11.03.2007 | Mannschaft |
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, die der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen im Bereich des Bewegungsapparats, der Organe und des neurologischen Systems dient. "Der menschliche Körper stellt eine untrennbare Einheit dar. Er ist mehr als die Summe seiner Einzelteile", sagt Jan Bock. "Es ist für mich nach wie vor faszinierend, wie sich Strukturen und Funktionen innerhalb des menschlichen Körpers wechselseitig beeinflussen. Alle Gewebe in unserem Organismus sind permanent in Bewegung und durch neuroanatomische Relationen miteinander verbunden." Diese Mobilität zu bewahren oder wiederherzustellen ist ein wichtiges Ziel der Osteopathie.
Osteopathen arbeiten nicht mit Medikamenten oder Instrumenten, sondern mit ihren Händen: Sie erspüren qualitativ und quantitativ die Funktion von Gelenken, Organen und neurologischen Strukturen im Körper; sie lösen Blockaden in allen Systemen des Körpers und mobilisieren die Selbstheilungskräfte - keine Glaubensfrage, sondern eine auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauende Behandlungsmethode, die eine genaue Kenntnis der Anatomie, Physiologie und Biochemie voraussetzt. Physiotherapeut Bock studierte sie sechs Jahre berufsbegleitend in Oostmaale und Antwerpen in Belgien. Seit acht Jahren arbeitet er gemeinsam mit seiner Frau, einer Kinderphysiotherapeutin, in einer eigenen Praxis in Kronshagen.
Vor gut einem Jahr stieß Bock auf Wunsch von Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker und Physiotherapeut Uwe Brandenburg zum THW Kiel, um fortan die medizinische Abteilung der Zebras weiter sowohl im Akuten, als auch im Präventiven zu ergänzen. Stefan Lövgren, einer der ersten neuen Patienten Bocks, erinnert sich gut. "Jan hat mir sehr schnell und schonend bei Rückenbeschwerden und einer Schiefstellung im Becken geholfen", berichtet der Mannschaftskapitän. "Seine Methoden sind sehr interessant, wenn auch mitunter schwer zu begreifen - aber in jedem Fall äußerst hilfreich. Ich denke, seine Arbeit ergänzt die medizinische Betreuung beim THW Kiel ausgezeichnet."
Routinier Lövgren weiß um die Wichtigkeit der Gesundheit, als Profisportler ist der Körper sein Kapital. "Am liebsten sollte man natürlich kontinuierlich zum Physiotherapeuten oder Osteopathen gehen, bevor es kritisch wird", meint Lövgren. Durch Bock, der den Spielern seine Behandlungen regelmäßig einmal in der Woche in der Trainingshalle in Russee anbietet, habe man eine neue und sinnvolle Methode der Vorbeugung hinzugewonnen. Ein Zeichen für die Akzeptanz: Während zu Beginn nur ein oder zwei Spieler von der neuen Art der Behandlung Gebrauch machten, so begab sich bis heute schon fast jeder der Akteure in Bocks Hände.
Auch Mattias Andersson ist froh über die ausgesprochen gute Betreuung im Umfeld der Zebras. "Die Zusammenarbeit mit Jan Bock ist ein weiterer Schritt der Verbesserung. Jeder kann, so lange er will, etwas dazu lernen", glaubt Andersson. Jeder müsse für sich entscheiden, woran er selbst glaube. "Aber Wahlmöglichkeiten zu bekommen, das ist eine tolle Sache", sagt der schwedische Nationaltorhüter. "Unter Schmerzmitteln merkst Du nicht, wenn Du zu weit gehst. Da ist es besser, eine Möglichkeit zu bekommen, ohne Medikamente behandelt zu werden."
Andersson selbst hatte sich bereits zuvor mit alternativen Behandlungsmethoden therapieren lassen. Im heimischen Ystad linderte Jesper Lindgren, der Physiotherapeut aus Anderssons ehemaligem Klub und der schwedischen Nationalmannschaft, seine Rückenbeschwerden durch Akupunktur mit langen Nadeln. Andersson vermittelte einen Kontakt zwischen Lindgren und der medizinischen Abteilung des THW Kiel. Beide Seiten tauschten sich seitdem immer wieder über unterschiedliche Ansätze in der Therapie ihrer Handballer aus. Die schwedischen Mediziner referierten über Akupunktur, die Kieler beispielsweise über Kinesio-Tape, und THW-Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries präsentierte in seinem neuen Klinikum digitale Dokumentationsmethoden während einer Operation - Austausch und Entwicklung ganz im Sinne der Handballer. "Das ist eine sehr gute Sache", sagt Andersson. "Je mehr unsere Ärzte und Therapeuten wissen, desto mehr können sie uns helfen."
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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