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13.06.2007 Mannschaft

Zebra-Journal: Im Zebra-Galopp aufs Diplom zu

Hendrik Dold finanziert sein Studium als Maskottchen

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:

THW-Maskottchen Hein Daddel.
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Hendrik Dold verdient sein Geld als Zebra. In der Kieler Ostseehalle jobbt der 25-jährige BWL-Student als Maskottchen des Handball-Bundesligisten THW Kiel. Benannt ist das Zebra nach dem Spitznamen der Kieler Handball-Legende Hein Dahlinger: Hein Daddel.
Gut eine Stunde vor Anpfiff kommt Hendrik Dold in einer schwarz-weißen Sportjacke und hellen Shorts in die kleine Kabine: "Die teile ich mir mit den Moderatoren der Halle." Blauer Teppich, eine Sofaecke, ein Bad. In der Ecke steht ein fassförmiger, schwarz-weiß gestreifter Körper aus Fleece und Schaumstoff, ungefähr einen Meter hoch, davor die riesigen schwarzen Schuhe. Nebenan auf einer Kommode liegt der dazugehörige Kopf mit einer riesigen schwarzen Nase und großen Kulleraugen. Die Arbeitskleidung von Hendrik Dold.

30 Minuten vor Spielbeginn öffnet Hendrik die Tür zur Ostseehalle. Er wird schon sehnsüchtig erwartet: Ein kleines Mädchen rennt auf ihn zu. Hendrik wird zu Hein Daddel, schüttelt ihr die Hand und posiert für ein Erinnerungsfoto. "Bis zu einem gewissen Alter wissen die Kinder nicht, dass ein Mensch unter dem Kostüm steckt", sagt Hendrik und erzählt, dass er zu Weihnachten auch schon mal kleine Geschenke und Karten bekommt. Hendrik schüttelt Hände, verteilt seine eigenen Autogrammkarten und tippt Leuten von hinten auf die Schulter.

Dann gibt er Gas. Jetzt gilt es, die über 10000 Zuschauer anzuheizen und auf das bevorstehende Spiel einzustimmen. Hein Daddels ausladende Hüften wackeln, als er mit den riesigen Schuhen auf das Spielfeld läuft. Die Fans klatschen und jubeln. Er rennt auf die Kieler Mannschaft zu, klatscht mit Nationalspieler Dominik Klein ab und ahmt das Aufwärmprogramm des frisch gebackenen Champions League-Siegers nach. Er spurtet zur Mittellinie, macht Liegestütze und wirft einige Bälle.

"Ich achte darauf, wie die Leute reagieren, was ankommt und was nicht. Aber ich denke mir vorher keine Choreographien oder Spaße aus, das kommt alles intuitiv." Selbst bei seinem ersten Auftritt 2004 war Hendrik Dold kaum nervös. "Ich habe mir vorher wenig Gedanken darüber gemacht und bin einfach losgelaufen." An den Job kam er über einen Freund. "Der hat vorher als Zebra gearbeitet, ist nach seinem Studium aber weggezogen. Scheinbar dachte er, das würde ganz gut zu mir passen, warum auch immer."

Obwohl Hein Daddel mehr als zwei Meter groß und an der Hüfte knapp einen Meter breit ist, gelingt es ihm, der gegnerischen Mannschaft einen Ball aus der Sporttasche zu entwenden. Aufreizend dribbelt er an ihr vorbei. Die Zuschauer lachen. Durch die Schnauze des Zebras sieht Hendrik nur einige Meter weit. "Daher kommt es auch mal vor, dass ich stolpere aber das sieht ja immer lustig aus." Kurz vor den Anpfiff verlassen Spieler und Maskottchen die Halle. Zunächst läuft der Gegner ein, dann wird die Halle abgedunkelt, viele Taschenlampen strahlen. Die Musik geht an, die Mannschaft läuft unter tosenden Applaus in die Arena ein. Hein Daddel vorne weg.

Auch nach Beginn da Spiels bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Er versucht überall die Zuschauer zum Jubeln und Mitmachen zu animieren. Nicht immer einfach beim erfolgsverwöhnten Kieler Publikum. Zur Halbzeit führen die Kieler bereits mit zwölf Toren. Wahrend die Spieler verschnaufen, muss Hein Daddel noch mal ganzen Einsatz bringen. Er hängt sich ins Tor, hampelt herum und trabt über das Parkett. Als die Schiedsrichter wieder anpfeifen, verschwindet er kurz in den Katakomben der Halle. Er setzt den Kopf ab - Hendrik ist schweißgebadet. "Unter dem Kostüm wird es tierisch heiß, ich bin schon nach drei Minuten total nass." Gierig nimmt er mehrere Schluck aus der großen Wasserflasche. "Das Zebra zu geben ist viel anstrengender als mancher Sport."

Früher hat Hendrik selbst Leistungssport betrieben, Handball in der A-Jugend des Zweitligisten TSV Altenholz gespielt und im Badminton an deutschen Meisterschaften teilgenommen. "Um mit Badminton Geld zu verdienen, muss man unter den besten Dreien Europas sein. Daher habe ich mich entschieden, meine Energie ins Studium zu stecken. Trotzdem hätte ich lieber als Spieler Erfolge gefeiert denn als Randfigur." Immerhin ist Hendrik als Maskottchen auch sehr erfolgreich: Er bekam beim DHB-Pokal-Erfolg eine Medaille und kürzlich den Wimpel als Champions-League-Gewinner. "Das war der absolute Höhepunkt für mich. Wir haben bis fünf Uhr früh gefeiert." Durch die Verjüngung der Mannschaft sei der Kontakt besser geworden. Besonders Dominik Klein, Nikola Karabatic und Viktor Szilagyi sind ihm total sympathisch.

Hendrik trinkt noch einmal und setzt sich den Hein Daddel Kopf wieder auf. Er läuft die Treppe hoch, um sich auch auf den oberen Rängen zu zeigen. Und was macht er nach Saisonende in der Sommerpause? "Bis auf ein paar Werbeauftritte hab ich dann frei. Aber am Ende der Pause freue ich mich schon richtig, dass es wieder los geht." Was reizt ihn an seinem Job? "Mir macht es unglaublich Spaß, es gibt tolle Feiern und nicht zuletzt finanziere ich mir so mein Studium." Doch das ist bald vorbei. Es fehlt nur noch die Diplomarbeit. "Im Moment bin ich im Praktikum im Bereich Sportsponsoring. Dort würde ich auch später gerne arbeiten." Trotzdem will ich versuchen, den Job solange wie möglich weiter zu machen." Hein Daddel rennt noch einmal an der Bande entlang, feuert an und bejubelt den hohen Sieg der Kieler Mannschaft. Zehn Minuten nach Abpfiff sitzt Hendrik in seiner Kabine. Lediglich die schwarz-weiß gestreifte Strumpfhose erinnert noch an seinen Job. Der drei Kilo schwere Zebra-Körper steht wieder in der Ecke. Hendrik streicht noch einmal den Schmutz vom Kostüm, das Peter Röders entworfen hat. Früher steckte Röders selbst in Kostümen wie auch schon in dem von Samson aus der Sesamstraße. Inzwischen hat er nicht nur Bernd, das Brot, und Tabaluga entworfen, sondern in Deutschland mehrere Vereine mit Maskottchen ausgestattet. Dazu gehören neben dem Elch Erik des Kieler Bundesliga-Rivalen SG Flensburg-Handewitt auch der Storch des abgestiegenen Fußball-Regionalligisten Holstein Kiel. Und unter dessen Gefieder steckt bei Heimspielen übrigens kein geringerer als Hendrik Dold.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)


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