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30./31.03./01.04.2007 - Letzte Aktualisierung: 01.04.2007 Champions League

Champions League: Wenn nicht jetzt, wann dann? THW im Finale!

CL, Halbfinale, Rückspiel: 30.03.2007, Fr., 19.00: THW Kiel - Portland San Antonio: 37:34 (20:19)
Update #6 EC-Ergebnisse, Ausführlichen Spielbericht der KN, weitere KN-Berichte und Stimmen ergänzt...

Führte die Zebra-Herde zum Erfolg: Leitwolf Stefan Lövgren
Klicken Sie zum Vergrößern! Führte die Zebra-Herde zum Erfolg: Leitwolf Stefan Lövgren
"Wenn nicht jetzt, wann dann?" Seit der WM kennt jedes Kind den Song der Kölner Kultband "De Höhner". Wenn im hohen Norden 10250 Kehlen völlig entrückt diese Zeilen mitschmettern, muss etwas Besonderes passiert sein. Und das war es auch, an diesem Freitag Abend: Getragen von einer Welle euphorischer Fans schwammen sich die Zebras in der zweiten Halbzeit des Rückspiels im Champions League-Halbfinale gegen Portland San Antonio frei, erkämpften sich zwischenzeitlich eine Sechs-Tore-Führung, die in den Schlusssekunden dahin schmolz, am Ende aber reichte: Der THW Kiel steht erstmals seit dem Jahr 2000 wieder im Champions League Finale! Garant des 37:34 (20:19)-Erfolges, der das 28:30 aus dem Hinspiel wettmachte, war dieses Mal nicht nur ein einziger Spieler.
Aus dem geschlossensen THW-Team mag man keinen Spieler explizit als Matchwinner bezeichnen, denn angefangen vom tollen Torhütergespann Omeyer/Andersson, das sich perfekt ergänzte, über den nimmermüden Kapitän Stefan Lövgren, acht Mal erfolgreich, die Außen Dominik Klein (7 Tore) und Vid Kavticnik (7/1 Tore), bis hin zum in der ersten Halbzeit überragenden Nikola Karabatic, der sieben seiner zehn Tore in den ersten 30 Minuten erzielte, boten alle Zebras eine grandiose Leistung. San Antonio halfen da weder die genialen Schachzüge und zehn Tore eines Ivano Balic noch die zwölf Treffer von Carlos Ruesga.

Packte hart zu: Neuzugang Andrej Xepkin
Klicken Sie zum Vergrößern! Packte hart zu: Neuzugang Andrej Xepkin
Viel "Alarm" hatte sich nicht nur Dominik Klein vor der Partie in der Ostseehalle gewünscht - und die Zuschauer machten Alarm. Mit stehenden Ovationen und schwarz-weißen Girlanden aus Krepppapier empfingen sie "ihre" Zebras und zeigten, dass es an nötiger Unterstützung von den Rängen nicht fehlen würde. Derart beflügelt machte der THW von Beginn an Dampf - Vid Kavticnik erzielte aus dem Rückraum und per Tempogegenstoß das 3:1 (3.). Doch aus welchem Holz Portland San Antonio geschnitzt ist, zeigten die Gäste nun immer auffälliger: Kühl spielten die ihre Angriffe aus, verzichteten auf die im Hinspiel kritisierten Pausen - und hatten in Ruesga einen wurfgewaltigen Spieler in ihren Reihen, der es genau verstand, die Lücken in der neuformierten Kieler 6:0-Abwehr zu nutzen. Im Zusammenspiel mit einem an diesem Abend überragenden Ivano Balic kippte die Partie langsam in Richtung Portland San Antonio. Beim 6:7 (9.) erzielten die Spanier ihre erste Führung, erhöhten kurz darauf durch das einzige Tor des ansonsten blassen Renato Vugrinec auf 9:7 (11.).

Befreiter Jubel: Nikola Karabatic nach einem seiner zehn Treffer
Klicken Sie zum Vergrößern! Befreiter Jubel: Nikola Karabatic nach einem seiner zehn Treffer
Doch die Zebras hielten in Gestalt von Nikola Karabatic dagegen. Zunächst drosch er einen Rückraumwurf mit 102 Stundenkilometern in die Maschen, ehe er kurz darauf einen Tempogegenstoß gar mit 111 km/h abschloss. Der THW hatte wieder ausgeglichen. Bis zum 11:12 blieben die Kieler immer in Reichweite, die Balic dann allerdings auflöste. Unglaublich seine platziert-schnellen Würfe, toll seine Anspiele. Bis auf 15:11 zogen die Gäste mit beeindruckend abgeklärtem Spiel davon, profitierten dabei auch von einigen Fehlern im Kieler Angriff und einer nicht eingespielten Kieler Abwehr, in der Xepkin nach nur drei Trainingseinheiten mit seinen Kollegen noch nicht die ihm zugesprochene Rolle ausfüllen konnte. Noka Serdarusic reagierte, brachte Mattias Andersson auf der Torhüterposition und schickte Klein auf die vorgezogenen Position, um die Kreise von Balic und Ruesga einzuengen. Der Erfolg dieser Maßnahmen ließ nicht lange auf sich warten. Karabatics Heber zum 15:16 und Klein per Tempogegenstoß nach einem Traum-Pass
Dominik Klein  wird von Kristian Kjelling hart bedrängt
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein wird von Kristian Kjelling hart bedrängt
von Mattias Andersson brachten den Ausgleich zum 16:16 (24.). Als der Kieler Linksaußen kurz darauf zwei blitzsaubere Gegenstöße im Tor von Kasper Hvidt unterbrachte, riss es die Fans wieder von den Sitzen. Stehende Ovationen für einen THW, der sich zurück in die Partie gekämpft hatte - auch wenn Portland San Antonio vor der Halbzeit noch auf 19:20 verkürzen konnte.

Die Pause schien dem THW gar nicht bekommen zu sein. Hvidts Paraden, Fehlwürfe des bisherigen "Mr. 100 Prozent" Karabatic und ein Fehlpass von Lövgren brachten die Spanier wieder in eine ausgezeichnete Ausgangslage. Fünf Minuten gelang den Zebras nicht viel - und San Antonio bedankte sich mit drei Ruesga-Toren zur erneuten Gäste-Führung (22:21, 36.). Der THW konterte, ausgeglichen blieb das Spiel trotzdem. Bis zur 40. Minute. In dieser musste Perez für zwei Minuten auf die Bank, Mattias Andersson leicht angeschlagen wieder seinen Platz für Omeyer räumen. Bis dato war das Kieler Überzahlspiel kein Inbegriff für Gefährlichkeit, jetzt aber drehte der THW in diesen zwei Minuten richtig auf: Angetrieben vom immer stärker agierenden Lövgren suchte der THW die Führung. Omeyer griff sich einige Würfe und schickte den THW-Tempoexpress mit Namen Kavticnik/Klein auf die Reise. Die Resultate: Das 27:24 (42.) und eine Halle, die schon jetzt den Begriff Hexenkessel verdient hatte. Richtig entfacht, trieb dieser die Zebras unermüdlich an.

Kein Durchkommen: Kim Andersson, Nikola Karabatic und Stefan Lövgren haben Albert Rocas im Griff
Klicken Sie zum Vergrößern! Kein Durchkommen: Kim Andersson, Nikola Karabatic und Stefan Lövgren haben Albert Rocas im Griff
Kurz darauf erzielte Karabatic das 29:25 (45.) - man glaubte an das Weiterkommen. Als der Franzose kurz darauf von seinen Landsleuten Bord/Buy auf die bank geschickt wurde, zweifelte man wieder. Und dann kam Omeyer. Andorinhos Ball sollte unter gar keinen Umständen ins Tor, auf allen Vieren robbte der Kieler Keeper dem Leder hinterher und hielt es schließlich fest. Der Rest war Chefsache. Lövgren per Temogegenstoß (!) und noch einmal durchsetzungsstark - zwei Tore in Unterzahl, 31:25 (48.). San Antonios Coach Equisoain reichte es, er nahm seine Stars per Auszeit ins Gericht. Zunächst ohne nennenswerten Erfolg, hämmerte Karabatic doch bei angedrohtem Zeitspiel den Ball mit 108 Stundenkilometern in den rechten Winkel (32:26, 51.), düpierte Klein die hochgelobte Abwehr der Gäste aus der mittleren Rückraumposition mit einem 102-km/h-Kracher zum 34:28 (55.), schoss Kavticnik Kasper Hvidt aus dem Rückraum das Leder zwischen den Beinen hindurch zum 35:29 (55.) ins Netz.

Dominik Klein ist Ivano Balic und Davor Dominikovic entwischt
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein ist Ivano Balic und Davor Dominikovic entwischt
Spätestens als Lövgren zwei Minuten vor dem Ende das 37:31 erzielte, waren die Zeichen auf Final-Feiern gestellt. Doch zu früh. San Antonio zeigte, dass es auch schnell agieren kann. Die Gäste suchten in dieser Phase nur noch Ivano Balic, der Welthandballer sollte es richten. Zum Entsetzen der Zuschauer erledigte er diesen Job gründlich: Zwei schnelle Tore binnen vierzig Sekunden brachten die Spanier urplötzlich wieder in Final-Reichweite, kurz darauf rutschte Lövgren bei einem Pass aus, Davor Dominikovic konnte dreißig Sekunden vor dem Ende auf 34:37 verkürzen - ein Gegentor noch, und alle Kieler Mühen wären vergebens gewesen. Ballbesitz, Auszeit. Sieben Sekunden noch zu spielen. Die längsten sieben Sekunden der Saison, wie Hallensprecher Rolf Körting bemerkt. Lövgren macht es selbst, läuft parallel zur Mittellinie, die Lücke in der offenen Manndeckung der Spanier suchend. Kavticnik ist frei, bekommt das Leder, prellt den Ball zwei Mal, passt zu Karabatic - der Rest ist Jubel.

Jubeltraube: Das Finale ist erreicht!
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubeltraube: Das Finale ist erreicht!
Hüpfende Zebras, singende Fans, La Ola - und eben dieses "Wenn nicht jetzt, wann dann?" der Höhner. Wird die Hymne der WM auch zum Kieler Champions-League-Song? Nach diesem starken Auftritt gegen Portland San Antonio sind die Hoffnungen darauf nicht unbedingt kleiner geworden...

Gegner im Finale ist ausgerechnet Nord-Rivale SG Flensburg-Handewitt, der sich am Sonntag nach einem dramatischen Spiel und trotz der knappen 24:25 (11:13)-Niederlage in Valladolid (ESP) für das Finale qualifizierte. Flensburg rettete dank Torhüter Dan Beutler den knappen Vorsprung nach dem 30:28-Hinspielsieg über die Zeit.

(Christian Robohm)

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Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz.
Pressekonferenz.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
[ob die Umstellung auf 5-1 mit Klein gegen Balic spielentscheidend war]
Portland hat sehr stark gespielt, wir lagen mit vier Toren zurück. Ich war also als Trainer gefragt und musste reagieren. Wir haben schon im Hinspiel die 5-1 gespielt, da haben wir aber einige Fehler gemacht. Dominik hat das aber heute sehr gut gemacht.

[zu den letzten 7 Sekunden]
Wir haben drei Tore Vorsprung gebraucht. Als wir mit sechs Toren führten, hatten sich meine Spieler schon sicher gefühlt. Wenn wir vier Tore Vorsprung gebraucht hätten, hätten wir das auch geschafft.

[ob es eine Trendwende in der Champions League zugunsten Deutschlands gibt]
Früher gab es nur Barcelona. Jetzt gibt es viel mehr Mannschaften, die nach dem Titel greifen wollen.

[ob er Flensburg die Daumen drückt, weil Valladolid beim Finale Heimrecht im Rückspiel hätte]
Ich nehme es so hin, wie es kommt. Es bringt nichts, darüber zu diskutieren.

[zur Verpflichtung von Xepkin]
Er hat zwei Jahre lang keinen Handball gespielt. Aber wenn er bis Saisonende so weitermacht, kann ich mir gut vorstellen, für zwei bis drei Jahre mit ihm zu verlängern.

San Antonio-Trainer Javier Equisoain:
Es war ein Superspiel. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt, auch die ersten zehn bis fünfzehn Minuten des zweiten Durchgangs. Dann haben wir leider viele leichte Tore kassiert.

[ob in diesem Halbfinale die beiden besten Mannschaften Europas standen]
Das ist gut möglich. Dennoch hoffe ich als spanischer Trainer, dass Valladolid die Champios League gewinnt.

[zur Schiedsrichterleistung]
Ich war weder im ersten noch im zweiten Spiel zufrieden mit der Schiedsrichterleistung.

[ob es eine Trendwende in der Champions League zugunsten Deutschlands gibt]:
Die letzten zehn Jahre hat Spanien dominiert. Es ist aber normal, dass Deutschland und Spanien die Champions League beherrschen, weil die Ligen die stärksten Europas sind. Dies wird auch weiterhin so sein.

[gegenüber den KN]
Die Zeitstrafen haben uns das Genick gebrochen. Außerdem waren unsere Torhüter nicht gut. 37 Gegentore sind zu viel.

THW-Torhüter Mattias Andersson:
[zu seiner Verletzung]
Ich habe einen Schlag gegen das Knie bekommen. Wir haben nur ein bisschen Eis raufgemacht, damit es nicht anschwillt. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.
THW-Kapitän Stefan Lövgren:
[zur Verpflichtung von Xepkin]
Es ist super, dass der Verein es geschafft hat, ihn zu verpflichten. Er ist ein sehr erfahrener Spieler, hat nicht nur in der Champions League gespielt, sondern sie vor allem auch gewonnen. Er wird uns den Rest der Saison noch sehr helfen können.

[zur Stimmung in der Ostseehalle]
Heute war das eine wirklich gute Stimmung. Wir hatten ja die Fans dazu aufgefordert, und das war super, die haben uns echt geholfen! Wir haben ein bisschen mehr Glück auf unserer Seite gehabt als letztes Mal, aber wir stehen verdient im Finale.

[Was würde Ihnen der CL-Pokal bedeuten?]
Nicht nur für mich persönlich sondern für den ganzen Verein ist das natürlich ein sehr großes Ziel. Wir haben an Europas Spitze solange gekämpft, das bedeutet sehr viel. Es ist nicht so leicht, das CL-Finale zu erreichen, man muss hart dafür kämpfen, das haben wir getan und nun stehen die Chancen 50:50 das zu gewinnen und wir werden versuchen, unsere Chance zu nutzen.

[gegenüber den KN]
In der ersten Halbzeit haben wir schlecht gespielt, lagen dennoch zur Pause vorn. Danach standen wir in der Abwehr besser, und dann kam das Adrenalin dazu. Trotzdem wurde es am Ende noch mal eng, weil Balic unglaublich aufgedreht hat.

Dominik Klein:
Zum Schluss habe ich ein bisschen öfter auf die Uhr geschaut. Wir wurden zum Ende ein bisschen hektisch, aber das ist ganz egal, wir haben uns das redlich erkämpft und - wenn man diese Leistung sieht - verdient den Finaleinzug geschafft.

[Sie sind Weltmeister geworden, aber ist es nicht auch unglaublich viel Wert, ins Champions-League-Finale einzuziehen?]
Ja natürlich, das ist die Arbeit mit der Mannschaft, da haben wir im Sommer angefangen. Für so etwas hier kämpft man. Jetzt freuen wir uns auf eine Woche mit der Nationalmannschaft, wo man ein wenig den Kopf frei kriegt, und dann kommt der Endspurt in der Bundesliga, das Final Four und dann das Champions-League-Finale.

[Ihr Wunschgegner?]
In Spanien war's ganz schön, aber mir ist das egal. Jetzt kann kommen wer will, bei dieser Ostseehalle, bei diesen enthusiastischen Fans, die uns hier so unterstützt haben, da kann jeder kommen.

THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Es war klar, dass das ein intensives Spiel werden würde. Die Zuschauer waren klasse, sie haben einen 60-minütigen Kraftakt von uns gesehen. Verbeugen sollte man sich vor Ivano Balic, was der hier gezaubert hat, war einfach Weltklasse.
San Antonios Ivano Balic gegenüber den KN:
Ich kam gut ins Spiel. In Pamplona ging mehr über den Kreis. Heute musste ich mehr im Rückraum tun, was mir gut gelungen ist. Trotzdem bin ich sehr enttäuscht. Wir hatten in der zweiten Halbzeit fünf schlechte Minuten und wurden dafür bestraft.
San Antonios Tomas Svensson gegenüber den KN:
Das war eng, die bessere Mannschaft hat gewonnen. Nun hoffe ich, dass die Kieler es auch im Finale packen.
THW-Neuzugang Andrei Xepkin gegenüber den KN:
Das war unglaublich. Was für ein Glück, mit solch großartigen Spielern in einem Team zu stehen. Ich bin raus, weil wir eine 5:1-Deckung spielen mussten. Das war mit der Schlüssel zum Erfolg. Dominik Klein hat fantastisch da vorne gespielt.
THW-Legende Hein Dahlinger gegenüber den KN:
Das war ein hochverdienter Sieg für uns. Balic und Klein haben phänomenal gespielt.
Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz gegenüber den KN:
Ein super Spiel mit einer unglaublichen Stimmung. So etwas habe ich hier noch nicht erlebt.
Nikola Karabatic gegenüber dem SHZ:
Ich habe schon vor dem Anpfiff gewusst, dass das heute unser Tag werden kann. Wir waren immer optimistisch, auch als wir zurücklagen. Die Stimmung war gigantisch. Ich hatte schon während des Spiels Gänsehaut.

 


Champions League, Halbfinale, Rückspiel: 30.03.07, Fr., 19.00: THW Kiel - Portland San Antonio (ESP): 37:34 (20:19)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-14., 40.-60., 14 Paraden), M. Andersson (14.-40., 8 Paraden); Linders (3), Xepkin, K. Andersson (1), Lundström (1), Kavticnik (7/1), Lövgren (8), Zeitz, Karabatic (10/1), Klein (7) Trainer: Serdarusic
Logo Portland San Antonio (ESP Flagge ESP):
Hvidt (1.-48., 56.-60., 10 Paraden), Svensson (49.-56., 3 Parade); Rocas (4/1), Rodriguez Carvajal, Andorinho (3), Lozano, Vugrinec (1), Dominikovic (1), Ruesga (12/2), Ortigosa, Perez, Jörgensen, Nikolic (3), Balic (10), Kjelling, Trainer: Equisoain
Schiedsrichter:
Gilles Bord / Olivier Buy (FRA)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Karabtic (13.), Lövgren (53.), Klein (46.));
San Antonio: 4 (Ortigosa (22.), Jörgensen (37.), Perez (40.), Nikolic (54.)
Siebenmeter:
THW: 2/2
San Antonio: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 3:1 (3.), 4:2 (4.), 4:4 (5.), 6:7 (9.), 9:9 (12.), 11:12 (15.), 11:15 (17.), 13:15 (20.), 14:16 (22.), 16:16 (24.), 18:18 (27.), 20:18 (29.), 20:19;
2. Hz.: 20:21 (34.), 22:22 (36.), 24:22 (37.), 25:24 (40.), 27:24 (42.), 30:25 (47.), 32:26 (52.), 35:29 (55.), 36:30 (56.), 37:31 (58.), 37:34.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Auch für die anderen deutschen Vertreter in den europäischen Wettbewerben standen an diesem Wochenende die entscheidenden Rückspiele an:

Von besonderem Interesse war natürlich auch das zweite Halbfinale der Champions League: Der THW-Gegner im Finale ist ausgerechnet Nord-Rivale SG Flensburg-Handewitt, der sich am Sonntag nach einem dramatischen Spiel und trotz der knappen 24:25 (11:13)-Niederlage in Valladolid (ESP) für das Finale qualifizierte. Flensburg rettete dank Torhüter Dan Beutler den knappen Vorsprung nach dem 30:28-Hinspielsieg über die Zeit.

Im EHF-Pokal hat der der SC Magdeburg nach dem 32:24 im Hinspiel durch einen 27:26 (13:10)-Erfolg bei Grashoppers Zürich (SUI) nach 1999, 2001 und 2005 zum vierten Mal ins EHF-Pokal-Finale eingezogen. Dort treffen die Bördestädter auf BM Aragon (ESP).

Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg musste im Pokal der Pokalsieger nach der 18:20-Hinspielniederlage bei RK "Bosna" Sarajevo (BIH) im Rückspiel in der ColorLine-Arena eine Halbzeit lang um den Finaleinzug bangen. Dann jedoch drehte der HSV auf und schaffte durch den 35:28 (18:16)-Sieg zum ersten Mal, in ein europäisches Finale einzuziehen.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2007:

Punktlandung des THW Kiel ins Finale

Die ausverkaufte Ostseehalle stand Kopf: 10 250 Zuschauer feierten gestern den THW Kiel für den Einzug ins Champions-League-Finale, und die Zebras, links die beiden Franzosen Nikola Karabatic, zehnfacher Torschütze, und Thierry Omeyer, der Torhüter, feierten mit. Nach der 28:30-Hinspielniederlage gelang dem Deutschen Meister gegen Portland San Antonio eine Punktlandung. Aufgrund der gestrigen größeren Toranzahl der Spanier mussten die Kieler mit drei Treffern Differenz gewinnen. Das gelang ihnen beim 37:34. "Das Publikum hat uns super geholfen", lobte THW-Kapitän Stefan Lövgren, der acht Tore zum Finaleinzug beisteuerte, die Fans. 1999 war der THW im Viertelfinale an San Antonio (21:24, 27:26) gescheitert. Der Gegner wird morgen im zweiten spanisch-deutschen Duell zwischen CBM Valladolid und der SG Flensburg-Handewitt ermittelt.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2007:

Ole! THW stürmt ins Finale

Grandioser Kampf beim 37:34 gegen Portland San Antonio eröffnet historische Chance
Kiel - Atemlos, grenzenlos, grandios - der THW Kiel zog gestern Abend in einem fantastischen Halbfinal-Rückspiel vor 10 250 schwarz-weiß-freudetrunkenen Fans in der Ostseehalle zum zweiten Mal nach 2000 in das Finale der Champions League ein. In der entscheidenden Phase wies Kapitän Stefan Lövgren seinen Zebras den Weg. Den Weg zum 37:34 (20:19) gegen Portland San Antonio, den Weg zu den nötigen drei Toren Vorsprung, den Weg zu einer historischen Chance.

Auf dem weiten Blau des Hallenbodens mutet es vor dem Anpfiff an wie bei Asterix und den Galliern. Eine kleine Gruppe auf der einen, ein großes Heer auf der anderen Seite. Der Kader des THW ist dezimiert, doch die Spieler von Coach Noka Serdarusic rotten sich zusammen, setzen ein Fanal der Moral. "Wir haben jetzt einen russischen Kuschelbären, der uns hilft. Das brauchen wir", sagt Dominik Klein. Gemeint ist Blitz-Neuzugang Andrei Xepkin, der in der Anfangsphase die Abwehr stabilisieren soll. Im Angriff spielt Pelle Linders am Kreis endlich befreiter, trifft dreimal.

Nikola Karabatic agiert im Rückraum wie entfesselt, doch in der Abwehr geraten die Kieler in Schwierigkeiten. Regisseur Ivano Balic zeigt sich im Abschluss und als Passgeber bei den Spaniern ideenreicher als im Hinspiel, Carlos Ruesga will dieses Halbfinale an sich reißen, trifft aus dem Rückraum, taucht am Kreis auf.

Schon nach 15 Minuten wird Thierry Omeyer im THW-Tor durch Mattias Andersson ersetzt, wenig später stellt Serdarusic beim Stande von 12:16 (19.) die Abwehr auf eine 5:1-Variante mit Dominik Klein an der Spitze um. "Es macht stolz, gegen einen Mann wie Balic zu spielen", sagt Klein. "Jetzt war ich als Trainer gefragt. Aber ich hatte keine dritte Variante im Ärmel", gibt Serdarusic später zu. Beim 16:16 durch einen Gegenstoß Kleins wacht die bedenklich leise Ostseehalle endgültig auf (24.), schreien die Fans den THW zur 20:19-Pausenführung.

Noch einmal ist im zweiten Abschnitt eine Aufforderung an die Ränge nötig. Nikola Karabatic reißt beide Arme hoch. "Wir brauchen Euch!" soll das heißen. Und jeder Einzelne versteht. Versteht, dass die zuvor aufkeimenden Abspiel- und Abstimmungsfehler, dass Wurfungenauigkeiten auch Resultat eines Kräfteverlustes sind. Versteht, dass es nur miteinander geht. Was dem Gallier sein Zaubertrank ist, sind die Fans in den kommenden Minuten für die Mannschaft des THW. Eine Mannschaft, in der Stefan Lövgren dem Status als Kapitän fortan phänomenal neue Bedeutung einhaucht, Verantwortung übernimmt. Er gleicht zum 22:22 aus (36.), er wehrt den zaghaften Ansatz eines spanischen Spielrausches mit dem 25:24 (40.) ab. Ab der 42. Minute ist Omeyer zurück im Tor, demoralisiert in kürzester Zeit Linksaußen Ricardo Andorinho und Davor Dominikovic bei einem Tempogegenstoß, feuert sich und seine Mannschaft an, setzt die entscheidenden Stiche gegen einen am Boden liegenden Gegner, dem schließlich Stefan Lövgren in famoser Manier den Todesstoß versetzt.

Mit einem Doppelschlag zum 31:25 (48.) entscheidet er die Partie, bricht den stolzen Spaniern das Herz, die in Konfusion verfallen. Ein Pass von Renato Vugrinec - nach einem starken Hinspiel nur ein Schatten seiner selbst - soll Albert Rocas finden und prallt ins Leere.

Das ist der Zeitpunkt des Triumphes, der Überlegenheit dieser kleinen schwarz-weißen Gruppe gegen spanische Heer. Doch einer wie Lövgren kennt die Gefahren, rennt unvermindert weiter an, wuchtet sich den Ball zum 37:31 (58.). "Meine Mannschaft hat sich dann sicher gefühlt", sagt Serdarusic. Portland greift in der Schlussphase zur Manndeckung, Ivano Balic wittert die Spur einer Chance, generiert noch einmal die Leidenschaft, die ihn einst zum Welthandballer machte. Beim Stande von 37:34 sind nur noch sieben Sekunden zu spielen, der THW ist in Ballbesitz.

Doch es reicht, der Jubel kennt keine Grenzen. Die Fans singen, die Spieler tanzen, und Noka Serdarusic weiß: "Wenn vier Tore nötig gewesen wären, hätten wir auch mit vier Toren gewonnen." Jetzt wäre auch der Champions-League-Titel für Stefan Lövgren "eine Riesensache". "Den habe ich noch nicht gewonnen, nur einmal verloren. Das will ich ändern."

(Von Tamo Schwarz und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2007:

Auf dem Schwarzmarkt vor der Halle gab's 30 Euro "Restspesen"

Kiel - War die Live-Übertragung schuld? Schwarzmarkthändler sahen jedenfalls vor der Ostseehalle rot. Während eine Stunde vor dem Anpfiff noch ein Geschäft mit Karten zu machen war, befanden sich die Preise anschließend im steilen Fall. Klaus G., der ein 35-Euro-Ticket abgeben wollte, schaute in die Röhre. "Man hat mir zehn Euro geboten, dafür lasse ich sie lieber verfallen", meinte er und ging zehn Minuten vor Beginn in die Halle.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Melanie K. ihre Stehplatzkarte schon verschenkt. "Was soll ich machen, es gab keinen, der sie für fünf Euro haben wollte", wunderte sich die Kieler Schülerin. Selbst Schwarzmarkt-Routiniers konnten sich nicht an einen vergleichbaren Fall erinnern. "Keine Ahnung, ob es am Fernsehen liegt oder die Leute satt sind, so etwas hätte ich bei einem Champions-League-Halbfinale nicht erwartet", klagte ein 35-Jähriger, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Christopher Kanis (26) und Tanja Kiupel (26) freuten sich über derart gute Preise. 100 Euro wollten die THW-Fans aus Neustadt für zwei Sitzplatzkarten im dritten Rang ausgeben. Erfolglos. Für insgesamt 70 Euro landeten die beiden Studenten gar im ersten Rang. "Das haut uns jetzt ein bisschen um. Wer hätte das gedacht?", jubelten sie über 30 Euro "Restspesen" für die Verpflegung in der Halle. Noch am Vormittag waren im Internet-Auktionshaus "ebay" 100 Euro verlangt worden - für einen Stehplatz.

Schon eine Stunde vor Anpfiff saß Dauerkarteninhaber Harald Fricke (56) auf seinem Platz. "Es kribbelte schon den ganzen Tag. Nun genieße ich schon mal die besonders tolle Atmosphäre", sagte der Friseurmeister aus Schleswig. Was denn den Unterschied in der Halle zu Bundesligaspielen ausmachen würde? "Das jüngere Publikum. Die machen viel mehr Lärm."

(Von Tamo Schwarz und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2007)


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