22./23.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Update #2 | KN-Artikel, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt... |
Karol Bielecki jubelt: Polen sichert sich den Gruppensieg. |
Christian Zeitz erzielte vier Treffer, erlaubte sich aber auch 7 "Fahrkarten". |
Doch Polen steckte nicht auf und verkürzte. Als dann Abwehrchef Oliver Roggisch seine dritte Zeitstrafe bekam und auf der Tribüne Platz nehmen musste, kippte das Spiel erneut. Markus Baur sah zudem nach einem Foul die rote Karte. Zehn Minuten lang gelang den Deutschen kein Tor mehr, selbst ein Siebenmeter von Torsten Jansen führte nicht zum Erfolg. Polen zog in den Schlussminuten wieder auf 26:23 davon und startet somit mit 2:0 Punkten in die Zwischenrunde.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der KN.
Die Niederlage hatte mehrere Ursachen. Bitter war aber die Rote Karte gegen Roggisch, sie hat uns einen Knacks versetzt. Jetzt müssen wir viel arbeiten, um die Fehler auszumerzen. Ich werde heute Abend noch mit Velyky und Klimowets sprechen, ob sie uns zur Hauptrunde zur Verfügung stehen werden. Die Meldefrist läuft am Dienstagmorgen ab.
Eigentlich will ich keine Fragen beantworten, weil ich bei der offiziellen Pressekonferenz einfach übersehen worden bin. Ich bin doch kein Depp. Trotzdem: Ich wäre auch mit einer Niederlage zufrieden gewesen, weil wir eine sehr starke Leistung geboten haben.
Unser Vorteil war die bessere Abwehr. In der hektischen Phase haben wir zudem Ruhe bewahrt.
Es war beeindruckend, wie die Polen, die in schwierigen Situationen sonst leicht kippen, die Ruhe bewahrt haben. Aber diese Niederlage bedeutet nichts. Wir gewinnen die kommenden vier Spiele und werden noch Gruppenerster.
Ich empfand die Rote Karte als sehr hart. Aber die Schiedsrichter haben mir erklärt, dass ihnen nach dem Foul bei einem Gegenstoß keine andere Wahl bleibt. Bis dahin hatte ich alle sechs Siebenmeter verwandelt. Toto Jansen ist mit dem siebten gescheitert, als ich schon draußen war. Wer weiß, vielleicht hätte ich diesen wichtigen Ball reingemacht, dann wäre es noch anders gelaufen.
Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben. Es war eine sehr enge Partie zwischen Spielern, die sich alle aus der Bundesliga kennen. Das gibt der Auseinandersetzung etwas Besonderes. Es war hart, aber unser Sport ist nun einmal brutal. Gut, dass sich keiner verletzt hat.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2007:
Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen, den beide Teams den Zuschauern gestern Abend boten. Und dass sich die meisten Spieler aus der Bundesliga kennen, verlieh der Auseinandersetzung einen zusätzlichen Kick. Am Ende des Ringens, oft hart am Rande der Fairness, hatten die Polen acht Zeitstrafen eingesammelt, die deutsche Mannschaft kassierte deren fünf - plus zwei Rote Karten. Sie entschieden diese intensive Begegnung. Der Magdeburger Oliver Roggisch, feste Größe im deutschen Mittelblock, kassierte nach einem Faustschlag ins Gesicht seines Magdeburger Mannschaftskollegen Grzegorz Tkaczyk seine dritte Zeitstrafe (51. Minute) und wurde auf die Tribüne verbannt. Geburtstagskind Markus Baur (36) folgte Roggisch nur fünf Minuten später nach einem Foul gegen Matteusz Jachlewski. Schwächungen, die das Team in der wichtigen Schlussphase nicht mehr kompensieren konnte.
Heiner Brand suchte nach der dramatischen Partie mit einem verdienten polnischen Sieger nach beschwichtigenden Worten: Noch sei nichts passiert, sagte der Bundestrainer. "Wir haben weitere vier Spiele, erst dann wissen wir, wo wir stehen."
Zunächst einmal stehen er und seine Mannschaft vor dem Scherbenhaufen einer Niederlage, bei der der DHB-Auswahl die eigenen Grenzen schonungslos aufgezeigt wurden. Schwächen in der Abwehr, eine schlechte Chancenauswertung (Kehrmann, Hens, Baur) und ein oft überhasteter Abschluss (Zeitz, Glandorf) spielten den Polen in die Hände. Das nutzte der Gegner eiskalt aus und drückte dem Spiel über weite Strecken seinen Stempel auf. Probleme hatte die deutsche Defensive vor allem mit dem Magdeburger Rückraum-Ass Karol Bielecki, der sieben Mal gewohnt hart traf, außerdem narrte der Kronauer Mariusz Jurasik die deutsche Abwehr mit sechs schlitzohrigen Toren. Bei engen Spielen machen zudem die Torhüterleistungen den Unterschied aus. In dieser Wertung hatte Slowomir Szmal (Kronau) die Nase klar vor dem deutschen Gespann. Sowohl Henning Fritz wie auch Johannes Bitter kamen über Normalform nicht hinaus.
Trotzdem wäre mehr drin gewesen. Angetrieben von der großartigen Kulisse und nie ermüdendem Kampfgeist glichen die Deutschen den fast durchweg gültigen Drei-Tore-Rückstand nicht nur aus, sondern gingen nach schönen Einzelleistungen von Kehrmann, Zeitz und Jansen in der 50. Minute beim 23:21 sogar in Führung. Die Polen waren geschockt, auf der Trainerbank spielten sich turbulente Szenen ab, die darin gipfelten, dass Bogdan Wenta eine Zeitstrafe kassierte, weil er den Ball wegwarf. Umstände, die die deutsche Sieben trotzdem nicht für sich nutzte. Die erneute Wende im Spiel, die letzte, schob Oliver Roggisch mit seiner überflüssigen wie dummen Zeitstrafe an. Ohne den Abwehrchef bröckelte der Widerstand, die Polen holten sich die Führung zurück, und nachdem Torsten Jansen beim 23:25 mit einem Siebenmeter an Szmal gescheitert war und Christian Zeitz den Ball überhastetet über das Tor gehämmert hatte, stellte Jachlewski die Weichen mit dem 26:23 (58.) endgültig auf Sieg.
Für Christian Schwarzer war der dritte WM-Spieltag trotzdem ein besonders schönes Erlebnis. Der 37-jährige Kreisläufer feierte nach zweieinhalbjähriger Nationalmannschaftspause ein von großer Emotionalität getragenes Comeback und wurde von den 11 000 Fans stürmisch begrüßt. "Ein super schönes Gefühl, da weiß man erst, dass es sich gelohnt hat, diesen Sport betrieben zu haben", sagte er. Und die Niederlage? "Es ist noch gar nichts passiert", sagte der Lemgoer. In ihrem ersten Spiel der Hauptrunde trifft die deutsche Mannschaft morgen (17.30 Uhr) auf Slowenien.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2007)
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