Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Von 2003 bis 2005 spielte
Roman Pungartnik
beim THW Kiel, holte mit den Zebras die Deutsche Meisterschaft
und einen EHF-Cup-Sieg. Nach seinem Wechsel in die Hansestadt
wurde er mit dem HSV Hamburg Deutscher Pokalsieger. Zebra
sprach mit dem 35-jährigen Rückraumspieler vor seiner Rückkehr
in die Ostseehalle.
- Zebra:
-
Roman, wie hast Du die WM erlebt?
- Roman Pungartnik:
-
Vor allem vor dem Fernseher. In Dortmund habe ich das Spiel Slowenien-Deutschland
live gesehen, in Hamburg dann die Viertelfinalspiele und das Halbfinale.
Bei uns lief der Trainingsalltag ja weiter, sodass nicht viel Zeit blieb,
in die Hallen zu gehen.
- Zebra:
-
Dein persönliches WM-Fazit?
- Roman Pungartnik:
-
Was ich sehen konnte und was ich aus Gesprächen mit
vielen Kollegen rausgehört habe: Die WM
in Deutschland war die bisher beste, die der Handball je
gesehen hat. Alles war perfekt organisiert, die Stimmung
in allen Hallen und nicht nur bei Deutschland-Spielen
fantastisch. Alles drehte sich während der WM-Wochen
in Deutschland um den Handball. Mit dem Abschneiden "meiner" Slowenen
war ich hingegen nicht ganz zufrieden. Die Vorrunde war leichter
als gedacht, da Tunesien nicht so stark war. Unser Ziel war
aber das Viertelfinale, was leider nicht geklappt hat. Das
lag auch an den vielen jungen Spielern, die zum ersten
Mal solch eine tolle WM mit der ganz
eigenen Stimmung erlebt haben.
- Zebra:
-
Dein Vertrag in Hamburg ist nicht verlängert worden. Man hörte,
Du seist enttäuscht über das Verhalten der HSV-Verantwortlichen
gewesen. Was war der Grund dafür?
- Roman Pungartnik:
-
Mich hat gestört, dass alle über den Kader der
neuen Saison und meine Nachfolger sprachen, ehe
überhaupt mit mir geredet wurde. Es war ein großes
Missverständnis, aber ich bin Profi und weiß,
dass so das Geschäft laufen kann. Ich werde weiter
Handball spielen, solange ich gesund und fit bin,
das ist klar. Ansonsten läuft es beim HSV toll,
mit dem Gewinn des DHB-Pokals und dem Sieg im
Supercup haben wir bereits viel erreicht.
- Zebra:
-
Du stehst mit dem HSV momentan auf Rang drei
der Bundesliga-Tabelle, was sind die Ziele für diese Saison?
- Roman Pungartnik:
-
Mithalten, solange es geht. Im letzten Jahr haben
wir früh von Platzierungen gesprochen, sind dann
abgerutscht. Dieses Jahr ist es noch zu früh,
eine Prognose abzugeben. Von Rang eins bis fünf
ist alles möglich. Mit unserem starken Kader,
der auf allen Positionen doppelt besetzt ist mit
erfahrenen Spielern aus vielen Nationen sowie dem
großen Etat muss es aber unser Anspruch sein,
dauerhaft ganz oben mitzuspielen. Und wir haben
das Potential dazu.
- Zebra:
-
Du läufst heute in Deinem "alten Wohnzimmer" Ostseehalle
auf. Was ist das für ein Gefühl?
- Roman Pungartnik:
-
Für jeden Spieler ist die Ostseehalle etwas besonderes.
Die Halle ist immer ausverkauft, die Stimmung immer
erstklassig. Ich hatte eine schöne Zeit beim THW
und habe noch immer viele Freunde in Kiel. Deshalb
versuche ich auch, oft zu den Champions League-Spielen
nach Kiel zu kommen. Außerdem telefoniere ich häufig
mit meinen alten Mitspielern und auch mit meinem
Landsmann Vid Kavticnik. Für mich sind
Spiele in der Ostseehalle natürlich immer etwas ganz Besonderes.
- Zebra:
-
Was macht den THW Kiel aus?
- Roman Pungartnik:
-
Der THW ist der wohl beste Verein in der Welt. In meiner
Zeit in Kiel konnte ich erfahren, warum. Von der
Geschäftsstelle über die Betreuung der Spieler bis
hin zum Trainer Noka Serdarusic
ist Kiel in allen Belangen professionell, man musste sich
als Spieler dort nur ums Spielen kümmern. Der Rest
wurde einem abgenommen.
- Zebra:
-
Was traust Du dem THW in dieser Saison zu?
- Roman Pungartnik:
-
Der THW hat ein unglaublich starkes Team. Die Frage ist
natürlich: Wie läuft es nach der WM?
Obwohl in diesem Jahr natürlich der Vorteil ist, dass die
Schweden nicht dabei waren, ausgeruht sind und ein Großteil
der Mannschaft zusammen trainieren konnte. Kiel ist immer
ein heißer Anwärter auf den Titel. In der Champions
League wünsche ich dem THW endlich den Sieg. Er hat
fast alles erreicht und ich weiß, dass ein Gewinn der
Champions League der Traum von vielen ist. Verein, Fans,
die gesamte Stadt hätten diesen Titel verdient, dort
leben sie für den Handball. Ein Champions League-Sieg
des THW wäre auch ein Sieg der gesamten Region.
- Zebra:
-
Und wer gewinnt heute?
- Roman Pungartnik:
-
Favorit ist natürlich der THW. Aber wir kommen nicht nach
Kiel, um ein bisschen mitzuspielen und unseren Spaß zu haben.
Wir wollen den THW ärgern. Ob dabei ein Sieg heraus springt?
Darüber entscheiden wie immer auch ein wenig das Glück
und die bessere Tagesform. Wir wollen bis zur letzten
Minute mithalten und dann sehen, was passiert...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte
Christian Robohm.)