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08.06.2006 Interview

Zebra-Journal: Interview mit Uwe Schwenker: "So oft wie möglich Meister werden"

"Jetzt haben wir eine junge Mannschaft mit großen Perspektiven"

Uwe Schwenker: "In Kiel neigt keiner zur Unvernunft."
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Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006:

Uwe Schwenker hat den THW Kiel in seiner Funktion als Geschäftsführer der THW GmbH & Co KG zum führenden deutschen Handballklub geformt. Der 47-Jährige war seit 1980 als Spieler beim THW, hatte 72 Berufungen in die Nationalmannschaft, gewann 1984 die olympische Silbermedaille und war von 1987 bis 1992 Kapitän der Zebras. Seitdem arbeitet Schwenker als geschäftsführender Manager im Verein.
Kieler Nachrichten:
Der zwölfte Titel für den THW, und der neunte, der in Ihre Amtszeit als Manager fällt. Können Sie sich nach all den Erfolgen überhaupt noch genau so freuen wie über die ersten Meisterschaften?
Uwe Schwenker:
Der Titelgewinn 1994, der erste nach 31 Jahren Pause, war natürlich etwas ganz besonderes, unvergleichbar. Aber der aktuelle Titelgewinn besitzt ebenfalls einen großen Stellenwert. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren zwölf Spieler ausgetauscht. Jetzt haben wir eine junge Mannschaft mit großer Perspektive, die mit diesem Titel ein erstes großes Zeichen gesetzt hat. Zudem schließen wir zum Rekordmeister Gummersbach auf.
Kieler Nachrichten:
Also ist der Umbruch nun vollzogen?
Uwe Schwenker:
Ja, natürlich. Die vergangenen Jahre, das war der große Umbruch. Ich bin freudig erstaunt über das hohe Niveau eines 22-jährigen Nikola Karabatic oder eines 22-jährigen Vid Kavticnik, eines Marcus Ahlm oder eines Kim Andersson. Nun geht es darum, dieses Team in den kommenden Jahren zusammen zu halten. Ahlm und Andersson haben ihre Verträge bereits bis 2009 und 2010 verlängert, die anderen stehen ohnehin noch längerfristig unter Vertrag. Zudem kommen mit Lars Krogh Jeppesen vom FC Barcelona und Dominik Klein vom TV Großwallstadt weitere Verstärkungen.
Kieler Nachrichten:
Muss der Rest der Bundesliga in den kommenden Jahren einen chronischen Meister THW und so etwas wie Langeweile fürchten?
Uwe Schwenker:
Nein, daran glaube ich nicht. Die anderen haben auch nachgelegt. Flensburg, Gummersbach, Hamburg. Die Konkurrenz schläft nicht. Andererseits hätte ich natürlich nichts dagegen, so oft wie möglich Meister zu werden.
Kieler Nachrichten:
Ein großes Ziel ist es, endlich einmal die Champions League zu gewinnen.
Uwe Schwenker:
Ich behaupte, dass grundsätzlich jede deutsche Spitzenmannschaft in der Lage ist, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren jeweils eine Übermannschaft, die alles dominierte. Das war lange Zeit der FC Barcelona, jetzt ist es Ciudad Real, die wirtschaftlich weit vor allen anderen stehen. Die Spanier haben mit Senior Dominguez einen Dagobert Duck des Handballs gefunden. Da können wir nicht mithalten. Bei uns wird es den maximalen sportlichen Erfolg ausschließlich auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis geben. In Kiel neigt keiner zur Unvernunft.
Kieler Nachrichten:
Der THW gilt als das Bayern München des Handballs, wie ist es dazu gekommen?
Uwe Schwenker:
Na ja, Vergleiche hinken bekanntlich, aber die Kontinuität beider Clubs ist vielleicht ähnlich. Auch beim THW Kiel agieren seit vielen Jahren dieselben Verantwortlichen. Und auch wir geben nur so viel Geld aus, wie wir einnehmen.
Kieler Nachrichten:
Ist denn noch genug Geld in der THW-Schatulle für eine weitere Spielerverpflichtung, zum Beispiel für einen neuen dritten Torwart?
Uwe Schwenker:
Vermutlich ja, wir sind auf der Suche. Gerade in der abgelaufenen Saison hat sich herausgestellt, dass es Probleme geben kann. Mattias Andersson war verletzt, Henning Fritz steckte in einem Tief. Ohne Dennis Klockmann wäre es ganz sicher schwerer geworden. Wir bemühen uns um eine gute Lösung.
Kieler Nachrichten:
Nach welchen Kriterien verpflichten Sie neue Spieler?
Uwe Schwenker:
Ich sehe die Zusammensetzung eines Teams wie ein Puzzle: Ein Teil muss zum anderen passen. Neben den sportlichen Qualitäten achten wir verstärkt auf den Charakter, wobei wir eine langfristige Perspektive vor Augen haben. Wir haben die höchste Verweildauer von Spielern in der Bundesliga. Nur so ist eine Identifikation von Fans und Sponsoren mit dem Verein garantiert.
Kieler Nachrichten:
Warum sind international umworbene Stars wie Nikola Karabatic, Marcus Ahlm oder Kim Andersson nach Kiel und nicht zu einem der reichen Klubs in Spanien gewechselt?
Uwe Schwenker:
Da spielen mehrere Gründe eine Rolle: Zum einen haben wir uns lange um sie bemüht, zum anderen haben wir international einen sehr guten Ruf. Karabatic reflektierte dabei stark auf unseren Trainer. Bei den beiden anderen half die Tatsache, dass bei uns schon einige Schweden sind. Hauptgrund aber ist, dass sich diese Leute bei uns weiterentwickeln wollen und es genießen, jedes Mal vor vollem Haus aufzulaufen.
Kieler Nachrichten:
Ein Geheimnis Ihres Erfolges scheint auch die langjährige Verbindung zwischen Ihnen als Manager und Ihrem Trainer Noka Serdarusic zu sein.
Uwe Schwenker:
Das ist ein entscheidender Faktor, ganz sicher. Noka und ich funken auf der gleichen Wellenlänge. 13 Jahre arbeitet er für den THW und wir sind gerade dabei, seinen Vertrag um weitere drei Jahre zu verlängern. Da fehlen lediglich noch ein paar Kleinigkeiten. Aber auch das gesamte Umfeld des Vereins ist toll. Wir haben in Kiel ein gut funktionierendes Netzwerk, in dem wir nicht in Abhängigkeit einzelner Sponsoren stehen, die Handball lediglich als Jahrmarkt der Eitelkeiten ansehen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006)


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