THW-Logo
26.08.2006 Mannschaft

Zebra: Als Titelfavorit in die neue Saison

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Die Mannschaft des THW Kiel in der Saison 2006/07.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Mannschaft des THW Kiel in der Saison 2006/07.

Die Handball-Bundesliga startet seit der Einführung des eingleisigen Oberhauses 1977 in seine nunmehr 30. Spielzeit, doch selten zuvor wurde die Favoritenrolle unter den Sportexperten so deutlich verteilt wie vor dieser Saison: Nach dem Abschluss des personellen Umbruchs beim THW Kiel, der schnellen Integration der fünf letztjährigen Neuzugänge und der dennoch souveränen Titelverteidigung steht der neue Mit-Rekordmeister auf allen Tippzetteln der Konkurrenz ganz weit oben - böse Zungen behaupten sogar, dass es für die anderen 17 Erstligaclubs von vornherein lediglich um die Verteilung auf die Plätze 2 bis 18 ginge.
Doch auch wenn der ehrgeizige Traditionsverein von der Förde die Favoritenrolle gerne annimmt, weicht Trainer Noka Serdarusic in seiner mittlerweile vierzehnten Saison bei den Schwarz-Weißen nicht von seiner bisherigen Maxime ab: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen und dann sehen, was am Ende dabei heraus kommt." Ein Selbstgänger sei die Meisterschaft indes nicht, und so sieht Serdarusic in etwa die selben Teams nach den Sternen greifen, die sich in der Vorsaison im oberen Tabellendrittel festgesetzt hatten: "Die üblichen Verdächtigen aus Flensburg, Magdeburg, Gummersbach und Lemgo werden oben mitspielen". Komplettiert wird seine Favoritengruppe vom wieder erstarkten amtierenden DHB-Pokalsieger HSV, denn "wenn man sieht, was Hamburg für ein Team beisammen hat und was die für eine gute Vorbereitung gespielt haben, können sie ganz oben angreifen."
Angriff auf Europas Thron
Angreifen - genau das hat sich der THW Kiel in dieser Spielzeit für die Champions League vorgenommen. Im mittlerweile zehnten Anlauf in der europäischen Königsklasse soll in diesem Jahr endlich der lang ersehnte Titel her, um die bislang noch magere Ausbeute von lediglich einer Finalteilnahme 2000 gehörig aufzubessern. Der Traum vom Erklimmen des Vereinshandball-Throns ist geblieben, doch der Hauptkonkurrent ist mittlerweile ein anderer: Lieferte sich Kiel um die Jahrtausendwende noch heiße und enge Duelle mit dem Rekordchampion FC Barcelona, so hat mittlerweile der spanische Ligakonkurrent von Ciudad Real den Katalanen den Rang als "Maß der Dinge" abgelaufen. Dies musste auch die letzte THW-"Endstation" SG Flensburg-Handewitt im Halbfinale der Champions League leidvoll anerkennen, als die Nordlichter dem späteren Titelträger in zwei ungleichen Spielen deutlich unterlegen waren. Auch Uwe Schwenker sieht den Titelverteidiger als den Hauptkonkurrenten, doch "vor der Übermannschaft Ciudad Real, die mit ihrem Kader gleich zwei Weltklasse-Mannschaften bestücken könnte, müssen wir uns nicht verstecken!"

Gleichwohl wisse er aber, dass zum Triumph in der Königsklasse mehr als nur ein breiter und ausgeglichener Kader gehören. "Man braucht Losglück, wenig Verletzte und eine gute Tagesform", so Schwenker weiter. Ersteres hatten die Kieler bei der Auslosung der Gruppenphase bereits: Mit dem dänischen Vizemeister GOG Gudme, dem tschechischen Abonnementmeister Banik Karvina und dem Sieger der Partie Constanta (Rumänien) gegen Conversano (Italien) in der Gruppe E betitelt Uwe Schwenker das Weiterkommen als eine Pflichtaufgabe, doch dies alleine reicht ihm nicht: "Wir müssen von Anfang an konzentriert zu Werke gehen, um den ersten Platz in der Gruppe zu sichern. Damit würden wir im Rückspiel des Achtelfinals Heimrecht genießen."

Dennoch wird beim THW in dieser Saison nichts dem Zufall überlassen. Der hochwertige Kader der Vorsaison wurde daher laut Serdarusic "nicht nur ergänzt, sondern sogar verstärkt". Besonders die zwei internationalen Topleute Lars Krogh Jeppesen und Thierry Omeyer könnten letztlich auf europäischer Ebene den Unterschied zum Vorjahr ausmachen. Immerhin haben beide Spieler schon mal in der Champions League triumphieren können.

Lars Krogh Jeppesen - mit dem THW zurück zum Handballerglück
Lars Krogh Jeppesen
Klicken Sie für weitere Infos! Lars Krogh Jeppesen
Der ehemalige Flensburger Schlüsselspieler Lars Krogh Jeppesen wechselte vom FC Barcelona zurück in die Bundesliga. Mit dem spanischen Spitzenclub gewann er in den zwei Jahren sowohl die Champions League (2005) als auch die Meisterschaft in der "Liga Asobal" (2006), doch das handballerische Glück fand der "Bundesliga-Spieler der Saison 2003/2004" in Katalonien nicht: "Wir haben eine Art Handball gespielt, die mir nicht gefallen hat. Dafür, dass wir so gute Spieler zur Verfügung hatten, haben wir sehr schlecht gespielt." Zudem plagte sich der dänische Auswahlspieler in den letzten Monaten mit Verletzungen herum, die er in Spanien nie richtig auskurierte. So verpasste Jeppesen für den THW auch viele Testspiele in der Vorbereitung, doch beim erstklassig besetzten Schlecker-Cup in Ehingen, den die Kieler durch einen 40:36-Finalerfolg gegen den HSV Hamburg zum fünften Mal gewannen, deutete er bereits seine weiterhin vorhandene Defensivklasse im Mittelblock an. So soll der gelernte halblinke Rückraumspieler in der Abwehr vor allem die beiden "Dauerbrenner" der letzten Saison, Marcus Ahlm und Nikola Karabatic, entlasten, im Angriff ist auch ein Einsatz auf der Spielmacherposition geplant - zumal der Power-Mittelmann Viktor Szilagyi nach seinem Kreuzbandriss zum Ende der vergangenen Saison noch mindestens bis in den November nicht einsatzfähig ist. Für den Dänen geht mit dem Wechsel zum ehemaligen Rivalen nach Kiel indes ein Kindheitstraum in Erfüllung: "Als ich 15, 16 Jahre alt war, wollte ich unbedingt hier spielen. Ich hoffe, dass ich jetzt nach meiner Verletzung richtig Gas geben kann und glaube, dass diese Mannschaft einen riesigen Handball spielen kann."
Thierry Omeyer will noch einmal die Champions League gewinnen
Thierry Omeyer
Klicken Sie für weitere Infos! Thierry Omeyer
Ebenfalls bereits in der Champions League erfolgreich war der "Last-Minute-Einkauf" Thierry Omeyer. Der französische Auswahlkeeper gewann 2003 an der Seite des damals erst 19-jährigen Nikola Karabatic mit seinem ehemaligen Club Montpellier HB die Königsklasse und kam als überragender Rückhalt im Nationalteam schon zu Welt- (2001) und Europameistertiteln (2006). Dennoch ist der 29-jährige Familienvater weiterhin erfolgshungrig: "Ich will dem THW helfen, die Meisterschaft und die Champions League zu gewinnen!" Dass mit ihm, Henning Fritz und Mattias Andersson nun gleich drei Ausnahmekeeper im Kader des THW stehen, bereitet dem Franzosen keine schlaflosen Nächte: "Ich muss dem Trainer zeigen, dass ich spielen möchte. Dann wird sich zeigen, wer der Beste ist. Ich werde alles dafür tun, dass wir mit dem THW Erfolg haben." Ähnlich äußerten sich zuvor auch schon Fritz und Andersson. Einem fairen Wettkampf um die Torhüterposition steht also nichts im Weg - zumal Trainer Noka Serdarusic sowieso dafür bekannt ist, dass er stets nach Leistung aufstellt. Dieser sah die Entscheidung für einen dritten Torhüter längst überfällig: "Alle Spitzenmannschaften Europas haben seit jeher 3 Torhüter. Nur in der Bundesliga hat sich dies bislang noch nicht durchgesetzt."
Dominik Klein - Auf dem Weg zum Jungstar
Dominik Klein
Klicken Sie für weitere Infos! Dominik Klein
Die erste feststehende Neuverpflichtung für diese Spielzeit war die von Dominik Klein. Zwar verfügt der 22-jährige Linksaußen, der nach dem Lizenzentzug für die SG Wallau-Massenheim in der vergangenen Saison für den TV Großwallstadt auf Torejagd ging, bis auf seine Einsätze in der DHB-Auswahlmannschaft noch nicht über internationale Erfahrung. Doch der Jungnationalspieler hat in der Vorbereitung angedeutet, dass auch er keine Angst vor großen Namen hat: Beim Schlecker-Cup erzielte "Mini" Klein gleich 16 Treffer in drei Partien und unterstrich damit die Hoffnungen von Noka Serdarusic, dass der Neuzugang "nicht nur Adrian Wagner ersetzen, sondern Henrik Lundström richtig Druck machen" kann. Dominik Klein indes freut sich "mit leuchtenden Augen riesig auf den Start" und hat Ambitionen, ein Stammspieler auch in der Nationalmannschaft zu werden: "Noka hat mir in drei Wochen alles erzählt, was ich falsch mache, was ich ändern müsste und wo ich mich verbessern kann. Genau das brauche ich für meine Entwicklung."

Ebenfalls neu im Kader ist der 19-jährige "Rohdiamant" Moritz Weltgen, der aber zunächst ausschließlich von seinem Zweitspielrecht für den Zweitligisten TSV Altenholz Gebrauch machen soll. Noka Serdarusic möchte den jungen "Allrounder" nicht gleich ins kalte Bundesliga-Fahrwasser werfen: "Ich werde im Training individuell mit ihm arbeiten. Nach ein bis zwei Jahren werden wir dann sehen, ob er uns in Zukunft helfen kann."

Die erneute qualitative Aufstockung des Kaders machte ein neuer Rekordetat von nun rund 6 Millionen Euro möglich, trotzdem ist der Verein laut Geschäftsführer Uwe Schwenker für das Erreichen der sportlichen Ziele "ein wenig aus der 'Komfortzone' heraus gerückt". Dennoch sei die finanzielle Planung des Clubs weiterhin gewohnt konservativ: In den Etat wurden nur die Einnahmen bis zum Viertelfinale der Champions League hinein gerechnet. Angesichts der erfolgshungrigen Mannschaft eine realistische Zwischenstation. Und so glaubt im Umfeld nicht nur Kapitän Stefan Lövgren: "Zeigen wir unsere Leistung, wird das eine lustige Saison."

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


(26.08.2006) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite