14./16.04.2007 - Letzte Aktualisierung: 16.04.2007 | DHB-Pokal |
Update #3 | KN-Bericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Nikola Karabatic war mit seinen 13 Toren wieder einmal ein wichtiger Pfeiler beim Sieg über die SG. |
Thierry Omeyer nagelte in der ersten Halbzeit sein Tor förmlich zu. |
Doch auch die Sonderbewachung von Karabatic durch Ljubomir Vranjes sowie wenig später die Hereinnahme von Dan Beutler für Jan Holpert konnten keine Trendwende hervorrufen. Auf der Spielmacherposition des THW wechselten sich Lövgren und Karabatic ab, und als der Franzose für zwei Minuten auf die Strafbank musste, sprank Dominik Klein in die Bresche. Es lief rund bei den Zebras, während Flensburg nicht in Tritt kam - so bauten die Kieler ihren Vorsprung über 9:3 (12.) bis 14:7 (21.) aus.
Es ging wieder einmal hoch her im ewigen Derby. |
Stefan Lövgren führte exzellent Regie und erzielte 6/2 Tore. |
Erst ein weiterer Aufreger in dieser zweiten Halbzeit, die viele Nickeligkeiten auf beiden Seiten offenbarte, sorgte dafür, dass die Kieler sich zurück ins Spiel kämpften: Andrei Xepkin bekam in der 39. Minute nach einem Foul an Joachim Boldsen die rote Karte, doch auch wenn die Abwehr nun noch mehr bröckelte, trafen die Zebras nun vorne aber wieder. Vid Kavticnik und Stefan Lövgren legten jeweils vor für Kiel, Flensburg antwortete mit Treffern des in dieser Phase starken Kasper Nielsen. Bis zum 27:23 (45.) war noch alles "im grünen Bereich".
Andrei Xepkin sah in der 39. Minute die rote Karte. |
Dominik Klein jubelt auf der Kieler Bank. |
Der THW steht nach einer hitzigen Partie, die einen ersten Vorgeschmack auf das offenbarte, was an den folgenden zwei Wochenenden in den Finals der Champions League los sein wird, im Endspiel! Dort kommt es nun zu einer Neuauflage des letztjährigen Halbfinals zwischen dem THW Kiel und der SG Kronau/Östringen, die den favorisierten HSV Hamburg in dessen Wohnzimmer überraschend mit 29:28 (13:11) besiegen konnte (siehe Spielbericht).
(Sascha Krokowski)
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Was in der zweiten Halbzeit mit meinen Jungs los war, würde ich auch gerne wissen. Ich kann es nur vermuten. Wir haben unsere Angriffe nicht vorbereitet und Bälle schnell verloren. Nach der Roten Karte für Xepkin waren die Spieler verunsichert, ob sie die Abwehr ohne ihn hinbekommen. Dies war sicher ein psychologischer Vorteil für Flensburg. Hinzu kommt, dass Omeyer nicht mehr so gut gehalten hat.Meine Mannschaft gibt immer 100 Prozent, egal ob es noch 7, 8 oder 9 Feldspieler sind.
[über Xepkin:]
Er hat viel Einsatzzeit, denn wir haben auf der Position keine weiteren Spieler. Er hat nun einige Wochen mit der Mannschaft trainiert und kennt sie nun besser. In Flensburg wird er noch zehnmal besser sein.[auf die Frage, wie er denn bei all dem "Feuer" zwischen dem THW und Flensburg die kommenden Wochen aushalten wolle:]
Ich glaube, Sie kennen mich nicht. Ich bin so locker wie noch nie in meinem Leben.
Wir hatten eine sehr schlechte erste Halbzeit. Der einzige Vorteil ist, dass wir morgen schon an die Champions League denken können, Kiel muss noch warten.
Wir warten gerne noch diesen einen Tag, ehe wir uns auf die Champions League konzentrieren.Zum Spiel haben die Trainer eigentlich schon alles gesagt. Wir haben es versäumt, am Anfang der zweiten Halbzeit den Sack zuzumachen. In der ersten Halbzeit waren wir immer einen Schritt schneller, Omeyer war stark. In der zweiten Halbzeit hatte Dan Beutler dann phasenweise Weltklasse-Form, das hat uns verunsichert.
Klar sind wir enttäuscht. Aber man muss das Positive sehen. Wir haben jetzt vor dem CL-Finale ein Spiel weniger als Kiel...[zur roten Karte für Andrei Xepkin:]
Er wollte mir nicht schaden, ist aber eben einfach so groß. Das war keine Rote Karte, zwei Minuten hätten gereicht. Man muss auch mal die Großen schützen und nicht immer nur die Kleinen.
Wir haben vielleicht zur Halbzeit geglaubt, wir sind schon im Finale. Flensburg hat das ganz schön bestraft. Wir haben 20 Minuten in Angriff wie Abwehr schlecht gespielt. Aber wir haben jetzt unser erstes Teilziel erreicht, wir stehen im Finale.[zum Ausfall der Hallenuhr:]
Ich kenne das vom Computer zu Hause. Man drückt eine falsche Taste und schon ist alles schwarz.
Derbys sind immer etwas besonderes. Ich sehe jetzt aber keinen Vorteil bezüglich der beiden Finalspiele in der Champions League. Das hier ist DHB-Pokal, in einer Woche geht es wieder bei Null los. Jetzt hoffen wir, dass wir morgen in der schwarz-weißen Fankurve feiern können.
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2007:
Beide hatten mit ihren Mannschaften soeben im Halbfinale des DHB-Pokals ein beachtenswertes Fanal gegen den befürchteten "Prozenthandball" gesetzt. Die SG blieb dabei mit 33:34 (12:19) als Verlierer einer dramatischen, kuriosen Begegnung zurück. "Jetzt können wir ab Sonntag anfangen, an die Champions League zu denken. Der THW muss noch einen Tag warten." Flensburgs schwedischer Trainer Kent-Harry Andersson suchte das Positive in der Niederlage. Der Konter von Noka Serdarusic folgte prompt: "Wir warten gern."
Den Zuschauern in der Color Line Arena wurde ein nicht immer hochklassiges, in Emotionen und Dramaturgie jedoch kaum zu überbietendes Spiel der beiden Nord-Rivalen geboten, das folgende Erkenntnisse an den Tag förderte: In der Form der ersten Halbzeit ist der THW kaum zu stoppen, von den in dieser Phase bestenfalls mittelmäßig auftretenden Flensburgern sowieso nicht. Die kluge Regie von Stefan Lövgren, die grandiosen Reflexe von Thierry Omeyer sowie ein an diesem Tag in punkto Siegeswillen, Energie, Wurfrepertoire und Treffsicherheit galaktisch agierender Nikola Karabatic deklassierten die SG in den ersten 30 Minuten, in denen der 23-jährige Franzose bereits achtmal traf. "Diese Halbzeit von uns war eines Pokal-Halbfinales unwürdig", sagte SG-Manager Thorsten Storm nach der Partie, während Flensburgs schwergewichtiger Routinier Joachim Boldsen "am besten nicht darüber sprechen" wollte.
Eine weitere Erkenntnis: Ohne Emotionen geht es nicht, wenn die Erzrivalen sich begegnen. Einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden Wochen lieferte Flensburgs Jonny "Zidane" Jensen, der Karabatic mit dem Kopf rammte (29.). Die Folge: Rudelbildung und Zeitstrafen gegen Thierry Omeyer und Joachim Boldsen. Dennoch, 19:12 zur Pause, der THW stand längst mit einem Bein im Finale. Weil sich Flensburgs Torwart Dan Beutler nach der Pause jedoch auf Weltklasse-Niveau steigerte, weil Omeyer seinerseits nachließ und der THW einige klare Chancen ausließ, schrumpfte der Vorsprung. "Trifft Dominik Klein gleich nach der Pause zum 20:12, geht das Spiel anders aus", vermutete THW-Manager Uwe Schwenker später. Doch Klein traf nicht, und als Andrei Xepkin, nach einem rüden, aber nicht rotwürdigen Foul gegen Boldsen disqualifiziert wurde, wurde die vielleicht wichtigste Erkenntnis der kommenden 14 Tage offenbar: Der 41-jährige Spanier, der kurzfristig als "Aushilfe" engagiert worden war, ist innerhalb von nur zweieinhalb Wochen unverzichtbar in der Kieler Deckung geworden. "So, wie es vorher an Marcus Ahlm hing, hängt es jetzt auf der Position in der Abwehr an Xepkin", sagt Noka Serdarusic. "Wir sind auf ihn angewiesen, und in Flensburg wird er noch zehnmal besser spielen." Als Xepkin am Sonnabend den vorher gut organisierten Mittelblock verlassen musste, schien es, als ging ein psychologischer Riss durch die Zebraherde, den Stefan Lövgren später nicht bemerkt haben wollte: "Ich glaube, uns haben eher die sieben Tore Vorsprung aus dem Rhythmus gebracht. Wir haben zu wenig mit dem Kopf gespielt. Das dürfen wir uns nicht erlauben." Serdarusic gestand ein: "Nach der Roten Karte war die Mannschaft verunsichert, hat in der zweiten Halbzeit hektisch gespielt."
Der fleißige Pelle Linders traf schließlich vom Kreis zum entscheidenden 34:33 (60.), Omeyer parierte anschließend einen Wurf von Jensen. Chaos war ausgebrochen, als in der 55. Minute die Hallenuhr ausfiel, das Spiel handgestoppt fortgesetzt werden musste. Als Ljubomir Vranjes vor seinem letzten Wurf vom Schlusspfiff überrascht wurde, entlud sich der Zorn des Schweden, die Kieler und ihre Fans bejubelten den Einzug ins Pokalfinale und gewährten sich damit einen Tag Aufschub vor dem Aufarbeiten einer nicht ausschließlich gelungenen Generalprobe. Joachim Boldsen indes gab zwar zu, nach seinem letzten Final Four in Hamburg traurig zu sein, sagt aber auch: "Jetzt gewinnen wir die Champions League."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2007:
Nach Meinung der Flensburger hatte der Ball bei diesem Treffer die Linie nicht mit vollem Umfang überschritten. "Wir haben den Protest abgelehnt, weil es eine Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter war", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, schon am frühen Sonnabendabend.
Da zeigte sich auch Flensburgs Manager Thorsten Storm besänftigt: "Es gibt keinen Groll, der THW hat den Sieg verdient. Aber der NDR hat mir die Fernsehbilder vorgelegt, und die haben gezeigt, dass dieser wichtige Ball zum 28:27 nicht hinter der Linie war. Ich hatte nicht vor, am Sonntagmorgen um acht Uhr das Spiel zu wiederholen, sondern wollte mit dem Protest nur sagen, wie es wirklich war. So, wie heute auch jeder weiß, dass das Wembley-Tor eigentlich kein Tor war."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2007)
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