22./23.06.2006 - Letzte Aktualisierung: 23.06.2006 | Mannschaft |
Update #2 | KN-Bericht und Fotos ergänzt... |
Weltklasse-Torhüter Thierry Omeyer
wechselt zum THW Kiel.
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HB Montpellier |
Europameister 2006 mit Frankreich: Thierry Omeyer. |
In bisher 152 Einsätzen für "Les Bleus" konnte der 29-jährige Omeyer neben dem Europameistertitel unter anderem auch den Titel des Weltmeisters 2001 einfahren. Seit der gebürtige Elsäßer 2000 zu Montpellier wechelte, wurde er viermal französischer Meister und viermal französischer Pokalsieger. Über allen anderen Erfolgen dürfte aber der Champions League-Sieg 2003 stehen.
Ausführliche Informationen zu Thierry Omeyer finden Sie auf seiner Porträt-Seite.
Von Dr. Oliver Schulz und Olaf Nolden:
Thierry Omeyer. |
"Ich hatte eigentlich gedacht, dass man während der Fußball-WM so einen Transfer ganz ruhig über die Bühne bringen kann, aber es interessieren sich ja doch noch viele für Handball", sagte Schwenker abgesichts des nicht stillstehenden Telefons am heutigen Morgen. Gestern hatte Montpellier HB mit einer gehörigen Portion Bedauern auf seiner Homepage mitgeteilt, dass sich der 29-jährige Ausnahmetorhüter trotz eines noch bis zum 30. Juni 2009 gültigen Vertrags für eine Fortsetzung seiner Karriere im schwarzweißen Dreß der Zebras entschieden habe.
Thierry Omeyer gegen Andrej Klimovets. |
Mit dem im elsässischen Mulhouse gebürtigen Torhüter verliere Montpellier überraschend seinen Stützpfeiler. Seine Paraden und sein Einfluß auf die Abwehr würden MHB in Zukunft auf dem Wege zu den angekündigten Zielen bitter fehlen, kommentiert das Internetportal handzone.net.
Europameister 2006: Thierry Omeyer. |
Nun bleibe dem Verein nichts anderes übrig, als einen Torwart von Format als Pendant zu Daouda Karaboue zu finden. Wer aber - außer vielleicht Arpad Sterbik oder David Barrufet - sei schon in der Lage, einen Thierry Omeyer als Nummer 1 zwischen den Pfosten Montpelliers zu ersetzen?
Es gebe jetzt die Möglichkeit, auf einen jungen französischen Nachwuchskeeper mit Zukunftsperspektive zu setzen. Die in Frage kommenden Kandidaten seien recht fest an ihre jeweiligen Vereine gebunden. Die Verpflichtung eines jungen Ausländers berge ein gewisses Risiko. Und erfahrene alte Hasen seien zum jetzigen Zeitpunkt praktisch nicht zu bekommen, überlegt handzone.net.
Thierry Omeyer in Aktion. |
In seiner knapp bemessenen Freizeit widme sich Omeyer neben seiner Ehefrau und Tochter Manon gern dem Surfen im Internet. Zudem liebe er Kartenspiele aller Art, insbesondere Poker, erfuhr vor einem Jahr das Portal "Handball.fr".
Omeyer trug seit 1999 rund 140 Mal das Trikot der Equipe Tricolore. Bereits 2001 feierte er den Weltmeistertitel, und im letzten Jahr gewann er bei der WM in Tunesien Bronze. Unter Coach Claude Onesta ist Omeyer in der Schweiz - kaum 50 Kilometer entfernt von seiner Heimatstadt Cernay - soeben Europameister geworden. Auch bei diesem Turnier wählte man ihn zum besten Torwart. Weitere deutsche Titel mit dem THW sind keineswegs ausgeschlossen...
(Von Dr. Oliver Schulz und Olaf Nolden)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.06.2006:
Unter dem Vier-Jahres-Vertrag fehlen zwar noch Unterschriften, doch an dem Wechsel des 29-Jährigen vom französischen Meister Montpellier HB bestehen keine Zweifel mehr. "Daran könnte auch Ciudad Real mit einem noch besseren Angebot nichts ändern", meinte gestern Omeyers Berater Bhakti Ong. "Die Bundesliga ist die NBA des Handballs. Und da will Thierry unbedingt hin."
In der nächsten Woche will THW-Manager Uwe Schwenker nach Südfrankreich fliegen, um letzte Details mit Omeyer zu besprechen, der in Frankreich nur "die Wand" genannt wird. Weil Montpellier den Wechsel des Welt- und Europameisters entgegen den Absprachen bereits am späten Dienstagabend auf der Homepage vermeldete, stand gestern das Telefon bei Schwenker nicht mehr still. "Ich bin von den Ereignissen schlicht überrollt worden. Eigentlich wollte ich den Transfer erst nach der Fußball-WM vermelden." Derart überrascht, konnte Schwenker auch seinen Trainer Noka Serdarusic nur noch per SMS über den Coup informieren.
Mit Omeyer, der in Montpellier bis 2009 unter Vertrag stand, verpflichtete der THW den Wunschkandidaten. Der im Elsaß geborene 152-fache Nationalspieler spricht nicht nur gut Deutsch. Omeyer, der an der Seite seines alten und neuen Teamkollegen Nikola Karabatic bereits die Champions League gewann, gilt als Ausnahmekönner. "Er hat in vielen Endspielen bewiesen, dass er mit Druck umgehen kann", weiß Schwenker, dem die Gremien des THW Kiel einstimmig grünes Licht für die saftige Ablösesumme gaben. Die so, Schwenker, wäre auch für Kiel "nicht ohne" gewesen. Anders als die THW-Spieler besitzt Omeyer einen Vertrag, der ihm jederzeit einen Wechsel ermöglicht. Vorausgesetzt, der neue Arbeitgeber zahlt die festgeschriebene Summe.
"Eigentlich wollten wir ihn erst für die übernächste Saison verpflichten", meinte Schwenker. "Dann hätten wir deutlich weniger bezahlen müssen." Die aktuelle Situation hätte ihn aber zu schnellem Handeln gezwungen. Mattias Andersson (Vertrag bis 2008) spielte zwar eine überragende Saison. Zwei Bandscheibenvorfälle haben den Schweden aber zum Wackelkandidaten gemacht. Welthandballer Henning Fritz (Vertrag bis 2007) durchlief in der letzten Spielzeit ein tiefes Tal. Noch ist unklar, ob der 31-Jährige noch einmal zu alter Klasse zurück findet. Schwenker: "Wir haben jetzt so viel in diese Mannschaft investiert. Da wäre es unprofessionell, sich noch einmal ein solches Torhüterproblem einzuhandeln, wie wir es Ende der vergangenen Spielzeit hatten."
Der Manager geht davon aus, dass Andersson und Fritz sich der neuen Herausforderung stellen. Im Etat seien die Gehälter für alle drei Torhüter fest eingeplant. Bis zum Saisonende. "Wer sich dieser Situation nicht stellt, könnte uns auch nicht weiterhelfen", meinte Schwenker.
Angst vor Fritz und Andersson hat Omeyer, der gerne eine gepflegte Partie Poker spielt, nicht. "Titi" weiß, was er kann und freut sich auf Kiel. "Dieser Verein und diese Zuschauer - das ist eine ganz andere Welt", sagt der Vater eines kleinen Sohnes, dem in französischen Hallen die Emotionen fehlen. "Immer vor mehr als 10 000 Fans spielen zu dürfen, ist für einen Handballer einfach Wahnsinn."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.06.2006)
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