19./20.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 20.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Update #2 | KN-Artikel, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt... |
Am Ende konnte Henning Fritz erstmals den WM-Jubel zeigen |
Brand nahm eine frühe Auszeit. |
Hatte eine Menge zu dirigieren: Bundestrainer Heiner Brand |
Der Kapitän war es, der mit zwei schnellen Treffern nach der Pause wieder für eine Vier-Tore-Führung sorgte: Marcus Baur führte fortan immer besser Regie, ohne dass sich die Fehlerquote seiner Nebenleute entscheidend minimierte. Auch Christian Zeitz konnte davon nicht ausgenommen werden, wenngleich er mit wichtigen Steals das brasilianische Angriffsspiel zunehmend verunsicherte. Nachdem Dominik Klein, der eine solide Leistung bot und zu den auffälligsten DHB-Akteuren gehörte, zum 22:17 per Tempogegenstoß traf, war eine Vorentscheidung gefallen. Kehrmanns Treffer ins leere Tor ließ die Stimmung auf den Rängen endgültig von Zittern auf Jubeln umspringen: Das 24:19 besiegelte endgültig den zumindest vom Ergebnis her befriedigenden Einstand bei dieser WM. Als Pascal Hens mit der Schlusssirene das 27:22 erzielte, konnte sich Heiner Brand ein Schmunzeln nicht verkneifen: Nicht gut gespielt, aber trotzdem voll im Soll.
Ordnete das Spiel in der zweiten Hälfte: Marcus Baur |
Dennoch: Das deutsche Team ist auf Kurs, nun bedarf es ein wenig Zeit, um das Zusammenspiel reibungsloser zu gestalten und Abläufe zu optimieren, um eine solch hohe Fehlerquote wie im ersten Spiel zu vermeiden. Heiner Brand resümierte: "Wir haben gewonnen, das ist positiv und ich bin froh. Aber wir müssen uns noch in sehr vielen Bereichen steigern! Die Stimmung war schon toll, die Begeisterung der Leute groß, man merkte, dass sie sich auf die WM freuen. Ich hoffe, dass die gute Stimmung noch anhält!" Deutschland hofft mit ihm...
Im zweiten Spiel der Gruppe C siegte Polen mit 29:15 (12:9) gegen Argentinien und übernahm aufgrund des besseren Torverhältnisses die Tabellenführung.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der KN.
In den ersten Minuten waren wir sehr nervös und haben die taktischen Dinge, die wir besprochen hatten, nicht umgesetzt. Deshalb habe ich eine Auszeit genommen. Viel besser wurde es aber auch nicht. Die Atmosphäre war großartig. So kann es bis zum 4. Februar bleiben.
Meine Mannschaft hat trotz der Niederlage eine gute Leistung geboten. Wir haben uns besonders gefreut, dass wir an diesem schönen Eröffnungsspiel beteiligt sein durften. Leider wurde unsere Torquote in der zweiten Halbzeit schlechter, sonst wäre es noch enger geworden. Aufgrund unserer physischen Unterlegenheit mussten wir in der Abwehr sehr hart arbeiten. Daher fehlte am Ende die Kraft.
Wir waren zu Beginn total verkrampft, die Anspannung ist erst nach der Partie in der Kabine von den meisten Spielern abgefallen. Henning Fritz war gut, er hat gehalten, was man halten muss - und vielleicht sogar noch ein bisschen besser.
Heute war die gesamte Mannschaft super nervös. Der Druck war körperlich zu spüren. Und das prallte auch bei den Älteren nicht einfach ab. Ich habe noch nie ein Spiel in solch einer großartigen Atmosphäre wie hier in Berlin erlebt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2007:
Großartig waren die Bilder der kurzen Eröffnungsfeier mit einer beeindruckenden Lasershow, fliegenden Menschen und der Opernsängerin Katja Beer, die ihre Stimme kunstvoll mit sphärischen Klängen mischte. Außerdem schmetterte die Kölner Kultband "Höhner", die Lieblingsgruppe von Bundestrainer Heiner Brand, ihren WM-Song als Premiere. "Wenn nicht jetzt, wann dann", lautet der Titel, der das deutsche WM-Team und seine Fans durch die kommenden zwei Wochen begleiten soll.
Die Mannschaft von Heiner Brand hielt sich nicht wirklich an den Titelwunsch, wirkte verkrampft, nervös und reihte Fehler an Fehler. Kapitän Markus Baur und seine Mitstreiter gewannen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In den kommenden Vorrundenspielen gegen Argentinien (morgen, 17.30 Uhr/ ZDF) und am Montag gegen Polen müssen sie sich gewaltig steigern, um in der Reihe der WM-Favoriten einen Platz beanspruchen zu dürfen. Gegen den haushohen Außenseiter vom Zuckerhut, der weder Samba-Handball präsentierte, noch mit Tempohandball überzeugte, ging gestern viel zu viel daneben. Gut, dass der Gegner Brasilien war, ein stärkeres Team hätte die Festtagslaune beim ersten WM-Heimspiel wohl verdorben. "Jeder, der auf dem Feld stand, weiß jetzt, was wirklicher Druck bedeutet", nahm Brand seine Spieler väterlich in Schutz. Er selbst habe diesen Druck auch gespürt. "Aber jetzt werden wir uns noch steigern müssen."
Am Morgen hatte der Bundestrainer dem Weltverband seinen vorläufigen WM-Kader gemeldet. Er benannte vorerst 15 Spieler und strich neben den bereits auf die Tribüne verbannten Akteuren Rolf Hermann, Michael Hegemann und Oleg Velyky (verletzt) den Hamburger Stefan Schröder sowie Carsten Lichtlein aus seinem Aufgebot. Die Gesetzten taten sich allerdings sehr schwer. Auftaktspiele, speziell vor eigenem Publikum, sind immer schwierig. Das sei dem DHB-Team zugestanden. Überragend spielte keiner, Normalform boten lediglich Abwehr-Ass Oliver Roggisch, Rückraumschütze Pascal Hens (6 Tore) und die beiden Kieler Dominik Klein (3) sowie Henning Fritz. 14 Bälle hielt die Nummer eins im deutschen Tor auf und ist auf dem Weg, den Befreiungsschlag im Nationalteam zu finden, ein kleines Stück vorangekommen.
In der ersten Halbzeit sei er mit sich zufrieden gewesen, erklärte der 32-Jährige, "in der zweiten Halbzeit hat es dann Abstimmungsprobleme gegeben, unter denen ich auch gelitten habe." Außerdem, so Fritz weiter, habe er im Verein zuletzt nicht viel gespielt. "Daran werde ich mich erst wieder gewöhnen müssen." Lob gab es auch vom Chef. "Fritze hat ein sehr gutes Spiel abgeliefert", sagte Heiner Brand. "Das wird sein Selbstbewusstsein stärken, aber Steigerungsmöglichkeiten nach oben sind ebenfalls drin."
Ins Spiel kam die deutsche Mannschaft erst nach einer frühen Auszeit, die Brand bereits nach zehn Minuten nahm. Bis zu diesem Zeitpunkt war Deutschland ständig einem Rückstand hinter her gelaufen. Sie ging in Führung, aber erst als Roggisch in der 52. Minute zum 23:18 traf, war der Außenseiter bezwungen. "Wir sind schwer ins Spiel gekommen, vielleicht wollte jeder einzelne Spieler zuviel. Wir hätten mehr Geduld zeigen müssen, aber durch solch ein Spiel muss man sich durchkämpfen und manchmal auch den Kopf abschalten", merkte der Hamburger Linksaußen-"Toto" Jansen selbstkritisch an. Und Baur vermutete: "Vielleicht waren wir sogar ein wenig übermotiviert."
Fazit des Auftaktes von Berlin: WM-tauglich präsentierte sich bisher nur das phantastische Publikum.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2007)
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