25./26.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 26.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Update #1 | KN-Artikel und Stimmen ergänzt... |
Die deutsche Mannschaft spielte in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle. |
Spielte seine bislang beste WM-Partie: Christian Zeitz. |
Nach dem Wechsel legte Deutschland nach und erhöhte gar auf 23:14. Als dann nach einem Foul an Preiß mit dem "Übeltäter" Hammed sowie Wissem Hmam (wegen Reklamierens) die beiden torgefährlichsten Spieler Tunesiens gleichzeitig auf die Strafbank mussten, wusste auch Heiner Brand, dass das Spiel entschieden war. Nun gab er dem "zweiten Anzug" eine Chance, sich auszuzeichnen. Diese nutzten vor allen Dingen Dominik Klein und Göppingens Spielmacher Michael Kraus, die noch jeweils drei Treffer erzielten und die Nordafrikaner weiter auf beruhigendem Abstand hielten. In der Schlussphase ließen dann beide Teams ihre Abwehrarbeit vermissen, wodurch die Tunesier in einer nun torreichen Partie noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben konnten, ohne allerdings der stark auftrumpfenden deutschen Mannschaft gefährlich zu werden.
Mit nun 4:2 Punkten in der Gruppe M I hat das DHB-Team einen großen Schritt Richtung Viertelfinale unternommen und kann nach den beiden Siegen gegen Slowenien und Tunesien nun erstmal einen Tag verschnaufen. Am Wochenende warten mit dem amtierenden Europameister Frankreich und dem Geheimfavoriten Island allerdings noch zwei schwere Kaliber.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der KN.
Das war eine sehr starke Leistung meiner Mannschaft. Den Grundstock für diesen Sieg hat die Abwehr gelegt, die erneut kämpferisch überzeugte. Stark war der Auftritt von "Zeitzi". Aus der sehr guten Mannschaftsleistung hat Henning Fritz noch ein wenig herausgeragt.
Ich bin sehr unzufrieden, weil meine Mannschaft die Form aus den Weltcup-Spielen nicht mehr abrufen kann. Allein ein Wissem Hmam im Rückraum ist eben zu wenig, um im Konzert der Großen mitzuspielen.
Es ist ein tolles Gefühl und eine Genugtuung, einen so großen Anteil am Erfolg zu haben. Das setzt Kräfte frei. Heute war ich seit langer Zeit mal wieder mit mir zufrieden. Ich habe Emotionen gezeigt. Das ist mir vorher manchmal schwer gefallen, auch weil es sehr anstrengend ist. Das Feiern der eigenen Aktionen, das brauche ich. Wir müssen uns jetzt immer noch ein Stück steigern.
Ich habe es gewusst und vorher gesagt: "Zeitzi" macht heute ein großes Spiel. Er hatte sehr, sehr gute Szenen. Ich freue mich auch für Henning Fritz, der tolle Paraden gezeigt hat. Die deutsche Mannschaft hat den Sieg von Beginn an souverän herausgespielt. Wenn sie auf diesem Weg weiter marschiert, sieht sie auch gegen Frankreich und Island gut aus.
Tunesien ist bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land ganz anders, viel aggressiver aufgetreten. Es ist eben etwas Besonderes, mit den heimischen Fans im Rücken spielen zu dürfen. Das hat man auch heute in Dortmund gespürt. Wir werden diese Welle mitnehmen. Wenn wir Köln erreichen, kann nach dieser Leistung jetzt jeder kommen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007:
Bundestrainer Heiner Brand hatte die Nordafrikaner nach ihren beeindruckenden Auftritten beim World-Cup im Oktober in Schweden zum WM-Geheimfavoriten auserkoren. Zum Glück für seine Mannschaft ist Brand kein guter Tipper. Obwohl Tunesien eine 0:4-Punkte-Hypothek in diese vorentscheidende Partie einbrachte, war kein Aufbäumen gegen das drohende Turnier-Scheitern zu spüren. Das Team von Trainer Sead Hasanefendic blieb den Beweis seiner Klasse fast vollständig schuldig und ist vorzeitig aus allen Viertelfinal-Träumen erwacht.
Auf der anderen Seite agierte eine deutsche Mannschaft, die von Beginn an engagiert und konzentriert zur Sache ging. Den nervösen Beginn mit einem 1:3-Rückstand drehten Kapitän Markus Baur und Co. im Sauseschritt in eine 7:3-Führung um, und fortan ließen die Deutschen keine einzige Sekunde mehr Zweifel am späteren Sieger aufkommen. Schon zur Halbzeit stand es 19:11, nach 40 Minuten 25:15, und als der Zehn-Tore-Vorsprung nach 45 Minuten immer noch Bestand hatte, gab der Bundestrainer seinen jungen Leute eine Bewährungschance. Auch sie brachten den Erfolg sicher über die Ziellinie. "Die Tunesier waren schwächer als erwartet", stellte HSV-Linksaußen Torsten Jansen später überrascht fest. Der 30-Jährige spielte erneut unauffällig, aber höchst effizient, erzielte vier Tore und war in der Abwehr auf der linken Halbposition eine Bank.
Aus dem Siegerkuchen darf sich aber vor allem die drei Mann starke Kiel-Fraktion ein Riesenstück herausschneiden. Henning Fritz war ein sehr starker Rückhalt im Tor, hielt 16 Bälle an und beleuchtete seine prima Leistung obendrein mit drei gehaltenen Siebenmetern sowie dramaturgisch vortrefflich gesetzten Paraden. So, als er drei Sekunden vor der Halbzeit einen Tempogegenstoß von Slim Hedoui mit tollem Reflex entschärfte oder gleich nach dem Wechsel bei einer Mann-gegen-Mann-Situation Sieger über Tunesien-Star Wissem Hmam blieb. Es war der bisher beste WM-Auftritt des THW-Torhüters, der von einer Jury auch zum "Spieler des Tages" gekürt wurde.
Auffälligster deutscher Spieler aber war THW-Linkshänder Christian Zeitz, der weiterhin sein Phlegma pflegt. Gegen Slowenien am Mittwoch in vielen Szenen noch unglücklich agierend und bald vom Nordhorner Holger Glandorf ersetzt, hatte der 26-Jährige gestern wieder sein Sonntagsgesicht aufgesetzt. Zeitz war von der ersten Sekunde an hellwach, zeigte Abwehrstärke, "stahl" den Tunesiern vier Bälle, die stets zu Toren führten, war mit gescheiten Pässen an jedem zweiten deutschen Tor beteiligt und traf bei zehn Versuchen selbst sieben Mal ins gegnerische Tor. Eine großartige Bilanz. Weniger Präsenz zeigte der Kieler nach der Partie, als er die zitathungrige Jounalistenmeute in der Mixed-Zone wortlos stehen ließ. Selbst die kreischenden Mädchen im Hintergrund würdigte er mit keinem Blick.
Weitere WM-Erfahrung sammelte zudem Linksaußen Dominik Klein. Der Kieler Linksaußen kam in der 39. Minute für Torsten Jansen und erinnerte Heiner Brand mit drei Toren und engagiertem Spiel daran, dass er zwei starke Spieler auf dieser Position zur Auswahl hat.
Heute schenkt der Spielplan dem deutschen Team einen Ruhetag. Eine Pause, die alle Aktiven nach dem fünften Spiel in sieben Tagen nutzen sollten. Morgen (16.30 Uhr, Westfalenhalle) wartet mit Europameister Frankreich der am höchsten gewettete WM-Favorit. "Wir freuen uns auf diesen freien Tag", sagte Brand. "Denn Frankreich wird ein dicker Brocken."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007)
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