05.02.2007 | WM 2007 |
Damit sind die Kroaten zumindest bei einem der drei Qualifikationsturniere für Olympia 2008 in Peking dabei. Ein schwacher Trost. In den vergangenen fünf Turnieren hatte das Team von Lino Cervar mindestens das Halbfinale erreicht. Diesmal endete die WM für die Kroaten schon am Sonnabend, eine Nacht vor dem Final-Tag. Balic gewann zwar keine Medaille. Aber der Star des spanischen Klubs Portland San Antonio hat erneut seine Ausnahmerolle unterstrichen. Mit 97 Punkten (53 Tore/44 Zuspiele) belegte er hinter dem Isländer Olafur Stefansson (106) den zweiten Platz in der Scorer-Wertung. Logische Konsequenz: Zum sechsten Mal in Folge wurde Balic zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Bereits die bisherigen fünf Nominierungen waren Rekord.
"Ich weiß auch nicht, wie ich das mache. Ich kann es einfach schon immer", sagt Balic und blickt selbst ein bisschen ratlos drein, wenn er auf seine genialen Zuspiele angesprochen wird. Nach links blicken, nach rechts werfen - das Fachjargon nennt das "No-Look-Pass". Seine langen Haare hält er mit einem schwarzen Lederriemen zusammen, der Körper ist übersät mit Tätowierungen, sein schleichender Laufstil wird ihm wechselweise als lässig oder arrogant ausgelegt. Doch außerhalb des Feldes gibt sich der Welthandballer des Jahres 2003 bescheiden, fast schüchtern. Über seine herausragende Position spricht er nicht gerne. "Wir sind alle gute Freunde, die sich auf dem Platz verstehen."
Mannschaftskollegen beschreiben ihn übereinstimmend als liebenswerten Menschen, dem der harte Trainingsalltag allerdings nur bedingt behagt. "Er denkt, sein Talent ist ein Geschenk Gottes", sagt sein Nationaltrainer Lino Cervar. "Er begreift nicht, dass er noch besser sein könnte, wenn er härter trainieren würde." Lange schlafen, gemütlich Kaffee trinken, anschließend Mittag essen und danach eine ausgedehnte Siesta - so sehen die Tage des Ivano Balic aus, der abends zum Zauberer wird.
Auf die Frage, ob er denn eines Tage in der Bundesliga spielen würde, antwortete er kürzlich lächelnd: "Ich glaube, auch in Deutschland könnten sie mich bezahlen." Bezahlen vielleicht, aber erleben wohl kaum. "Wenn er Einzelheiten über das Trainingslager des THW Kiel erfährt, kommt er auf keinen Fall", sagt Demetrio Lozano, der einst in Kiel und nun mit Balic bei Portland spielt. "Das würde er nicht überstehen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2007)
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