13./15.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 15.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Update #2 | KN-Artikel und Spielbericht ergänzt... |
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt. |
Frenetisch wurde das Team von den Anhängern in der bayerischen Landeshauptstadt empfangen, legte aber dennoch einen Fehlstart hin. Das 0:2 bedeutete aber ebenso eine Momentaufnahme wie Kehrmanns Führungstreffer zum 5:4 (9.). Dem deutschen Spiel war deutlich die fehlende Abstimmung in Abwehr und Angriff anzumerken, während Ägypten sich als geschlossene Einheit präsntierte. Diese wurde durch einen rüden Ellenbogencheck von Awad auseinandergerissen: Für das grobe Foul an Holger Glandorf sah der Ägypter völlig zu Recht die Rote Karte. Doch auch Glandorf musste zunächst zur Behandlung runter (16.), da auch Christian Zeitz zuvor humpelnd das Feld verlassen hatte, musste der DHB-Rückraum ohne seine beiden gesetzten Halblinken auskommen, ehe sich diese ur zweiten Hälfte wieder einsatzbereit zurück meldeten.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Ägypter bereits das Ruder an sich gerissen. Vor allem der bärenstarke Torhüter Mohamed Nakib Bahir brachte die deutschen Offensivkräfte mit seinen Paraden schier zur Verzweiflung. Beim 9:12 (19.) lag das DHB-Team erstmals mit drei Toren in Rückstand, bis zur Pause konnten Kehrmann und Co. nur noch auf 14:16 verkürzen.
Die stärkste Phase des deutschen Teams ließ Brand und die weiterhin euphorischen Fans doch noch von einer gelungenen Generalprobe träumen: Binnen vier Minuten erzielten die Deutschen nach der Pause fünf Treffer, kamen so zu einer 19:17-Führung. Von der ließ sich Ägypten aber nicht schocken, konterte vor allem mit den treffsicheren Zaky (8/1 Tore) und El Ahmar (7/3) zum 23:23-Ausgleich (42.). Auch die Rote Karte gegen Roggisch nach dritter Zeitstrafe (48.) vermochte den nun besser stehenden deutschen Abwehrverband nicht zu sprengen. Die Spannung blieb den Zuschauern deshalb erhalten, doch in einer dramatischen Schlussphase waren es weiterhin die Ägypter, die in den entscheidenden Momente immer die richtige Antwort auf die DHB-Bemühungen hatten. Daran ändern konnten dieses Mal auch die Kieler Spieler nichts, obwohl Fritz, Zeitz mit vier und Klein mit 3/1 Treffern jeweils eine gute Leistung zeigten.
Bis zum Auftaktspiel der WM am kommenden Freitag gegen Brasilien bleiben Heiner Brand also noch sechs Tage, um vor allem das Zusammenspiel seiner Mannen zu ordnen. Dann könnte im Angriff auch wieder die heute oft vermisste Präzision zurück kehren.
(Christian Robohm)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2007:
Gleich gestern Morgen trafen beide Teams in einem als geheim vereinbarten und unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragenen Trainingsspiel erneut aufeinander. Ergebnis: ebenfalls 29:30. Zweifel am Zustandekommen der hehren deutschen Absicht "Operation Gold" ließen Brand und seine Spieler trotzdem nicht zu. "Das zählt alles nicht", verkündete der Lemgoer Florian Kehrmann unbeeindruckt. "Wir sind selbstbewusst genug, an unserem Ziel Weltmeister festzuhalten." Heiner Brand rückt ebenfalls keinen Schritt zurück. Angesichts der angeschlagenen Stammspieler Oleg Velyky (Fußsohlenverletzung), Sebastian Preiß (Muskelfaserriss Wade), Andrej Klimowets (Oberschenkelzerrung) und Pascal Hens Bauchmuskelzerrung) setzt Brand auf den Faktor Zeit. "Wenn die Verletzten zurückkommen und wir uns Schritt für Schritt steigern, ist bei der WM für uns alles möglich", brummte der Bundestrainer. Nach der zweiten Niederlage gegen die Nordafrikaner schickte er seinen 20-köpfigen Kader bis morgen Abend in einen Heimat-Kurzurlaub. "Zu Hause sammeln die Jungs hoffentlich neue Kräfte für die schweren Turniertage."
Emotional schnupperten Brands Spieler schon einmal an jener Atmosphäre, die sie an den 17 WM-Tagen in Deutschland erwarten dürfen - wenn der Motor schnurrt. In München verwandelten fast 11 000 zumeist junge Leute die Olympiahalle trotz einer durchwachsenen deutschen Leistung in einen Hexenkessel und weckten Weltmeisterschafts-Vorfreude. "Großartig", befand Kapitän Markus Baur, der in seinem 200. Länderspiel mit sechs Toren erfolgreichster Werfer war.
Ägypten, bei der WM Gruppengegner von Spanien, Tschechien und Katar, siegte verdient, weil es deutsche Schwächen in Angriff und Abwehr konsequent nutzte und mit Hussein Zaky (acht Tore) den besten Schützen und Spieler in seinen Reihen hatte. Aber auch einen üblen Foulspieler. Belal Awwad versetzte dem gerade von schweren Gesichtsverletzungen genesenen Nordhorner Holger Glandorf in der 16. Minute einen fiesen Schlag auf die Nase. Einzig mögliche und richtige Entscheidung: Rot.
Zwar steigerte sich die DHB-Auswahl nach schwacher erster Halbzeit, führte zwischenzeitlich sogar mit 23:21 (40.) Toren, geriet aber nach der Roten Karte für Abwehrchef Oliver Roggisch (3. Zeitstrafe, 48.) auf die Verliererstraße. Probleme offenbarte die deutsche Sieben vor allem bei der ersten und zweiten Welle mit haarsträubenden Abspielfehlern. "Pässe wie einst von Günter Netzer", kommentierte Brand mit süßsaurer Miene, "schade nur, dass sie nicht ankamen."
Morgen trifft die Mannschaft an ihrem Vorrunden-Ort Halle/Westfalen zusammen, um sich auf das Eröffnungsspiel am Freitag in Berlin einzuschwören. "Es werden die selben 20 sein, die ich in den Kurzurlaub geschickt habe", verkündete Brand. Einem Comeback der Oldies Christian Schwarzer oder Stefan Kretzschmar erteilte der Bundestrainer damit eine Absage. "Ich vertraue meinen Jungs." Den 16-köpfigen Kader, der dem Weltverband gemeldet werden muss, gibt Brand nach dem Training am Donnerstag bekannt. Nachmeldungen von je zwei Spielern sind nach der Vor- und Hauptrunde möglich.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2007)
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