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05.05.2007 Mannschaft

Zebra: Christian Zeitz - krachende Würfe und ein leiser Star

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

An Christian Zeitz scheiden sich die Geister. Wie kein anderer polarisiert er und spaltet die Handballfans in zwei Lager. Durch seine spektakuläre Spielweise hat es der gebürtige Heidelberger zu einem gewissen Kultstatus gebracht.
Mal knallt Zeitz den Ball mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 km/h ins Netz, mal donnert er mit seinem linken Wurfarm das Runde großzügig am Eckigen vorbei. "So geht der Hammer und der Hammer der geht so...", ertönt es nach jedem seiner Treffer und sorgt für Stimmung in der Ostseehalle - eine Art Versöhnung trotz seiner manchmal unüberlegten Würfe, die das Publikum mitunter schier zur Verzweiflung treiben.

Doch wer sich Christian Zeitz und seine Entwicklung beim THW Kiel und in der Deutschen Nationalmannschaft anschaut, wird schnell merken, dass der 26-Jährige eigentlich ganz anders ist. Auf dem Spielfeld liebt er es, das Publikum in Staunen zu versetzten oder zum Kopfschütteln zu bringen. Das öffentliche Leben sucht er jedoch nicht. Er lebt zurückgezogen und weiß das Private von dem Sportlichen zu trennen. Seine Karriere begann bei der SG Kronau/Östringen, die im Jahre 2002 aus dem TSV Östringen und der TSG Kronau entstand. In seiner Jugend ging der Linkshänder leichtsinnig mit seinem Talent um. Der Sprung von das A-Jugend in die 1.Mannschaft des Zweitligisten TSV Östringen war nicht einfach - bei einer Körpergröße von 1,85 Metern brachte er sage und schreibe 107 Kilogramm auf die Waage. Aber Zeitz begriff, dass sich etwas ändern muss, wollte er im Handball zu den Besten gehören. Innerhalb von drei Monaten schaffte er es mit eiserner Disziplin und viel Ehrgeiz, 21 Kilogramm abzunehmen. "Das war ein harter Einschnitt", erinnert sich Zeitz. "Aber noch heute profitiere ich davon. Es hat sich gelohnt." Heute ist Zeitz einer der erfolgreichsten deutschen Handballer überhaupt.

Im Sommer 2003 wechselte "Zeitzi" an die Kieler Förde und damit nahm der Erfolg seinen Lauf. Deutscher Meister, EHF-Pokalsieger, bester Bundesliga Feldtorschütze, Europameister, Weltmeister - der 26-Jährige hat die Erfolgsleiter in Windeseile erklommen. Dabei machte ihm der ungewohnte Medienrummel um seine Person anfangs noch mächtig zu schaffen. "Es war für mich einfach ungewohnt, so im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen", gesteht Zeitz. Denn eigentlich, so sagt Zeitz, mag er nach dem Verlassen des Spielfeldes gar nicht mehr über Handball reden. Wohl auch deswegen gilt Zeitz als introvertiert und musste oftmals Kritik einstecken. Doch inzwischen weiß er damit umzugehen. "Ich habe gelernt, mich zurückzuhalten und die Leute einfach reden zu lassen, und bin vorsichtiger geworden", sagt Zeitz. Und trotzdem geht nicht alles spurlos an ihm vorüber. "Wenn man mir vorwirft, dass das, was ich am liebsten mache, und am besten kann, nicht gut ist und ich nur kritisiert werde, dann trifft mich das und ich nehme mir das zu Herzen", gesteht Zeitz.

Auf dem Parkett ist aber von vorsichtiger Zurückhaltung nichts zu sehen. Erst kürzlich, beim Champions League Final-Hinspiel in der Flensburger Campus Halle debütierte Christian Zeitz als Mannschaftskapitän. Auf Grund des Ausfalls von Stefan Lövgren und dessen Vertreter Henning Fritz streifte sich der rechte Rückraumspieler die Binde um. "Ich wollte nicht eine zusätzliche Last auf seine Schultern legen, sondern ihm zeigen, dass er wichtig ist und Verantwortung übernehmen kann", sagte Noka Serdarusic nach dem Spiel, in dem der 26-Jährige Nationalspieler seinen Mann stand - ganz so, wie Serdarusic es sich vorher wünschte. "Ich will, dass er erwachsener und größer wird", begründete der Meistertrainer seine Entscheidung. Christian Zeitz hat seinen Trainer erhört.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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