05.02.2007 | WM 2007 |
Das Rekordfestival veranlasste den Präsidenten des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auch, voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken. "Auf dieser Begeisterungsfähigkeit, die die Deutschen nicht nur bei den Spielen mit eigener Beteiligung gezeigt haben, lässt sich einiges aufbauen", meinte Strombach, der mit einem "mittleren finanziellen Überschuss" rechnet. Dieser soll in Nachwuchs- und Schulprojekte investiert werden, um mittelfristig den Handball in der Bevölkerung präsenter zu machen. "Die WM hat bewiesen, dass dieser Sport in diese Dimension gehört", betonte der Jurist aus Gummersbach.
Auch Hassan Moustafa, Präsident des veranstaltenden Weltverbandes IHF, war angetan von der Freundlichkeit im Handball-Mutterland, das das Motto "Zu Gast bei Freunden" beherzigte. "Diesen Enthusiasmus gibt es nur in Deutschland. Das ist weltweit eine Ausnahme", lobte der Ägypter und war "hochzufrieden". Moustafa wurde von Strombach aber auch in die Pflicht genommen. "Es ist unsere Aufgabe und die der IHF, den Schwung der WM mitzunehmen", sagte der OK-Boss und ist fest von der Nachhaltigkeit des WM-Booms überzeugt.
Die sechste WM auf deutschem Boden setzte nicht nur in punkto Länge (17 Tage), Anzahl der Spiele (92) und Austragungsorte (12) sowie Preisgeld (insgesamt 154 000 Euro) und verkaufte Tickets (über 300 000) neue Maßstäbe, sondern auch in Sachen Entwicklungshilfe. Erstmals war für die in der Vorrunde gescheiterten Teams ein so genannter Presidents Cup ausgespielt worden. Strombach: "Diese Neuerung hat sich bewährt. Darauf werden wir in Zukunft nicht mehr verzichten können."
Auch die Trainer stimmten nach dem Rekordfestival Lobeshymnen an. "Das war großartig, eine sehr schöne WM mit einer super Organisation. Alle Mannschaften wurden von den Zuschauern unterstützt. So etwas ist nicht selbstverständlich", meinte Islands Nationaltrainer und Gummersbachs Bundesligacoach Alfred Gislason.
Kritische Töne gab es aber beim Blick in die Zukunft. Besonders Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor sorgte sich um die Entwicklung des Handballs. "Die große Frage ist, ob sich das körperbetonte Abwehrspiel oder das regelgerechte Defensivverhalten durchsetzen wird", sagte der iberische Coach des entthronten Weltmeisters, der auf Platz sieben landete. In die gleiche Kerbe schlug Teamchef Lino Cervar von Olympiasieger Kroatien, dem Gastgeber der WM 2009. Dem im Parlament seiner Heimat sitzenden Politiker schwant Böses. "Handball ist nicht Krieg, sondern Kunst. Das haben wir gezeigt, aber sind nur auf dem fünften Platz gelandet", meinte Cervar und kritisierte vor allen Dingen den WM-Modus mit der K.o.-Runde ab dem Viertelfinale: "Wir haben von zehn Spielen nur eins verloren. Qualität muss sich durchsetzen können." Der 56-Jährige forderte die IHF zu einer Reform des Turniermodus auf. Die Kroaten waren im Viertelfinale an Frankreich (18:21) gescheitert.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2007)
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