Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Torhüter sind besondere Menschen und gelten mitunter
als ein bisschen verrückt. THW-Torhüter
Henning Fritz
beispielsweise ist so einer. Wenn Deutschlands Nummer eins
laut und deutlich seine Emotionen auf dem Spielfeld
auslebt, dann motiviert das nicht nur ihn, auch manch
ein Gegner zuckt da schon einmal zusammen.
Thierry Omeyer
hingegen, sein neuer Mannschaftskamerad und Kollege zwischen
den Pfosten, erscheint da etwas zurückhaltender, wenn auch
nicht minder erfolgreich.
Eigentlich ein leiser Typ, ist der französische Welt- und
Europameister darum bemüht, einen kleinen Wandel zu vollziehen,
um auch mal lauter zu werden und seine Vorderleute in der
Abwehr lautstark wachrütteln zu können.
Der Wendepunkt
Auf einen Rat von seinem alten Weggefährten
Bruno Martini
hin änderte sich
"Titi", so
Omeyers
Spitzname, grundlegend. "
Bruno kam eines Tages zu mir und
sagte: '
Thierry, wenn du ein Tor kassiert,
steckst du es einfach weg und nimmst die Schuld auf dich.
Ein Fehler! Nicht du bist Schuld, sondern deine Abwehr.
Schreie sie an, bekomm deinen Laden in den Griff und zeig dich.' Diese
Ratschläge habe ich verinnerlicht und im Spiel umgesetzt.
Ich bin mir sicher, dass es mich weitergebracht hat."
Doch in das Extrem, welches Henning Fritz
zuweilen auf dem Parkett auslebt, verfällt Omeyer
bislang noch nicht. "Gerade für mich als Franzosen sind
Hennings emotionsgeladenen Duelle
mit Bertrand Gille natürlich unvergessen", erinnert sich
Omeyer an ein beinahe legendäres
Länderspiel zwischen Deutschland und Frankreich. "Diese
Aggressivität, das macht Henning stark,
davon kann jeder Torhüter nur lernen." Und das ist es auch,
was das Torwart-Trio der Kieler ausmacht: Jeder der drei
Keeper hat seine eigene Weise zwischen den Pfosten und
motiviert sich und den Rest der Mannschaft anders.
Jeder kann sich von den Kollegen etwas Neues abschauen.
Auch deshalb hat Omeyer
den Schritt in ein neues Handball-Leben gewagt. "In Kiel kann
ich mich weiterentwickeln."
Der Anführer der Nationalmannschaft
Auch in der französischen Nationalmannschaft musste
Thierry Omeyer eine Entwicklung
durchmachen und wuchs langsam in die zu einem der Anführer
seiner Truppe. "Es ist eine Rolle, die ich übernehmen muss,
besonders seit dem Weggang der drei 'Alten' Jackson
Richardson, Gregory Anquetil und Gueric Kervadec." In diesem
Jahr folgte dann die Krönung seiner Karriere in der
"Equipe tricolore". Neben dem Europameistertitel wurde
ihm noch eine große Ehre zuteil. Der Vater einer Tochter
wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt und stand
einmal ohne ein Team im Rücken im Rampenlicht.
Und vielleicht kann Thierry Omeyer
seinen beiden Kollegen im Tor noch etwas anderes zeigen
als seine Kniffe und Tricks zwischen den Pfosten.
Beispielsweise, wie man die Champions League gewinnt.
Diese Trophäe konnte er nämlich bisher als einziger
der drei Schlussmänner während seiner Zeit bei Montpellier
HB in seinen Händen halten.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)