Aus Sport1:
Köln - Zweimal verloren und dennoch im Halbfinale: Europameister Frankreich hat sich auch von
Rückschlägen nicht unterkriegen lassen und steht zum vierten Mal in Folge seit 2001 unter den
besten vier Mannschaften der Welt.
Nur einmal überstand die Equipe Tricolore allerdings auch die Vorschlussrunde. 2001 im
eigenen Land.
Die Franzosen besiegten Ägypten 24:21 und wurden anschließend Weltmeister.
Heute (trifft die Mannschaft von Trainer Claude Onesta nun auf den WM-Gastgeber
Deutschland. Es ist eine Neuauflage des Hauptrundenspiels, das die DHB-Auswahl am
vergangenen Samstag in Dortmund mit 29:26 für sich entschied.
Im ersten Vergleich stand
Thierry Omeyer neben sich. Der Keeper vom THW Kiel, der als derzeit
bester Keeper der Welt gilt, hielt nur drei von 27 Würfen.
Donnerstag muss er sich steigern, wenn der Europameister eine Chance haben will. Sport1.de
sprach mit dem 30-Jährigen über den Viertelfinal-Triumph über Olympiasieger Kroatien, das
Duell mit Henning Fritz und französisches Steigerungspotenzial.
- Sport1:
- Herr Omeyer,
Frankreich steht im Halbfinale. Das hatten nicht viele gedacht, nachdem
ihr Team nur Vierter in der Hauptrundengruppe I geworden war.
- Thierry Omeyer:
-
Wir haben immer an uns geglaubt. Es ist ein tolles Gefühl, den Favoriten
Kroatien geschlagen zu haben. Wir haben unheimlich gut gespielt. Und jetzt freuen wir uns auf
das Halbfinale, auf die Revanche gegen Deutschland. Wir werden alles geben und wollen nun
unbedingt ins Finale.
- Sport1:
- Kroatien galt als großer Favorit vor dem Viertelfinale.
- Thierry Omeyer:
-
Das stimmt, aber wir haben uns eine gute Chance ausgerechnet. Wir haben Kroatien ja
schon bei der EM geschlagen. Wir wollten 60 Minuten lang alles geben. Uns war bewusst, dass
die Abwehrreihen den Ausschlag geben würden. Darauf haben wir uns konzentriert und offenbar
alles richtig gemacht.
- Sport1:
- Die Zuschauer waren in der Partie zwischen Deutschland und Spanien wesentlich lauter
als bei ihrem Spiel.
- Thierry Omeyer:
-
Vom ersten Spiel habe ich nichts gesehen, nur ein bisschen was in der Kabine gehört.
Natürlich erwarten wir gegen Deutschland eine ganz andere Atmosphäre. Aber uns bringt es
Spaß, in solch einer unglaublichen Halle zu spielen.
- Sport1:
- Macht es wirklich Spaß, wenn man ausgepfiffen wird?
- Thierry Omeyer:
-
Nein, die Pfiffe machen keinen Spaß. Es macht Spaß, in dieser Halle zu spielen. Vor
20.000 Zuschauern. Es ist ein Halbfinale einer WM. Da muss man mit sowas rechnen.
- Sport1:
- Für die Experten ist Frankreich nun der Top-Favorit. Sehen Sie das auch so?
- Thierry Omeyer:
-
Nein, sicher nicht. Wir haben in der Hauptrunde gegen Deutschland ja verloren. Ich
glaube, der Ausgang ist völlig offen. Das wird ein großes Spiel.
- Sport1:
- Natürlich fokussiert sich vieles auf das Duell der Torhüter:
Thierry Omeyer gegen
Henning Fritz, Klubkameraden aus Kiel. Sie auch?
- Thierry Omeyer:
-
Nein, ich habe ganz andere Probleme. Ich denke über Michael Kraus, Christian Zeitz
oder Pascal Hens nach, nicht über Henning oder seine Leistung. Ich muss gemeinsam mit meiner
Abwehr den deutschen Angriff stoppen.
- Sport1:
- Was muss ihr Team anders machen als im Hauptrundenspiel in Dortmund?
- Thierry Omeyer:
-
Viel. Wir müssen in der Abwehr besser zusammen spielen, müssen gut stehen und decken.
Wir müssen aggressiver sein als in der ersten Halbzeit und von der ersten Minute an kämpfen
um jeden Ball.
- Sport1:
- Zwei Sterne als Zeichen für WM-Titel haben Sie schon auf ihrem Trikot. Kommt diesmal
der dritte hinzu?
- Thierry Omeyer:
-
Ja, ich hoffe es. Es sind nur noch zwei Schritte, aber es kann noch ein langer Weg
sein.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2007 Sport1)