Aus Sport1:
München/Herrsching -
Dominik Klein sitzt in Traininganzug und Badelatschen
an einem Tisch im Restaurant des Ammersee-Hotels und gönnt sich eine
Saftschorle.
"Flüssigkeitsspeicher auffüllen", grinst er, während ihm die Sonne durch
die großen Fenster des Quartiers des deutschen Nationalteams mitten ins
Gesicht scheint.
"Zeit des Reinschnupperns ist vorbei"
"Bei der EM 2006 in der Schweiz war ich dabei, um zu lernen und die Abläufe
zu sehen. Das wird jetzt sicher anders sein. Für mich ist die Zeit des
Reinschnupperns vorbei", stellt er im Gespräch mit
Sport1.de klar.
Die Vorfreude auf die WM im eigenen Land ist dem
23-Jährigen deutlich anzumerken.
"Man kann sich gar nicht ausmalen, was in Deutschland passieren wird",
schwärmt der blitzschnelle Linksaußen, "wenn wir die Zuschauer in unseren
Bann ziehen können, wird das ein Riesen-Event."
Bewegtes Jahr
Klein hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Als er im Sommer vom beschaulichen
TV Großwallstadt zum Branchenprimus nach Kiel wechselte, vollzog er einen
mutigen Schritt.
Nicht wenige Talente versuchten sich schon bei der Elite des THW und
scheiterten unter dem harten Regiment von Trainer
Noka Serdarusic.
Klein setzte sich durch. Im Nachhinein muss man deshalb sagen: Er hat alles
richtig gemacht. Neben dem schwedischen Nationalspieler
Henrik Lundström
bekommt er viel Spielzeit und erzielt im Schnitt 4,3 Tore für den Deutschen
Meister - deutlich mehr als sein Konkurrent (3,1).
Weltklasse, aber keine Allüren
"Du kommst ins Training und jeder weiß, warum er da ist", beschreibt er die
Stimmung im Verein: "Wir alle wollen gemeinsam nach vorne kommen. Ich habe
noch nie erlebt, dass es in einem Verein so diszipliniert zugeht. Deshalb
freue ich mich riesig, dass ich dort Fuß fassen konnte und meine
Spielanteile bekomme."
"Mini" ist mit sich und seinem sportlichen Schaffen im Reinen: "Mir konnte
nichts Besseres passieren als der Wechsel nach Kiel. Die Mitspieler sind
einfach weltklasse. Trotzdem gibt es keine Allüren im Team."
Vergleich mit dem "Sommermärchen"
Auch
Klein selbst wirkt enorm bodenständig. Dass er sich die gewisse
Lockerheit bewahrt hat, zeigt sich auch darin, dass er die teilweise
überstrapazierten Vergleiche der Handball-WM mit dem "Sommermärchen" der
Fußball-Nationalmannschaft mit Humor nimmt.
"Unser Polen-Spiel hätte vielleicht auch in Dortmund angesetzt werden
sollen, dann hätten wir es den Fußballern nachmachen können", meint er
augenzwinkernd.
Gesundes Selbstbewusstsein
Kleins Selbstbewusstsein hat unter dem Vereinswechsel jedenfalls nicht
gelitten. Welcher Titel ihm am liebsten wäre?
Warum nicht alle vier, lautet die Antwort. Mit dem THW ist er in
Meisterschaft, Pokal und Champions-League gut dabei, und auch mit der
Nationalmannschaft hat er Großes vor.
"Wenn wir in der Hauptrunde vollzählig sind, haben wir gute Chancen", sagt
er angesichts der Verletzungssorgen im deutschen Team: "In den K.o.-Spielen
ab dem Viertelfinale haben wir dann alle Möglichkeiten, weit zu kommen."
Nummer zwei hinter "Toto"
Dass Hamburgs
Torsten Jansen (30) am linken Flügel gesetzt ist, ist Klein
durchaus bewusst.
"Toto ist klar die Nummer eins, aber wir ergänzen uns sehr gut", sagt er:
"Wenn einer mal einen schlechten Tag erwischt, was bei einem solchen
Turnier durchaus vorkommt, möchte man denjenigen unterstützen und in die
Bresche springen. Darauf freue ich mich."
Als
Jansen beim zweiten Testspiel in Ungarn (23:23) wegen einer
Oberschenkel-Verletzung ausfiel, zeigte
Klein sein Potenzial: Mit sechs
Treffern war er bester deutscher Werfer.
(Von Julian Meißner, © 2007 Sport1)