Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
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Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
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Das ZEBRA präsentiert in seiner aktuellen Serie einen
Ausblick auf die Handball-Weltmeisterschaft 2007 in
Deutschland. Spanien und Russland gehören zu den
Favoriten auf den Titel.
Bislang wurden 19 Handball-Weltmeisterschaften ausgetragen -
die erste im Jahre 1938, als das Teilnehmerfeld noch
übersichtlich war und lediglich aus Dänemark, Schweden,
Österreich und dem Gastgeber und ersten Weltmeister
Deutschland bestand. Mittlerweile haben sich acht weitere
Länder in die Liste der Titelträger eingetragen.
Die beiden Rekordchampions Rumänien und Schweden - beide
mit jeweils vier Titeln - müssen nach ihren Playoff-Niederlagen
bei der 20. Weltmeisterschaft allerdings zuschauen.
Doch die Favoritenliste für die vom 19. Januar bis 4.
Februar in zwölf deutschen Handball-Arenen stattfindenden
Titelkämpfe ist dennoch groß - auch weil bekanntlich
eine nominell schwächere Mannschaft an einem guten
Tag jederzeit den Favoriten stürzen kann. Das ZEBRA
stellt Ihnen einige der favorisierten Teams in den kommenden
Ausgaben etwas ausführlicher vor.
Spanien - der Titelverteidiger will es noch einmal wissen
Lange hatte es gedauert, bis sich Spanien erstmals für eine
Weltmeisterschaft qualifizieren konnte: 1978, im Jahr
des letzten großen deutschen Triumphs, waren die Iberer
erstmals bei einer Endrunde dabei und belegten in Dänemark
einen zehnten Platz. Und es ging kontinuierlich nach
oben: Drei fünfte Plätze in Folge zwischen 1986 und 1993
ließen aufhorchen, und als dann auch der Vereinshandball
boomte und die Europapokal-Wettbewerbe Mitte der 90er
Jahre dank Granollers, Irun und vor allem Barcelona
fest in spanischer Hand waren, ging es auch mit der
Auswahlmannschaft den entscheidenden Schritt nach vorn.
Bis 2004 qualifizierten sich die Iberer insgesamt siebenmal
bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie olympischen Spielen
für die Vorschlussrunde, sie holten zweimal Silber
bei den kontinentalen Ausscheidungen und zwei olympische
Bronzemedaillen. Bei der letzten WM in Tunesien klappte
es endlich: Bei ihrer ersten WM-Finalteilnahme gewann
Spanien durch ein 40:36 gegen Titelverteidiger Kroatien
erstmals Gold und ist nun endgültig der Gejagte.
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Hat gut lachen: Spaniens Superstar Iker Romero
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Das Team von Juan Carlos Pastor setzt sich fast ausnahmslos
aus Handballern der vier Top-Clubs der Liga Asobal - Barcelona,
Ciudad Real, Portland San Antonio und Villareal - zusammen.
Somit haben die Spieler auch in ihren Vereinen bereits
viel internationale Erfahrung genossen und sind - obwohl
aktuell kein Spanier in der Bundesliga aktiv ist - auch
den deutschen Handballfans allesamt ein Begriff. Vor
dem starken Torhüter-Duo David Barrufet und Jose Javier
Hombrados tummeln sich Weltstars wie Rückraumspieler
Iker Romero vom FC Barcelona, sein Vereinskamerad
auf Linksaußen, Juanin Garcia, oder aber der eingebürgerte
kubanische Kreisläufer Rolando Urios von Ciudad Real.
Apropos Kuba:
Julio Fis,
der in der Meistersaison 2001/2002 acht Monate lang für
den THW spielte und sich als der "kubanische Hammer" in
die Herzen der Fans schoss, ist mittlerweile ebenfalls
für die spanische Auswahl spielberechtigt. Ebenfalls
zum Kreise der Nationalmannschaft zählt auch weiterhin
Demetrio Lozano -
"Deme"
spielte drei Jahre für den THW Kiel und wechselte 2004 zu Portland San Antonio.
Zebra-Tipp: In der Vorrunde in Bremen sind die Spanier haushoher Favorit.
Der Titelverteidiger trifft auf die Gegner Ägypten,
Tschechien und Handballzwerg Katar. In der Hauptrunde
in Mannheim warten dann aber bereits große Kaliber
wie Russland, Kroatien und Dänemark auf die Iberer.
Doch zumindest das Halbfinale sollte wieder drin sein,
spätestens dort entscheiden auch die Tagesform und das Glück.
Russland - Eingespieltheit als Trumpf
Der letzte große Titel - Olympia-Gold in Sydney - liegt zwar schon
über sechs Jahre zurück, doch der dreimalige Weltmeister
will es 25 Jahre nach dem ersten Titelgewinn an gleicher
Stelle noch einmal wissen. Nachdem das russische Team
bei der WM 2005 in Tunesien unter der Führung von
Anatoli Dratchev nur einen enttäuschenden achten
Platz belegte, übernahm Trainerlegende Vladimir Maximov
erneut das Ruder - und schon zeigte die Mannschaft
wieder aufsteigende Tendenz: Bei der Europameisterschaft
in der Schweiz verpasste man nur hauchdünn das Halbfinale
und wurde letztlich durch eine Galavorstellung von
Christian Zeitz und Pascal Hens
beim 30:32 gegen Deutschland auf den sechsten Platz verwiesen.
In den Qualifikations-Playoffs ließ das russische Team dann aber
seine Ausnahmestellung aufblitzen: Die Schweiz wurde mit
zwei überdeutlichen Siegen (41:26 und 44:28) ausgeschaltet.
Vladimir Maximov hat dabei in seiner neuen Amtszeit vieles
umgekrempelt: Legionäre werden nur ungern gesehen. So
stammten 13 der 16 Spieler aus dem diesjährigen EM-Kader
aus der russischen Liga, allein elf davon vom
Abonnementmeister und aktuellen Europapokalsieger Chehovski
Medvedi Moskau. Trainer dort: Vladimir Maximov, der auch
bei Wechselabsichten der vielen russischen Talente ein
gehöriges Mitspracherecht hat. So verbaute sich
Bundesliga-Profi Denis Zakharov seine EM-Teilnahme,
weil er kurz zuvor den russischen Meister in Richtung
Gummersbach verließ. Doch diese Blockbildung im Team
der Osteuropäer hat natürlich einen großen Vorteil:
Die Mannschaft ist eingespielter als jedes andere Team
und es herrscht ein blindes Verständnis zwischen den
meisten Spielern, wie es halt nur durch kontinuierliches
Training bei Vereinsmannschaften aufgebaut werden kann.
Nur auf einen Legionär kann und will Maximov dann doch
nicht verzichten: Eduard Kokcharov vom slowenischen
Spitzenclub RK Celje Pivovarna Lasko ist aus dem russischen
Auswahlteam kaum noch wegzudenken. Der 30-jährige Linksaußen
war bereits beim Olympiasieg 2000 Leistungsträger und hat
in mittlerweile fast 300 Länderspielen über 800 Treffer erzielt.
Zebra-Tipp: Die russische Nationalmannschaft zählt
auch diesmal wieder traditionell zum Favoritenkreis.
Der große Vorteil ist die Eingespieltheit, mit der
Russland als leichter Favorit in die schwere Vorrundengruppe
in Stuttgart mit Kroatien, Marokko und Korea gehen dürfte.
Dieser Vorteil wird sich im Laufe der beiden Turnierwochen
aber mehr und mehr verkleinern, weil die Kontrahenten sich
auch immer besser einspielen werden. Ob deshalb der Sprung
bis ins Finale drin ist, bleibt abzuwarten.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)