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04./06.03.2006 - Letzte Aktualisierung: 06.03.2006 Champions League

THW verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus der Champions League

CL, Viertelfinale, Rückspiel: 04.03.2006, Sa., 15.10: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 32:34 (16:17)
Update #7 Spielbericht der KN, EC-Bericht der KN, Derby-Splitter der KN, KN-Stimmen, EC-Infos, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Erfolgreichster Werfer des Spiels: Lars Christiansen (13/3 Tore).
Klicken Sie zum Vergrößern! Erfolgreichster Werfer des Spiels: Lars Christiansen (13/3 Tore).
Der THW Kiel ist im Champions League-Viertelfinale ausgeschieden. Nach sechzig intensiv geführten Spielminuten schafften es die aufopferungsvoll kämpfenden Zebras nicht, die vier Tore Rückstand aus der 28:32-Hinspielpleite gegen die SG Flensburg-Handewitt aufzuholen. Ein Fehlpass von Stefan Lövgren zwei Sekunden vor dem Schlusspfiff besiegelte den wohl traurigsten Erfolg in der THW-Geschichte: Das 34:32 (17:16), 10/2 Treffer des überragenden Nikola Karabatic und ein starker Mattias Andersson reichten am Ende nicht ganz, um das Halbfinale zu erreichen.
"Unsere geringen Chancen auf das Weiterkommen nutzen", war vor dem Spiel als Devise ausgegeben worden. Ausgeglichen starteten beide Teams in die Partie, immer auf Fehler des Gegners hoffend. Diese machten zunächst die Kieler und ermöglichten den Flensburgern, bei denen Torhüter Jan Holpert stark begann, eine schnelle 7:4-Führung (11.). Noka Serdarusic reagierte und brachte zunächst Mattias Andersson für den glücklos haltenden Henning Fritz. Trotzdem konnte die SG auf 10:6 davon ziehen - schon zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass Lars Christiansen in starker Verfassung die THW-Abwehr vor Probleme stellen würde. Doch Tor um Tor bissen sich die vor allem in der Abwehr
Kampf auf Biegen und Brechen: Karabatic gegen Nielsen.
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höchst enagiert zu Werke gehenden Zebras in die Partie fest, ließen Flensburger Vorfreude ob eines weiteren Spazierganges gegen den THW schnell in Anspannung umwandeln. Zwei Lundström- Treffer in Unterzahl brachten den THW wieder in Schlagdistanz, ehe Nikola Karabatic beim 13:13 (23.) erstmalig den Ausgleich wieder herstellen konnte. Nun begann auf dem Spielfeld ein - zumeist fairer - Kampf auf Biegen und Brechen, der bis zur Schlusssirene stetig an Dramatik zunehmen sollte. Zunächst aber war es Marcin Lijewski, der eine Lücke in der Kieler Abwehr zum 16:17-Halbzeitstand nutzen konnte.

Im Hinspiel hatte der THW der SG nach der Pause kaum noch etwas entgegen zu setzen. Dies sollte sich am Samstag nicht wiederholen. Und so starteten Serdarusics - Mannen noch motivierter in den entscheidenden Durchgang. Vor allem einer wollte zeigen, dass er mehr drauf hat, als am Dienstag gezeigt: Nikola Karabatic übernahm nun das Ruder in der Offensive, traf zwischen der 38. und 45. Minuten ausschließlich für die Schwarz-Weißen. Doch eine Entscheidung vermochten auch seine Treffer nicht herbei führen, Jonny Jensen hielt seine Farben in dieser Phase nicht nur mit dem Tor zum 25:26 (47.) im Spiel. Als kurz darauf
Zwischenzeitlicher Jubel bei Marcus Ahlm.
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Christiansen per Siebenmeter und von Außen zum 27:27-Ausgleich traf, sahen Fans und Verantwortliche die Kieler Chancen schwinden. Doch diese Zebras präsentierten sich in ausgezeichneter Verfassung, ackerten in der Abwehr mit vereinten Kräften und schlossen im Angriff überlegt ab. Pechvogel Kavticnik, der in der Schlussviertelstunde zwei Mal am Pfosten scheiterte, stand fortan im Schatten seines Gegenübers: Henrik Lundström drehte nun, da Karabatic enger gedeckt wurde, zu großer Form auf. Sein Dreher zum 28:27 und sein 29:27 läuteten die letzen zehn Minuten des Derbys ein, das nun unweigerlich auf sein dramatisch-schmerzvolles Ende zustrebte. Ahlm erhöhte den Kieler Vorsprung auf 32:29 (56.), wenig später schritt Hagen zur Siebenmeterlinie: Sein Strafwurf fand sicher sein Ziel, zum ersten Mal hatten die Kieler den Vier-Tore-Vorsprung der SG aus dem Hinspiel aufgeholt und standen ihrerseits wegen der mehr erzielten Auswärtstore beim 33:29 "virtuell" im Halbfinale. Die Campushalle bibberte und die gut 700 mitgereisten Fans des THW veranstalteten einen Höllenlärm. Doch noch waren exakt zwei Minuten zu spielen, Lackovic traf zum 30:33, Karabatic zum 34:30 für die aufopferungsvoll um jeden Ball fightenden Kieler. Eine einzige Lücke in der dicht gestaffelten Abwehrformation reichte Glenn Solberg, um Flensburg mit dem 31:34 wieder ins Champions League-Rennen zu werfen. Der THW indes hatte Zeit, rund 40 Sekunden verblieben, um das eine, entscheidende Tor zu werfen.

Nikola Karabatic bot eine ganz starke Leistung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic bot eine ganz starke Leistung.
Zwölf Sekunden vor dem Ende nahm Serdarusic eine Auszeit, um mit Pelle Linders einen siebten Feldspieler für Torhüter Andersson auf die Platte zu schicken. Zu diesem Zeitpunkt sollte Lundström einen Eckball ausführen. Behindert von Jensen brachte dieser den Ball zu Lövgren, doch dessen Pass landete nicht beim für den finalen Wurf vorgesehenen Kim Andersson, sondern im Seitenaus. Christiansen warf dann in noch in das leere Tor. Flensburger Jubel übernahm die Regie auf dem Spielfeld, auf dem der THW Kiel 2006 trotz einer bärenstarken Leistung am Ende der unglücklichste Sieger der Vereins-Geschichte war. Dennoch konnten die Zebras die Campushalle erhobenen Hauptes verlassen, hatten sie doch gezeigt, zu welchem Spiel und Einsatzwillen sie bereit sein können. Am Ende von 120 Minuten Champions League-Derbyzeit hatte wie so oft das glücklichere Team die Nase vorn. In diesem Fall war es die SG, die sich von zwei leidenschaftlich agierenden Teams das Glück über beide Spiele gesehen wohl mehr verdient hatte...

(Christian Robohm)

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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten, den Europacup-Bericht der KN und die Derby-Splitter der Kieler Nachrichten..

Aus kiel4kiel.de:

Champions League: THW trotz Triumph in Campushalle raus

Trainer Noka Serdarusic bezifferte die Chancen auf ein Weiterkommen nach der 28:32-Heimniederlage für den THW Kiel auf lediglich 15 Prozent, doch seine Spieler wuchsen im Laufe des Rückspiels in der Campushalle beim Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt über sich hinaus und holten im Laufe der zweiten Halbzeit Tor um Tor auf. Letztlich allerdings fehlte den Zebras wie so oft lediglich ein Wimpernschlag, um in das Halbfinale einzuziehen: Nach einer dramatischen Schlussphase und dem 34:32 (17:16)- Auswärtssieg für die Kieler jubelten am Ende nur die heute unterlegenen Gastgeber.

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Stimme zum Spiel:

Mattias Andersson:
Das Ausscheiden in dieser Form ist sehr bitter. Aber wir haben heute unser Bestes gegeben und können stolz auf unsere Leistung sein. Heute haben wir gezeigt, was wir wirklich können. Und dieses Gefühl nehmen wir mit in die nächsten Aufgaben.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Meine Mannschaft hat im Angriff und in der Abwehr sehr engagiert gespielt.

Gegenüber den KN:
Wir sind nach Flensburg gekommen, um sauber vor uns selber dazustehen. Wir wollten alles tun, damit die SG nicht triumphiert. Und: Ich habe in viele blasse Flensburger Gesichter geblickt. Als Positives nehme ich das Wissen mit, dass wir in und gegen Flensburg wieder gewinnen können.

SG-Mannschaftsarzt Dr. Hauke Momsen:
[Zum Einsatz von Joachim Boldsen:]
Wir wussten, dass sein Einsatz ein Risiko war. Aber bei der Bedeutung dieses Spiels haben wir dieses Risiko bewusst in Kauf genommen.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Die Kieler haben versucht, uns kaputt zu laufen - am Ende ist es ihnen auch gelungen.

[Zum Einsatz von Joachim Boldsen:]
Joachim Boldsen hat uns geholfen.

Gegenüber den KN:
Wir stehen jetzt unter den besten vier Teams in Europa. Und wir gehören da hin. Im Halbfinale wäre Veszprem schön.

SG-Manager Thorsten Storm:
Die Unterstützung der Fans war fantastisch.

Die Mannschaft ist an ihre Grenzen gegangen.

THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Zehn schlechte Minuten im Hinspiel haben uns das Halbfinale gekostet.
Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Die Gesamt-Niederlage war natürlich bitter, trotzdem bin ich stolz auf unsere Leistung. Schade, dass wir Flensburg durch unsere eigenen Fehler im Hinspiel stark gemacht haben. Der Sieg in der Champions League war ein hohes Ziel. Ob es für mich persönlich noch einmal klappt, weiß ich nicht. Diese THW-Mannschaft wird es aber irgendwann schaffen.
Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir hatten uns vorgenommen, 60 Minuten lang zu kämpfen, und das haben wir gemacht. In den letzten Sekunden hätten wir uns vielleicht ein bisschen breiter aufstellen sollen. In der Ecke war es mit mir, Nikola Karabatic und Marcus Ahlm ganz schön eng.
Nikola Karabatic gegenüber den KN:
Wir haben gezeigt, dass der THW Kiel im Hinspiel nicht der wirkliche THW gewesen ist. Mit Montpellier habe ich im vergangenen Jahr in letzter Sekunde noch in Flensburg gewonnen. Diesen Sieg hatten wir damals nicht verdient, mit Kiel wäre er es gewesen.
Jonny Jensen gegenüber den KN:
Als ich in der letzten Spielminute auf die Anzeigentafel geschaut habe, war ich mir sicher, dass wir es nicht mehr schaffen werden.
Dan Beutler gegenüber den KN:
Kiel war heute viel besser als wir. Hätte dieses Spiel in der Ostseehalle stattgefunden, hätten wir mit acht Toren Differenz verloren. Wir haben unglaublich gekämpft und viel Glück gehabt.
Glenn Solberg gegenüber den KN:
In den letzten Sekunden habe ich nur noch an das unglückliche Aus gegen Montpellier gedacht. Da waren wir eigentlich auch schon eine Runde weiter und sind noch rausgeflogen.
Jan Thomas Lauritzen gegenüber den KN:
Diese Stimmung hier ist fantastisch. Da läufst Du als Spieler von ganz alleine heiß. Diese Niederlage war die schönste in meiner Karriere.

Champions League, Viertelfinale, Rückspiel: 04.03.06, Sa., 15.10: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 32:34 (16:17)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (1.-38., 9 Paraden), Beutler (39.-60., 4 Paraden); Solberg (2), Lackovic (5), Nielsen (1), Sprem, Jensen (4), Christiansen (13/3), Stryger (4/2), Lijewski (3), Boldsen Berge, Lauritzen; Trainer: Andersson
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-12. und 5 Siebenmeter, 1 Parade) , M. Andersson (12.-60., 14 Paraden; Linders, K. Andersson (5), Lundström (8), Kavticnik (2), Hagen (1/1), Lövgren (1), Wagner (n.e.), Ahlm (4), Szilagyi (3), Zeitz, Karabatic (10/2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Stefan Arnaldsson/Gunnar Vidarsson (ISL)
Zeitstrafen:
Flensburg: 4 (2x Lackovic (27., 60.), Lijewski (38.), Solberg (56.));
THW: 3 (Karabatic (14.), Zeitz (19.), Szilagyi (48.))
Siebenmeter:
Flensburg: 7/5 (Christiansen gegen Fritz an die Latte (4.), Fritz hält Stryger, der im Nachwurf verwandelt (34.));
THW: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 2:2 (5.), 3:3 (7.), 5:4 (10.), 8:5 (12.), 10:7 (15.), 11:9 (18.), 12:10 (20.), 13:12 (22.), 13:13 (23.), 13:14 (25.), 14:15 (27.), 14:16 (29.), 16:17;
2. Hz.: 17:17, 19:19 (34.), 21:21, 22:23 (39.), 24:24, 24:26 (46.), 25:27, 27:27 (49.), 27:29, 29:30 (55.), 29:33 (57.), 30:33, 30:34 (59.), 31:34, 32:34
Zuschauer:
6300 (ausverkauft), (Campushalle, Flensburg)

 

Die restlichen Champions League-Rückspiele

Im rein qualifizierte sich Portland San Antonio nach dem 25:21 (11:11)-Hinspielsieg gegen den FC Barcelona für das Halbfinale. Im Palau Blaugrana in Barcelona unterlag Portland beim 23:36 (9:14)lediglich mit drei Toren Differenz. Demetrio Lozano traf insgesamt acht Mal für Portland. Lars Krogh Jeppesen war für Barcelona drei Mal erfolgreich.

Ciudad Real (ESP) gewann nach dem 34:27-Hinspiel-Sieg in eigener Halle auch das Rückspiel bei Celje Pivovarna Lasko (SLO).

Ausgeschieden ist Karabatics Ex-Club Montpellier HB (FRA). Nach dem 23:21-Heimerfolg im Hinspiel unterlagen die Franzosen am Samstag bei Fotex Veszprem (HUN) 22:27 (11:14).

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Im EHF-Pokal steht der TBV Lemgo nach dem 33:18-Hinspielsieg gegen Lukoil Dynamo Astrachan (RUS) mit einem Bein im Halbfinale. Das Viertelfinal-Rückspiel in Russland findet am Sonntag um 14 Uhr statt. Der VfL Gummersbach steht hingegen bereits im Halbfinale. Gegen den spanischen Vertreter Bidasoa Irun konnte sich der VfL nach dem klaren 35:26 (16:14) im Hinspiel eine 26:30 (11:12)-Niederlage im Rückspiel erlauben, ohne je um den Einzug in die nächste Runde zittern zu müssen. Bereits im Halbfinale steht FA Göppingen. Nach dem 29:24-Hinspielsieg bei GOG Gudme (DEN) gewannen die Süddeutschen in eigener Halle mit 37:32 (20:19).

Im Halbfinale des Cups der Pokalsieger steht die HSG Nordhorn, der nach dem 36:21-Hinspielsieg in eigener Halle bei Kadetten Schaffhausen (SUI) mit 26:25 (13:13) gewinnen.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006:

Bitterer K.o. für Kiel

Champions League: 34:32-Sieg reichte nicht - Flensburg träumt von Veszprem
Leipzig - Das Trauma eines erneuten Ausscheidens in letzter Sekunde ist der SG Flensburg-Handewitt erspart geblieben. Trotz einer 32:34 (16:17)-Heimniederlage in einem dramatischen Duell gegen den Handball-Nordrivalen THW Kiel qualifizierte sich das Team von Trainer Kent-Harry Andersson am Sonnabend für das Halbfinale der Champions League. Der Vier-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel (32:28) genügte.

Die HSG Nordhorn zog in das Halbfinale des Pokals der Pokalsieger, der VfL Gummersbach, Frisch Auf Göppingen und gestern auch der TBV Lemgo in die Runde der letzten Vier des EHF-Cups ein. Die Semifinals werden morgen in Wien ausgelost.

In der Vorsaison war Flensburg in letzter Sekunde auf dem Weg in die Vorschlussrunde von Montpellier gestoppt worden. Kiel hätte am Sonnabend der Treffer zum 35:31 wegen der mehr erzielten Auswärtstore gereicht, um sich für die Hinspiel-Pleite zu revanchieren. Kiels Trainer Noka Serdarusic haderte: "Zum Schluss hatte Flensburg einfach Glück, dass sie kein Tor mehr kassiert haben." Sein Kapitän Stefan Lövgren hatte mit einem verunglückten Fehlpass die letzte Chance zunichte gemacht. "Es hat fast gereicht. Aber wenn man so ein schlechtes Spiel wie in der Ostseehalle macht, kann man eigentlich gegen so eine gute Mannschaft nicht weiterkommen", bemerkte der Routinier.

Nachdem Kiel seine letzte Chance beim Versuch, in zweifacher Überzahl auf den entscheidenden Wurf zu drängen, vergeben hatte, brach in der Campushalle ein Jubelsturm unter den SG-Fans aus. Flensburgs bester Torjäger Lars Christiansen brauchte den Ball bei seinem 13. Treffer nur noch ins leere Tor werfen. Der Linksaußen frohlockte danach euphorisch: "Jetzt ist alles möglich. Jeder kann kommen." Überragender Spieler im Trikot der Zebras war Europameister Nikola Karabatic, der nicht nur zehn Tore warf, sondern in den Schlussminuten auch als Mittelmann die Fäden in seinen jungen Händen hielt.

Nicht mehr in der Königsklasse dabei ist überraschend Titelverteidiger FC Barcelona. Nach dem 21:25 im Hinspiel gewann "Barca" mit dem Neu-Kieler Lars Krogh Jeppesen zwar mit 26:23 zu Hause im spanischen Duell gegen Portland San Antonio, schied jedoch aus. Überragender Spieler bei Portland war der Ex-Kieler Demetrio Lozano, der acht Tore warf. Neben Flensburg und Portland qualifizierte sich der ungarische Spitzenklub Veszprem - Wunschlos der Flensburger - und mit Ciudad Real ein zweiter Klub aus Spanien für das Halbfinale.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006:

Tragisches Aus nach Herzschlagfinale

THW nur für Sekunden im Halbfinale - 34:32 in Flensburg zu wenig
Flensburg - Trotz einer großartigen Leistungssteigerung ereilte den THW am Sonnabend nach einem Herzschlagfinale das Aus im Viertelfinale der Champions League. Der 34:32 (17:16)-Sieg im Rückspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt war zu wenig, die Hypothek der 28:32-Heimniederlage aus dem ersten Akt des Handball-Nordderbys wog zu schwer.

6500 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Campushalle erlebten einen großartigen Kampf, litten unter der Spannung einer perfekten Dramaturgie und bildeten selbst eine laute, aber faire und würdige Kulisse für dieses denkwürdige Spiel, das als weiteres bemerkenswertes Kapitel in der Derby-Geschichte Platz finden wird. Ein unglücklicher Fehlpass von THW-Kapitän Stefan Lövgren beim Stande von 34:31 sieben Sekunden vor dem Ende besiegelte Kiels Träume vom Eintritt ins Halbfinale der europäischen Königsklasse. 5800 SG-Fans stürmten wenig später in kollektivem Jubel das Parkett, 700 THW-Anhänger fassten sich ratlos an den Kopf, verabschiedeten ihre Zebras aber mit donnerndem Applaus.

"Ein bitterer Moment", stöhnte THW-Trainer Noka Serdarusic, "heute stand eine ganz andere Mannschaft mit viel mehr Leidenschaft auf dem Feld als noch am Dienstag. Leider hat es nicht gereicht." Kent-Harry Andersson stand die Angst vor dem möglichen Ausscheiden noch Minuten nach der Partie ins Gesicht geschrieben. Erinnerungen an den "Sekunden-Tod" vom Viertelfinale 2005 gegen Frankreichs Meister Montpellier waren plötzlich wach geworden. Am Sonnabend aber hatten die Flensburger das bessere Ende für sich. "Kiel hat versucht, uns kaputt zu laufen, das ist ihnen auch gelungen", atmete Andersson erleichtert durch.

Wenn vor dem Spiel das Licht ausgeht und ein überdimensionales Trikot mit der Nummer acht nach den Klängen des Triumphmarsches aus Aida im Scheinwerferlicht unter die Hallendecke gezogen wird, ist Gänsehautzeit in der Campushalle. Das Hemd steht als Symbol für das Publikum - der achte Mann. Drei Minuten vor Spielende wirkte der "achte Mann" nur noch fahrig und starrte mit grauem Gesicht fassungslos aufs Geschehen. Frode Hagen hatte per Siebenmeter die 33:29-Führung erzielt, erstmals den angestrebten Vier-Tore-Vorsprung hergestellt und den THW "virtuell" ins Halbfinale geworfen. Eine erfolgreiche Aufholjagd in der ersten Halbzeit, als Flensburg THW-Fehler mit dem 9:5- und 10:6-Zwischenstand bestraft hatte, und der mühlenartige Dauerdruck in der zweiten Halbzeit schienen das Blatt für Kiel zu wenden. Die Spannung wurde unerträglich. Blazenko Lackovic antwortete zum 30:33, Nikola Karabatic wuchtete den Ball zum 34:30 ins Netz. Wieder Vorteil THW. 58:41 auf der Hallenuhr, Glenn Solberg erspäht eine Lücke. 34:31. Kiel bläst zur letzten Attacke. Lackovic muss nach Foul an Karabatic auf die Strafbank, Kim Andersson wirft in den Block. Eckball - Spielunterbrechung, Auszeit. Serdarusic holt Mattias Andersson aus dem Tor, bringt Pelle Linders als weiteren Feldspieler: Sieben gegen Fünf. Die Tafel zeigt fünf Sekunden Restspielzeit, das isländische Schiedsrichtergespann Arnaldsson/Vidarsson korrigiert auf zwölf. "Wir wollten breit stehen und den freien Mann anspielen", berichtete Stefan Lövgren von der Pausen-Absprache. Anpfiff, der Ball erreicht Lövgren, Kiels Kapitän sieht "dass jemand auf mich zustürmt." Es ist Solberg. THW-Albtraumzeit: Lövgren will den Ball auf Kim Andersson passen, wirft aber ins Seitenaus. Er habe ein Flensburger Foulspiel vermeiden wollen, dann wäre die Zeit runtergelaufen. "Leider hatte ich nicht genau hingesehen, Kim stand weiter zurück." Den Schlusspunkt setzt Linksaußen Lars Christiansen mit dem 32:34 ins verlassene Kieler Tor. Abpfiff.

Der Rest zum 100. SG-Europacup-Jubiläum ist eine Flensburger Jubeltraube und ein Kieler Elendshäufchen. "Kein Vorwurf an Stefan", ringt Serdarusic später um Fassung. "Wir hatten besprochen, was wir machen wollen, aber es ging daneben - wie im wahren Leben." Morgen findet in Wien die Halbfinal-Auslosung satt. Neben Flensburg liegen Ciudad Real, Portland San Antonio und Veszprem im Pott. Der THW nimmt 2007 einen neuen Anlauf auf den wertvollsten Kontinental-Pokal. Auch ein Jubiläum: Es wird der zehnte Versuch.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006) Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006:

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006:

Derby-Splitter

Zebras auch im feinen Zwirn "nicht in bester Laune"
Trainingsfrei:
Heute und morgen können die Sieger die Füße ausstrecken. SG-Trainer Kent-Harry Andersson hat eine zweitägige Pause vom Handball verordnet. Während der THW Kiel bereits am Mittwoch gegen die HSG Düsseldorf gefordert ist, holt der Bundesliga-Alltag die Flensburger erst Sonnabend gegen Wilhelmshaven ein.

Jubiläum:
Im 100. Europapokalspiel kassierte die SG Flensburg erst ihre zweite Niederlage. Zuletzt verloren die Nordlichter im November 2002 gegen den spanischen Klub BM Altea (26:29).

Sportlerball I:
Als "Mannschaft des Jahres" war der THW Kiel beim "Ball des Sports" gesetzt. Wenige Stunden nach dem Aus in der Champions League fehlte den Zebras im feinen Zwirn allerdings die Kraft und die Motivation, im Kieler Schloss kräftig zu feiern. "Wir hatten nicht die beste Laune, wurden aber von den anderen Gästen überaus freundlich empfangen", sagte Stefan Lövgren.

Sportlerball II:
Die ausgemachten Helden des Abends waren die THW-Handballer, die noch reichlich erschöpft von ihrem Champions-League-Rückspiel aus Flensburg zum Ball des Sports kamen, um neben der erfolgreichen körperbehinderten Dressurreiterin Bettina Eistel und dem Flensburg-Handballer Christian Berge, der eine Krebserkrankung besiegte, die Sportler-des-Jahres-Ehrungen entgegenzunehmen. Den Kampfgeist dieser Handballmannschaft wünsche er sich von der deutschen Fußballnationalmannschaft, rühmte der an der Weltspitze schwimmende Thomas Rupprath, der neben Fußball-Altstar Max Lorenz und Holsteins sportlichem Leiter Daniel Jurgeleit zu den Ehrengästen gehörte. Und natürlich bekam Rupprath für diesen Satz donnernden Applaus.

Zerrung:
Joachim Boldsen musste im Hinspiel mit einer schweren Zerrung passen. Im Rückspiel war der "Traktor" nicht zu stoppen. Der Däne wollte unbedingt mitmachen. Der hohe Preis: Die Zerrung meldete sich zurück, es droht ein langer Ausfall.

Glücksburg:
Vor dem letzten Spiel in der Campushalle stand der THW Kiel im Stau. Diesmal ging der Meister den Wetterkapriolen durch eine Anreise am Freitag aus dem Weg. Die Nacht verbrachte die Zebras im Glücksburger Strandhotel. Man habe auch mit alten Gewohnheiten brechen wollen, sagte Manager Uwe Schwenker: "Gewöhnlich gab es ein Brunch in Kiel, dann folgte die Anfahrt und anschließend setzte es eine Klatsche."

Sprüche:
Mit "Stallpflicht für Zebras" und "Raus aus unserem Wohnzimmer" hatten die SG-Fans die flotteren Sprüche parat. Aber auch die Kieler Fans, die unter anderem mit drei Bussen anreisten, gefielen durch Engagement und Outfit. Das "Wir-sind-Kiel"-Trikot trugen viele der 700 THW-Anhänger.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 06.03.2006)

 


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