30.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Schwieriger sei der Strafwurf eine Sekunde vor Ablauf der ersten Verlängerung gewesen. Da stand es 27:28. Und Stephan wusste um zusätzlich Belastendes. Er dachte an seine Kumpel Christian Schwarzer, Volker Zerbe und Stefan Kretzschmar. "Mir war bekannt, dass die drei nach Olympia ihre Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Ich hatte nur noch im Kopf: Wenn ich den verwerfe, ist für die Jungs Schluss." Ein mulmiges Gefühl. Unvorstellbarer Druck. Allenfalls "zu fünfzig Prozent" sei er sich "sicher gewesen". Bis zur Ausführung vergingen zwei, drei Minuten. Für ihn "eine Ewigkeit". Dann endlich der Pfiff. Drin! "Ich muss das wie in Trance gemacht haben", sagt Stephan heute, "denn ich hatte keinen Zweifel, nach oben links geworfen zu haben". Es war aber oben rechts, wie er tags danach bei der Video-Analyse entdeckte.
Die zweite Verlängerung bringt ebenfalls keinen Sieger. 30:30. Der "mentale Ausnahmezustand", wie Stephan formuliert, geht weiter. Die Spanier zerbrechen darin. Sie treffen gegen Henning Fritz nicht ein Mal. Auch Kretzschmar, Florian Kehrmann und Markus Baur versagen die Nerven. Nur Torsten Jansen verwandelt. Bis Daniel Stephan zur Vollstreckung auf dem Punkt steht. Sollte es heute Abend in der Köln-Arena eine Wiederholung dieses Wahnsinns geben, wünscht der ehemalige Kapitän seinen Nachfolgern vor allem "ein bisschen Glück". Denn proben könne man solche Extremsituationen nicht.
(aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2007)
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