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15.08.2006 Presse / Mannschaft

"Handball-World": THW ist Titelfavorit Nummer 1

Von Olaf Nolden, © 2006 www.handball-world.com:

Wenn man die derzeit aus dem Boden schießenden Saisonprognosen verfolgt, könnte man meinen, die Meisterschaft 2007 sei schon längst entschieden, noch bevor der erste Ball gespielt wurde. Der THW Kiel werde wie in den beiden Jahren zuvor am Ende oben stehen, so die fast einhellige Meinung der Bundesliga-Trainer.
Der THW hat mit seinen drei Neuzugängen Jeppesen, Klein und Omeyer seinen ohnehin schon hochkaräigen Kader noch einmal verbessert. Allerdings sorgt die Verletzung von Viktor Szilagyi für einigen Kummer beim frischgebackenen Rekordmeister, zumal Lars Krogh Jeppesen nach einer nicht auskurierten Schulterverletzung derzeit auch an Wadenproblemen laboriert und bisher noch nicht ins Kieler Spiel integriert werden konnte. Mehr als ein wenig überzeugender Kurzeinsatz beim Schlecker-Cup war bisher nicht drin.

So liegt die Hauptlast im Kieler Rückraum weiterhin auf Stefan Lövgren und Nikola Karabatic, was für eine kraftzehrende Saison inklusive Championsleague kaum ausreichen wird. Denn dem THW ist die Bundesliga mittlerweile zu klein, mit dem neuen Kader soll endlich und zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der europäische Thron erklommen werden.

Zumindest die Auslosung der Vorrunde lässt das Erreichen des Viertelfinales realistisch erscheinen. Mit GOG Gudme (Dänemark), Banika Karniva (Tschechien) und Constanta (Rumänien) oder Conversano (Italien) haben die Kieler durchweg lösbare Aufgaben in ihrer Vorrundengruppe bekommen. "Das Weiterkommen ist Pflicht", kommentierte Uwe Schwenker denn auch aus seinem kurzen Urlaub, der in diesem Jahr besonders kurz ausfiel.

Denn nach der letztjährigen Zitterpartie bei den Kieler Torhütern sahen sich die Vereinsverantwortlichen zum Handeln gezwungen. "Alles andere wäre fahrlässig gewesen", glaubt Schwenker angesichts der Bandscheibenvorfälle bei Mathias Andersson und der langanhaltenden Formkrise bei Henning Fritz. Letzterer wird mittlerweile vom SC Magdeburg umworben, wo man sich Fritz als Nachfolger von Johannes Bitter gut vorstellen kann.

Ausgerechnet der bis Juni in der zweiten Liga bei Altenholz spielende Dennis Klockmann, der ein Zweitspielrecht beim THW hatte, holte die Kohlen aus dem Feuer. Doch Klockmann wechselte nach Schwerin und Schwenker suchte einen hochkarätigen dritten Torwart, der problemlos auch die Nummer eins sein könne. Man fand Thierry Omeyer, Frankreichs Supertorwart, den man kurzfristig aus seinem Vertrag bei Montpellier HB herauskaufte und dafür tief in die Tasche griff. Damit sich die Investition lohnt, erhielt der Nationaltorwart einen 4-Jahresvertrag.

Und der THW ein Problem, denn drei Torleute, denen man getrost das Prädikat "Weltklasse" anheften kann, sind nicht gerade eine Garantie für Harmonie. Das ist aber in Kiel auch gar nicht gewollt. Vielmehr hofft auch Bundestrainer Heiner Brand, dass Henning Fritz durch die neue Konkurrenzsituation endlich zu seiner Form zurückfindet und bei der WM im eigenen Land zum großen Rückhalt der Nationalmannschaft wird.

Noka Serdarusic wird in jedem Fall seiner Maxime treu bleiben und rein nach der Leistung die beiden Torhüter auswählen, die zum Einsatz kommen werden. Denn wenn im November Szilagyi nach seinem Kreuzbandriss wieder zum Team zurückkehrt, soll einer der drei Schlussleute auf der Tribüne Platz nehmen. Unvorstellbar, wenn Deutschlands bekanntester aktueller Nationalspieler Henning Fritz vier Monate vor der WM im eigenen Land zur Zuschauerrolle verdammt wäre.

"Ich bin da ganz gelassen", sagt Uwe Schwenker. Er glaubt, dass seine Torleute den Konkurrenzkampf aufnehmen und insbesondere Henning Fritz aus dem internen Wettbewerb als Sieger herausgehen werde. Denn ansonsten droht ein frühzeitiger Abgang des gebürtigen Magdeburgers, der in den vergangenen Wochen von Journalisten schon bei Bernd-Uwe Hildebrand gesichtet wurde. Prompt kursierten die Gerüchte, dass Johannes Bitter schon ein Jahr früher zum HSV nach Hamburg wechseln werde, um Platz für Fritz zu machen. Noch dementieren alle Beteiligten, aber noch sitzt auch kein Kieler Torwart auf der Tribüne.

Dort sitzen in der Ostseehalle wie üblich 10.250 Zuschauer, um ihren THW zum Sieg zu schreien. Dass Kiel mit dieser Zahl nicht mehr Zuschauerkrösus wie in den vergangenen 30 Jahren ist, sondern diesen Titel an Gummersbach verlor, wird man verschmerzen. Schließlich schnappte Kiel den Gummersbachern den alleinigen Titel "Rekordmeister" aus den Händen.

Nach der neuen Saison will der THW Kiel sich alleiniger Rekordmeister nennen können. Davor stehen jedoch 34 Spiele gegen eine Konkurrenz, die zwar Kiel als Anwärter Nummer 1 auf den Titel sieht, aber trotzdem auf ein Stolpern des Starensembles hofft. Vorteilhaft könnte sich für den THW jedoch erweisen, dass die schwedischen Nationalspieler während der WM im Januar zum Zuschauen verdammt sind.

(Von Olaf Nolden, © 2006 www.handball-world.com)


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