24./25.08.2004 - Letzte Aktualisierung: 25.08.2004 | Olympia 2004 / Nationalmannschaft |
Update #1 | KN-Spielbericht ergänzt... |
Auch im zweiten Durchgang wechselte die Führung häufig. Zunächst führte wieder Deutschland (18:16, 35.), dann wieder Spanien (20:22, 44.). In dieser Phase brachte Heiner Brand Christian Zeitz und den nachnominierten Frank von Behren, doch beide konnten keinen Druck im Rückraum erzeugen. Für beide kamen nach einer kurzen Verschnaufpause Daniel Stephan und Volker Zerbe wieder auf die Platte.
Dank toller Paraden von Henning Fritz blieb die DHB-Auswahl trotz mangelhaftem Angriff im Spiel. Die Führung wechselte weiter ständig. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit führte Deutschland nach einem Treffer von Zerbe mit 27:26, aber Romero erzwang mit seinem Tor zum 27:27 die Verlängerung.
In der ersten Verlängerung zeigten Fritz aber auch sein Gegenüber David Barrufet weiter Weltklasseleistungen. Beiden Teams gelang in diesen ersten zusätzlichen zehn Minuten jeweils nur ein Tor - mit dem Stand von 28:28 ging es in die zweite Verlängerung, in der vier Minuten lang kein Tor fiel, bis Spanien durch Urios und Belaustegui auf 30:28 davonzog. Christian Schwarzer beendete mit seinen Toren zum 29:30 und 30:30 die deutsche Torflaute und erzwang das Siebenmeterwerfen.
Hier der dramatische Verlauf:
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.08.2004:
Als Daniel Stephan genau zwei Stunden und 20 Minuten nach dem Anpfiff den finalen Strafwurf an Spaniens Super-Torhüter David Barrufet vorbei bugsiert hatte, verschwand der Kieler Torwart Henning Fritz unter einer Spielertraube. "Fritze haben wir alles zu verdanken, er hat uns im Spiel gehalten", sagte ein völlig aufgelöster Volker Zerbe Minuten später. Selbiges hätte der Lemgoer aber auch über seinen Clubkameraden Daniel Stephan behaupten können. Dieser stand Barrufet in der letzten Sekunde der ersten Verlängerung schon einmal an der Siebenmeterlinie gegenüber und rettete dem Europameister beim Stand von 27:28 nervenstark die zweite Verlängerung, in der das Team von Bundestrainer Heiner Brand grandiose Moral bewies.
Spanien führte bereits mit 30:28, und die Geschichte von Sydney schien sich zu wiederholen, als die Iberer in letzter Sekunde Deutschland den möglichen Viertelfinal-Triumph geraubt hatten. Doch als die deutschen Fans unter den 7000 Zuschauern gestern begannen, schwarz zu sehen, sicherte Christian Schwarzer mit zwei Kraftakten das von manchem kaum noch für möglich gehaltene Strafwurf-Drama. Klaus-Dieter Petersen allerdings hatte die Hoffnung nie verloren. "Auch als es richtig eng war, ich habe immer an uns geglaubt", erklärte der Kieler Abwehrchef, der zu fertig war, um sich richtig freuen zu können.
Auge in Auge mit den gegnerischen Schützen lieferten Fritz und Barrufet im Siebenmeter-Krimi den finalen Beweis ihrer Weltklasse. Barrufet parierte die Versuche von Stefan Kretzschmar und Florian Kehrmann, Fritz stand wie ein Fels gegen Fernando Hernandez und Jon Belaustegui. Dann trat der Hamburger Torsten Jansen an, der zuvor keine einzige Sekunde auf der Platte gestanden hatte - und traf eiskalt zum 31:30. Nun kam Spaniens Strafwurf-Spezialist Juan Garcia, vermochte Fritz aber nicht zu tunneln, Markus Baur scheiterte an Barrufet und Xavier O'Callaghan am Pfosten, ehe Stephan für die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle sorgte.
Heiner Brand, mit den Nerven am Ende, war hinterher unfähig zu einer Analyse, bescheinigte Henning Fritz eine sensationelle Leistung und sprach davon, dass nicht der Bessere gewonnen habe. So sah es auch Kapitän Baur: "Wenn wir heute kein Glück gehabt hätten, hätten wir es nicht geschafft. Vor vier Jahren im Viertelfinale waren wir vielleicht die bessere Mannschaft und sind von den Spaniern bitter bestraft worden. Nun wurden wir belohnt." Und Henning Fritz, die "Katze" zwischen den Pfosten, sprach nach dem "Sieg der Willenskraft" aus breiter Brust: "Jetzt ist für uns alles möglich."
(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 25.08.2004)
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