29./30.04.2007 - Letzte Aktualisierung: 30.04.2007 | Champions League |
Update #2 | KN-Berichte, Spielbericht, Stimmen und Fotos ergänzt... |
Der große Moment: Stefan Lövgren reckt den Pokal empor. |
Prickelnd, prickelnder - Champions League-Finale! Schon weit vor dem Anpfiff herrschte eine grandiose Stimmung im total ausverkauften Rund der Ostseehalle, die ihren ersten Höhepunkt erlebte, als Stefan Lövgren im Trikot die Platte betrat. Dieses Spiel wollte sich der Kapitän auf gar keinen Fall entgehen lassen, nahm dafür die starken Schmerzen seiner Verletzung in Kauf.
Und der THW hatte begriffen, ging schnell mit 3:0 in Führung. Wie schon im Hinspiel
Schlüsselszene: Joachim Boldsen sieht die Rote Karte. |
Überragender Spielmacher: Christian Zeitz |
Stimmungsvolles Ambiente zum großen Triumph: Die Siegerehrung |
Kiel hat neue Helden! Kiel hat Omeyer, M. Andersson, Fritz, Linders, Xepkin, K. Andersson, Lundström, Kavticnik, Lövgren, Zeitz, Karabatic, Klein, Jeppesen, Szilagyi, Ahlm und natürlich Noka Serdarusic!
(Christian Robohm)
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Ich hätte nie gedacht, dass wir dieses Ziel mit unserem dezimierten Kader erreichen können. Meiner Mannschaft zolle ich das größte Kompliment, was man aussprechen kann. Insbesondere bedanke ich mich natürlich bei Andrei Xepkin, der sich mit seinen bald 42 Jahren in den Dienst der Mannschaft gestellt hat - und das mit vollem Herzen.Gegenüber den KN: Ich freue mich für die Mannschaft und möchte mich besonders bei Andrei Xepkin bedanken. Mit wie viel Herzblut er gespielt und wie sehr er uns geholfen hat - das hätte niemand gedacht. Jetzt erwarte ich, dass wir Meister werden.
Ich gratuliere dem THW Kiel zum Titel. Der THW war einfach die bessere Mannschaft am heutigen Tag.Gegenüber den KN: Diese Niederlage tut weh. Wir wollten Kiel überraschen mit einer 5:1-Deckung mit Stryger an der Spitze. Das haben wir zwei Wochen lang trainiert. Darum waren die Rote Karte gegen Boldsen und die Verletzung von Stryger entscheidend. Das war ein Schock.
Ich bedanke mich bei Noka für sein Vertrauen. Dies bedeutet mir sehr viel, zumal ich eineinhalb Jahre nicht gespielt habe. Es ist nicht normal, dass eine Mannschaft mit sovielen Verletzten solch ein Spiel gewinnt. Das ist der größter Moment in meinem Leben - und das größte Geschenk zu meinem 42. Geburtstag. War mein Herz bisher rot-blau gefärbt, so ist seit heute ein großer Streifen schwarz-weiß. Ich bedanke mich bei diesem professionellen Klub und insbesondere bei Uwe Schwenker. Wenn mir vor drei Monaten jemand gesagt hätte, ich würde heute die Champions League gewinnen, hätte ich ihn für betrunken gehalten.
Die Szene in der 19. Minute war ein ganz normales Foul. Eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Boldsen wäre ausreichend gewesen. Die Schiedsrichter haben aber anders entschieden. Jetzt freue ich mich über den Sieg, schließlich hat Kiel seit etlichen Jahren auf diesen Titel gewartet. Getrunken wird heute alles, was betrunken macht!
Auch 17 Sekunden vor dem Abpfiff war das Spiel für mich noch nicht entschieden. Das war dramatisch. Ich mache der ganzen Mannschaft und dem Publikum ein Kompliment.
Kiel hat heute super gespielt, wir lagen
Stefan Lövgren hatte nach dem Spiel Tränen in den Augen. Wir haben den Titel für ihn geholt. Der Champions-League-Pokal sieht zehnmal schöner als der Weltmeister-Pokal, und außerdem haben wir gemeinsam an diesem Titel ein ganzes Jahr gearbeitet.
Christian Zeitz hat seine Sache in der Mitte gut gemacht. Wichtig war nicht, dass er ein- oder zweimal verworfen hat. Wichtig war, dass er immer souverän weitergearbeitet hat. Mir tut jetzt nichts mehr weh. Eine Feier war nicht geplant, aber das kriegen wir auch noch alleine hin.
Kiel war in zwei Spielen besser und hat den Titel verdient gewonnen. Man hat gesehen, wie wichtig der Torwart ist. Omeyer hat überirdisch gehalten.
Ich glaube nicht, dass die Rote Karte berechtigt war, aber die Schiedsrichter müssen eben sehr schnell entscheiden. Entscheidend war das nicht, denn wir hatten auch so genug Möglichkeiten. Die Enttäuschung ist riesengroß, aber wir müssen jetzt dringend Vierter in der Bundesliga werden.
Boldsen ging nicht auf den Ball. Bis dahin haben beide Mannschaften korrekt gespielt, aber dieses Foul war für mich objektiv eine Rote Karte. Nach dem Spiel kamen alle Flensburger zu uns und haben uns zu unserer guten Leistung gratuliert.
Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg kam im Pokal der Pokalsieger gegen C.BM. Ademar Leon (ESP) hauchdünn zum Erfolg: In eigener Halle hatten die Hamburger ein 28:24 (14:12) vorgelegt, in Leon traf Yoon acht Sekunden vor dem Ende zum vielumjubelten 33:37 (13:16) Endstand (Lesen Sie hierzu bitte auch den Bericht der Kieler Nachrichten).
Im Challenge Cup griffen der ehemalige Kieler Frode Hagen und der ehemalige Flensburger Glenn Solberg mit ihrem Heimatverein Drammen HK (NOR) nach dem Titel. Nach dem 26:26-Auswärtsremis beim rumänichen Club C.S. UCM Resita reichte es für die beiden ehemaligen Bundesligaspieler nicht zum Titel. In heimischer Halle kam Drammen nur zu einem 36:36-Remis, aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore ging der Titel nach Rumänien.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2007:
So sehen Sieger aus: Der THW Kiel ist Champions League Sieger 2007! |
59:47 Minuten zeigte die Hallenuhr an, als Noka Serdarusic zum grünen Karton griff. Seine ausgepumpten Jungs hatten in den Sekunden zuvor eine 28:25-Führung verspielt, Anders Eggert und Ljubomir Vranjes zum 28:27 getroffen. Ein weiteres Gegentor, und das Finale der Champions League hätte im Siebenmeterwerfen entschieden werden müssen. Auszeit für die Kieler, die in doppelter Unterzahl noch dreizehn Sekunden überstehen mussten. Erinnerungen an das verlorene Viertelfinale in der vergangenen Champions-League-Saison wurden wach, als den Zebras in den letzten Sekunden der Sieg entglitt. Diesmal nicht: Nikola Karabatic, erneut Maschinist im THW-Spiel, passte den Ball zu Kim Andersson, der zu seinem Landsmann Henrik Lundström. Auf den flinken Linksaußen stürzten sich zwei Flensburger und Lundström spielte gedankenschnell wieder Andersson an. Der Linkshänder, von den Gästen vergessen, stand frei am Kreis und traf zum erlösenden 29:27. Der Rest war eine große Party.
Während Serdarusic den Jubelsturm nutzte, um den Moment des Triumphes in der Ruhe seiner Kabine zu genießen, stürzten die Zebras sich auf den langen Andersson. Von den Tribünen strömten die verletzten Marcus Ahlm, Viktor Szilagyi, Lars Krogh Jeppesen und Henning Fritz auf die Platte.
Ein grandioser Erfolg ohne fünf Asse - das war gestern nur möglich, weil der THW erneut mit unglaublicher Entschlossenheit kämpfte und die leeren Akkus immer wieder mit den Emotionen des Publikums auflud, das von der ersten Sekunde an für ein höllisches Spektakel sorgte. Der Lärmpegel war offensichtlich auch für die Flensburger eine neue Erfahrung. Hektisch und zerfahren fanden sie bis zur Pause überhaupt nicht ihren Rhythmus. Unter dem Druck der Zuschauer patzten zudem die polnischen Schiedsrichter Baum/Goralczyk, die Joachim Boldsen in der 18. Minute die Rote Karte zeigten. Bitter für die SG, hatte der bullige Däne Kiels Christian Zeitz ("eine Zwei-Minuten-Strafe wäre ausreichend gewesen") doch lediglich kräftig am Trikot gezogen - eine Fehlentscheidung.
Ohne Boldsen und ohne ihren Kapitän Sören Stryger, der nach wenigen Minuten mit einer Wadenzerrung vom Feld humpelte, wurde auch das Flensburger Hemd kürzer. Zudem stand der routinierte Lars Christiansen gestern völlig neben sich. Als Kim Andersson die erste Halbzeit mit einem frechen Siebenmeter-Heber beendete, deutete alles auf einen THW-Sieg hin.
Doch das Team von Kent-Harry Andersson, der gestern seinen 58. Geburtstag feierte, bewies in dem Derby-Drama, dass es sich zu Recht für das Finale qualifiziert hatte. Immer wieder musste der überragende Thierry Omeyer (20 Paraden) für seine Vorderleute retten, deren Beine immer schwerer wurden. Auf der Zielgeraden war es schließlich der Wille eines Vid Kavticnik, der beim THW Kiel einen Vertrag als Rechtsaußen unterzeichnet hat. In der Schlussphase fasste sich der Slowene aber immer wieder ein Herz und schmetterte den Ball aus dem Rückraum in die Maschen. Der Ball musste ins Tor - egal wie.
Rührend, wie sich Andrei Xepkin nach dem Abpfiff bei seiner Familie bedankte, die ihm im Publikum die Daumen gedrückt hatte. Der 2,05-Meter-Hüne streckte immer wieder stolz sieben Finger in die Höhe - selbst ihn, der mit dem FC Barcelona schon sechsmal den Cup gewonnen hat, ließ die besondere Atmosphäre in der Halle und der einzigartige Geist in dieser hungrigen THW-Mannschaft nicht unberührt.
(von Wolf Paarmann, Tamo Schwarz und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2007)
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