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27.01.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: Entspannte Dänen vermissen Stimmung der Ostseehalle

Je besser die Perspektiven, desto trockener der Humor

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2007:

Mannheim - Freitag, 11 Uhr, im Hotel "Nestor". Ulrik Wilbek hat zur Pressekonferenz gebeten nach Ladenburg, einem Dorf in der Nähe der Mannheimer SAP-Arena. Die Stimmung nach dem 27:23-Sieg gegen Spanien am Abend zuvor ist locker, die komplette Mannschaft sitzt im Freizeit-Look im Saal. Joachim Boldsen trinkt Cola, sein Flensburger Vereinskollege Michael Knudsen knabbert an einem Apfel, Lars Christiansen sitzt zwischen den Journalisten. Sie alle hören entspannt zu, wenn ihr Trainer davon spricht, dass nun für die Dänen auch der zweite Platz in der Hauptrunden-Gruppe II möglich ist.
"Der Sieg gegen Spanien hat uns eine neue Perspektive eröffnet", sagt Wilbek, der zehn Minuten lang erklärt, wie sie heute (20.15 Uhr) die Russen schlagen wollen. Mal ernsthaft, mal ironisch. "Wenn unsere 6:0-Abwehr nicht funktioniert, dann probieren wie die 5:1-Deckung", sagt der 48-Jährige. "Mit der haben wir hier noch kein Gegentor bekommen." Der Witz kommt an. Die Dänen haben sie in diesem Turnier erst drei Minuten lang gespielt.

Nach dem Monolog löst sich die Runde auf. Spieler und Journalisten sitzen nun in kleinen Gruppen zusammen, die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht. Nach der enttäuschenden WM 2005, die für die Dänen mit einem enttäuschenden 13. Platz endete, löste Wilbek Torben Winther als Nationaltrainer ab. Seitdem ist auch der Umgang mit den Medien ein ganz anderer. So erklärt Co-Trainer Peter Bredsdorff-Larsen unmittelbar vor jedem Spiel bis in kleinste Detail, wie sie den nächsten Gegner schlagen wollen. Um den Kroaten Ivano Balic zu stoppen, hatten die Dänen sich beispielsweise drei Varianten einfallen lassen. Am Ende klappte keine, aber die Journalisten wussten wenigstens, dass es nicht am Plan mangelte, sondern Balic einfach nicht zu stoppen war. Die Wilbek-Philosophie: Wer über uns urteilt, soll auch wissen, was wir machen.

Der Teamgeist der Dänen ist ihre Stärke. Als sich Lars Rasmussen in der Ostseehalle die Chance bot, den Torrekord von Nikolaj Jacobsen (15) zu brechen, musste ihn Lars Christiansen erst darauf hinweisen. "Er hat mir kurz vor Schluss zugerufen, dass mir nur noch drei Tore fehlen", sagt Linksaußen Rasmussen, der den direkten Konkurrenten als Freund bezeichnet. "Ich selbst hatte nicht daran gedacht." Der 30-Jährige, der einst in Minden spielte, verpasste den Rekord um ein einziges Tor: "Wir haben keinen Star in der Mannschaft und gehen respektvoll miteinander um. Das ist unsere Stärke."

Was den Dänen zu ihrem Glück noch fehlt, ist die Ostseehalle. Mehr als 5000 Fans hatten ihnen in Kiel unvergessliche Tage beschert. "Da habe ich mich manchmal wie ein Fußballer gefühlt", sagt Lars Christiansen. In der SAP-Arena mühten sich zuletzt einige hundert Fans vergeblich, Stimmung zu entfachen. Am Wochenende ist die Halle erstmals ausverkauft. Christiansen & Co. hoffen, dass die Dänen kommen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2007)


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