29.06.2006 | Mannschaft |
Die Ruhe dieser Traumkulisse stand allerdings ganz im Widerspruch zum Wirbel, den der Wechsel Omeyers in der 300 000-Einwohner-Perle Südfrankreichs ausgelöst hatte. Montpelliers Verantwortliche bezichtigten Schwenker öffentlich schlimmer Cowboy-Methoden. "Was soll ich machen?", wehrte Kiels Manager gestern ab. "Wenn wir einen Spieler haben wollen, müssen wir zuerst von diesem selbst erfahren, ob er überhaupt nach Kiel kommen will." Entsprechend habe man den Kontakt über Omeyers Berater Bhakti Ong hergestellt. Der 29-jährige Torhüter habe sich daraufhin sehr spontan für den THW entschieden. "Bevor wir dann überhaupt Kontakt mit HB aufnehmen konnten, hatte Thierry dem Klub bereits seinen Willen mitgeteilt." Alles weitere habe die Handelnden dann überrollt, erklärte Schwenker. Für den französischen Spitzenverein wird es jetzt schwer, kurz vor dem Saisonbeginn einen auch nur etwa gleichwertigen Ersatz zu finden. Die für die Branche nicht näher benannte, aber unüblich hohe Ablösesumme, die Montpelliers Klubkasse reichlich auffüllen wird, dürfte diese Aufgabe kaum leichter machen.
Vom Transfer-Tempo wurde sogar Branko Karabatic, Vater des THW-Rückraumspielers und Torhütertrainer in Montpellier überrascht. "Ich wusste gar nichts." Karabatic bedauerte es zwar, auf seinen besten Schüler verzichten zu müssen, tröstete sich aber damit, dass dieser künftig an der Seite seines Sohnes in Kiel spiele. "Schließlich bin ich überzeugter THW-Fan." Von den Qualitäten des künftigen Zebras ist Karabatic Senior ohnehin total überzeugt. "Omeyer - einen Besseren kenne ich nicht." Er liegt auf Wellenlänge von Nikola, der in der elterlichen Wohnung seine Ellenbogenoperation auskuriert, sich von seiner Mutter und Freundin Maude verwöhnen lässt und "einfach nur entspannt in den Tag hineinlebt." Kurze Zeit vor dem Transfer hatte er einer heimischen Zeitung auf die Frage nach einem Wunschspieler für Kiel schlicht und schnörkellos mit "Omeyer" geantwortet.
Die Familie, Ehefrau Laurence (29) und Tochter Manon (4), unterstützt Frankreichs Torhüter-Ass beim freiwilligen Tausch zwischen traumhaftem mediterranen mit dem zumeist rauen Ostseeklima. Als Autokorsos am späten Dienstag den WM-Sieg im Fußball-Klassiker zwischen Frankreich und Spanien mit einem nicht enden wollenden Hupkonzert feierten und die Einwohner der Mittelmeer-Metropole im Schlaf störten, saßen die Omeyers gemeinsam mit Bhakti Ong und Uwe Schwenker im Garten der Familie Karabatic und stießen bei immer noch 25 Grad Celsius mit Champagner auf die Zukunft an. "Nur noch wenige Tage, dann sind wir bereits in Kiel", sinnierte Laurence, griff nach Thierrys Hand und sagte: "Wir freuen uns riesig."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.06.2006)
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