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09.11.2005 Mannschaft

Zebra: Der Österreicher und das Meer

Neuzugang Viktor Szilagyi fühlt sich beim THW Kiel und an der Ostsee bereits zuhause

Viktor Szilagyi: "Das Meer ist ein Ort, an dem ich sehr gerne bin.
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Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Viktor Szilagyi hat stürmische Zeiten hinter sich. "Als beim deutschen Handball-Traditionsverein TuSEM Essen nach dem Lizenzentzug durch die Handball-Bundesliga (HBL) Entsetzen und Verzweiflung die Agenda bestimmten, musste es einem so erscheinen, als hätte Viktor Szilagyi aus dem Chaos um ihn herum das große Los herausgezogen. Darauf geschrieben stand der Name THW Kiel, Deutschlands beste Adresse im Handball", urteilte unlängst die Wiener Zeitung über das Schicksal ihres "Ösi in der großen Handball-Welt".
"Vom ersten Kontakt bis zur Unterschrift vergingen gerade einmal acht Tage", erinnert sich Szilagyi an seinen Blitz-Transfer kurz vor dem Saisonauftakt. Einen Tag vor dem offiziellen Trainingsbeginn traf der 27-jährige österreichische Nationalspieler gemeinsam mit Freundin Nora und Hund Johnny in Kiel ein. Es sei eine bewusste Wahl gewesen, betont der gebürtige Ungar, der mit fünf Jahren nach Österreich gekommen war. "Natürlich gehe ich hier in Kiel nicht den sportlich einfachsten Weg", sagt Szilagyi und weiß um die starke Konkurrenz in den eigenen Reihen. "Aber in den vergangenen Jahren konnte ich mich stets verbessern: Mit Dormagen habe ich noch gegen den Abstieg gespielt, mit Essen wurde es international und mit Kiel kann ich um jeden Titel spielen. Ich weiß, was mich erwartet."

Angst davor unterzugehen, hat Szilagyi keine. Dem Druck, sich in Kiel erst noch beweisen zu müssen, entledigte er sich zu einem großen Teil bereits im vierten Bundesliga-Spiel. Vor neuem heimischem Publikum legte der Mittelmann gegen Göppingen eine wahre Gala auf das Ostseehallen-Parkett und traf gleich zwölf Mal (siehe Spielbericht). "Das war ein Spiel, in dem wirklich alles geklappt hat", erinnert er sich. "Als Neuzugang wird man in Kiel kritisch betrachtet. Also war es wichtig zu zeigen, was ich kann", ergänzt er. Nach dem Schlusspfiff sei er einfach erleichtert gewesen, dass das Spiel vorbei gewesen sei. 60 anstrengendes Minuten Tagesgeschäft - und die sind schnell vergessen. "Es gilt, sich vor jedem neuen Spiel neu zu motivieren. Denn es geht immer wieder bei Null los", weiß Szilagyi.

Szilagyi ist ein besonnener Typ. "Es entspricht meinem Naturell, zunächst einmal abzuwarten und zu beobachten", sagt er über sich selbst. Beim THW Kiel hat er eine Mannschaft gefunden, "die absolut funktioniert und die bereit ist zu kämpfen." Szilagyi will sich ganz in den Dienst dieser Mannschaft stellen. "Niemanden interessiert der Einzelerfolg", beteuert er und führt ein Beispiel an. "Mein alter Trainer Iouri Chevtsov hat uns immer gefragt: Wisst Ihr noch, wer in den vergangenen Jahren Torschützenkönig war? Den Meister kannte jeder..." Auf Personenkult ist Szilagyi nicht aus, er begreift sich als Teil der Mannschaft. Und Meister zu werden, ist das, was Szilagyi mit dem THW Kiel werden möchte. "Ich habe erlebt, wie es ist, einen Cup zu gewinnen. Man wird süchtig danach", sagt Szilagyi, der mit dem TuSEM kurz vor dem Lizenzentzug noch im EHF-Pokal triumphierte.

Die letzte Auswärtstour mit seinem alten Klub führte Szilagyi übrigens ausgerechnet nach Kiel. "Als wir von der Terrasse des Maritim-Hotels auf die Förde schauten, da sprachen wir schon da darüber, wie schön es eigentlich sein müsste, hier in Kiel zu spielen." Es sollte an jenem denkwürdigen Tag nicht das letzte Mal sein gewesen sein, dass Viktor Szilagyi den Weg zum Strand fand. "Das Meer ist ein Ort, an dem ich sehr gerne bin. Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl, hinaus auf das weite Wasser zu schauen", sagt er und lächelt zufrieden. "Hier kann ich abschalten."

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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