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30.09.2006 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Der große Blonde mit dem Lächeln

Pelle Linders: "Ich bin in Kiel ein besserer Kreisläufer geworden"

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.09.2006:

Pelle Linders fühlt sich wohl in Kiel und  würde gerne um zwei Jahre verlängern.
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Kiel - Er hat 15 Euro gewettet. Darauf, dass Johan Edfors die mit 7,5 Millionen Dollar dotierten World-Golf-Championships im englischen Herfordshire gewinnt. Besiegt der Schwede tatsächlich auch Tiger Woods, ist Pelle Linders um 2000 Euro reicher. Der Kreisläufer des THW Kiel setzt aber aus anderen Gründen auf Edfors: Der Profi-Golfer, der gestern Rang 21 belegte, ist sein Cousin. "Die Familie muss an ihn glauben."
Edfors (31) hat in diesem Jahr schon knapp 1,4 Millionen Euro gewonnen und zählt zu den besten Golfern Europas. Wenn Pelle Linders über ihn redet, blüht schnell der Flachs. "Eines Tages werde ich sein Caddie. Der bekommt schließlich zehn Prozent vom Gewinn." Caddie also. Der Mann, der die Eisen schleppt und im Regen den Schirm reicht. Linders: "Wegen der vielen Reisetage ist die Idee bei meiner Frau leider nicht so populär."

Allerdings könnte auch der Reggae-Fan sich nur schwer von seinen Töchtern Isabella (3 Jahre) und Tilde (13 Monate) trennen. Der große Blonde mit dem Dauerlächeln ist ein Familienmensch. Einer, der sich für andere einsetzt. Der Klebstoff in den Fugen einer Mannschaft. Zu seinem Geburtstag luden Therese und er alle THW-Spieler mit ihren Frauen in die Doppelhaushälfte nach Melsdorf ein. "Wir Männer sehen uns jeden Tag", meint der 31-Jährige. "Aber die Frauen haben wenig Gelegenheit, sich zu treffen." Einer wie Linders denkt an Gemeinschaften.

Bevor der Hobby-Golfer (Handicap vier) sich entschied, als Handballer ein Profi zu werden, arbeitete er mit hyperaktiven Kindern. Die Ausbildung zum Krankenpfleger brach er ab, weil er beim dänischen Spitzenklub Kolding IF unterschrieb und der Sport mehr und mehr sein Leben bestimmte. Linders wurde Nationalspieler und mit seinem Verein viermal Meister. Zuletzt war er Koldings Kapitän. "Und heute bin ich Ersatzmann in Kiel", sagt Linders ohne Bedauern. Die Rolle im Schatten seines Freundes Marcus Ahlm hat ihn nicht überrascht. "Ich wusste, auf was ich mich hier einlasse." Den Wechsel bereut er nicht. Noka Serdarusic schätzt er als "guten Trainer und sympathischen Menschen". Durch ihn sei er ein besserer Kreisläufer geworden. Inzwischen hätte er auch gelernt, wie ein Abwehrspieler denken soll. "Wenn ich aber nicht mehr das Ziel hätte, hier die Nummer eins zu werden, müsste ich sofort wegziehen", meint Linders, dessen Vertrag im Juni 2007 ausläuft. Therese (35), die an einer Fernuni Soziologie studiert, und er fühlen sich in Kiel wohl. Klar ist für sie nur, dass Isabella in Schweden eingeschult werden soll. "Wir können also noch zwei weitere Jahre bleiben", rechnet Linders vor. "Und das wollen wir auch."

Ein Grund zu bleiben sind auch die intensiven Pokerrunden mit Thierry Omeyer und Viktor Szilaygi während der Busfahrten. Ausgespielt ohne Zigarettenqualm und echte Karten auf der tragbaren Playstation. Bei dem jüngsten Trip nach Usedom besiegte der Schwede Poker-Ass "Titi" Omeyer mit 5:4. "Seitdem bin ich unser ostdeutscher Meister", sagt der 46-fache Nationalspieler, der gerne zu Büchern des schwedischen Autors Jan Guillou greift und am Herd steht. Einzige Voraussetzung: Ein Rezept. "Meine Frau würde zwar sagen, dass ich gar nicht kochen kann", meint Linders. "Aber meine Spaghetti Bolognese sind wirklich nicht so schlecht."

In der Jugend spielte Linders da, "wo ein Platz frei war". Im Tor, in der Mitte. Kreisläufer wurde er mit zwölf, als die Erkenntnis reifte, nur hier hohes Niveau erreichen zu können. "Ich werfe nicht hart, springe nicht hoch - da werden die Posten knapp." Am Kreis hat er inzwischen Spaß bei der Arbeit. "Mit einer guten Sperre mache ich auch ohne Ball dem Rückraum das Werfen leichter", sagt Linders, der sich im Spätsommer seiner Karriere sieht. "Klar ist, dass ich als 37-Jähriger nicht mehr spielen werde. Ich komme jetzt schon morgens schwer aus dem Bett." Zwei weitere Jahre in Kiel würden seine Knochen aber noch aushalten.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.09.2006)


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