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18.08.2004 Olympia 2004

Kieler Nachrichten: Fritz: "Wir haben hier noch nichts erreicht"

THW-Keeper warnt nach idealem Start vor der wachsenden Euphorie

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.08.2004:

Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney hatten die Handballer Ägyptens den Deutschen noch eine lange Nase gedreht. Nun ließ die DHB-Auswahl den "Angstgegner", so Henning Fritz, am langen Arm verhungern. Beim 26:14 am Mittwoch gelang dem Europameister eine eindrucksvolle Demonstration seiner Fähigkeiten.
Besonders die Deckung vor dem Kieler Torhüter bot eine lehrfilmreife Leistung. Fritz kassierte beim Stand von 6:0 (13.) den ersten Treffer, zur Pause gab es beim 14:5 bereits keine Zweifel mehr über den Ausgang des ungleichen Duells. "Wir haben die Grundlage in der Abwehr gelegt. Die Jungs haben sich sehr gut bewegt, und Fritz war sehr stark", lobte Bundestrainer Heiner Brand, der seine Nummer eins wie zum Auftakt gegen Griechenland (28:18) erneut durchspielen ließ. Brand verzichtete darauf, den Lemgoer Christian Ramota in den letzten Minuten einzuwechseln: "Almosen verteile ich nicht. Christian spielt erst, wenn Fritz müde ist."

Danach sieht es derzeit nicht aus. Fritz, der gegen die chancenlosen Ägypter 50 Prozent aller Bälle meisterte, die auf seinen Kasten flogen, wirkte nach dem zweiten Turniererfolg völlig entspannt, schrieb die meisten Autogramme, flüchtete dann fast vor weiblichen Fans ("Henning, wir lieben dich") und herzte lieber seine Frau Babett im Kabinengang. Die allgemeine Euphorie um die Handballer, die in der Faliro-Halle fast Heimspiele austragen, gefällt dem 30-Jährigen nicht so recht. Griechenland sei keine Spitzenmannschaft, Ägypten auch nicht: "Wir haben hier noch nichts erreicht. Sollten wir im Viertelfinale ausscheiden, wären wir die Deppen der Nation."

Auch sein THW-Kollege Klaus-Dieter Petersen plädiert dafür, die beiden Siege nicht überzubewerten und beurteilt das heutige Spiel gegen Brasilien (20.30 Uhr) nur als Pflichtaufgabe. "Gegen Ungarn geht es am Freitag erst richtig los", sagt der Abwehrchef, der nach seiner Roten Karte in der 22. Minute aufgrund einer als "grobes Foul" ausgelegten Attacke gegen Ramy Youssef das weitere Geschehen als Zaungast verfolgen musste. Einen Kommentar ersparte sich "Pitti", der vermeintliche Sünder: "Wenn die Schiedsrichter so entscheiden, dann ist es halt so. Fertig." Christian Schwarzer räumte allerdings ein: "Rot kann man geben, auch wenn der Ägypter den Kopf etwas tief hatte." Mit erhobenem Haupt laufen dagegen die Deutschen weiterhin über die olympische Bühne. Petersen: "Wir spielen guten Handball, und die anderen wissen nicht, was sie dagegen tun sollen."

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 18.08.2004)


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