Gebannt schaut man in Kiel und Flensburg am Dienstag nach Wien: In der EHF-Zentrale
wird ab 11 Uhr das
Halbfinale der Champions League
ausgelost. Im Topf befinden sich neben dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt noch die
spanischen Vertreter Portland San Antonio und Real Valladolid.
Die THW-Homepage wird zeitnah von der Auslosung berichten.
Klar, dass man auf Kieler Seite nicht unbedingt darauf bedacht ist, "schon" im
Halbfinale auf einen anderen deutschen
Vertreter zu treffen. "Natürlich wäre im
Halbfinale
ein spanisches Team als Gegner schöner, schließlich spielen wir ja
Champions League", sagte beispielsweise
Viktor Szilagyi nach dem
durch den
39:32-Erfolg gegen die Ungarn von MKB Veszprem perfekt gemacht
Einzuges in die Vorschlussrunde. Der wiedergenesene Rückraumspieler weiß aber auch: "Es kommt
darauf an, in der Halbfinalwoche eine gute Leistung abzurufen und möglichst
keine Verletzten beklagen zu müssen - bei unseren Zielen ist deshalb der Gegner
eigentlich auch egal..." In die gleiche Kerbe schlug
Henrik Lundström:
Ein Wunschgegner im
Halbfinale habe ich nicht,
wir wollen den Cup gewinnen - da müssen wir jeden schlagen." Auch THW-Trainer
Noka Serdarusic hat keinen Wunschgegner - wenngleich auch er
lieber zwei deutsch-spanische Duelle denn ein Nordderby im
Halbfinale
sähe. "Es gibt keinen Gegner, der mir lieb ist. Mir ist es egal, aber für unsere
Zuschauer wäre es sicher schöner, einen spanischen Gegner zu haben - und
dann ein rein deutsches Finale."
Terminprobleme könnte der THW bekommen, wenn er zunächst das Heimrecht
im Halbfinale zugelost bekäme. Die Hinspiele
sind für den 24./25.03.2007 vorgesehen, ein Ausweichen wegen möglicher
Fernsehübertragungen auf den davor liegenden Donnerstag wahrscheinlich. Nur:
An diesem Wochenende ist die Ostseehalle durch die Messe "Alles für die Frau" von
Freitag bis Sonntag belegt. "Wir müssen erstmal die Auslosung abwarten",
weiß Uwe Schwenker um die Problematik. Natürlich hofft auch
er auf das Heimrecht im Rückspiel, anderenfalls gäbe es aber bestimmt eine Lösung:
"Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Heimspiel auf jeden Fall in der Ostseehalle
austragen können"
(Christian Robohm)
Die möglichen Gegner im Überblick
SG Flensburg-Handewitt (GER)
Im Land zwischen den Meeren hofft man nicht unbedingt darauf, bereits im
Halbfinale aufeinander zu treffen. Die SG,
im Vorjahr an der "Übermannschaft" Ciudad Real (ESP) in der Vorschlussrunde gescheitert,
qualifizierte sich durch den 31:21-Heimsieg gegen den FC Barcelona (ESP)
faktisch für das
Halbfinale, die
29:34 (12:14)-Niederlage in Barcelona war nicht mehr von Belang. Zuvor hatte Flensburg
Celje Pivovarna Lasko (SLO) im
Achtelfinale
ausgeschaltet.
Portland San Antonio (ESP)
Ebenfalls ein ganz dicker Brocken würde mit dem letztjährigen Finalisten Portland San Antonio
auf die Kieler warten, gehört das Team seit neun Jahren ständig zu den vier besten
Mannschaften der Liga Asobal, die Portland in diesem Jahr überlegen anführt. Würde Portland
dem THW zugelost, träfe man mit
Demetrio Lozano und
Davor Dominikovice zwei alte Kieler
Bekannte. Aber auch Namen wie Renato Vugrinec, Kristian Kjelling, Kasper Hvidt oder Albert Rocas
zeugen von der Stärke des Teams aus dem französisch-spanischen Grenzgebiet, zumal mit
Ivano Balic dort auch einer der weltbestem Spielmacher agiert. Im
Achtelfinale
hatte Portland mit dem RK Gold Club Kozina (CRO) keine Probleme, im
Viertelfinale
schaltete Portland mit Ciudad Real (ESP) die als stärkste Mannschaft der Welt bekannte
Weltauswahl aus: Im Hinspiel in Ciudad führte Portland mit 14:9, ehe man dort doch noch mit
21:26 verlor. Die Wende dann im Rückspiel: In diesem ließ Portland Ciudad Real beim
37:29 (18:15) keine Chance.
CBM Valladolid (ESP)
Einigermaßen überraschend zog CBM Valladolid (ESP) ins
Halbfinale ein,
hatte man die Chancen der Spanier nach dem 36:36 gegen den VfL Gummersbach im Hinspiel doch
für gering gehalten. Doch das Team von Spaniens Nationaltrainer Juan Carlos Pastor
schaffte in der Kölnarena mit einem 34:32-Erfolg die Wende. Eine Runde zuvor hatte Valladolid,
wo mit Ruben Garabaya, Roberto Garcia und Jose Maria Vaquero auch drei spanische Nationalspieler
ihr Geld verdienen,
mit viel Glück SC Pick Szeged aus Ungarn ausgeschaltet. Nach einem 25:25 im Hinspiel reichte
das 25:24 vor heimischem Publikum zum Weiterkommen.
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2007:
Vertreibt die "Prinzessin Lillifee" den THW?
Champions-League-Auslosung heute in Wien kann den Zebras Terminprobleme bescheren
Kiel - Sprechen die Verantwortlichen des Handballmeisters
THW Kiel über die Champions League, dann fällt stets der Name "Ciudad
Real". Die spanische Weltauswahl gilt alljährlich als Hecht im Karpfenteich,
wenn es darum geht, endlich einmal diesen Cup zu gewinnen.
"Ciudad ist uns ein Stück voraus", sagte THW-Manager
Uwe Schwenker noch vor wenigen Tagen.
"Ohne Ciudad ist für uns alles möglich." Nun scheint der Weg zum ersten
Triumph in der Königsklasse frei - Ciudad Real, der Titelverteidiger,
scheiterte am Sonntag im Viertelfinale an
Portland San Antonio.
Neben Ciudad Real wird auch der VfL Gummersbach fehlen, wenn heute Vormittag
in Wien die Halbfinals ausgelost werden. Auch ein Gegner,
den die Kieler mit gemischten Gefühlen gezogen hätten. Zu frisch ist noch die bittere
37:39-Heimniederlage in der laufenden Bundesligasaison.
Portland mit dem Ex-Kieler Demetrio Lozano und dem
kroatischen Star Ivano Balic, Gummersbach-Bezwinger BM Valladolid oder doch wieder
die SG Flensburg-Handewitt, die in einem dramatischen Viertelfinale
( 28:32/ 34:32) in der
vergangenen Saison Endstation war? "Mit Europapokal verbinde ich Reisen in andere
Länder. Und in Spanien waren wir in dieser Saison noch nicht", meinte Linksaußen
Dominik Klein, der in Kiel seine erste Champions-League-Saison
spielt, "aber wahrscheinlich setzen wir uns nur in den Bus und fahren 70 Kilometer
in den Norden." Egal, wer den Kielern heute zugelost wird - gewonnen haben sie
schon längst. Mit einer Lücke von 300 000 Euro im Sechs-Millionen-Etat waren
sie an den Start gegangen, weil sie unter anderem Thierry Omeyer
(Montpellier HB) und Lars Krogh Jeppesen (Barcelona)
aus laufenden Verträgen herauskauften. Doch mit dem Erreichen des "Final Four" in
Hamburg, das ein Startgeld von 120 000 Euro beinhaltet, und dem Erfolg in der Champions
League, errechnet Schwenker schon jetzt einen
"kleinen Gewinn".
Mit dem Erreichen des Viertelfinales hatten die Kieler geplant.
Nun spült die Europäische Handball-Föderation (EHF) weitere 60 000 Euro
Prämie in die Klubkasse. Eine voraussichtlich ausverkaufte Arena beschert dem THW nach
Abzug aller Kosten wie Hallenmiete (rund 40 000 Euro) weitere 80 000 Euro.
Der Profit ist bekannt, Gegner und die genauen Spieltermine(planmäßig 24./25. März
und 31.März/1. April) dagegen noch nicht. Am ersten März- Wochenende ist die Ostseehalle
durch die Messe "Alles für die Frau" ausgebucht. Denkbar wäre ein Heimspiel am
Mittwoch, den 21. März. Am Rückspiel-Wochenende ist die Arena zwar frei, doch da Eurosport
donnerstags die Top-Spiele überträgt, gibt es auch hier ein Problem: Am 29. März
gastiert ab 14 Uhr in Kiel das Kindermusical "Prinzessin Lillifee". Ob danach ein Spiel
möglich ist? Zur Klärung dieser und einigen anderen Terminfragen hatte Hallen-Chef
Bernd Hölcke wenig Erhellendes zu berichten: "Wir machen uns erst nach der Auslosung
Gedanken. Bisher haben wir noch immer eine Lösung gefunden."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2007)