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24./25.08.2004 - Letzte Aktualisierung: 25.08.2004 Olympia 2004 / Nationalmannschaft

Fritz lässt Deutschland weiter träumen - Sieg nach Siebenmeterwerfen über Spanien

Fritz und Barrufet Weltklasse - doch "Fritze" noch ein Quentchen besser!

Update #1 KN-Spielbericht ergänzt...

Deutschland steht im Halbfinale. Größten Anteil am 32:30-Sieg über Spanien hatte THW-Keeper Henning Fritz, der in 80 Minuten eine sensationelle Leistung zeigte und im Siebenmeterwerfen schließlich keinen Treffer der Iberer zuließ. Gegner am Freitag (18.30 Uhr) ist Russland.
Doch der Reihe nach: Henning Fritz war von Beginn an stark, auch seine Vorderleute standen sicher in der Abwehr und drehten einen 2:3-Rückstand in eine 6:3-Führung (10.) um. Nachdem die Spanier auf 6:6 (12.) ausgeglichen hatten, ging die DHB-Auswahl abermals in Führung: 12:10 (20.). Zu Ende der ersten Halbzeit drehten die Spanier die Partie aber mit zwei Gegenstoßtreffern zum 15:13 um und gingen mit einer 16:15-Führung in die Kabine.

Auch im zweiten Durchgang wechselte die Führung häufig. Zunächst führte wieder Deutschland (18:16, 35.), dann wieder Spanien (20:22, 44.). In dieser Phase brachte Heiner Brand Christian Zeitz und den nachnominierten Frank von Behren, doch beide konnten keinen Druck im Rückraum erzeugen. Für beide kamen nach einer kurzen Verschnaufpause Daniel Stephan und Volker Zerbe wieder auf die Platte.

Dank toller Paraden von Henning Fritz blieb die DHB-Auswahl trotz mangelhaftem Angriff im Spiel. Die Führung wechselte weiter ständig. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit führte Deutschland nach einem Treffer von Zerbe mit 27:26, aber Romero erzwang mit seinem Tor zum 27:27 die Verlängerung.

In der ersten Verlängerung zeigten Fritz aber auch sein Gegenüber David Barrufet weiter Weltklasseleistungen. Beiden Teams gelang in diesen ersten zusätzlichen zehn Minuten jeweils nur ein Tor - mit dem Stand von 28:28 ging es in die zweite Verlängerung, in der vier Minuten lang kein Tor fiel, bis Spanien durch Urios und Belaustegui auf 30:28 davonzog. Christian Schwarzer beendete mit seinen Toren zum 29:30 und 30:30 die deutsche Torflaute und erzwang das Siebenmeterwerfen.

Hier der dramatische Verlauf:

  • Kretzschmar scheitert an Barrufet - 30:30
  • Hernandez scheitert an Fritz - 30:30
  • Kehrmann scheitert an Barrufet - 30:30
  • Belaustegui scheitert an Fritz - 30:30
  • Jansen verwandelt gegen Barrufet - 31:30
  • Garcia scheitert an Fritz - 31:30
  • Baur scheitert an Barrufet - 31:30
  • O'Callaghan wirft gegen Fritz an den Pfosten - 31:30
  • Stephan verwandelt gegen Barrufet - 32:30 - die Entscheidung!
Im Halbfinale am Freitag (15.30 Uhr) trifft das DHB-Team nun auf Russland, das Frankreich mit 26:24 (13:14) schlug. Das zweite Semifinale bestreiten Weltmeister Kroatien und Ungarn. Kroatien schlug Griechenland mit 33:27 (19:11) (Davor Dominikovic traf einmal), Ungarn besiegte Korea mit 29:25 (14:13).

Viertelfinale, 24.08.04, Di., 18.30: Deutschland - Spanien: 32:30 (30:30, 28:30, 28:28, 27:27, 27:27, 15:16) n.7m-W.

Deutschland:
Fritz (1.-80., 30 Paraden), Ramota (bei zwei 7m, 1 Parade); Dragunski, Kretzschmar (2), Immel (n.e.), Schwarzer (9), Petersen, von Behren, Zerbe (3), Baur (3), Zeitz, Jansen (1/1), Stephan (9/6), Kehrmann (3); Trainer: Brand
Spanien:
Barrufet (1.-80., 33 Paraden), Hombrados (bei einem 7m, 0 Paraden); Entrerrios (1), O'Callaghan, Belaustegui (2), Garralda (3), Dujshebaev (5), Lozano, Hernandez (2), Perez, Colon (2), Garcia (7), Romero (6), Urios (2); Trainer: Argyles
Siebenmeter:
Deutschland: 12/7 (Barrufet hält viermal);
Spanien: 8/3 (Fritz hält dreimal, einmal an den Pfosten, Ramota hält einmal)
Zeitstrafen:
Deutschland: 4;
Spanien: 4
Schiedsrichter:
Arnaldsson/Vidarsson (Island)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:2 (6.), 2:3, 6:3 (10.), 6:6 (12.), 8:8, 9:8, 11:8, 12:10 (20.), 12:12 (25.), 13:15, 15:16;
2. Hz.: 18:16 (35.), 18:18, 19:18, 19:20, 20:20, 20:22 (44.), 23:22 (47.), 23:23, 24:23 (50.), 24:24, 25:24, 25:25 (55.), 25:26, 27:26 (58.), 27:27;
1. Vl. 1. Hz.: 27:27;
1. Vl. 2. Hz.: 28:28;
2. Vl. 1. Hz.: 28:30;
2. Vl. 2. Hz.: 30:30;
Siebenmeterwerfen: 30:30, 30:30, 30:30, 30:30, 31:30, 31:30, 31:30, 31:30, 32:30
Zuschauer:
7000 (Faliro Sports Center)
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.08.2004:

Fritz, die Katze, zeigte Krallen

Kieler Keeper im Siebenmeter-Krimi gegen Spanien unüberwindbar - Daniel Stephan behielt die Nerven
Ein Handball-Gott findet sich nicht in der griechischen Mythologie, aber irgendwelche Götter waren gestern Abend den deutschen Handballern hold. Nach zweimaliger Verlängerung und anschließendem Siebenmeterstechen zog die DHB-Auswahl mit 32:30 in einem an Spannung unüberbietbaren Viertelfinale gegen Spanien in die Vorschlussrunde ein, in dem am Freitag Russland (26:24 gegen Frankreich) der Gegner ist.

Als Daniel Stephan genau zwei Stunden und 20 Minuten nach dem Anpfiff den finalen Strafwurf an Spaniens Super-Torhüter David Barrufet vorbei bugsiert hatte, verschwand der Kieler Torwart Henning Fritz unter einer Spielertraube. "Fritze haben wir alles zu verdanken, er hat uns im Spiel gehalten", sagte ein völlig aufgelöster Volker Zerbe Minuten später. Selbiges hätte der Lemgoer aber auch über seinen Clubkameraden Daniel Stephan behaupten können. Dieser stand Barrufet in der letzten Sekunde der ersten Verlängerung schon einmal an der Siebenmeterlinie gegenüber und rettete dem Europameister beim Stand von 27:28 nervenstark die zweite Verlängerung, in der das Team von Bundestrainer Heiner Brand grandiose Moral bewies.

Spanien führte bereits mit 30:28, und die Geschichte von Sydney schien sich zu wiederholen, als die Iberer in letzter Sekunde Deutschland den möglichen Viertelfinal-Triumph geraubt hatten. Doch als die deutschen Fans unter den 7000 Zuschauern gestern begannen, schwarz zu sehen, sicherte Christian Schwarzer mit zwei Kraftakten das von manchem kaum noch für möglich gehaltene Strafwurf-Drama. Klaus-Dieter Petersen allerdings hatte die Hoffnung nie verloren. "Auch als es richtig eng war, ich habe immer an uns geglaubt", erklärte der Kieler Abwehrchef, der zu fertig war, um sich richtig freuen zu können.

Auge in Auge mit den gegnerischen Schützen lieferten Fritz und Barrufet im Siebenmeter-Krimi den finalen Beweis ihrer Weltklasse. Barrufet parierte die Versuche von Stefan Kretzschmar und Florian Kehrmann, Fritz stand wie ein Fels gegen Fernando Hernandez und Jon Belaustegui. Dann trat der Hamburger Torsten Jansen an, der zuvor keine einzige Sekunde auf der Platte gestanden hatte - und traf eiskalt zum 31:30. Nun kam Spaniens Strafwurf-Spezialist Juan Garcia, vermochte Fritz aber nicht zu tunneln, Markus Baur scheiterte an Barrufet und Xavier O'Callaghan am Pfosten, ehe Stephan für die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle sorgte.

Heiner Brand, mit den Nerven am Ende, war hinterher unfähig zu einer Analyse, bescheinigte Henning Fritz eine sensationelle Leistung und sprach davon, dass nicht der Bessere gewonnen habe. So sah es auch Kapitän Baur: "Wenn wir heute kein Glück gehabt hätten, hätten wir es nicht geschafft. Vor vier Jahren im Viertelfinale waren wir vielleicht die bessere Mannschaft und sind von den Spaniern bitter bestraft worden. Nun wurden wir belohnt." Und Henning Fritz, die "Katze" zwischen den Pfosten, sprach nach dem "Sieg der Willenskraft" aus breiter Brust: "Jetzt ist für uns alles möglich."

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 25.08.2004)


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