeln, um sogleich den Rat seines Trainers ("Nun erzähl doch mal was über Dein Buch!") und gewissermaßen auch das Thema der Vorlesung aufzugreifen. "Ich vermarkte mich seit einiger Zeit selbst. Am 27.2. wird nun auch mein Buch veröffentlicht, in dem ich sehr umfangreich das Torwart-Training bis ins kleinste Detail beschreibe. Früher wurde ja einfach derjenige ins Tor gestellt, der am langsamsten laufen konnte, damit sollte Schluss sein." Natürlich erntete Fritz ein wenig Spott für seine Arbeitsplatz- Beschreibung, nicht jedoch für seinen Appell zur Nachwuchsförderung: "Sichten und Fördern bedarf Koordination. Das ist natürlich finanziell aufwändig, zumal die Schule bei jungen Spielern nicht zu kurz kommen darf. Meiner Meinung nach ist hier auch der Staat gefragt, denn mit dem Sport bekommt man die Kinder von der Straße!" Auch Schwenker stellte klar, dass Nachwuchsförderung wichtig sei. "Wir arbeiten hier eng mit dem SV Mönckeberg und dem TSV Altenholz zusammen. Für ein Handball-Internat wie in Magdeburg müsste jedoch jedes Jahr ein sechsstelliger Betrag ausgegeben werden, das können wir nicht leisten. Magdeburg hat in dieser Hinsicht bessere Voraussetzungen, eine zur freien Verfügung stehende Halle und einen aus Steuergeldern unterstützten Olympiastützpunkt, bei dem auch die vielen Handball- Trainer beschäftigt sind."
Im Anschluss an die Ausführungen durften die Studierenden dann noch Fragen stellen, die sich ebenfalls auf die Nachwuchsförderung bezogen. Aber auch das Bild des Handballs nach Außen wurde thematisiert, nach einheitichen Anwurfzeiten - ähnlich wie beim Fußball- oder Fernsehzeiten gefragt. "An den unterschiedlichen Anwurfzeiten wird sich nie etwas ändern lassen können", gab Serdarusic zu bedenken, "wir können es eben nicht ändern, dass unsere Halle von einem Konzert belegt ist, wenn wir dort Handball spielen wollen". "Deshalb müssen wir zu Beginn der kommenden Saison wahrscheinlich auch dreimal auswärts antreten, Marius Müller-Westernhagen singt dann in der Ostseehalle" fügte Schwenker an, "bezüglich der Fernsehzeiten hoffe ich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender vor der WM 2007 im eigenen Land mehr Handball zeigen."
Fritz, Serdarusic und Schwenker hätten noch viel mehr erzählen können, die gebannt zuhörenden Studierenden hätten mit Sicherheit auch noch mehr fragen können, doch irgendwann musste Kähler eingreifen. "Die anderthalb Stunden sind wie im Flug vergangen, nun müssen wir leider zum Ende kommen." Wie wahr, schließlich mussten Fritz und Serdarusic doch am Abend schon in Horneburg sein, wo das Testspiel gegen Minden wartete. Unter den Studierenden dürfte das THW-Trio angesichts einer launigen, informativen und offenen Vorlesung viele Fans gewonnen haben, so sie dies nicht schon vorher waren...
(Christian Robohm)
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2005:
"Marketing des Ligaunternehmens THW Kiel" lautete der Titel. Und die Sportstudenten lauschten beinahe andächtig, wie die drei Gastdozenten aus dem Nähkästchen eines sportlichen Wirtschaftsunternehmens plauderten. So rechnete Manager Schwenker vor, was ungefähr an Einnahmen aus dem Viertelfinale im DHB-Pokal gegen Lemgo zu erwarten sei: Bei 8000 Zuschauern blieben von 120 000 Euro brutto nach Abzügen und dem Anteil Lemgos keine 20 000 Euro übrig. Weitere Punkte waren die Bedeutung der Dauerkarten, die lokale und regionale Verwurzelung oder die Schwierigkeiten bei der Suche nach guten deutschen Spielern. Tierisch ernst ging's nicht immer zu. "Wir haben überlegt, ob Pascal Hens zu uns passt - aber mit seiner Frisur...", sagte Serdarusic. Der arbeitet momentan am Aufbau einer jungen und schlagkräftigen Mannschaft. Dabei verwies er augenzwinkernd auf ein Problem: "Meine Torleute sind nicht mehr die Jüngsten." Weitere Bonbons dieser Art - Fritz und Andersson sind erst 30 und 26 - sorgten immer wieder für Erheiterung.
In der Fragerunde wollte Tobias Kuske wissen, welche Nachwuchskonzepte es gebe. Henning Fritz berichtete daraufhin von den hervorragenden Bedingungen in der Talentschmiede Magdeburg, die auch er durchlaufen hatte. "Gute Sportangebote für Kinder und Jugendliche sind aber generell wichtig. Die holen sie von der Straße weg und verhindern so vielleicht eine kriminelle Laufbahn", erklärte der Torwart.
Als Robin Kähler die Vorlesung beendete, war die geplante Zeit schon lange abgelaufen. Und niemand war vorzeitig gegangen.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2005)
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