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17.-19.09.2005 - Letzte Aktualisierung: 19.09.2005 Bundesliga

Starker THW weist letztjährigen "Angstgegner" Göppingen in seine Schranken

Bundesliga, 4. Spieltag: 17.09.2005, Sa., 19.30: THW Kiel - FA Göppingen: 43:33 (23:18)
Update #4 Spielbericht der KN, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt...

Viktor Szilagyi war mit zwölf Toren der beste Torschütze des THW.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viktor Szilagyi war mit zwölf Toren der beste Torschütze des THW.
Der von vielen herauf beschworene "Göppingen-Fluch" scheint seit Samstag, 21 Uhr, komplett in Vergessenheit zu geraten: In einem vor allem vom THW mit unglaublichem Tempo geführten Spiel gewannen die Kieler letztlich ungefährdet mit 43:33 (23:18) und boten dabei den 10250 begeisterten Zuschauern zeitweilig Traumhandball. Überragende Akteure in einem auf hohem Niveau spielenden Zebra-Team waren Henning Fritz, der insgesamt 21 schwere Bälle hielt, und Neuzugang Viktor Szilagyi mit 12 Treffern.
Hoch motiviert gingen die Zebras bereits in der Anfangsphase zur Sache, wussten sie doch um die Stärken ihres Gegners, der ihnen in der letzten Saison drei Punkte und viele Nerven raubte. 3:0 hieß es bereits in der zweiten Minute, zweimal Zeitz
Nikola Karabatic mußte früh verletzt ausscheiden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic mußte früh verletzt ausscheiden.
und auch der im letzten Spiel noch übernervöse Kavticnik trafen. Zuschauen musste zu diesem Zeitpunkt leider schon Nikola Karabatic, der sich gleich im ersten Angriff am Fuß verletzte und fortan geschont werden musste.

Volker Michel und Michael Kraus waren es, die ihre grün-weißen Farben in der Anfangsphase im Spiel hielten. Beim 4:5 waren sie wieder in Reichweite gelangt, beim 7:7 durch Rechtsaußen Christian Schöne gelang Frisch Auf sogar der Ausgleich (10.). Bis zum 9:9 wogte die rasante Partie hin und her, ehe der zu Beginn geschickt die Fäden ziehende Lövgren und der erneut in bestechender Form aufspielende Lundström mit zwei Tempogegenstößen auf 12:10 erhöhten.

Zwar kassierten die Zebras bei einer sechs zu vier-Überzahlsituation noch das 12:14 durch einen Gewaltwurf von Michel, dann gab der THW-Zug aber mächtig Gas. Bissig in der Abwehr steigerte sich Henning Fritz nun in einen wahren Paradenrausch, entschärfte reihenweise freie Würfe und leitete somit schnelle Gegenstöße ein, die sowohl Lundström, Szilagyi als auch Kavticnik sicher verwandelten.

Als Fritz gleich zweimal gegen den freistehenden Michel parieren konnte, erzielte der immer besser werdende Szilagyi per Tempogegenstoß das 19:12 (22.). Die Halle stand Kopf, zum ersten Mal deutete sich die La Ola an, die aber angesichts der schnellen Tore von Manojilovic, Schöne und Stelmokas kurz vor der Pause und ein paar Unkonzentriertheiten der Kieler im Angriff ein wenig abebbte. Dennoch: Mit einem Halbzeitstand von 23:18 hatte vor der Partie wohl kaum jemand gerechnet, zeitweilig schien der Zebra-Zug seinen Angstgegner mit seinem atemberaubenden Tempo überrollen zu wollen. Da fiel es zunächst auch wenig ins Gewicht, dass die Zebras ab der 22. Minute auf ihren Kapitän Lövgren verzichten mussten, der an der Außenlinie verletzungsbedingt mehr mit dem THW-Betreuerstab als mit seinen Gegnern zu tun hatte.

Frode Hagen verwandelte seine drei Siebenmeter sicher.
Klicken Sie zum Vergrößern! Frode Hagen verwandelte seine drei Siebenmeter sicher.
Ein sicher verwandelter Siebenmeter von Hagen eröffnete den Reigen der zweiten Hälfte. Alle fünf Kieler Würfe von der Siebenmeterlinie fanden am Samstag den Weg ins Tor von Martin Galia, der in der vergangenen Saison gleich sechs Strafwürfe in der Ostseehalle unschädlich machen konnte. Trotz weiterer gut vorgetragener THW-Angriffe vermochten sich die Zebras nicht entscheidender abzusetzten, was mit Sicherheit auch an den notwendig gewordenen Umstellungen in der Kieler Abwehr lag. Ein ums andere Mal wurde nun Christian Schöne freigespielt, der seine Chancen verwandelte und Frisch Auf! noch lange im Spiel halten konnte. Auf weniger als fünf Treffer schrumpfte der Kieler Vorsprung aber nicht mehr zusammen, dafür sorgten schon Szilagyi und Lundström: Von 25:20 (33.) zog der THW aufgrund ihrer Treffer auf 29:21 davon (35.), wieder war es der schnelle und konsequente THW-Handball, der Göppingen in die Schranken verwies. Auch wenn FAG immer mal wieder heran kommen konnte, hatten die Zuschauer nie das Gefühl, dass Göppingen erneut ein Husarenstück in der Ostseehalle abliefern könnte. Wenns brenzlig wurde, erhöhte der THW wieder das Tempo, um sicher den Sieg nach Hause zu bringen.

Vid Kavticnik traf sechs Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik traf sechs Mal.
Als der Hallensprecher sechs Minuten vor dem Ende den Punktverlust des TBV Lemgo beim HSV Hamburg (24:24) bekannt gab, war das die wohl letzte Initialzündung für den THW. Zunächst hämmerte Szilagyi das Leder zum 39:31 in die Maschen (54.) ehe Kavticnik erst die 40-Tore-Schallmauer durchbrach und kurz darauf per Tempogegenstoß das 41:31 erzielte (55.). Bei diesem Zehn-Tore-Vorsprung blieb es bis zum Schlusspfiff, Kim Andersson und Pelle Linders durften sich zu guter Letzt auch noch in die Torschützenliste eintragen. Derweil standen 10250 Zuschauer bereits von ihren Plätzen auf und huldigten einer ganz starken Zebra-Leistung mit stehenden Ovationen. Ein runder Handball-Abend hatte mit dem mehr als deutlichen 43:33 (23:18) - Erfolg einen würdigen Abschluss gefunden. Dass sich die Zebras aufgrund des Lemgoer Punktverlustes und der Niederlage der SG Flensburg-Handewitt beim TV Großwallstadt (24:28) nunmehr erneut an der Spitze der Handball-Bundesliga platzieren konnten, blieb im allgemeinen Jubel eine mehr als freudig aufgenommene Randnotiz...

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Aus kiel4kiel.de:

THW jagt Schreckgespenst Göppingen aus der Halle

Viktor Szilagyi, österreichischer Neuzugang des THW Kiel, ist bei den Zebras endgültig angekommen: Waren seine Spielanteile bei den ersten drei Saisonspielen doch sehr überschaubar, spielte er sich nach frühen Blessuren von Nikola Karabatic und Stefan Lövgren ins Rampenlicht und fertigte Frisch Auf! Göppingen beinahe im Alleingang mit 43:33 (23:18) ab. Der ehemalige Essener verwaltete das Spiel, erzielte gleich 12 Treffer und schoss den THW, unterstützt durch einen Henning Fritz in Galaform, an die Tabellenspitze.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Unsere Probleme haben wir momentan mehr in der Abwehr, 33 Gegentore sind einige zuviel. Wir haben versucht, unsere 6:0-Deckung in den Griff bekommen, leider verletzte sich Nikola Karabatic bereits nach 1-2 Minuten. 18 Gegentore in der ersten Halbzeit sind definitiv zuviel, zumal Henning Fritz auch noch sehr gut gehalten hat.

Obwohl Stefan Lövgren zur zweiten Halbzeit auch noch ausfiel, bin ich mit der Deckungsarbeit der zweiten Halbzeit zufrieden. Im Angriff hat mich vor allem Viktor Szilagyi überzeugt. Man hat gesehen, wie klug unser Manager ist, dass er ihn nach Kiel geholt hat.

Ich hoffe, dass meine verletzten Spieler in 5 Tagen wieder fit sind, damit sie gegen Flensburg spielen können.

FAG-Trainer Velimir Petkovic:
Ich gratuliere Noka zu diesem verdienten Sieg. Ich habe von meiner Mannschaft trotz der deutlichen Niederlage viele gute Aktionen gesehen - sowohl im Angriff als auch in der Abwehr und bei der zweiten Welle. Andererseits haben wir zehn freie Bälle verschossen, die dann natürlich zu 8 Gegenstoßtoren führten. Insgesamt hab ich dennoch 33 Tore meiner Mannschaft gesehen, darauf kann ich aufbauen. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten, dann stellt sich auch der Erfolg ein.
THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker
Zu Nikola Karabatic: Nikola ist auf dem Fuß eines Gegenspielers aufgekommen und hat sich dabei seine Bänder überdehnt. Montag steht eine Kernspintomographie an, aber ich denke, dass er in Flensburg spielen kann.

Zu Lövgren und Zeitz: Lövgrens Auswechslung war eher eine prophylaktische Sache. Er hat sich einen Muskel verhärtet. Christian Zeitz ist bereits ebenfalls mit einer Muskelverhärtung aufgelaufen.

Insgesamt sollten dies aber Dinge sein, die sich innerhalb einer Woche beheben lassen können.

THW-Manager Uwe Schwenker
Schwenker auf die Frage, ob man mit den Köpfen bereits beim Flensburg-Spiel sei: Nein, ich kenne den Trainer und die Mannschaft gut geng, um zu wissen, dass sie sich nun erstmal auf Melsungen konzentrieren werden. Die Mannschaft ist nicht zu unterschätzen, sie hat in Magdeburg gestern lange Zeit gut mitgehalten. Sie spielen mit einer sehr offensiven Deckung, aber wir haben nun zwei Tage Zeit, um uns darauf einzustellen.
FAG-Manager Schweickardt:
Der THW ist Meisterschaftsfavorit, der Verein hat besonders wirtschaftliche Vorteile gegenüber Frisch Auf!. Wir sind mittlerweile, was unsere Sponsoren betrifft, an unserer wirtschaftlichen Grenze angekommen, es muss sich bei uns nun etwas in Richtung Hallenausbau tun.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Viktor Szilagyi..

4. Spieltag: 17.09.05, Sa., 19.30: THW Kiel - FA Göppingen: 43:33 (23:18)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60., 22 Paraden), M.Andersson (n.e.); Linders (1), K. Andersson (1), Lundström (9), Kavticnik (6), Hagen (5/3), Lövgren (4/2), Wagner, Ahlm (2), Szilagyi (12), Zeitz (3), Karabatic; Trainer: Serdarusic
Logo FA Göppingen:
Galia (1.-46., 7 Paraden), Shejbal (47.-60., 4 Paraden); Kraus (3), Schweickardt, Oprea (3), Blecic (2) Schöne (6), Manojlovic (4), Stelmokas (5), Garcia (1), Michel (8/2), Walther (1), Knezevic; Trainer: Petkovic
Schiedsrichterinnen:
Ehrmann (Odenthal) / Künzig (Karlsruhe)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Lövgren (22.));
Göppingen: 4 (2x Manojilovic (11., 60.), Walther (15.), Schöne (16.))
Siebenmeter:
THW: 5/5;
Göppingen: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (2.), 3:2 (4.), 5:2, 5:4, 7:7 (10.), 9:9, 12:10, 14:12 (17.), 19:12 (22.), 22:15 (26.), 23:18;
2. Hz.: 24:18, 25:20 (33.), 27:20, 29:23 (37.), 31:25 (40.), 32:27, 34:29 (48.), 35:30, 38:30 (53.), 41:31 (55.), 43:33
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2005:

Kiel besiegt Trauma Göppingen

Nach dem 43:33-Erfolg gegen den einstigen Angstgegner ist der deutsche Meister neuer Tabellenführer
Mit dem 43:33 (23:18)- Sieg gegen FA Göppingen kletterte der THW Kiel am Sonnabend nicht nur an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Mit dem vierten Saisonsieg raubte der deutsche Meister den Schwaben auch den Titel "Angstgegner".

Sechs Punkte verlor der THW Kiel im Meisterjahr, drei davon an FA Göppingen. Wild entschlossen, dieses Schreckgespenst zu vertreiben, starteten die Kieler vor 10 250 begeisterten Zuschauern bereits im fünften Gang. Die Gäste, die am 2. März (33:33, siehe Spielbericht) als letztes Team einen Punkt aus der Ostseehalle entführten, wurden förmlich überrannt.

3:0 nach 120 Sekunden - das ließ für Göppingen Schlimmes befürchten. Doch dann landete Nikola Karabatic auf dem Fuß eines Gegenspieles, überdehnte sich die Bänder und musste unter Schmerzen das Feld räumen. Damit erhielt zwar Viktor Szilagyi die Chance, einen denkwürdigen Abend zu feiern. Doch in der THW-Abwehr passte ohne den Franzosen nun nichts mehr. Die selbstbewussten Gäste holten Tor um Tor auf und schienen gewillt, den Zebras erneut die Suppe zu versalzen. "Wir sind nicht nach Kiel gekommen, um hier die Punkte zu verschenken", meinte Spielmacher Michael Kraus. Um die Chancen zu erhöhen, hatten die Göppinger sogar ihr Sparschwein geschlachtet, um statt einer zehnstündigen Busfahrt diesmal entspannt mit dem Flieger anzureisen. "Aber wenn zwei Spieler wie Viktor und Henning einen solchen Abend erwischen", fuhr Kraus fort, "kann man in Kiel nicht gewinnen".

Bis zur 15. Minute hätte aber nur ein Hellseher, der etwas von seinem Fach versteht, vorausgesagt, dass auch Henning Fritz am Ende gefeiert werden würde. Bis dahin gelang dem Welthandballer wenig, die Zuschauer murrten - der THW wankte. Dann schnappte sich Fritz seinen ersten Ball, als sich Dragos Oprea im flotten Alleingang seinem Tor näherte. Sekunden später parierte er gegen Jaliesky Garcia, danach entnervte er den achtfachen Torschützen Volker Michel, der sich auch im Nachwurf die Zähne ausbiss. Vier Paraden, denen noch 18 folgen sollten. "Unglaublich, was Fritz gehalten hat", staunte Michel. "Gegen so einen Torhüter kann man auswärts nicht gewinnen."

Fritz rettete den Seinen nicht nur einen Fünf-Tore-Vorsprung in die Kabine, der 30-Jährige sorgte auch dafür, dass die wackeren Göppinger den Abstand nicht verkürzen konnten. Ohne Stefan Lövgren, der sich mit einer Zerrung auswechseln ließ und mit einem Christian Zeitz, der wegen ähnlicher Sorgen deutlich an Geschwindigkeit verlor, mussten die Zebras sich bis zur 50. Minute nun aber jedes Tor mühsam erarbeiten. Auf der für ihn ungewohnten Position als Spielmacher ließ Szilagyi noch einige Wünsche offen, doch er füllte die Lücke hinter Karabatic und Lövgren immerhin so gut aus, dass die Kieler nicht mehr auf die Verliererstraße gerieten. "Mein Manager ist ein kluger Kopf", lobte THW-Trainer Noka Serdarusic anschließend Uwe Schwenker, der Szilagyi in der Konkursmasse von TuSEM Essen gefunden und nach Kiel gelotst hatte. "Ohne Szilagyi", so Serdarusic, "hätte ich nicht gewusst, was ich im Angriff machen soll. Er hat ein Bombenspiel gemacht."

In dem rasanten Ringen ging den Schwaben in den letzten Minuten schließlich die Luft aus und die hochmotivierten Kieler feierten noch ein Schützenfest, an dem der erneut überzeugende Henrik Lundström mit neun Toren großen Anteil hatte. Fast unbemerkt: der leise Schwede (27/1) ist derzeit bester Feldtorschütze der Liga.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2005)


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