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11./12.04.2007 - Letzte Aktualisierung: 12.04.2007 Bundesliga

Zebras zaubern sich zum 39:17-Kantersieg gegen Düsseldorf

Überragende Abwehrleistung - Lundström mit 10 Treffern

Bundesliga, 26. Spieltag: 11.04.2007, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG Düsseldorf: 39:17 (19:11)
Update #3 KN-Spielbericht, Stimmen, Fotos, Statistik und Spielbericht ergänzt...

Henrik Lundström war mit 10 Toren bester THW-Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström war mit 10 Toren bester THW-Schütze.
Die Generalprobe für die kommenden Finalwochenenden ist dem THW Kiel am Mittwochabend mehr als geglückt: In der am Ende restlos begeisterten Ostseehalle deklassierten die Zebras - basierend auf einer starken Abwehrleistung - die HSG Düsseldorf mit 39:17 (19:11) und festigten damit die Tabellenführung. Während Andrei Xepkin an der Seite von Nikola Karabatic im Mittelblock eine starke Leistung lieferte, avancierte Henrik Lundström mit 10 Treffern zum besten Torschützen seines Teams.
Der spanische Blitzeinkauf durfte bei seinem Bundesligadebüt gleich von Beginn an ran, konnte aber auch nicht verhindern, dass die HSG durch Schürmann in Führung ging - es sollte indes die einzige Gästeführung bleiben. Denn der THW antwortete, Geburtstagskind Nikola Karabatic dem im Angriff ansonsten nicht so viel gelingen wollte, glich aus, Zeitz per Gegenstoß und Pelle Linders per Nachwurf nach einer Savonis-Parade markierten das 3:1.

Blitztransfer Andrei Xepkin stand  kompromisslos in der Abwehr.
Klicken Sie zum Vergrößern! Blitztransfer Andrei Xepkin stand kompromisslos in der Abwehr.
Schon jetzt war klar, dass die Kieler diese Partie drei Tage vor dem Final Four durchaus ernst nahmen, und dass sie diesmal nach einer Länderspielpause offenbar schnell in Tritt kamen. Die Abwehr war dabei das Prunkstück, etliche Würfe wurden von den Kielern, insbesondere Andrei "El Gigante" Xepkin, geblockt, und wenn dann doch mal ein Wurf durchkam, stand dahinter ein bestens aufgelegter Mattias Andersson. Die Rheinländer wirkten aber auch ohne ihren verletzten Spielmacher Jens Sieberger ideen- und kopflos, der am Montag 19 Jahre alt gewordene Andrej Kogut konnte ihn in der Ostseehalle nicht adäquat ersetzen. Der einzige Spieler, der sich im ersten Durchgang immer wieder in Szene setzen konnte, war der ehemalige Flensburger Maik Makowka, der sich allein für 7 der 11 Gästetreffer vor dem Wechsel verantwortlich zeigte.

Maik Makowka war im ersten Durchgang Alleinunterhalter  im Düsseldorfer Angriff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Maik Makowka war im ersten Durchgang Alleinunterhalter im Düsseldorfer Angriff.
So zog der THW aufbauend auf die sattelfeste Abwehr sein typisches Tempospiel auf: Gegentreffer wurden postwendend per Schneller Mitte beantwortet, die beiden Außen Lundström und Zeitz liefen zudem einen Tempo-Gegenstoß nach dem nächsten - und was für welche! Die Zebras wollten sich auf ihre Weise für die riesige Unterstützung im CL-Halbfinal-Rückspiel gegen San Antonio bedanken und zauberten vor ihren begeisterten Fans mit tollen Anspielen und schönen Toren. Das 9:2 (11.) hämmerte der spielfreudige Christian Zeitz mit 106 km/h per Gegenstoß in die Maschen, beim 12:4 (17.) war wiederum Henrik Lundström eingelaufen und verwandelte gewohnt eiskalt.

Dass bei all den Kabinettstückchen auch mal was schiefgehen kann, erlebten die Zuschauer dann ab der 18. Minute, als den Kielern bei ihren Gegenstößen einige Fehler unterliefen und sich bis zur Pause nicht weiter absetzen konnten - auch weil Alleinunterhalter Maik Makowka weiterhin nicht zu stoppen war. So ging es mit einem hochverdienten 19:11 in die Halbzeit.

Christian Zeitz war sechs Mal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz war sechs Mal erfolgreich.
Nach dem Wechsel kam Thierry Omeyer für den restlos überzeugenden Mattias Andersson ins Tor - und er sollte seine Sache mindestens genauso gut machen: Elf Minuten lang verschloss er - unterstützt von einer immer noch konsequent und konzentriert agierenden 6:0-Abwehr - seinen Kasten. Die zunehmend rat- und kopfloser anrennenden Düsseldorfer luden die Gastgeber nun noch mehr zum Torewerfen ein, Spielertrainer Nils Lehmann kam kaum noch dazu, die Abwehr zu stabilisieren, weil die Zebras seine Mannschaft nun überrannten. Sieben Tore in sieben Minuten erzielten Linders, Lövgren, Zeitz, Lundström und Andersson, sorgten so für das 26:11 (38.) und dafür, dass sich Torhüter Almantas Savonis entnervt auswechseln ließ.

Doch der THW kannte weiterhin kein Pardon: Erneut Linders und Lövgren erhöhten auf 28:11, ehe unter ohrenbetäubendem Jubel sich auch endlich der hauptsächlich in der Abwehr eingesetzte Andrei Xepkin nach Anspiel von Lövgren seinen ersten Treffer in schwarz-weiß erzielte - und sich wie ein kleines Kind darüber freuen konnte.

Pelle Linders erzielte vier Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pelle Linders erzielte vier Tore.
Erst Philipp Pöter brach den Bann und überwand Thierry Omeyer zum 29:12 (42.), und nach zwei Makowka-Treffern kurze Zeit später zum 31:15 schien den Gästen zumindest noch ein bisschen Ergebniskosmektik gestattet. Doch die Kieler - mittlerweile mit Vid Kavticnik und Dominik Klein auf den Außenpositionen - hatten noch nicht genug. Andrei Xepkin bediente mit herrlichen Anspielen zweimal mustergültig "Mini" Klein, der das Ergebnis auf 38:17 schraubte, wenig später sorgte Karabatic für das 39:17. Nur der 40. Treffer wollte an diesem Abend partout nicht fallen: Klein und Xepkin scheiterten in der Schlussminute an Puhle, und auch die Einladung für Dominik Klein drei Sekunden vor Schluss wurde nicht angenommen - der Linksaußen traf nur die Latte. Allerdings ließ sich dies nach einer großartigen, unterhaltsamen Handballshow leicht verschmerzen...

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

HSG-Trainer Nils Lehmann:
Unsere Ziele, den THW ein bisschen zu ärgern und uns hier nicht abschlachten zu lassen, haben wir nicht erreicht. Der THW hat auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Wir waren im Angriff zu nervös, zu ängstlich, haben die Kreisanspiele zu zaghaft vorgetragen und insgesamt zu viele technische Fehler produziert. Der THW Kiel war auf den Punkt topfit, hat das Spiel ernst genommen und hochkonzentriert Gas gegeben. In der zweiten Halbzeit ist das erste Tor für uns erst nach 13 Minuten gefallen - das ist natürlich zu wenig. Der THW konnte seine große Klasse, das Tempospiel, vortragen und hat uns damit getötet.

Allerdings haben wir heute mit Alex Kogut mit einem 19-Jährigen auf der Mittelposition begonnen, um bei Sieberger angesichts des kommenden Spiels gegen Wilhelmshaven nichts zu riskieren. Gestern meldete sich auch noch Vasilakis mit einer Grippe ab.

Ich hoffe darauf, dass der THW alle drei Titel in dieser Saison holen wird, die er sich vorgenommen hat. Der HSV ist am Wochenende zwar durch die größere Personaldecke und den kleinen Heimvorteil Favorit, doch ich drücke den Kielern die Daumen für den Hattrick, den es so in Deutschland noch nie gegeben hat.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich habe bei den Ausführungen meines Kollegen ein wenig geschmunzelt, weil er gleich vom HSV Hamburg am Wochenende als Gegner sprach und die SG Flensburg-Handewitt offenbar nicht als Gegner für uns sieht. Aber ich weiß: Immer wenn der THW vor der SG steht, sind die Flensburger besonders heiß auf einen Erfolg, weshalb ich keine Prognose abgeben werde.

Heute habe ich vor dem Spiel wirklich gedacht, dass wir wie in den letzten 14 Jahren auch kein gutes Spiel abliefern werden. Nach Nationalmannschaftspausen kamen wir immer schwer in Tritt, es schien so, als ob meine Spieler mir zeigen wollten, dass es auch anders geht. Besonders in der zweiten Halbzeit stand die Abwehr gut, zwanzig Bälle landeten im Block und meine Torhüter haben über 20 Würfe gehalten.

Andrei Xepkin hat in Barcelona hinter einer 5:1-Deckung ganz anders verteidigen müssen als hier. Er soll uns in der Abwehr helfen - und er hat heute bereits einiges durchgekaut. Man hat gesehen, dass es mit ein bisschen gemeinsamem Training in der Abwehr besser klappt.

Dass der HSV nun auf Platz zwei steht, ist für mich keine Überraschung. Vor der Saison habe ich die Hamburger als Topfavorit auf den Titel genannt - und wurde dafür von allen Seiten angegriffen. Jetzt sind sie zwei Punkte hinter uns und wollen plötzlich Meister werden. Aber wir schauen nicht auf die Gegner: Wir haben immer noch ein Polster und die Konkurrenz muss auf einen Ausrutscher von uns hoffen.

Düsseldorfs Sportlicher Berater Jörg Siegert:
Wir haben darauf spekuliert, dass, wenn alles passt und der THW uns ins Spiel lässt, eventuell hier etwas hätte klappen können. Wir haben aber schlecht gespielt, der THW war topfit und somit für uns nichts drin.
THW-Spieler Christian Zeitz augenzwinkernd gegenüber den KN:
Dass ich heute besser gespielt habe als zuletzt, lag vielleicht auch daran, dass ich mit der Nationalmannschaft weg war und den Kopf von Noka etwas freibekommen habe. Trotzdem spiele ich natürlich lieber auf Halbrechts.
HSG-Spieler Maik Makowka gegenüber den KN:
Wir wollten uns hier in der ersten Viertelstunde nicht überrennen lassen, aber das hat überhaupt nicht geklappt. Wenn man in Kiel mit acht, neun Toren zurückliegt und die Halle da ist, hast du keine Chance. Ich bin alles andere als zufrieden, auch wenn ich selbst einen einigermaßen guten Tag hatte. Ich bin trotzdem sicher, dass wir die Klasse halten.
THW-Spieler Andrei Xepkin gegenüber den KN:
Müde bin ich nicht, obwohl ich vor vier Jahren das letzte Mal in Angriff und Deckung gespielt habe. Im Angriff fühle ich mich noch nicht ganz wohl, aber ich habe riesige Lust, dort zu spielen. Hätte ich den letzten Pass von Vid noch bekommen, wäre mein Spiel akzeptabel gewesen. Mir bleiben mit dem THW maximal noch zwölf Spiele und die will ich in vollen Zügen genießen. Denn Kiel ist zweifellos die beste Mannschaft der Welt.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Henrik Lundström.

26. Spieltag: 11.04.07, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG Düsseldorf: 39:17 (19:11)

Logo THW Kiel:
Omeyer (31.-60. und 2 Siebenmeter, 13/1 Paraden), M. Andersson (1.-30., 11 Paraden); Linders (4), Xepkin (2), K. Andersson (5/1), Lundström (10), Kavticnik (2), Lövgren (3), Zeitz (6), Karabatic (4), Klein (3); Trainer: Serdarusic
Logo HSG Düsseldorf:
Savonis (1.-38., 11/2 Paraden), Puhle (38.-60., 6 Paraden); Von Gruchalla, Berblinger (1/1), Runge, Makowka (9), Sieberger (n.e.), Kokolodimitrakis (1), Navarin (1), Kogut, Schürmann (2), Pöter (3), Lehmann; Trainer: Lehmann
Schiedsrichter:
Matthias Brauer (Hamburg) / Kay Holm (Hagen)
Zeitstrafen:
THW: 2 (K. Andersson (19.), Xepkin (24.));
HSG: 3 (Navarin (9.), Lehmann (13.), Pöter (55.))
Siebenmeter:
THW: 3/1 (Savonis hält Karabatic (13.) und Lundström (29.));
HSG: 3/1 (Omeyer hält Berblinger (27.), Kogut vorbei (33.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 3:1 (5.), 3:2, 9:2 (11.), 9:3, 11:3, 11:4, 12:4, 12:6 (19.), 13:6, 13:7, 14:7, 14:8, 15:8, 15:9 (25.), 17:9, 17:11, 19:11;
2. Hz.: 29:11 (41.), 29:13, 31:13 (47.), 31:15, 33:15, 33:16, 34:16, 34:17 (54.), 39:17.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2007:

Nur ein kleiner "Zebra"-Test vor der großen Generalprobe

THW deklassierte HSG Düsseldorf mit 39:17 - Außen Lundström und Zeitz drehten auf
Kiel - Schauspieler sprechen von Probieren, auf eine Premiere hinarbeiten. Genau das tat der THW Kiel gestern Abend auf den Bühnenbrettern der ausverkauften Ostseehalle und deklassierte den anwesenden Gegner, die HSG Düsseldorf, dabei in der Ersten Handball-Bundesliga beim 39:17 (19:11) zur Statisterie.

Es war nicht mehr als eine Hauptprobe als letzter Leistungstest vor dem "Final Four" im DHB-Pokal, das für die Zebras am Wochenende - mit Verlaub - zur Generalprobe vor den Champions-League-Finalspielen als Saisonhöhepunkt gerät. "Ich dachte, es wird ein schlechtes Spiel, weil meine Spieler mit der Nationalmannschaft unterwegs waren", sagte THW-Trainer Noka Serdarusic nach unterhaltsamen 60 Minuten, die ihn eines Besseren belehrten. "Sie haben mir gezeigt, dass es auch anders geht", bilanzierte der 56-Jährige gut gelaunt.

Nach acht Minuten flüchteten handwerklich solide, jedoch körperlich unterlegene und im Repertoire berechenbare Düsseldorfer in eine erste Auszeit, sahen sich beim Stande von 7:2 für den THW nicht im Stande, die akribisch greifenden Angriffsmechanismen der Hausherren zu stören. Mit Christian Zeitz auf Rechts- und Henrik Lundström auf Linksaußen entwickelten die ihr gewohntes Tempo. Zeitz zeigte sich in Halbzeit eins spielfreudig, sorgte für Überraschungsmomente und gelungene Anspiele, von denen insbesondere Lundström profitierte und bis zum Ende zehnmal erfolgreich war. "Wir waren sehr konzentriert. Ich fühle immer das Vertrauen meines Trainers, und nach ein paar Gegenstößen lief es für mich sehr gut", sagte der 27-jährige Schwede und wies den Verdacht des Kräfteschonens im Hinblick auf die kommenden Aufgaben lässig grinsend von sich: "Ich bin nicht müde."

Fit - mental wie körperlich - blieb der THW auch im zweiten Akt der illustren Probe, in dem den zwischenzeitlich bedauernswerten Düsseldorfern, in deren Reihen mit Abstrichen nur Torwart Almantas Savonis und Rückraum-Schütze Maik Makowka auffielen, zwischen dem 19:11-Pausenstand und dem 29:11 (42.) kein Treffer gelang. Das Kieler Publikum schöpfte fortan Amüsement aus anderen Quellen. Aus eben jenem 29:11, dem ersten Treffer Andrei Xepkins bei seinem Bundesliga- Debüt, im THW-Trikot überhaupt. Lang hielt der Jubel für den sympathischen 2,05-m-Riesen an, ein Raunen ging durch das Rund und wurde von "El Gigante" mit einem Lächeln quittiert. "Mein Herz wird auf ewig Barcelona gehören. Aber das, was das Publikum mir heute gegeben hat, hat mich emotional sehr bewegt", gestand der 41-jährige Handball-Oldie nach dem Schlusspfiff. Der Rest waren Tempo, ein nach dem Seitenwechsel grandios parierender Thierry Omeyer im Tor sowie eine Kieler Abwehr, die - allen voran Xepkin wie ein Fuchs in der Mitte - für 20 abgeblockte Bälle garantierte. Nach 45 Minuten wurden noch einmal die Kostüme getauscht, jetzt trugen auch Dominik Klein und Vid Kavticnik bis zum 39:17 zum Kieler Wirbel bei. Und damit zu einer gelungenen Probe: Das Repertoire sitzt, die Kostüme passen wie angegossen, die - mit Verlaub - Generalprobe kann kommen.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2007)


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