Die deutsche Nationalmannschaft hat's geschafft! Nach einem 29:24 (17:13)
über Polen in der ausverkauften Köln-Arena ist Deutschland zum dritten Mal
nach 1938 und 1978 Weltmeister. Nach klarer Führung wurde es in der Mitte
der zweiten Halbzeit noch einmal spannend, als die Polen gar die Chance
zum Ausgleich hatten. Letztlich mobilisierte das DHB-Team die letzten
Kräfte und konnte bereits einige Minuten vor dem Schlusspfiff den Sieg
unter Dach und Fach bringen. Überragend waren einmal mehr die beiden
Torhüter
Henning Fritz und Johannes Bitter
mit insgesamt 19 Paraden.
Von Christian Ciemella, aus www.handball-world.com:
|
Deutschland ist Weltmeister!
|
Deutschland ist Weltmeister!
"Oh wie ist das schön" - skandierten die 19.000 Zuschauer in der
ausverkauften Kölnarena bereits Minuten vor dem Abpfiff. Das Finale
hatte es dabei in sich und bot einen würdigen Abschluß des WM-Märchens
der deutschen Auswahl. Diese führte schnell mit 8:3, musste
dann aber den Ausfall von
Henning Fritz und den Anschlußtreffer zum
20:21 hinnehmen.
Fritz-Vertreter Jogi Bitter wurde nun, zusammen mit
der Deckung zum Matchwinner, in der Offensive markierten Hens und
Jansen die wichtigen Treffer. Wie im Rausch erlebten deutsche Spieler
und Fans die letzten Minuten und starteten nach dem Ertönen der
Schlußsirene die Feierorgie, die Köln heute sicherlich bis in die
frühen Morgenstunden heimsuchen wird.
|
Das deutsche Team im Brand-Look.
|
Der Rahmen hätte angemessener nicht sein können, 19.000 Zuschauer
tauchten die Kölnarena in ein Fahnenmeer, das von den Tönen Schwarz,
Rot, Gold dominiert wurde. Der polnische Anwurf wurde bereits mit
einem heftigen Pfeifkonzert begleitet, das aber schnell in positive
"Deutschland, Deutschland" Rufe umschwenkte, als das Team des
Gastgebers den ersten Angriff abwehren konnte. Zwar blieb auch dem
ersten deutschen Angriff ein Erfolgserlebnis verwehrt, dann aber
sorgte
Torsten Jansen trotz Bedrängnis im Gegenstoß für den ersten
Treffer des WM-Finals.
Bielecki gelang umgehend der Ausgleich, danach zeigten aber zunächst
Szmal und Fritz mit ihren ersten Paraden ihre Klasse. Bei einem
abgefälschten Wurf von Zeitz und einem Siebenmeter Tluczynskis waren
beide Keeper allerdings chancenlos, Tkaczyk brachte die polnische
Auswahl mit einem sehenswerten Hüftwurf beim 3:2 sogar wieder in
Führung, doch die Paraden von Henning Fritz und Treffer von Kraus und
Klimovets brachten den Gastgeber wieder in Front. Pascal Hens sorgte
aus dem Rückraum beim 5:3 für die erste Zwei-Tore-Führung im Spiel,
Zeitz ließ im Gegenstoß sogar noch das 6:3 folgen.
|
Heiner Brand und der Co-Trainer der polnischen Nationalmannschaft,
Daniel Waszkiewicz, gratulierten sich nach dem Spiel.
|
$/foto$
Der polnische Coach Bogdan Wenta sah sich aufgrund des deutlichen
Rückstands so bereits früh dazu gezwungen, seine Auszeit zu nehmen
und das Spiel seines Teams neu zu ordnen. Die von Oliver Roggisch
erneut glänzend organisierte deutsche Deckung bereitete der
polnischen Auswahl Kopfzerbrechen, die Angriffsbemühungen der
Osteuropäer wurden bereits in den Ansätzen gestört, zudem glänzte
Henning Fritz weiter und mehrfach stand der deutschen Auswahl auch
das Glück zur Seite. Die Ballgewinne münzte das Team von Heiner Brand
unterdessen umgehend in Torerfolge um, Kraus und
Jansen zeigten sich
treffsicher und erhöhten auf 8:3.
|
Gold!
|
Die schlechte Chancenverwertung der deutschen Auswahl und die Paraden
von Slawomir Szmal hielten Polen zunächst im Spiel, doch auch
Henning Fritz und die deutsche Deckung präsentierten sich weiterhin auf gutem
Niveau, so dass die Führung zunächst konstant blieb. Beim 13:11
hatten die Gäste den Abstand wieder auf zwei Tore verkürzt, Heiner
Brand hatte zu diesem Zeitpunkt einen fast kompletten Wechsel
vollzogen. Neben Christian Schwarzer, dessen Weg auf das Parkett mit
frenetischem Beifall begleitet wurde, standen so auch Markus Baur,
Holger Glandorf und
Dominik Klein auf dem Parkett. Glandorf sorgte
mit seinem Treffer zum 14:11 für einen Weckruf und zeichnete sich mit
dem 17:13 auch für den letzten Treffer des ersten Abschnitts
verantwortlich.
|
Schock für Deutschland: Henning Fritz musste verletzt ausscheiden.
|
Direkt nach Wiederanpfiff baute
Torsten Jansen die Führung beim 18:13
wieder auf fünf Tore aus, wenig später sorgte er auch für das 20:14.
Dann aber die Schrecksekunde für das deutsche Team: Der grandios
haltende
Henning Fritz vereitelt einen Gegenstoß von Jurecki und geht
danach verletzt zu Boden. Vermutet wird ein Muskelfaserriß in der
Wade. Johannes Bitter ist sofort mit auf dem Feld und hilft seinen
Kollegen vom Feld zu tragen, danach rückt Bitter in das deutsche Tor.
Für einen Schock lässt das Publikum der deutschen Auswahl aber keine
Zeit, mit frenetischen "Jogi, Jogi" Rufen wird der neue Torhüter
empfangen.
|
Henning Fritz, hier mit Bundespräsident Köhler,
hielt bis zu seiner Verletzung wieder stark.
|
Das souverän leitende französische Gespann Bord/Buy griff erst nach
fast vierzig Minuten zur ersten Zeitstrafe, wenige Sekunden später
folgte die zweite - ebenfalls gegen einen Polen. Doch das Team von
Bogdan Wenta überstand diese Unterzahlsituation schadlos, zu drucklos
und fehlerbehaftet war in dieser Phase der deutsche Angriff. Polen
nutzte die Fehler konsequent, mit einfachen Treffern im Gegenstoß
verkürzten die Gäste in der 42. Minuten auf 21:18 und schienen auf
dem Weg zurück ins Spiel.
Jansen sorgte zwar für das 22:18, doch
Polen konterte und auch einige Paraden von Johannes Bitter konnten
nicht verhindern, dass Jurasik eine Viertelstunde vor Spielende der
Anschlusstreffer zum 22:21 gelang. Zudem kassierte Lars Kaufmann in
dieser Situation noch eine Zeitstrafe, aber Bitter konnte den
Ausgleichstreffer mit zwei Glanzparaden verhindern.
Pascal Hens beendete auf der Gegenseite die deutsche Durststrecke und
wieder war Bitter zur Stelle.
Zeitz scheitert mit einem Wurfversuch,
doch Schwarzer erobert den Abpraller und wieder ist es Hens, der mit
einem fulminanten Wurf auf 24:21 für Deutschland erhöht. Die deutsche
Auswahl schien die Belastungen der letzten Tage zu spüren, doch mit
Wille und Leidenschaft wurde dies kompensiert. Die Fans sahen in der
Schlussphase einen Handballkampf und feierten ihre Helden.
Exemplarisch ein Fehlwurf Baurs, der in der Deckung dann aber
Lijewski stellte und so einen Gegentreffer verhinderte. Eine starke
Parade von Bitter und der Auftritt von
Jansen brauchten Deutschland
wieder auf die Siegerstrasse. Zunächst traf der Hamburger mit einem
sehenswerten Dreher von der Siebenmeterlinie, dann im Gegenstoß -
Deutschland war wieder auf 26:22 enteilt.
|
Deutschland ist Weltmeister!
|
Diese Führung geriet in den letzten fünf Minuten der Begegnung nicht
mehr in Gefahr. Deutschland beschränkte sich dabei nicht nur darauf,
den Vorsprung zu verteidigen, mit sehenswerten Treffern wie dem 28:23
Kehrmanns, Paraden von Bitter und weiterhin vollem Einsatz wurde das
Wechselspiel mit den Zuschauern weiter angeheizt und die Stimmung
weit über den Siedepunkt gebracht. Die Kölnarena bebte dabei in einem
Maße, das sicherlich den ein oder anderen Seismographen ausschlagen
ließ. Intoniert von fast 19.000 Zuschauern gab die inoffizielle
Nationalhymne "Oh wie ist das schön" in den Schlussminuten treffend
das Gefühl von Spielern, Offiziellen und Fans wieder - Deutschland
ist Weltmeister! Das Endergebnis interessierte in der Halle niemanden
mehr - um der Chronistenpflicht nachzukommen, es betrug 29:24 - das
deutsche Märchen hat sein Happy-End gefunden.
(Von Christian Ciemella, aus www.handball-world.com)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der KN.
Bundestrainer Heiner Brand gegenüber www.handball-world.com:
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Vor drei Wochen habe ich es für unmöglich gehalten, was jetzt
passiert ist. Dass das Turnier so gelaufen ist, werde ich erst sehr
viel später kapieren. Wir hatten diesmal das Quäntchen Glück mehr.
Kapitän Markus Baur gegenüber www.handball-world.com:
Das ist ein Traum, einfach unglaublich. Wir
haben das Ding. Es ist wurstegal, wie das Spiel war.
Henning Fritz gegenüber www.handball-world.com:
Ein Riesenkompliment an Jogi (Johannes Bitter). Er
kam in einer ganz, ganz schwierigen Situation und hat in der
entscheidenden Phase der Mannschaft großen Rückhalt gegeben. Die
zwanzig Minuten auf der Bank waren für mich wie ein Jahr.
Johannes Bitter gegenüber www.handball-world.com:
Ich war nicht mehr auf meinen Einsatz vorbereitet.
Am Anfang dachte ich, oh Scheiße, Du kommst in das Spiel nicht mehr
rein. Wir haben nicht vergessen, an uns zu glauben. Ich fühle
irgendwas zwischen riesiger Freude und gar nichts.
Florian Kehrmann gegenüber www.handball-world.com:
Es ist einfach unbeschreiblich. Was hier und in
ganz Deutschland abgeht, ist unglaublich.
Christian Schwarzer gegenüber www.handball-world.com:
Weltmeister im eigenen Land, was Größeres gibt
es nicht. Vor zwei Wochen war ich noch im Urlaub. Ich kann mich nur
zigmal bei Heiner Brand bedanken, dass ich das mitmachen durfte. Es
ist Wahnsinn, was die Mannschaft geleistet hat.
Polens Trainer Bogdan Wenta gegenüber www.handball-world.com:
Glückwunsch an Deutschland
und an den Handball nach den kniffligen letzten drei, vier Tagen.
Fritz hat uns in der Anfangsphase zur Verzweiflung gebracht. Doch wir
sind danach wieder aufgewacht. Ich bin sehr stolz auf meine
Mannschaft. Das ist das bisher Größte im polnischen Handball.
Christian Schwarzer gegenüber den KN:
Ich kann mich nur immer wieder bei Heiner bedanken, dass er
mich nominiert hat. Das erleben zu dürfen, war einfach der
totale Wahnsinn. Für mich ist ein großer Traum in Erfüllung
gegangen. Dieses Team hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert.
Das war definitiv mein letztes Länderspiel. Eigentlich hatte
ich das Trikot ja gar nicht wieder richtig angezogen.
Michael Kraus gegenüber den KN:
Die Zuschauer haben sich für uns zerrissen. Wir haben von der
ersten Minute nicht daran gezweifelt, dass wir es schaffen
werden. Dass ich zum besten Mittelmann dieser WM
gewählt wurde, ist eine schöne Sache. Aber im Moment steht die Freude
im Mittelpunkt, mit dieser Mannschaft Weltmeister geworden zu sein.
Ich habe es noch nicht kapiert, was hier passiert ist. Wir haben
einfach geile Typen in der Mannschaft, die immer dann in die
Bresche springen, wenn sie gebraucht werden. Wir haben die Polen
zermürbt. Heute war es egal, gegen wen wir spielen. Wir hätten
sie alle weggehauen. Ich durfte auf der Bank diesmal nicht so
laut anfeuern wie sonst. Die Zeitnehmer hatten mich und Jogi
Bitter vorgewarnt, dass sie ein Auge auf uns haben werden.
Johannes Bitter gegenüber den KN:
Ich wollte das Spiel für Henning gewinnen. Als ich die Schmerzen
in seinen Augen gesehen habe, dachte ich, dass das nicht wahr
sein darf - ausgerechnet im Finale verletzt sich Henning. Ich
habe gesehen, dass er total verzweifelt war. Ich habe noch nie
etwas Größeres erlebt als diese WM.
Polens Trainer Bogdan Wenta gegenüber den KN:
Nach der Verletzung von Fritz habe ich
noch einmal kurzfristig gehofft, aber die einfachen Tore von Hens
haben uns kaputt gemacht. Heute hat der Handball gewonnen, weil
sich die unschönen Situationen aus dem Halbfinale nicht wiederholt
haben. Deutschland war heute besser. Es war die beste Weltmeisterschaft
aller Zeiten.
- Deutschland:
-
Fritz (35 Minuten, 9 Paraden),
Bitter (25 Minuten, 10 Paraden);
Hens (6),
Roggisch,
Klein,
Glandorf (2),
Baur,
Zeitz (3),
Jansen (8/1),
Klimovets (1),
Kraus (4),
Kehrmann (4),
Kaufmann,
Schwarzer (1)
- Polen:
-
Szmal (48 Minuten, 10/1 Paraden),
Weiner (12 Minuten, 2 Paraden);
K. Lijewski (1),
Jachlewski (1),
Tkazcyk (5),
Bielecki (3),
Siodmiak (1),
Wleklak (1),
B. Jurecki (2),
Jurasik (5),
Kuptel (1),
M. Jurecki (1),
Tluczynski (2/2),
M. Lijewski (1)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 1 (Kaufmann (45.));
Polen: 3 (Wleklak (39.), K. Lijewski (39.), Kuptel (54.))
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 2/1 (Szmal hält Baur (39.));
Polen: 2/2
- Schiedsrichter:
-
Bord / Buy (FRA)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3 (6.), 8:3 (11.), 8:4, 9:4, 9:6 (14.),
11:6, 11:8 (19.), 12:8, 12:9, 13:9, 13:11 (26.),
14:11, 14:12, 16:12, 16:13, 17:13;
2. Hz.: 18:13, 18:14, 21:14 (37.), 21:18 (42.),
22:18, 22:21 (45.), 24:21 (49.), 24:22, 26:22 (54.),
26:23, 29:23 (57.), 29:24.
- Zuschauer:
-
19000 (ausverkauft) (Köln-Arena, Köln)
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2007:
Unsterblichkeit im Handball-Paradies
Mit 29:24 gegen Polen "Wintermärchen" perfekt - Stenzels Team fand würdige Nachfolger
Köln - Es ist 17.54 Uhr, die Kölnarena kocht, 19 000 Fans zählen die
letzten Sekunden herunter, dann ist das "Wintermärchen" perfekt geworden:
Weltmeister! Deutschland ist Handball-Weltmeister 2007! Die Männer von
Bundestrainer Heiner Brand haben auch die letzte Hürde auf dem Weg in die
Unsterblichkeit genommen und Polen in einem packenden Finale mit dem
29:24 (17:13) auf den Silberrang verdrängt.
Die neuen deutschen Handball-Helden tragen goldene Pappkronen auf ihren
Häuptern und einen "Heiner-Brand-Bart" auf der Oberlippe, als Bundespräsident
Horst Köhler ihnen im Beisein des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski
bei ohrenbetäubendem Lärm die Goldmedaillen umhängt. Eine Reminiszenz an ihren
Chef. Denn fast auf den Tag genau feierte Heiner Brand vor 29 Jahren seinen
ersten WM-Titel. Damals, am 5. Februar 1978, als Spieler der legendären WM-Mannschaft
mit dem kauzigen Vlado Stenzel als Coach. Jetzt hat dieses Team endlich würdige
Nachfolger gefunden.
Baur, Kehrmann, Zeitz und Co. wissen, wem sie diesen
Titel zu verdanken haben, herzen und umarmen Heiner Brand und tragen ihn auf
Schultern durch die Halle. Der 54-Jährige lässt alles mit sich geschehen. Brand,
der sonst so viel Respekt einflößende Bundestrainer, ist am Ziel eines langen,
beschwerlichen Weges angelangt.
Champagnerduschen, Feuerwerk und goldenen Konfettiregen erlebt
Henning Fritz im Stehen auf Krücken gestützt. Für den
THW-Torhüter dauert das WM-Finale bis zur 35. Minute und dem 20:14-Zwischenstand:
Eine Muskelverletzung, nach erster Diagnose ein Muskelfaserriss, in der rechten
Wade bedeutet das vorzeitige Aus. Für den bis dahin überragenden Kieler rückt der
Magdeburger Johannes Bitter zwischen die deutschen Pfosten. Er ist kalt. Fans und
Mannschaft sind für einen Moment geschockt, es ist zugleich der Beginn einer
nervenaufreibenden Schlussphase.
Linksaußen Torsten Jansen (HSV) eröffnet den Final-Torreigen mit einem filigranen
Rückhandwurf zum 1:0. Jeder in der gigantischen Arena spürt von der ersten Sekunde
an: Diese deutsche Mannschaft will den WM-Titel, dafür würde sie alles geben.
Anders als bei der Niederlage im Vorrunden-Match gegen
ihren Finalgegner, ist das Feuer schon vor dem Anpfiff entfacht. Der Lautstärkepegel
und ein Meer von schwarzrot-gelben Fahnen lässt die Deutschen wissen: hier seid Ihr
Zuhause. Die Abwehr ist enorm beweglich, rochiert und packt gegen Polens gefürchtete
Rückraum-Riesen, Bielecki, Lijewski und Jurecki fest zu. Zwar trifft Grzegorz Tkaczyk
nach sechs Minuten zur polnischen 3:2-Führung, doch es soll der erste und zugleich
letzte Vorsprung für die Gäste bleiben.
Der DHB-Zug nimmt nun gewaltig Fahrt auf. Zweimal Kraus, Klimowets, Hens,
Zeitz und Jansen schaffen bis zur 12. Minute den 8:3-Vorsprung,
beim Halbzeitpfiff freuen sich die Fans über den 17:13-Zwischenstand.
Deutschlands Plus: Heiner Brand hat die größeren Alternativen auf der Bank, wechselt
durch, und der Rhythmus bleibt dennoch erhalten. Einziges Manko ist die Chancenverwertung.
Mit den Fans und dem Vorsprung im Rücken überziehen Hens, Zeitz,
Glandorf und Co., sie schließen häufig zu früh ab.
Gleich nach Wiederbeginn dann der Schreck mit Fritz' Verletzung.
Das Drehbuch lässt keine Langeweile aufkommen. Pascal Hens baut die Führung in der 37. Minute
zwar auf 21:14 aus, dann aber legt sich Starre auf die deutsche Sieben. Nur ein Tor in zehn
Minuten, beim 22:21 sind die Polen wieder dran - die Kölnarena schweigt fast, das Spiel steht
auf des Messers Schneide. Urplötzlich steckt dann aber ein Fritz in
Bitter. Deutschlands Nummer zwei nagelt seinen Kasten zu, Hens ist wieder hellwach, wirft die
einfachen Tore aus dem Rückraum, Jansen und Zeitz gelingen "Steals",
geklaute Bälle, die sie per Tempogegenstoß ins polnische Tor und ins Glück tragen: 29:24,
Schlusspfiff.
Das Handball-Paradies macht seine Tore auf, und die freudetrunkenen Weltmeister lassen sich
feiern ohne Ende. Erst in der tobenden Halle, danach im Kölner Rathaus. Es dürfte eine
lange Nacht geworden sein, eine sehr lange Nacht.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2007)