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30.01.2007 WM 2007 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Daniel Stephan: Mit Herzrasen in den Handball-Olymp

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2007:

Lemgo - Deutschland gegen Spanien. Die Partie vom 24. August 2004 bei den olympischen Spielen in Athen gilt als Mutter aller K.o.-Schlachten. Damals gewann Deutschland nach zweimaliger Verlängerung und Siebenmeterwerfen mit 32:30.
"Wenn ich an die Siebenmeter denke, kriege ich noch heute schwitzige Hände", sagt der Lemgoer Daniel Stephan, der am Tag dieses Psycho-Spiels in den Handball-Olymp aufstieg. Wenn Stephan jetzt die Szenen wieder und wieder im Fernsehen sieht, blickt er auf "das packendste Spiel meiner Karriere, einen absoluten Höhepunkt". Er verwandelte den letzten Ball gegen Spaniens Startorhüter David Barrufet und musste danach nur noch aufpassen, dass ihn die wie eine Wand auf ihn zustürmenden Teamkollegen nicht plattwalzten. "Mein Herz raste, aber ich war fest überzeugt, dass ich ihn reinmache", sagt Stephan.

Schwieriger sei der Strafwurf eine Sekunde vor Ablauf der ersten Verlängerung gewesen. Da stand es 27:28. Und Stephan wusste um zusätzlich Belastendes. Er dachte an seine Kumpel Christian Schwarzer, Volker Zerbe und Stefan Kretzschmar. "Mir war bekannt, dass die drei nach Olympia ihre Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Ich hatte nur noch im Kopf: Wenn ich den verwerfe, ist für die Jungs Schluss." Ein mulmiges Gefühl. Unvorstellbarer Druck. Allenfalls "zu fünfzig Prozent" sei er sich "sicher gewesen". Bis zur Ausführung vergingen zwei, drei Minuten. Für ihn "eine Ewigkeit". Dann endlich der Pfiff. Drin! "Ich muss das wie in Trance gemacht haben", sagt Stephan heute, "denn ich hatte keinen Zweifel, nach oben links geworfen zu haben". Es war aber oben rechts, wie er tags danach bei der Video-Analyse entdeckte.

Die zweite Verlängerung bringt ebenfalls keinen Sieger. 30:30. Der "mentale Ausnahmezustand", wie Stephan formuliert, geht weiter. Die Spanier zerbrechen darin. Sie treffen gegen Henning Fritz nicht ein Mal. Auch Kretzschmar, Florian Kehrmann und Markus Baur versagen die Nerven. Nur Torsten Jansen verwandelt. Bis Daniel Stephan zur Vollstreckung auf dem Punkt steht. Sollte es heute Abend in der Köln-Arena eine Wiederholung dieses Wahnsinns geben, wünscht der ehemalige Kapitän seinen Nachfolgern vor allem "ein bisschen Glück". Denn proben könne man solche Extremsituationen nicht.

(aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2007)


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