Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
|
Noka Serdarusic: "Derzeit arbeite ich in einer sehr harmonischen Mannschaft."
|
Noka Serdarusic kann lachen. Der Mann, der den THW Kiel
zu insgesamt neun Deutschen Meisterschaften führte und bis dato gemeinhin als
mürrischer Grantler galt, gibt sich dieser Tage erstaunlich locker und gelöst.
Ein ganz neuer
Noka Serdarusic? "Ich habe begriffen,
dass es sich nicht für alles lohnt sich aufzuregen", sagt der 55-Jährige schmunzelnd.
Und einen triftigen Grund zum Ärgern habe er momentan eh nicht, räumt er ein. Beim
THW Kiel läuft für ihn derzeit alles rund. "Die Saison fängt gerade erst an. Meine
Jungs hatten also noch keine große Gelegenheit, mich zu ärgern."
Serdarusic hat in der Tat allen Grund zum Frohsinn. Als
Deutscher Meister geht der THW Kiel auch in diesem Jahr wieder als großer Favorit
an den Bundesliga-Start und bläst mit einem verstärkten Kader nun zur Jagd auf den
amtierenden Champions League-Sieger Ciudad Real. "Wenn Du planst und machst und dann
läuft es auch noch so, wie Du Dir es vorstellst, dann macht es einfach Spaß", freut sich
Serdarusic. "Und derzeit arbeite ich in einer sehr harmonischen Mannschaft."
Serdarusics Jungs begeistern Europa
In
Serdarusic Sätzen schwingt der Stolz auf seine Jungs mit.
"In der vergangenen Saison haben wir so souverän wie lange nicht mehr unser Ziel erreicht.
Doch wir haben nicht nur die Meisterschaft gewonnen, sondern zudem ein wahres
Handball-Spektakel geboten. Ganz Europa hat von uns gesprochen", bemerkt der
Trainerfuchs höchst zufrieden. Dass allerdings ein ganz schlechtes Spiel das Aus
in der Champions League bedeutete, hat
Serdarusic nicht
vergessen. "Daran werden wir arbeiten", verspricht er. "Verstärkt kommen wir unserem
großen Ziel näher."
Seinen Traum vom Gewinn der Champions League hat Serdarusic
nämlich noch längst nicht ausgeträumt. Den Vergleichen mit den finanzstärkeren
spanischen Topklubs schaut er deswegen mit Spannung entgegen. "Ich mache mir keine
Gedanken darüber, dass wir am FC Barcelona vorbei ziehen können. Und Ciudad Real ist
zwar in der Lage, jeden Spieler der Welt zu kaufen und ihn auf der Bank schmoren zu
lassen, nur damit er nicht für die Konkurrenz aufläuft. Aber auch sie können nur mit
sieben Mann gleichzeitig spielen." Der Handballstil des THW Kiel sei ohnehin viel
schöner anzuschauen, ergänzt er mit Genugtuung.
Vertragsverlängerung bis 2009
"Wenn man keine Träume mehr hat, dann hat man sich schon verabschiedet. Das liegt
in der Natur des Menschen", sinniert
Serdarusic. Doch auch
nach 14 Amtsjahren auf dem Kieler Trainerstuhl ist der Handball-Ästhet nicht titelmüde.
Am Ende der Saison wird
Serdarusic exakt ein Viertel seines
Lebens auf der Kieler Trainerbank verbracht haben. Länger als
Serdarusic ist derzeit kein Trainer im deutschen Profisport
im Dienste seines aktuellen Klubs. "Das ist schön und spricht dafür, etwas geschafft
und bewegt zu haben", sagt er ohne sichtliche Regung, aber mit einer inneren Zufriedenheit.
"Das ist heute keine Normalität mehr", weiß der Realist. Erst in diesem Sommer verlängerte
er seinen Kontrakt mit dem THW Kiel bis zum Jahr 2009.
"Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, mit 65 Jahren noch auf der Bank zu sitzen", blickt
Serdarusic voraus. "Andererseits habe ich eine Familie und
Verantwortung. Wenn ich es dann noch machen müsste, dann würde ich es auch tun." Doch
selbst wenn alles nach Plan verlaufen würde, vermag Serdarusic
noch nicht absehen, ob er dann aus freien Stücken auf den Handball verzichten könnte.
"Früher dachte ich immer, in diesem Alter sei ich ein alter Mann. Jetzt wehre ich mich
natürlich ein wenig dagegen." Das neue, frische Lachen steht ihm da gut zu Gesicht.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)